Team Bittel
 

23.02.2013 - Rheintalquerung (43km)  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 11.04.2013 00:09:28

Ein privates Laufevent, das jedes Jahr stattfindet. Von Leutershausen nach Bad Dürkheim laufen 15 Läufer in der Kälte. Aber es ist lustig zusammen.

Von der Bergstarße zur Weinstraße


Über die Lauffreunde mit denen ich schon seit mehr als einem halben Jahr regelmäßig den vorderen Odenwald oder die Umgebung von Mannheim ablaufe, habe ich die Chance bekommen bei der jährlichen Rheintalquerung mit zu laufen. Dieser Lauf ist kein Wettkampf. Es trifft sich eine eingeweihte Gruppe von etwa 15 Läufern, um die 43km von Leutershausen bis Bad Dürkheim zurückzulegen.

Dieses Jahr kam bei der Abstimmung über den Termin der 23.02. heraus. Trotz Kälte und leichtem Schneetreiben steht eine ordentliche Gruppe in Leutershausen am OEG-Bahnhof, allen ist reichlich frisch: Es hat unter 0°C und ein wenig Schnee hat die Umgebung überzuckert. Einige Leute haben die Versorgung mit warmen Getränken übernommen. Mit einem geliehenen Kleinbus wird die Gruppe an 4 Stellen versorgt. Ich habe auf die Schnelle noch einen Schokokuchen gebacken, eine Art Sonderform des Energierriegels wenn er aufgeschnitten ist. Auch den gibt es an den Versorgungstationen.

Pünktlich 8:00h geht es in Leuterhausen los, erstes Ziel ist Ilvesheim, ein Ort im Neckarkanal (1. Etappe 10km). Es geht durchs freie Feld und anfänglich haben viele kalte Finger. Spätestens beim Erreichen von Heddesheim und den Brücken über Autobahn und Bahnlinie ist aber jedem warm, auch wenn der Wind unangenehm pfeift.

Nach Heddesheim geht es auf die Versorgungsstation im Ilvesheimer Industriegebiet zu. Dort erwartet uns der Bus und es gibt warme Getränke. Hunger hält sich noch in Grenzen, 10km sind ja keine Distanz bei der man massig Kalorien verpulvert hätte.

Nach 10 Minuten wird uns kalt und es geht weiter, auf einer mir sehr gut bekannten Strecke entlang des Neckarkanals. Normalerweise laufen wir die im Sommer von der DJK aus, nur in umgekehrter Richtung. Um so erfreuter bin ich, wie kurzweilig die Strecke trotz des Bürstens “gegen den Strich” ist. Die Brücken in Ilvesheim sind gleich genommen, kurz darauf die Autobahnbrücke der A6 (eine wichtige Trasse für mich, bringt sie mich doch häufiger gen Nürnberg zu Laufveranstaltungen und den Ort an dem das Laufen für mich seinen Anfang genommen hat). Nur wenig später kommen schon die markanten Türme der letzten Neckarschleuse vor dem Rhein in Sicht, in direkter Nachbarschaft zur DJK gelegen. Eine kleine Steigung über die Riedbahnbrücke und anschließend drunter durch würzt die Etappe. Ziel ist der Brückenkopf der Kurt-Schuhmacher-Brücke von Mannheim nach Ludwigshafen. In direkter Nachbarschaft bin ich aufgewachsen und kenne daher auch diesen Streckenteil sehr gut. Es geht vorbei an Ebertbrücke, Kurpfalzbrücke, Liebfrauenkirche, Yavuz-Sultan-Selim-Moschee bis an den Brückenkopf. Dort gibt es nochmal Verpflegung, 18km haben wir bereits zurückgelegt und nun steht die längste Etappe an. Aber erst mal trinken und Energie zuführen. Mein Kuchen findet erste Abnehmer und Freunde.

