Dachte ich mir vor einer Weile, als ich irgendwo das Wort
Teufelskopf-Trail gehört hatte: Hey, viel Natur und Wald, wenig Leute
und man läuft meist alleine:
"Das mach ich, da lauf ich mal ganz meditativ und nur für mich". Und
70km Wald kenne ich ja gut vom Rennsteig...
Hab ich mich also angemeldet, kostet ja nicht viel, und laufen würde ich
nur wenn das Wetter prima Sonne ist.
3 Tage vorher sagt der Wetterbericht und meine Lust: "Sonne und trockene
17°C - Rennsteig prima verdaut", also gucken wir mal in die
Ausschreibung.
Oh-la-la: Nicht nur 85km und Wald auf "Naturböden". Nein, dazu noch
weit über 3.000 Höhenmeter, die 1. Verpflegung ist erst nach 24km, und
ausschließlich Wasser!
Also zuerst mal heißt das "Ding" nicht Teufelskopf, sondern Keufelskopf
(wohl die Saar-Pfälzische Rechtschreibung? Macht ja nix).
Dann ist "Selbstversorgung, d.h. alles was der Trailer
unterwegs verspeisen möchte, ist von Anfang an mitzuführen".
Zusätzlich ist noch einiges an Pflichtmaterial mitzuführen:
* Trinkflasche mind. 1,5 Liter
* Mobiltelefon (gut:
Kann jeder seinen Freunden live berichten wie die Sohlen glühen)
* Eigenverpflegung
(Schokolade ist richtig
gute Idee)
* Personalausweis (klar:
Frankreich + Luxemburg sind nah)
* Eine kleine Mülltüte (wird von der Organisation bereitgestellt)
(Naturschutz ist wichtig!)
* Bei zweifelhaftem Wetter behält sich der Veranstalter vor eine leichte
Jacke vorzuschreiben.
Und das alles in "Sollzeit 15:00 Stunden. Damit ist die ganze Distanz im
Hellen zu bewältigen"
Gut, so kaufe ich mir einen kleinen Trinkrucksack und fülle ihn mit 1,5L
von meinem Zaubertrank. Mit Lauffreund Hannes fahre ich am Vorabend hin.
Schon bei Ankunft und einparken sehen wir: Sehr familiär das Ganze,
super. Überraschend, wer mich alles grüßt, und wen ich hier alles kenne.
Hannes nächtigt in der Sporthalle, ich im Freien.
So, und nun auf die Strecke
Gerade hell geworden gehen wir los. Anfangs laufe ich mit Hannes, dessen
Sorgen wie weggeblasen sind. Wir lachen. Dann laufe ich immer mal wieder
eine Weile mit jemanden, den ich gerade kennen lerne. Jeder hat seine
interessante Geschichte, etwas zu erzählen. Man sagt mir Neuling: "Das
hier ist das "Who Is Who" der Ultratrail-Läufer", oder "Hier
kommste nie in irgendeinen Rhythmus". Langsam wird es heller und heller,
bis gegen 8 Uhr die Sonne in den Wald dringt. Ich bin anfangs sehr
langsam unterwegs, respektvoll, wie es eben sein muss. Dann ist kaum
mehr jemand um mich, und ich gehe ein klein wenig flotter voran. Immer
wenn ich an jemandem vorbei komme plaudere ich ein Stück. Doch das wird
immer seltener. So ist es auch gut, das will ich heute und laufe so vor
mich hin. Na ja, nicht wirklich laufen, es ist ein permanenter Wechsel
zwischen gehen, abrutschen vermeiden und mal wieder ein Stück traben.
Nein, die Natur hier gibt keinen Rhythmus vor. Doch ich finde
eine sehr guten Rhythmus in mir. Ein Teil meines Kopfes ist äußerst
wachsam, nicht verlaufen, nicht stolpern, mal ein Foto machen. Der
andere taucht ab in die unsagbaren Weiten des Universums.
Kurzes Aufwachen ab und zu, als es zu steil und rutschig zum
hochkrabbeln ist: Ha, da liegt ein Seil zum hochhangeln. Na sowas! Und
das werden wir heute öfters kriegen. Dazu viele Buckelwiesen,
Steinbrüche, Geröllwege und Slalom im Wald. Für Abenteurer eine wahre
Freude. Ganz besonders freundschaftlich und wirklich familiär ist wie
die Läufer miteinander umgehen. Wie echte Kumpels kümmert sich der eine
um den anderen. Auch wenn man ihn gar nicht kennt. So entstehen lange
Freundschaften.
Mein Zaubertrank ist genial, wie weit wird er
reichen? Die 1,5L sind bis km24 nicht ganz aufgebraucht, werden mit
Wasser nachgefüllt. Verdünnt, aber schmeckt immer noch gut. Bei km42 ist
nur wenig übrig, also nochmals verdünnt? geht gerade noch. Ab VP km55
ist geschmacklich alles Wasser. Bei km70 kann ich kein Wasser mehr
sehen! Aber ich habe keine Wahl...
