Im November kann man doch nur in
der Karibik wetterbeständig bei 20°C laufen, oder? Und wo noch? Na in
Nürnberg, beim Indoor-Marathon in einem riesigen Bürogebäude. Die
meisten Nürnberger wissen gar nicht, dass es hier so was gibt. Und dass
man obendrein darin laufen könnte. Die Runden werden per Starnummernchip
gemessen und auf einer großen Tafel angezeigt (Nummerngirls wären
spaßiger!)
Gemütlich ab 10:00 Uhr trudeln die Läufer ein (sehr läufergerecht, nicht
immer so früh!), sehr viele alljährlich, insgesamt 150 Läufer
(Marathon, Halbmarathon, Staffeln). Nur 150, weil mehr geht echt nicht
rein, auch wenn das Gebäude groß ist. Petra begrüßt mich auch beim 11.
Mal noch so begeistert wie beim 1. Mal, weist alle ein, klärt Fragen und
schickt uns in die Kabine im Keller, vorbei am Zieleinlauf und den
Kuchen… Es gibt gute und viele Kuchen. Im warmen Umziehbereich unten ist
viel Platz. Beim Familientreffen komme ich aus dem Begrüßen gar
nicht mehr raus. Irgendwie kennt hier jeder jeden, oder? - Trotzdem
denke ich an leckeren Kirsch-Kuchen.
Wir laufen das L einmal unten im Keller, und dasselbe oben im EG |
Nebenbei etwas
dehnen, weitere Lauffreunde begrüßen... Nach der La-Ola-Welle schickt
uns Markus
Othmer, der Blickpunkt-Sport TV-Moderator in Richtung Start den
Gang hinter (Halbmarathonis 1 Stock tiefer). Punkt 11 Uhr geht es los.
Ich denke schon wieder an den Kuchen. Und an die Massage.
Wie verläuft die
Runde?
Der dicke Läuferpulk rast am Moderator, Publikum und Musik vorbei,
Kehrtwende um den Aufzug herum... und löst sich langsam in eine lange
Schlange auf. Nach 400m kommt die erste Treppe: Stau! Also abbremsen,
langsam & vorsichtig runter gehen, niemanden treten. Und nicht
überholen! Im breiten Kellerflur sind die Fenster offen, vorbei an der
prall gefüllten Verpflegungsstelle und dann kommt die Aufwärtstreppe.
Wieder staut es sich. Auch hier Überholverbot. Nach 100m kommt wieder
Markus Othmer, Musik, Publikum und Stimmung! Und so weiter...
fünfundfünfzig-tausend mal.
Man braucht eine Weile, bis man den Parcours einschätzen kann. Die Flure
sind breit genug sind um zu zweit nebeneinander zu laufen, ein Dritter
kann links überholen. Nur an den Treppen und in den Kurven ist dies
nicht möglich. Einige laufen zu zweit, die meisten aber alleine. Und
alle sehr schnell los (sicher wegen dem Kuchen).
Im Keller ist Gummiboden, im Erdgeschoß ist Filzboden. Beide Bodenbeläge
haben sehr gute Laufeigenschaften: sie dämpfen und sind sehr griffig.
Ein paar laufen barfuß, voran der Obermeister
Pumuckl (Dietmar Mücke).
Wie das mit dem Treppenlaufen geht? Na erstaunlich gut. Daaas ist
nicht das Problem dieses Parcours. Treppauf ist zwar anstrengend für die
Beine, doch ich helfe nach und hangle mich wie alle am Treppengeländer
mithilfe des Armes hoch. Hinterher fühlt man sich einseitig wie eine
Winkerkrabbe, weil es geht ja immer rechtsrum und da wird immer nur 1
Arm gebraucht. Der rechte. (Hallo Arm, sag was, lebst Du noch?)
Treppab gibt es dann a) die Einfachvariante: langsam und jede Stufe
einzeln steppen. Oder b) die Doppelvariante, 2 Stufen auf einmal
springen und immer gut am Geländer festhalten, siehe die
Technik-live-Videos:
Das Geländer ist
übrigens erstaunlicherweise nicht nass von den vielen Händen durch die
es geht. Treppen sind zwar nicht ideal während des Marathonlaufens, aber
sie sind erträglich. Man kann sich ja 20m vorher darauf einstellen. Ich
für mich laufe langsam hoch und schnell aber vorsichtig runter.