Den Anstieg auf die Brücke nach Ludwigshafen kenne ich vom MLP-Marathon. Mehrfach habe ich diese Brücke bereits erklommen. Für uns ist sie heute leider nicht gesperrt, wir müssen uns also mit dem Rad- und Fußweg daneben begnügen. Der hat einige Wellen, an Stellen an denen eine Abfahrt vorgesehen war, die aber noch nicht realisiert wurde (Auffahrten der Westtangente, wann auch immer diese jemals kommen mag). In Ludwigshafen geht es durch einen sozialen Brennpunkt – Stadteil Hemshof in direkter Nachbarschaft zur BASF. Erfreulicher wird die Strecke danach, allerdings geht es jetzt an den Kopf. Von Ludwigshafen in den Vorort Oggersheim (ja da kommt ein Altkanzler der Bundesrepublik her) geht es schnurgerade auf 3km (eine Ähnlichkeit mit der “Schlachtergeraden” im Nürnberger Wald kann die Strecke nicht abstreiten). Nur hier gibt es an der Strecke mehr Abwechslung mit Autohäusern, Werkstätten etc. Im Zentrum von Oggersheim muss sich die Gruppe wieder sammeln. Das Eiscafé ist beliebt, aber ob der noch immer frostigen Temperaturen und dem langsam aufziehenden Schneegestöber hat keiner Lust auf Speiseeis. Eher wäre uns nach einem “Davuschlabb-Muggefug (coffee to go)”. Aber bis wir uns entschließen können, ist der Rest der Gruppe da und es geht weiter in einen lustig benannten Stadtteil “Notwende”. Der Name rührt daher, dass mit dem Siedlungsbau die Wohnungsnot abgewendet wurde (und nicht wie oft angenommen wird, aufgrund einer heftig ausgeführte Kehrtwendung mit einem Fahrzeug, nachdem man gemerkt hatte, dass man in die Tiefen der Pfalz vordringt). Mit dem Verlassen der Hochhaussiedlung wird der Raum schlagartig wieder ländlich. Nach der Querung der A650 in Richtung Bad Dürkheim sind wir von Feldern umgeben. Angebaut wird derzeit noch nichts, aber die Felder decken einen Gutteil des Genüsebedarfs der Umgebung ab. Unter anderem natürlich Grumbeere (Erdäpfel oder Kartoffeln). Ein Schild weißt uns den Weg: noch 2km bis Ruchheim und somit noch 3,5km bis zur nächsten Verpflegung. Der Bus steht diesmal am Ortsausgang.

Nach dem Stopp will es nur zögerlich wieder anlaufen, ich habe kalte Finger und es dauert bis sie endlich wieder warm sind. Bis es soweit ist, sind wir schon fast in Maxdorf. Der Ort hat wie das anschließende Birkenheide eine unangenehme Eigenschaft: Siedlungstopologisch sind die Orte Paradebeispiele für Straßen-Ortschaften, die sich entlang einer Durchgangsstraße entwickelt haben. So zieht sich die Strecke durch die Ortschaften. Aber es gibt ja ein Ziel, am Ortsausgang von Birkenheide sind es nur noch 7km bis nach Bad Dürkheim. Nochmal Verpflegung vor der letzten Etappe, mittlerweile haben wir 38km in den Beinen, aber es fühlt sich alles noch sehr gut an. Nur das Wetter hat sich eingetrübt: Aus dem wenigen Schnee ist kontinuierlicher Schneefall geworden und der kräftige Wind sorgt für Abkühlung. Daher halten wir uns nicht länger als notwendig auf.

Die letzte Etappe ist flach und bietet nochmals viele lange Geraden durch die Felder und Gehöfte. Ich bin richtig happy als wir die ersten Gebäude des Industriegebiets von Bad Dürkheim erreichen. Noch immer sind es 5km bis wir am Ziel sind, die Saline in Bad Dürkheim. Bei gutem Wetter könnte man sie wohl schon sehen. Wir überlegen, ob sie mal wieder abgefackelt wurde (ist leider in der Vergangenheit vorgekommen). Der Weg läuft nun auf mir bekannter Strecke: Der Weinstraße-Marathon 2012 führte auch an der Saline vorbei und wir laufen ein gutes Stück auf der Trasse, auch wenn wir diverse Kilometersammel-Schleifen auslassen. Nach der Saline ist es nur noch ein Katzensprung bis an die Weinstraße, das muss natürlich sein.

Zum erfolgreichen Abschluss der 43km geht es ins Salinenbad, dort in die Sauna zum “Auftauen”, 2 Saunagänge und Baden im Solebecken. Zudem noch Gaudi in der Wasserrutsche. Insgesamt merkt man der Anlage ihr Alter etwas an, aber für nach dem Lauf ist sie genau das Richtige. Man fühlt sich hinterher gründlich aufgewärmt. Nun ist es an der Zeit Kohlenhydrate aufzufüllen, Wasser habe ich ja schon während des Saunaaufenthalts genügend zugeführt. Im weltgrößten Fass am Wurstmarktgelände gehen wir noch etwas essen: Nicht das günstigste Restaurant, aber sehr gut. Ich schlage voll zu und gönne mir die Variation der Pfälzer-Spezialitäten: Saumagen, Leberknödel, ein Streifen Bauchspeck, Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree (äh muss natürlich Mouse de Grumbeere heißen). Dazu lokale Spezialitäten in Form von 2 Riesling-Schorle-Schoppen (Mischungsverhältnis in der Pfalz: 90% Wein, 10% Wasser).

Eigentlich hatten wir geplant mit der Straßenbahn bzw. der Überlandbahn (ehemals Rhein-Haardt-Bahn) nach Hause zu kommen, aber es gibt auf der Rückfahrt noch Platz im Kleinbus. So geht es natürlich zügiger als die reizvolle Strecke mit 90min Fahrzeit bis nach Hause.

Nächstes Jahr bin ich auf alle Fälle wieder dabei.

C U, Euer Kai
 
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