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Wild – wilder – viel zu wild! Autor: JochenBrosig
E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de |
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Meine Leidenschaft ist nicht nur das Laufen allein, sondern schon seit Kindheitstagen das Fußball spielen. Das hat sich natürlich auf meinen Sohn übertragen. Er ist nicht nur begeisterter Fan der Kinderbuchserie „Die Wilden Fußballkerle“, sondern spielt auch selbst in der F1 Jugend des TSV Röttenbach. | ||
Ich als stolzer Vater war natürlich sofort dabei als er an seinem Geburtstag ein Fußballturnier mit seinen Freunden ausrichten wollte. Doch hätte ich nur gewusst was auf mich zukommt! Ich hätte davor eine Regenerationswoche eingelegt. Der Rennsteiglauf war ein Klacks dagegen. Aber hört selbst was ein gestresster Vater so alles erlebt: Hallo, ich bin Jonas! Mein Papa steht mehr auf Laufen. Das ist aber absolut uncool. Ich brauche einen wilden Sport. Fußball eben, da passiert was. An meinem Geburtstag sollte ein Turnier mit meinen Freunden stattfinden. Aber Vormittag war erst einmal Schule angesagt. Die Schule verging soooooo langsam, wie eine Superzeitlupe in der Sportschau. Hatte etwa jemand die Uhrzeiger der Schuluhr mit Kaugummi festgeklebt. Doch dann kam der erlösende Gong. Zu Hause waren meine Eltern schon voll in den Vorbereitungen. Um 14.00 Uhr würden meine ersten Freunde kommen. Tornado-Sturmwind-Geschrei, war das ein Hallo. Die Tür flog auf und als erster stürmte Johannes herein. Er rannte dabei fast meinen Vater über den Haufen und knallte gegen unseren Sekretär im Flur. SSSSSSSUMMMBAATSCH! Da klingelte es schon wieder. Der Reihe nach liefen sie ein. Wie die Profis vom FC Bayern vor einem Champions League Spiel. Marvin, Markus, Fabian, Lukas, Armin, Alexander, Leon und Sven. Ein jeder kam in seinem Lieblings-Fußball-Outfit. Als letzter erschien Tobias mein bester Freund und Kumpel. Wir verstehen uns blind, wie Michael Ballack und Roy Makaay. Alle bestaunten natürlich mein Winora FREAK, mein Trikot (das mit der 9), meinen Wilden Kerle Rucksack und meinen nachtschwarzen Wilde Kerle Ball. Den Rucksack und den Ball hatte ich von meiner Michel Oma bekommen. Jetzt war ich ein richtiger WILDER KERL. Den Ball musste ich natürlich sofort vorführen. „Er springt sehr gut.“ Eins, zwei – drei. „Jonas, in der Wohnung wird nicht Ball gespielt. Wir gehen doch gleich raus.“ Mein Vater hob seine Stimme schon an. Aber er kam gegen das Durcheinander nicht an. Johannes und Alexander boxten eine Runde. Armin und Markus sprangen Trampolin auf der Couch. Sven kletterte auf den Wohnzimmertisch. Und Marvin stellte gerade die Lautstärke der Stereoanlage auf volle Pulle. „Anpfiff – Angriff. Wir stürmen nur noch vor, jeder will das Tor!“, dröhnte es aus den Boxen. „Kinder, in die Küche, Kuchen essen!“, gleichzeitig machte meine Mutter die Küchentür auf. Und alle rasten los. Ich voran mit dem Ball in der Hand. Immer schön auf dem Boden aufspringen lassen. Bong – Bong – Bong. „Jonas jetzt reicht es aber. Sofort den Ball zu mir!“, mein Vater war kurz vor dem Platzen. Ich drehte mich ganz cool auf einem Bein, wie Dirk Nowitzki unser Basketball-Star in der NBA, und warf meinem Vater den Ball zu. Er flog in Richtung Tür. „Dirk Nowitzki hat die Kugel geworfen, sie steigt an, in Richtung Korb, weiter nach oben, wird das ein 3-Punkte-Wurf? Er geht nach oben, ja …….“ „Nein!“, entfährt es mir. Oh nein, katastouristischer-Donnerblitzschock, das darf nicht sein – die Uhr, die Küchenuhr!!! KASCHEPPERKAWUMMS. Der Ball trifft die Uhr genau in der Mitte und die fliegt nach unten. In diesem Augenblick kam Tobias zur Tür herein. Wie versteinert sah ich der Uhr nach, wie sie Richtung Boden flog. Ich dachte noch, Tobias, warum gehst Du nicht zur Seite? Verdammter Teufelsdreck. Da war es schon passiert und die Uhr landete mit einem lauten, PLOPP, auf seinem Kopf. Erst war toten Stille. Pusteblumen-fliegen-gegen-das-Fensterglas-still. Doch so was hält der stärkste wilde Kerl nicht aus. Natürlich musste Tobias vor Schmerzen weinen. „Jonas, was hast Du nur gemacht? Das gibt 10 Tage Hausarrest mit Fernsehverbot!“, brüllte mein Vater. „Es war doch keine Absicht!“ „Egal, schau an was Du gemacht hast. Die Uhr ist nicht so wichtig, aber vielleicht hat Tobias jetzt eine Gehirnerschütterung.“ Mir tat es auch leid. „Entschuldigung, Tobias!“ Aber der war wegen der Schmerzen jetzt nicht ansprechbar. Vor dem Küchenuhrabschuß hatte noch der Orkan getobt, jetzt war es mucksmäuschenstill. Nur Tobias wimmerte vor Schmerzen. „Toller Geburtstag“, sagte meine Mutter und nahm Tobias in den Arm. Das Turnier fand dann doch noch statt. Ich kann Euch sagen war ich K.O. Doch zur Entspannung bin ich dann doch noch eine Runde auf die Piste. Einmal so richtig uncool gelaufen. Den Kopf frei machen. Und ich freue mich auf den Wallenstein-HM in Altdorf. Das wird bestimmt nicht so stressig wie der Kindergeburtstag. Keep On Running Jochen Brosig Röttenbach, den 09. Juli 2005 |
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