Team Bittel
 

Albmarathon am 18.10.2003 in Schwäbisch Gmünd  

Autor:  JoachimSimon   E-Mail: joachim@teambittel.de
Letzte Änderung: 19.10.2003 12:05:12

Besser hätte ich es bei meinem 1. Ultramarathon über 50 KM und 1100 Höhenmetern kaum erwischen können.
Bei herrlichen Wetter mit traumhaften Blicken über die Schwäbische Alb genossen wir den herbstlichen Tag im Oktober.
Das unbekannte Abenteuer.
Sicherlich bin ich schon ein paar Marathons auf flacher Strecke gelaufen. Aber 50 KM und dann noch 1100 Höhenmeter – so richtig vorstellen konnte ich mir das noch nicht recht.
Als Flachländler hatte ich natürlich so richtig großen Respekt vor den Bergen. Was bedeuten 1100 Höhenmeter? Wie läuft man die Berge am besten hoch? Wird dann noch die Kraft für 50 KM auf rund 6 Stunden verteilt langen? Wann kommt der Punkt wo mir der Lauf einfach zu lange wird? Vielen Fragen und viel Unsicherheit.

Nach der guten Wettervorhersage zog die Ausrede „schlechtes Wetter“ erstmal nicht. Einerseits reizte mich der Ultra, anderseits war ich mir doch unsicher. So beschloss ich im Laufe der Woche für mich, dass ich mich einfach für den Ultra anmelde und dann während des Laufes entscheide, ob ich durchlaufe oder irgendwo aussteige.

Am Freitag gönne ich mir noch eine große Portion Spagetti und gehe früh ins Bett. Zumindest ausgeruht möchte ich vor dem Ultra sein. Um 6:30 werde ich dann unsanft durch meinen Wecker aus den Träumen gerissen. Soll ich nicht doch lieber liegen bleiben. Ich taste mich vorsichtig zum Fenster und wage einen Blick noch außen. Das Wetter sieht gut aus und ich lasse den Tag langsam angehen. Mein Frühstück besteht aus Müsli, Bananen, einer Käsesemmel und Tee. Ein kräftiges Frühstück kann ja nicht schaden. Ich gehe auf den Balkon und schau aufs Thermometer – 0 Grad – wie schön warm war es doch im Bett. Ich schmeiße deshalb alle möglichen Laufklamotten in die Tasche, denn eigentlich soll es ja heute noch wärmer werden.

Kurz vor 8:00 verlasse ich die Wohnung und laufe zu Erwin, wo noch Thomas Schlicker zu uns stößt und gemeinsam fahren wir nach Schwäbisch Gmünd. Es ist noch tierisch kalt draußen und ich frage mich schon während der Fahrt „Was zieh ich bloß beim Lauf an?“.

Leider ist die Ausschilderung von der A7 kommend zur Schwerzerhalle (Wettkampfzentrum) in Schwäbisch Gmünd nicht ganz so optimal. Aber schließlich finden wir diese noch rechtzeitig und melden uns nach. Zum Start um 10:30 haben wir noch 45 Minuten und die Kleidungsfrage ist für mich immer noch offen.
Erwin, der unverfrorene, mit Laufshorts, kurzem Laufshirt und Windbreaker. Thomas ebenso mit Shorts, kurzen und langen Laufshirt. Ich schau die beiden und friere schon. So soll ich 6 Stunden laufen. Aber ich lasse mich inspirieren und entscheide, mich auch ein bisschen luftiger anzuziehen. Und Erwin, der alte Wetterpapst würde wieder mal recht behalten.

Beim Dehnen treffen wir Stefan Reinhardt wieder. Wir gehen zum Start während der Sprecher zum zählen beginnt 5 – 4 – 3 – 2 -1 und Schuss. Wir stehen ganz hinten und laufen langsam los. Das Lauffeld geht langsam in einen Laufschritt über wir passieren nach einer Minute die Startlinie. So nun beginnt meine Premiere – der 1. Ultra.

Die Laufstrecke führt uns schnell aus der Stadt. Die ersten Kilometer verlaufen, bis auf eine kleine Steigung, verhältnismäßig flach über geteerte Wege, die später in Waldwege übergehen. Wir gehen den KM in 6 Minuten an. Das Tempo liegt mir ganz gut, da dies mein typisches Trainingstempo ist. Beim ersten Verpflegungsstand gibt es warmen Tee, Wasser und ISO. Ich verdünne den Tee noch etwas mit Wasser – der Tee schmeckt echt lecker. Im Gegensatz zum Marathon entsteht hier kaum Hektik, man bleibt gemütlich stehen, trinkt und isst erstmal in Ruhe.