Es ist schön warm geworden, als ich beim letzten Posten km70 trinke. Ich
sehe verschwommen (ohne Brille), dass nicht viele vor mir auf der
Durchgangsliste stehen. Nee nee, das darf nicht sein. Lionheart, jetzt
bleibste besonders lang hier. Zum hinlegen klettere ich 300m weiter den
Hang hoch und suche mir ein schattiges Plätzchen für 10min Wolken
gucken. Aaah! Soo schön. Das glaubt eh wieder keiner. Lionheart
pur eben.
Ab km70 lasse ich mir besonders viel Zeit, sehe über 1 Std. niemanden
bis km80. Nur tiefen Wald. Leider ist meine Kamera fast voll, es gäbe so
tolle Motive hier. Das beste Motiv zum Schluss: Eine Mülltonne bei km84
mit der Aufschrift "Beschwerden". Grins. - Nein, ein Kindergeburtstag
ist das heute nicht! (Es fehlen ja auch die Luftballons) Aber wir
wollten es ja so.
"Perfekt", sage ich zu Eric, der jeden im Ziel persönlich gratuliert und
die Medaille umhängt. Ein sehr netter Kerl, der Holländer. Und er nimmt
sich alle zeit, um mit jedem einzeln zu fragen wie es ihm erging, was er
so sagt über den Lauf. Natürlich möchte er hören, dass es unsagbar hart
war... :-) Eric zu mir: "Du siehst noch so fit aus, dort geht's in
die 3. Runde"
Antwort: "Eric, ich glaube nicht, dass ich wieder hierher komme. Es ist
schon perfekt, kann nicht mehr besser werden!
Fazit: So körperlich hart es heute war, so schön ist alles andere drum
herum.
Hier die Videos des Tages:
a)
Km1: Was hat Hannes im
Rucksack?
b) Km13:
Hans-Peter zum 3. Mal dabei
c) Km21:
Christoph im Lerchengrund
d) Wieso laufen
Männer gegen Bäume?
e) Peters Umweg
f) Abby
entdeckt die Berge
g)
Ist Marathon laufen albern?
h)
Nach 42km: Nur noch 1 Marathönchen?
Bilder Teil 1
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Um den kleinen Sportplatz reihen sich die Zelte... |
Mathias+Annette dinieren am Wohnmobil - Alles sehr überschaulich +
familiär |
Nur 20 Läufer haben Platz in der "Sporthalle".
Das ist wie im Wohnzimmer von... |
...Eric, dem sympathischen + bescheidenen Erfinder des Laufs.
Mit viel Liebe zum Detail und Gespür für Traillaufen. |
Morgens kurz vor 6 bei Sonnenaufgang die gute Nachricht:
Es gibt 300 Höhenmeter mehr als ausgeschrieben... |
...was den Nürnbergern Katja + Mareile mit Peter offenbar Spaß
macht.
Ich persönlich habe es vernommen, bin aber noch nicht richtig wach. |
5:59 Uhr: Hannes lacht schon, den Kopf nicht mehr ganz so voller
Sorgen |
Punkt 6:00 Uhr: Los geht's... |
...ab in den Wald, das Feld zieht sich langsam auseinander |
Rucksack ist Pflicht. Und was ist da drin? (s.
Video
) |
Wie Eric sagt: Manchmal gibt es keinen Weg, es geht über die unebene
Wiese |
Und es gibt Stau, weil Eric keine Chance auslässt, Höhenmeter zu
sammeln |
Guten Morgen! |
Kontrolle vom Chef: Eric schaut genau hin, ob alle gut ausgerüstet
starten |
In Ameisenreihe über die Wiese |
Km2,7, das erste Schild. Aha, so sehen die aus, mit Teufelshörnern |
Über die Brücke, unten laufen die vor uns. Aber wie kommen wir da
runter??? |
Ach soooo gehts runter! |
Und über die nächste Brücke... |
...mit schönen Blick übers Dorf Freisen |
Lionheart "incognito" unterwegs, aber lägst erkannt |
Km5: Die Treppe ist fest, gewackelt hat der Fotograf |
Es ist sehr steil. Peter sagt zu mir: "Senioren dürfen den Handgriff
benutzen" |
Aus dem Wald kurz übers Feld |
Nach 10km sitzt die Frisur perfekt. Wie macht sie das? |
Monika übt für einen 160km-Lauf. Kaum zu glauben! |
Ui, was hier alles im Weg liegt. So ist Trail-Laufen eben |
Hier sind ja mehr Schilder als bei einem Stadtmarathon :) |
Kontrolle? |
Jawohl, jede Startnummer wird erfasst von dem Herrn am Roller tief
im Wald |
Wieder ein Blick von einer schönen hohen Brücke... |
...in den Saar-Pfalz-Wald |
Mal wieder ein Stück Weg gemeinsam zu viert |
Hey, wer taucht den da vor mir auf: Heiko... |
..noch ganz fit auf dem Single-Trail... |
...bei km13 |
Manchmal glaube ich, da geht's doch nicht mehr weiter... |
..aber ein kleiner Pfad ist immer da |
Alles bestens, Daumen hoch. Hans-Peter ist... |
...immer dabei gewesen hier, jetzt zum 3. Mal: (s.
