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Letzte Änderung: 16.05.2013
 
Grandioser Ziel-Blick auf die Dolomiten

2. Brixen Marathon
02.07.2011
 

Teil II

 (Bericht+Fotos: Thomas Keller)

 

 

Brixen-Marathon (Teil II)

 

Die letzten km werden extrem hart, richtig alpines Gelände, steil und Geröll.

 

 

Von den Versorgungsstellen kann sich so mancher Stadtmarathon eine Scheibe abschneiden: Es gibt sie alle 2 Kilometer, zum Teil in unwegsamem Gelände und alle Helfer, die das ehrenamtlich machen, sind super gut gelaunt und feuern uns Läufer herzlich an.
 

Wir laufen jetzt in das Hinterafers-Tal hinein. Irgendwie muss man ja die 42 Kilometer zusammen bringen. Die Strecke ist wunderschön,  mal bergab, meistens bergauf. An vielen Stellen werden die steilen Wiesen mit der Sense gemäht – da weiß man abends, was man getan hat. Dieser Abschnitt kommt Andrea entgegen und sie läuft mir davon. Aber ich weiß, dass ich sie bergauf wieder einhole.
 


Hinterafers-Tal

Andrea jetzt schneller als ich...

..und läuft mir vorübergehend davon
 

 

Die Halbmarathonmarke haben wir schon hinter uns und schon 1.100 Höhenmeter auf dem Konto. 2:45 Stunden haben wir gebraucht. Mal sehen, ob das noch wird mit den 6 Stunden, denn die zweite Hälfte ist ein gutes Stück steiler. Am Ende des Tales bei Kilometer 24 geht’s dann richtig zur Sache. Ein kleines Stück gehe ich noch mit Andrea, dann verabschiede ich mich und laufe weiter. Ich sehe sie dann erst im Ziel wieder.
 


Ruhige Waldwege

Ein Trail-Stück steil aufwärts

Grandioser Blick auf die Dolomiten!
 

 

Die Strecke zieht sich. Ab Kilometer 30 ist jeder halbe Kilometer ausgeschildert. Das tut dem Kopf gut, denn man hat häufiger das Gefühl, ein Stück weiter gekommen zu sein. Trotzdem dauert es ganz schön lange, bis endlich die Bergstation der Plose-Kabinenbahn bei Kilometer 33,7 und 1.890 Höhemetern erreicht ist.
 


Km 30,5 - ab jetzt ist jeder halbe km ausgeschildert

Durch ein Kuhgatter

Richtiges Gebirgslaufen

Becher warten auf uns

 

Dieter wartet schon auf uns. Ich sag ihm, dass mir Andrea heute zu langsam ist und laufe weiter. Jetzt kommt der gebirgige Abschnitt der Strecke. 


Es gibt wunderschöne „Aussichten“...

...aber ich konzentriere mich doch besser auf den steinigen Weg.

 

Seit einer halben Stunde prüfe ich die Uhrzeit und rechne mir aus, dass das mit den 6 Stunden nur klappen wird, wenn ich im Schnitt 10 Minuten pro Kilometer brauche. Das wird jetzt immer schwerer. Es geht zwar ab und zu eben dahin, aber der Weg ist so schmal und uneben, dass an schnelles Laufen nicht zu denken ist. Außerdem werde ich müde und die Höhenluft macht mich nicht schneller. Der eine oder andere Stolperer ist auch schon dabei, aber ich kann mich immer wieder fangen. Ich weiß, dass der Weg ab Kilometer 39 supersteil wird und versuche, einen kleinen Vorsprung herauszulaufen. Nach 5:22 Stunden bin ich dort, noch 38 Minuten Zeit für die letzten 3 Kilometer. Ich schütte noch mal Cola und Wasser in mich hinein. Ein Schild fordert mich auf, auch mal zurück zu schauen und der Blick ist überwältigend. Mann, sind wir schon hoch!
 


Blick nach hinten...

..überwältigend!

 

Aber jetzt kommt das steilste Stück. Ein richtiger alpiner Weg mit großen Felsen, Geröll und Mooswiesen. An Laufen ist nicht mehr zu denken, das Gehen bereitet schon genug Mühe. Aber ich stelle fest, dass ich beim Gehen ganz schön flott sein kann und überhole mehrere Läufer, immer das Gipfelkreuz im Blick. Auch eine Wanderin mit Stöcken hat keine Chance gegen mich. Mein Atem geht schwer und ich gebe alles.
 


Jetzt kommt das steilste Stück, richtig alpin, Geröll...

...an Laufen ist nicht mehr zu denken

Wieder ein Blick zurück aus dem steilen Stück...

