2015 ist
Jubiläumsjahr: 30 Jahre Swiss Alpine. Daher gibt es auch noch andere
Läufe: Der K78 kann im Team gelaufen werden und die alte Route über den
Scalettapass wird als Marathonstrecke angeboten. Dafür ist der
Cut-Off des K78 strenger (1 Stunde weniger: 13 Std.), eng für mich,
aber ich versuche es.
Um 7 Uhr ist Start. Freundin
Rosie läuft mit Heinz, Felix und ich etwas weiter hinten. Beide
Grüppchen bleiben bis KM 33 zusammen, dann aber läuft jeder alleine.
Nach 2
Std. kommt die Sonne und es wird recht warm, ich suche bald den
kühlen Schatten. Immer wieder ein Highlight ist es, bei KM 25 in Wiesen
über das Viadukt zu rennen. Erst müssen wir an der Schranke anhalten, da
gerade der Zug kommt. Dafür dann als wir auf der Brücke sind fährt er
wieder los und die vielen Zuschauer im Zug feuern uns toll an.
Bis nach Filisur sind die K30-Läufer mit uns unterwegs. Anschließend
wird es ruhiger auf der Strecke, da nur noch die K78er unterwegs sind.
Mein Remo (unser genialer Support) treffen wir bis Filisur an vielen
Orten (kurz nach dem Start, Schleife Davos, ausserhalb Davos,
Schmelzboden, Wiesen-Viadukt).
In
Bergün bei KM 40 kann ich mein abgegebenes Gepäck in Empfang nehmen und
einen Kleider-/Schuhwechsel vornehmen. Remo ist auch dort und wir alle
halten einen Schwatz mit ihm. Bergün ist der letzte Ort Läufer zu
treffen. Er muss nun wieder umdrehen und nach Davos zurückfahren.
Der nächste Treffpunkt ist dann im Ziel. Bis dahin sind's aber noch
38km, und die haben es in sich!
Ab
Bergün habe ich keine Ahnung von der Strecke. Ich kenne sie nur vom
Hören-Sagen. Nach Bergün geht es das Tal hinter. Trotz nur leichter
Steigung, müssen wir doch viel gehen, da es zum laufen zu anstrengend
ist. Die Sonne brennt hier recht runter. Es zieht sich unheimlich lange
das Tal nach hinten und will nicht mehr aufhören.
Und auf
einmal kommt die Steigung. Es wird sehr steil und anstrengend und immer
weiter und weiter. Bis zur Keschhütte zieht es sich...
Endlich oben angelangt, bläst ein starker eisiger Wind, aber man
läuft gleich wieder runter und ist in einem Art Wellental. Ich muss
mir jeden km verdienen bis ich endlich den Sertigpass
https://de.wikipedia.org/wiki/Scalettapass sehe. Die letzten 500m
sind unheimlich steil. Auch hier oben steht ein Arzt und schaut jedem
Läufer in die Augen, macht einen Medical Check. Wir haben alle ganz
geschwollene Hände (Elefantenhände) und bekommen etwas kühles
Wasser in die Hände von den Helfern. Ich muss ich meine Knieseitenbänder
tapen lassen, habe schon seit km30 vom Runterlaufen Schmerzen (das hatte
ich noch nie), und jetzt wird eine lange und steile Bergabphase kommen.
Ist aber gar nicht so einfach: Die Tapes halten nicht und so brauchen
wir viel Zeit. Ich bin eh schon knapp dran, und mit diesem Stopp bin ich
eigentlich schon über der Cut-Off Zeit. Also mache ich mich
schnell wieder auf den Weg.
Mist,
hier ist es ist kalt und absolut dicker Nebel: Ich sehe die
Wegmarkierung nicht. Mit meinen Knieproblemen und der schlechten
Sicht komme ich nur langsam vorwärts. Ich mache mir Sorgen, dass ich
beim nächsten Checkpoint rausgenommen werde. Endlich habe ich die
Geröllpassage hinter mir, der Weg wird besser und jetzt habe ich einen
Adrenalinschub. Ich renne was ich kann und überhole einige Läufer
in unglaublichem Tempo. Keine Ahnung woher dieser Energieschub kommt,
ich bin ja schon 63km und 11 Stunden unterwegs. Ich habe nur im Kopf‚
ich muss die Cut-Off Zeit schaffen. Die dürfen mich nicht rausnehmen.
Nun hat es auch angefangen zu regnen, aber das stört mich nicht.
Ich habe keine Ahnung wie weit es noch ist bis ins Sertig Dörfli. Ich
schaue immer wieder auf die Uhr und merke mir läuft die Zeit davon.
Endlich sehe ich es in der Ferne aber anstatt am Anfang des Dorfes, ist
der Kontrollpunkt am Ende. Jemand schreit schon: "Mach vorwärts, der
Besenwagen wartet schon". Mir kommen fast die Tränen. Ich will
weiterlaufen und finishen. Jetzt sehe ich das Zelt und den Posten. Ich
laufe einfach vorbei und weiter. Der Besenwagen, eine Radfahrerin,
wartet schon. Ich laufe weiter und sehe eine weitere Läuferin 300m vor
mir. Die will ich einholen, dann bin ich nicht mehr die Letzte. -
Es werden noch einige wenige hinter mir schaffen, bevor die Läufer
rausgenommen werden – das ist hart.