Video) |
Aufgewacht oder durchgemacht? Schulabschlussfeier mit Zelt+Grillen,
um 8 Uhr |
Wieder mal ein kurzes Stück Asphalt zur Abwechslung... |
...wo ich zum xten Mal Mareile + Katja überhole. |
Der Tag erwacht, die Sonne kommt in den Wald. |
Eine wahre Flut von Wegweisern... |
...ist auch nötig manchmal... |
...weil es so leicht ist sich zu verlaufen, wie diese... |
..3 Jungs, die mir suchend entgegen kommen: "Ist das der richtige
Weg?" |
Short Talk mit einem der 9 Amerikaner |
Km17: Ohne Schild nicht zu finden: Der Weg ins Nichts |
Aus dem Wald heraus gelaufen: Blick ins Paradies. So schön! -
Und blauer Himmel... |
...da laufen wir jetzt hin |
Christoph hört die Lerchen zwitschern (s.
Video),
und schon geht's wieder weg... |
... vom ebenen Weg auf einen schmalen Pfad am Waldrand |
Achtung Zivilisation, böse Autos... |
"Halbmarathon": Ein Viertel ist vorüber |
Guter Spruch! |
Stimmt der wirklich? |
Hier gibt's ständig Brücken, manchmal alle 50m |
Die Sonne kommt durch in die enge Schlucht |
Ab ins Gebüsch |
Eeendlich, nach 24km die erste Verpflegung |
Rucksack nach vorne... |
...da ist das essen drin |
Oh, so ein kleiner Posten, nur 1 Tisch, 2 Bänke und Wasser... |
...suchende Blicke: Vielleicht liegt doch irgendwo was mit
Geschmack? |
Weiter geht es über die Straße... |
...oh, eine Kuhweide |
Langsam wird es warm, die könnten die Ventilatoren ruhig einschalten |
Manchmal zeigt nur ein kleines Stück Signalband den weiteren Weg |
Peter kommt gerade von einem Stück Umweg wieder auf die Strecke (s.
Video).
- einfach herrlich, dieser Ausblick hier den Hang runter. Ist nur
etwas uneben und steil... |
Noch rollen wir solche stücke locker runter, kann sich aber ändern |
|
Idyll |
Das hätte keiner gedacht, dass wir da rauf krabbeln müssen |
Ich hole Peter ein, den ich vom
TransAlpine kenne |
Junge Weizenfelder in hellem Grün |
Wegen Waldarbeiten kann es zu einigen Hundert Zusatzmetern kommen |
Nach so viel Natur + Wildnis, Waldruhe und Laufstille... Eine
Straße! |
Bei km33 sind schon 40% des Laufes hinter uns |
Ich kontrolliere den Kontrolleur, ob er richtig kontrolliert |
Abby aus Michigan/USA hat zuhause keine Berge. Hier gibt's genug!
(s. Video) |
Im Moment sind wir gerade wieder eine kleine Gruppe zu fünft... |
..vorbei an einem kleinen Biotop... |
...geht es langsam Richtung km42, d.h. Verpflegung |
Das sieht ja spektakulär aus... |
...ui und ist es auch! |
Über Geröll nach oben steigen. Das ist ein Steinbruch hier |
Alles voller Steinhaufen hier :) |
Einstieg in den Wald durch ein kleines Loch |
Km37,8 |
Durch die Felder ... |
...hinauf zu den Windmühlen des Don Quijote |
Kurzer Stopp bei Km38,9 |
Jägerstände? Ich hatte mal eine Sucht auf jeden raufklettern
zu müssen,
(siehe hier). Doch
nach langer Therapie muss ich nicht mehr! |
Am Ende des Tunnels ein Absperrband? Endstation? Ein Scherz?
Nein, hier geht's and er Mauer entlang und dann mit Sei nach oben
klettern |
Schaut gut aus, das Schild im Schatten... |
...wo die Sonne doch schon sehr wärmt |
Links geht's zur Burg Lichtenberg, aber rechts ist noch schöner: ... |
...dem Trail folgen... |
Natur Natur Natur ! |
Durch einen Tunnel |
Ultra-Trail finishen ist ganz einfach, nur nicht aufgeben! |
Verpflegung bei km 42 (=Start) in Sicht... |
...mit Publikum und Applaus... |
...und deponierter Eigenverpflegung, oder was eben im Auto ist. Ich
verzichte auf
meinen Apfel, da Beißen jetzt nicht mehr so einfach ist während des
Laufens |
So, weiter, und immer aufpassen! Schon etliche sind hingefallen.
Ich bin auch schon 2x gestrauchelt, zum Glück ohne Kratzer |
Und schon gleicht geht's wieder steil bergauf. Gehen in der warmen
Sonne... |
...zum "Marathon"-Schild (s.
Video 1
und
Video 2) |
Zuerst das Schild: "Every idiot can run a marathon..." |
Was mag der sich jetzt denken? |
Hier zu
Bilder Teil 2
Infos:
www.tuerlings.de
(Finisher: 125)
Links:
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