Team Bittel
 

Höhenrausch  

Autor:  JochenBrosig   E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de
Letzte Änderung: 28.03.2005 14:43:42

3. Trainingslager Kärnten
Und ist der Weg auch noch so steil, a bisserl was geht allerweil.
Hallo liebe Läufer,

ich grüße Euch!
Nach diversen Marathons melde ich mich zurück. Erst einmal war da der Dresden-Marathon. Dann ging ich in die Winterpause. Die war bei mir dieses Jahr sehr ausgeprägt, weil ich seit dem Herbst ziemlich lustlos beim Laufen war.
Dann kam mein Schreib-Marathon. Jetzt hatte ich für das Geschichten schreiben mehr Zeit. Ich führte die Idee aus, ein Kinderbuch für meinen Sohn zu schreiben.
Als ich dann so langsam mit dem Joggen wieder begann, kam mein Lesemarathon. Als bekennender Stephen King Fan war es für mich sonnenklar bei erscheinen des 7. Teils der Dunklen Turm Reihe, die Saga in einem Rutsch zu lesen. So begann ich wieder mit Teil 1 und es war richtig. Eines meiner schönsten Leseerlebnisse.

Mittlerweile ist die Lust am Laufen auch wieder da. Ich bereite mich auf den Obermain-Marathon vor. Den Nürnberg-Marathon will ich auch Laufen. Ich hoffe wir sehen uns in Großenseebach am 3. April. Die 10 KM und der HM warten auf Euch.
www.langstreckenteam.de

Hier meine Vorbereitung:

Tschiernock (1698) und Pichlhütte (1336) das hört sich nicht nur verdammt hoch an, sondern das waren dieses Jahr zwei der Herausforderungen auf unserer Bergtour. Die Kärntner Gebirgsmassive um Seeboden und der Millstädter See sind für zwei erfahrene Ultraläufer und Rennsteigbezwinger immer wieder eine neue Herausforderung.

Samstag:
Nach einem Autobahnmarathon im Schneetreiben, des sich aufbäumenden Winters, komme ich nach 10 Stunden Fahrt im „Sporthotel Rattner“ in Seeboden an. Manfred war über Innsbruck mit dem Zug angereist. Er lag im Sonnenschein auf der Terasse, während ich mich durch den Schneesturm von Stau zu Stau kämpfte. Die geplante Trainingseinheit am Samstag fiel damit in den Schnee. Dafür werde ich mit Fisch und Gurkensalat mit Kartoffeln empfangen. Um meinen Glykogenspeicher brauche ich mir diese Woche mal wieder keine Sorgen zu machen. Frau Rattner sorgt für die Verpflegung.

Sonntag:
Um halb zwölf machen wir uns auf den Weg. Der Tschiernock soll es sein. Sagenumwoben, die Erzählungen von Walter im Hinterkopf. Gleich am ersten Tag eine Gewalttour? 1000 Hm das ist starker Tobak! Na ja egal, bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein biegen wir nach 30 Metern flachen Laufens links ab, in den ersten Anstieg. Über Kötzing und Burg Sommeregg laufen wir nach Treffling. Meine Füße fühlen sich so pelzig an, wie eingeschlafen. Links ein altes Mütterchen auf dem Heimweg von der Kirche, vor dem Wirtshaus unterhalten sich zwei Feuerwehrleute und rechts im Hof spielen ein paar Kinder. Ein lautes Bellen ertönt als wir vorbei laufen. Ein Schrei: „Halt! Da bleibst!“ Aber der angesprochene hört nicht und schließt sich uns an. Ab diesem Zeitpunkt wird der schlanke Dalmatiner zu unserem Begleiter.
Oben an der Mautstelle haben wir nach 25 min. schon 180 Hm absolviert. Der nächste Hammer erwartet uns dort. 9,5 Km bei 12 % Steigung verkündet ein Schild. Wieder massiere ich meine Füße. Ich habe Probleme mit den pelzigen Füßen. Das ungewohnte Gelände, nur bergauf? Egal, unser Begleiter kennt solche Probleme nicht und weicht nicht von unserer Seite. Das nennt man Dogging zu Neudeutsch, der Hund als idealer Laufpartner. (Siehe Runner´s World / April 2005) Irgendwann hoch oben laufen wir im Schnee. Der schwere Boden macht die Steigung nicht leichter. Den Hund stört es nicht. Er nimmt die Abkürzung quer zum Hang, steht dann oben und wartet auf mich. Was wohl sein Besitzer zu dieser Art des Dog-Sharings sagt? Der Hund bleibt brav bei uns, hört sogar auf uns. Zumindest teilweise! Kommst jetzt oder net? Und er kam oder nicht. Irgendwann muss es ihm dann wohl langweilig geworden sein. Er war urplötzlich verschwunden. Das Bergablaufen ist schon der Hammer, vor allem 1 Stunde am Stück. Am Ende sind es 1000 Hm die zu Buche stehen.