So, nun
bin ich also auf den letzten 11km. Ich dachte jetzt geht es nur noch
runter, aber das ist ein Irrtum. Es ist ein welliger Parcours und viel
im Wald mit Wurzeln. Von anderen Läufern weiss ich, dass es in diesem
Abschnitt viele Stürze und Verletzung gibt. Also passe ich auf und bin
im Wechsel von Joggen und Gehen. 9km vom dem Ziel rufe ich meinen Remo
an und sage, dass ich beim Checkpoint durch bin und auf dem Weg ins
Ziel. Ich gehe davon aus, dass ich es zeitlich schaffe. Aber es wird
eng. Der Regen hat die Strecke nicht einfacher gemacht. Es ist sehr
rutschig im Wald und ich passe wirklich auf. Ich will auf keinen
Fall einen Sturz. Ab und zu überholen ich vereinzelt Läufer.
2km vor Ziel ist man oberhalb Davos und man hört den Stadionspeaker.
Bald habe ich es geschafft. Kurz vor dem Stadioneinlauf gehe ich einige
Schritte und sammle mich, dann laufe ich ein – was für ein Empfang!
Meine Freunde warten alle auf mich und auch die anderen wenigen
Zuschauer feuern mich an. Heinz läuft noch einige Meter mit mir und ich
klatsche die Zuschauer ab...
Ziel in 12:53 Std, gerade noch in der erlaubten Zeit. Ich bin
überglücklich aber auch völlig kaputt. Als ich meinen Remo sehe kommen
wir die Tränen vor Glück. Auch er ist ganz emotional und super stolz.
Die Videos:
Die Bilder-Geschichte
Am Vortag...
Daniel und Lilo sind verletzt, können nicht starten |
Noch ist es ruhig bei der Startnummernausgabe |
Chipkontrolle – alles okay |
Alte Laufschuhe für Läufer in Burundi |
Am Start...
6 Uhr, 1 Stunde
vor dem Start in Davos |
Raphael (Team
Bittel), 15kg leichter als vor 1 Jahr |
Frühmorgens am Start |
|
Meine Freunde Rosie und Felix... |
|
...Rosie, Heinz & Felix – unser gemeinsames Abenteuer... |
...die 4 aus dem Furttal |
Renate läuft dieses Jahr nicht… |
…aber feuert uns
nach dem Start am Strassenrand an |
Die 3 starten in 90min zum S42 (Scalettapass – super schön)
|
Auch viele Japaner sind dort am Start |
Finishershirts in anderer Verwendung |
Lilo feuert uns auch an |
Freunde von Rosie und Felix |
Wir haben Davos verlassen |
Auf in die Berge...
Der Tatzelwurm |
Rafael on the run |
Kameramann in Aktion. Die muss ich aber... |
...überholen, die Abgase stinken zu fest – ich will Bergluft
|
Aussicht ins Tal |
Tal mit der Kirche |
Die Kirche wird von allen fotografiert |
Toller Einsatz – so werden Läufer motiviert |
In der Zügerschlucht... |
...einer
der schönsten km |
Einfach ein super schöner Laufabschnitt |
In Spina
Das ganze Dorf ist
im Einsatz – super Stimmung |
Fantastische Kulisse |
Pfadfinder |
Das Tal ist sehr
lange auf dem Weg zur Keschhütte |
4 Frauen (aus Frankfurt) gemeinsam unterwegs |
Ganz hinten ist
die Keschhütte, noch ein weiter Weg |
Jetzt geht es
runter in ein Wellental und wieder hoch
|
Blick ins Tal und weiterhin steil hinauf |
Endlich, die
Keschhütte ist erreicht, sehr windig und kalt |
Einsamer Weg Richtung Sertigpass... |
...Medical
Checkpoint (am Pass): Schon 10 Std unterwegs |
Dichter Nebel und Kälte, so geht es die Geröllhalde den
Sertigpass runter |
Ein
Küsschen als Erinnerungsfoto (der Fotograf war in Skiklamotten
eingemummt) |
|
Im Ziel...
Mein Zieleinlauf |
|
Heinz, Rosie und Ruth beglückwünschen mich im Ziel |
Meine
Freunde gratulieren mir, aber nach kurzer Zeit wird es uns allen zu kalt
und wir gehen glücklich aber müde nach Hause.
Zusammenfassung:
Im Ziel habe ich
gesagt – das war eine einmalige Sache. Aber schon 2 Tage später sind die
Strapazen vergessen, und ich ich denke das war nicht mein letzter Swiss
Alpine.
Happy Running,
Euer Schweizermädel Marion
Infos:
www.swissalpine.ch
Finisher K78: 775 (+77 Staffeln, je 4 Läufer)
Finisher K42: 604
Finisher S42: 865
Finisher K30: 441
Finisher k21: 686 |
|