...ab und zu überhole ich

Das Gipfelkreuz, aber leider noch nicht das Ende
 

 

Am Kreuz gibt es noch mal Verpflegung. Die Südtiroler Bergwacht hat tatsächlich Wasser und Cola hier rauf geschleppt. Alle Achtung!

Aber was ist jetzt? Ich dachte, ab hier geht es relativ flach bis ins Ziel und hab mich deshalb ausgepowert beim Hochgehen. Aber von wegen Gipfelkreuz. Nach einer ganz kurzen Flachpassage geht es noch mal genauso steil hoch. Puh, das wird nichts mehr mit den 6 Stunden, denn bei dieser Steigung brauche ich 14 Minuten pro Kilometer. Bei Kilometer 41,5 bin ich endlich ganz oben angekommen. Jetzt geht es tatsächlich nur noch flach bis ins Ziel. Noch 3 Minuten. Ich zwinge mich, noch mal flott zu laufen und schaffe es tatsächlich, beim Kilometerschild 42 nach genau 6:00 Stunden anzukommen. Aber der Marathon hat halt noch 195 Meter mehr und so komme ich erst nach 6:01:12 ins Ziel. Trotzdem bin ich super glücklich und wirklich total K.O. Laut meinem Höhenmesser waren es 2.505 Höhenmeter! Ich bekomme meine Medaille und mein Finisher-Shirt und hole mir erst mal 2 Becher Cola. Auf einer Bank sitzend komme ich langsam wieder zu Atem. Trotz schönen Wetters ist es ganz schön kalt hier oben, aber es werden auch Rettungsdecken verteilt. 8 Minuten nach mir kommt Andrea. Ihre Zeit: 6:09:23 – Respekt!
 


Andrea ist im Ziel ihres 1. Bergmarathons
 

 

Obwohl sie sich heute nicht gut gefühlt hat, war sie fast so schnell wie ich. Auch sie ist fix und fertig und bekommt nicht mehr mit, dass ihr der Transponder-Chip von der Startnummer entfernt wird. Es dauert noch ein paar Minuten, bis sie Dieter trifft. Erschöpft fällt sie ihm um den Hals und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ihr erster Bergmarathon. Super! Ihre Schwester und ihr Patenkind sind auch da. An der Bergstation der Kabinenbahn bei Kilometer 33,7 sind sie 3 Minuten zu spät angekommen und konnten so Andrea nicht mehr treffen. Aber jetzt sind alle beisammen.

Auf der Plose-Berghütte kann man sogar duschen, was ich gleich nutze. Danach gibt es Pasta für alle (und ein herrliches Hefeweizen für mich) und ein Kleinbus fährt uns vom Berg wieder runter zur Kabinenbahn, mit der wir weiter runter kommen. Alles im Preis dabei, ebenso die Pasta am Vortag – wirklich ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis!
 


Pasta für alle im Ziel auf der Berghütte

Geschafft!

 

 

Fazit:

Es war ein gelungener Lauf und ich bin froh, dass mich Andrea überredet hat, denn ich wollte am 09.07.2011 den Zermatt-Marathon laufen. Aber da heiraten Andrea und Dieter und außerdem hat Zermatt nur 1.950 Höhenmeter – lächerlich!

Dann unsere guten Platzierungen, obwohl die hier egal sind: Ich bin 169. Mann geworden und 29. meiner Altersklasse (es gibt also 28 alte Knochen, die noch schneller waren als ich – Wahnsinn). Andrea ist 30. Frau und 6. ihrer Altersklasse. Der Vorjahressieger, der Brixener Hermann Achmüller, hat seine Vorjahreszeit um 2min verbessert und ist in 3:35 als Erster ins Ziel gestürmt. Die beste Frau war die Südtirolerin Edeltraud Thaler mit 4:09. Der beste Mann in meiner Altersklasse war in 3:44, die beste Frau in Andreas Altersklasse in 5:18 im Ziel. Der letzte Teilnehmer war in 8:00 am Ziel. Nach 8 Stunden ist Zielschluss.

 

Ein super Lauf, engagierte Helfer, tolle Organisation, 20 Versorgungsstellen auf der Strecke, Pasta vor und nach dem Lauf, ein phantastisches Gebirgspanorama. Um es mit Klaus Duwe von marathon4you zu formulieren: "Wer hier nicht mitläuft, ist selbst schuld".

 

Ich wünsche Euch einen schönen (Lauf-)Sommer. Alles Gute und bleibt gesund.


Euer Thomas


Infos:
www.brixenmarathon.it  (Finisher: 284 + 38 Staffeln)


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Links:

Brixen-Marathon 2010 von Erwin  

 

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