Montag:
Wadlzwicken! Das Bergablaufen zeigt seine Wirkung. Wir machen uns gemächlich auf den Weg nach Döbriach, das ist auf der anderen Seite des Sees. Die Sonne scheint und scheint. Dort wollen wir entscheiden, ob wir eine Umrundung wagen. Dabei geht es weniger um die Streckenlänge, denn Döbriach liegt auf halben Weg, als um vereiste Wege. Die andere Uferseite ist ein Nordhang. Den Weg kenne ich schon von unserer Seeumrundung in den letzten Jahren. Immer schön bergauf, bergab usw. In Döbriach fällt die Entscheidung: Manfred fährt mit dem Bus zurück und ich laufe die gleiche Strecke zurück. 700 Hm.

Dienstag:
Wadlzwicken geht weiter! Sonnenschein auch! So laufen wir vormittags eine lockere Runde über Spittal. Aber, was heißt hier locker? Steigungen gibt es immer und überall!
Spät nachmittags laufen wir regenerativ am Seeufer entlang unsere zweite Einheit. 420 Hm.

Mittwoch:
Wadlzwicken 3.Teil! Manfred pausiert deshalb heute. Also mach ich mich allein auf den Weg. Wie soll es auch anders sein, der Coach liegt in der Sonne …….
Wieder herrliches Laufwetter. Kärnten, das Land der Sonne! Über Spittal und Lieseregg laufe ich nach Seeboden. Keine Steigung ist vor mir sicher.
Am Abend scheucht mich Manfred über Millstadt und Tangern. 630 Hm.

Donnerstag:
Wadlzwicken weg geblasen! Und das ist gut so, denn heute steht unsere Königsetappe an. 1000 Hm sollen es werden bei 3 Stunden Laufzeit. Himmel blau, Sonne hell. Die Pichlhütte ruft: „Wie schallt´s von der Höh`? Hollareiduhlijöh! ……Guck, guck!“
Wir kämpfen uns hoch und werden mit einer bombastischen Aussicht belohnt. Der weg war sehr beschwerlich, weil teilweise vereist. Aber diese Aussicht. Wahnsinn!
Nach mehreren Jojo-Läufen hatten wir uns steigungsmäßig ausgetobt und traten den Heimweg an. Total erschöpft komme ich in Seeboden an, da stellt sich mir doch urplötzlich ein Laternenpfahl in den Weg. AUA, das tut weh! Doch ich schaffe es noch bis zum Cafe Claus am Marktplatz. Das war unser obligatorischer Zwischenstopp. Und nach 2-3 Läuferhalben (Radlerhalben) ging es wieder besser. 1100 HM.

Freitag:
Wadlwas? Kenn´ ich nicht! Alles ganz locker und keine Probleme. Heute ist ganz lockeres Auslaufen angesagt. 16 Km, 350 Hm in 1,5 Stunden. Bei Sonnenschein, was denn sonst? Die Spittaler Runde muß dafür herhalten. Ein Gefühl, wie am Ende eines Marathons, als wir in den Sonnleitenweg einbiegen. Noch 30 Meter und dann ist es geschafft!

4200 Höhenmeter und 167 Laufkilometer. Kärnten ist eine Reise wert!

Jochen Brosig
Röttenbach, den 19.März 2005
 
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