Langsam kommt die erste Steigung und wir gehen in die ersten Gehphasen über, um uns nicht gleich am Anfang zu verausgaben. Wir lassen die Burg links liegen und kommen wieder auf eine flachere Strecke. Linker Hand erkennt man schon die 3 Hügel die noch vor uns liegen. Die Gegend hier ist landschaftlich herrlich und das Laufen ist ein richtiger Genuss.
Dann wird es heftiger, die Steigung nach Hohenstaufen (684) liegt vor uns. Es geht steil bergauf nach Hohenstaufen, auf den letzten Metern ist der Weg geteilt – links nach oben, rechts kommen uns schon die ersten Läufer wieder entgegen. Oben angekommen ein Wendepunkt und dann geht es wieder steil bergab. Dabei muss man immer wieder kräftig bremsen - das geht ganz gut auf die Oberschenkel.
Für mich ganz neu ist der Übergang vom Laufen ins Gehen und wieder zurück zum Laufen. Aber überraschenderweise habe ich damit erstmal keine Probleme.

Den nächsten Kilometer verlaufen mit leichten Steigungen und Gefällen bis zum Fuße des Hohenrechberg (708 m). Die Steigung nimmt wieder zu und so wechseln wir wieder in den Gehschritt. Wir blicken zurück nach Hohenstaufen und Entfernung wirkt unendlich. Wir lassen die Burg links liegen und erreichen den Gipfel, wo auch das Ende des 25,6 KM-Laufes ist.
Mittlerweile sind wir schon knapp 3 Stunden unterwegs, aber vor lauter erzählen vergeht die Zeit wie im Fluge und die Landschaft begeistert uns immer noch. Wir laufen alle noch ganz locker und fühlen uns gut. Nach einer kurzen Stärkung am Verpflegungsstand mit leckeren Tee und Bananen machen wir uns auf die 2 Hälfte. Jetzt geht’s erst wieder mal richtig bergab und man kommt aus dem Bremsen kaum raus. Kaum unten angekommen geht es nach Stuifen (720m), den höchsten Punkt beim Ultra. Wir müssen und links halten, rechts kommen uns die Läuferinnen und Läufer schon entgegen, die bereits Stuifen erklommen haben. Auf Waldwegen geht es im Gehschritt langsam nach Stuifen hoch. Der KM-Schnitt liegt hier bei 9 Minuten. Oben angekommen ein Checkpoint und unsere Startnummern werden markiert. Dann geht es wieder kräftig bergab.
Die schlimmsten Anstiege sind erstmal geschafft, auch wenn noch einige kürzere vor uns liegen. Aber immerhin haben wir schon die ersten 30 KM hinter uns gelassen.

Ab jetzt wird es interessant, da ich mich nun an einem Punkt befinde, den ich dieses Jahr noch nicht überschritten habe. Meine längsten Strecken lagen bei 30 KM bzw. bei rund 3 Stunden Laufzeit. Deshalb bin ich gespannt was auf mich zukommt. Aber bisher läuft es noch ganz gut.
Es geht immer wieder bergauf und bergab und auch schon bei den kleineren Erhebungen merkt man, dass die Beine langsam müde werden. Wir laufen wieder in eine One-Way-Strecke. Links kommen uns die Läuferinnen und Läufer entgegen, die bereits den Checkpoint am Wendepunkt hinter sich haben.
Gemeinsam laufen wir weiter, scherzen umher, genießen den herrlichen Blick, das Wetter und die gute Stimmung.

Ich warte auf den Mann mit dem Hammer, auf den Punkt wo es nicht mehr geht. Aber überraschenderweise fühle ich mich noch ganz gut, soweit nach 36 KM sagen kann.
Bergabwärts näheren wir uns der KM 40 – Markierung und nach rund 4 ¾ Stunden passieren wir KM 42. Nun bin ich zuversichtlich dass ich meinen ersten Ultra schaffe.

Nachdem ich mich bei KM 45 immer noch super fühle werde ich langsam übermütig und entscheide mich noch ein bisschen Gas zu geben. Ich passiere die Schilder 46, 47, 48 und werde immer euphorischer. Dann KM 49 und ich greife den letzten KM an. Ich sehe schon das Ziel, höre den Sprecher wie er meinen Namen aufruft, die Zeit zeigt auf 5:30 und ich gebe nochmals Gas um unter 5:31 zu bleiben. Als ich die Ziellinie passiere bin ich überglücklich über meinen ersten Ultra. Dass ich das ganze so verhältnismäßig locker schaffe, damit hätte ich nie gerechnet. Wau, ein tolles Gefühl.

Ein paar Minuten später kommen dann Erwin und Thomas ins Ziel, ohne die wäre mir der Lauf sicherlich wesentlich schwerer gefallen. Deshalb nochmals vielen Dank an Euch für die gute Stimmung. Wir waren ein tollen Team.

Ein großes Lob aber auch an den Veranstalter. Alles hat super geklappt, die Verpflegung war hervorragend, der Tee war lecker und die Laufstrecke herrlich. Eine super Organisation.
Ein Lauf der auf jeden Fall weiter zu empfehlen ist, insbesondere wenn man ein so herrliches Wetter wie heute hat.

Joachim vom Team Bittel


Höhenprofil Albmarathon


http://www.albmarathon.de/alb/Hoehendia.gif


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