Team Bittel
 

Gehbehindert und 10km laufen? - Es ist mir gelungen  

Autor:  UrsulaPfeiffer   E-Mail: 
Letzte Änderung: 08.10.2012 00:35:00

Beim Stadtlauf in Nürnberg habe ich mein Abenteuer gewagt. Und es klappte.
Da hatte ich ja dann prominente Unterstützung heute... Schlitzohr. Hatte sich mir als "Erwin, 52" vorgestellt - ich wusste ja nicht, dass ich da heute von einem professionellen Marathonläufer und Coach ins Ziel begleitet wurde.
Ich habe heute den 10km-Lauf des Stadtlauf Nürnberg 2012 in einer Zeit von 1:36 als Letzte abgeschlossen. Es ist schon doof, wenn man bei km 3 ausscheren MUSS, weil das Dixie-Klo grad wichtiger ist, und in der Zeit von den vorher Letzten überholt wird.

Aber alles in allem: Das war heute einfach super genial! Nun denn: Ich habe mein Tempo gelaufen. Der "Zug", den ich sonst bei Volksläufen habe, hat gefehlt. Oder er war da und hat einfach meinen Trainingsrückstand kompensiert.
Es hat total Spaß gemacht. Gut, ich empfand den Boden - bis auf wenige Meter Asphalt und etwas Kopfsteinpflaster - heute als sehr hart. Aber die Route ist wunderbar, unter anderem haben wir den Wöhrder See umrundet.
Als ich bei km 3 notgedrungen kurz pausierte, wusste ich gar nicht, dass ich so weit hinten war. Bei km 4 dann tauchte das "Besenfahrrad" und das Schlussmotorrad erst bei mir auf, und ich las "Erwin" (so stellte er sich vor) von der Wiese erschöpft sitzend auf. Der Läufer mit Hut. Er war Jürgen auf dem Besenfahrrad und dem Schlussmotorradfahrer wohl bekannt, mir aber nur dunkel, ich hatte ihn in den Jahren vorher auch schon mal bei den Stadtläufen gesehen.
"Erwin" jedenfalls gab vor, er könne absolut nicht mehr. Ich aufmunternd: Komm schon, das schaffst Du... Er ließ sich von Jürgen dann ein "Wundermittel" geben und gab vor, er könne wegen seines Knies nicht schneller laufen als ich. Und so liefen wir zusammen die weiteren 6 km bis ins Ziel, unterhielten uns, und lachten - was mich sicher auch Minuten gekostet hat :-)
Richtig toll war, dass fast an der ganzen Strecke Leute standen/saßen, die anfeuerten. Was mir ein bisschen unangenehm war: Ich war zwar die Letzte, aber ich lief mein Tempo, mir gings gut - man musste sich keine Sorgen machen! Ich wurde stutzig: "Erwin" sah sehr durchtrainiert aus und meinte, mein Laufstil sei doch in Ordnung - und mahnte mich, zu trinken. Moment mal, der kennt sich aus. Das mit dem Laienläufer kaufte ich ihm nicht mehr ab. Aber gut, wenn er wirklich so langsam traben wollte... Er hatte Zeit für etliche Fotos von mir - und von der Wildgans-Schar am Wöhrder See, die wir erstmal vorüberlassen mussten. Der Zieleinlauf war echt die Schau: Leute, ich kann Euch nur raten - wenn Ihr nicht eine/r von den ersten fünf sein könnt - werdet Letzte/r! Das ganze Publikum feuert einen an und feiert einen auch noch. Ich lief dann mit "Erwin" an der Hand ein bisschen schneller ins Ziel. In "meinem" ruhigen Rhythmus und meiner Zeit, die halt als Läuferin mit Handicap anders ausfällt. "Erwin" schloss sich direkt dem 20 min. später startenden Halbmarathon an - und nach einem kurzen überraschten Blick war mir klar, dass er einfach nur mich unterstützen und begleiten wolle - auch wenn ich das gar nicht gebraucht habe :-)
Wer ist er wirklich: Erwin "Lionheart" Bittel (auch der Hutläufer genannt, weil er immer mit braunem Lederhut läuft) von www.team-bittel.de - Läufer, Laufcoach und Trainer von Laufneulingen. Gewinner von diversen Wettkämpfen. Sein Team hat es sich u.a. zur Aufgabe gemacht, bei den Stadtläufen und anderen Volksläufen Laufgruppen - und eben auch immer den letzten Läufer - zu unterstützen. So sorgen er und Jürgen (der Fahrer des Besenfahrrads) dafür, dass Leute, die sich übernehmen, aussteigen, oder dass ein Sani kommt, wenn nötig. Jürgen hat auf seinem Fahrrad auch Hyposprays und Traubenzucker und mehr dabei. Das Hilfsteam für Läufer mit Schwierigkeiten.
Die hatte ich nicht, überhaupt nicht. Mir gings großartig. "Du musst schon trainiert sein, da Du immer noch reden kannst beim Laufen", meinte er grinsend. Ich: "Nee, wir sind nur langsam genug." Tja, das mache ich schon richtig. Und auch, dass ich nicht "ÜBER" mein Tempo laufe.
Aber so toll das Ganze auch war - Erwins Gesellschaft, der große Applaus beim Schluss - nächstes Mal laufe ich nur die 10 km, wenn ich definitiv nicht Letzte werde. Das habe ich nicht erwartet - letztes Jahr war ich ja beim 6 km-Lauf deutlich weiter vorne. (Kurz vorm letzten Drittel). Dazu müsste ich ca. 1:20 laufen. Na, mal sehen. "Nicht Letzte" hätte heute bedeutet: Statt 1:35:38 (inklusive Klopause) 1:35:17 zu laufen. Die Klopause schob mich nach hinten, das bekam ich auch nicht aufgeholt. Was mir den Respekt für den vor mir laufenden Rentner abringt.
Firmenlauf ist besser - da gibt es mehr Untrainierte ;-) Aber beim Stadtlauf gibt es die wohl nicht. Ein toller Tag! :-)

Ganz liebe Grüße,
Ursel
 
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