Unterwegs wird die Stimmung immer angenehmer. Hi Friedrich
(Ältester mit 75), Gisela, Günter, Stefan. Grüß Dich Andreas, Daniel,
Gerhard... Man trifft sich immer wieder und kennt sich nach einigen
Malen überholen. Wie alte Freunde grüßen wir uns, klopfen uns auf die
Schulter. Ein paar Worte für Lauffreunde habe ich immer im Vorbeiziehen.
Das ist das Schöne bei Rundenläufen. Ich versuche heuer 1 Stunde
schneller zu sein als 2014 (wer hat das schon?). Naja, easy, denn
letztes Jahr war ich einer der Letzten :-)
Die Luft in den Gängen ist relativ frisch, die Fenster sind
offen. Leider kommt heuer keine kühlende Winterluft rein, denn es hat
18°C draußen.
Nach einigen Runden, nach viel fetziger antreibender Musik und nach viel
Applaus im Eingangsbereich... kommt brasilianische Samba dran,
Ritmo
Candela aus Coburg. Boh, das verleiht Flügel. - Jede Runde ein
Mal. So viel Samba-Rhythmen kriegt kein anderer Marathon zusammen! Wow.
(Ich vergesse jedes Mal für einen Moment den Kuchen).
Für mich ist die Stelle des Rundkurses die tückischste, wo es um den
Aufzug herum geht, die Wende-Schleife im Eingangsbereich. Dort tobt
neben Samba auch das Publikum. Ich werde hier wie alle Läufer vor
Begeisterung quasi in die 180°-Kurve rein geworfen und treibe fast aus
der Kurve raus, unter dem Flatterband durch. Einseitige Fußbelastung!
Wenn man nicht extrem langsam und vorsichtig in die Kurven-Schieflage
geht (s. Video
Kurventechnik),
zwickt mit der Zeit zwickt der rechte Außenfuß (meist mit Blase). An den
Treppen verlangsamen alle, doch um den Aufzug nicht. Unerfahrene
Teilnehmer spüren das hinterher (und noch Tage lang).
Das mit der Anzeigetafel (Rundenzahl, Rang, Zeit) ist genial,
doch kann ich im Vorbeilaufen nicht so schnell lesen. Vielleicht jede
5te oder 10te Runde klappt es. Also laufe ich einfach, oft im Slalom
zwischen den anderen hindurch. Als die Halbmarathonis weg sind läuft es
sich frei, und die Rundenzahl ist leichter zu lesen. Jetzt jede 3te
Runde oder so. Und vergesse es wieder. Ist auch egal – nur die letzte
Runde muss man wissen. Also in den letzten 5 Runden konzentrieren, um
nicht übers Ziel hinaus zu schießen. - trotz der klaren Einweisung zum
Start... einige Läufer sind sich nicht sicher, wann 55 Runden vorüber
sind? Bin ich jetzt schon im Ziel??? - Auch ich selbst bin schon mal 1
Runde zu viel gelaufen. Na, für den Kuchen…
Die Bilder
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Start...
Begrüßung von Lauffreunden (inkl. Huhn Helga) |
Die Sambaband ist bereit |
Pumuckl im Talk mit seinen Downsyndrom-Laufclub-Freunden |
Papa geht laufen |
Einige wollen Barfuß-Pumuckl folgen |
Übrigens: Barfußlaufen will geübt sein, fragt Pumuckl
Dietmar.
Das ist nicht einfach und tut schnell weh!
Auch wenn der Boden Filz oder Gummi ist und kein Asphalt.
|
Nach de La-Ola-Welle... |
...noch ein kurzes Radio-Interview (dann aber flott zum Start!) |
Los geht's
(siehe
Startvideo)
Schnell verteilen sich die Läufer... |
...es wird nicht eng |
Pumuckl grinst im Vorbeifliegen |
Im Eingangsbereich steht das Publikum |
Die Stimmung treibt uns an |
Hallo Publikum! |
Die Barfüßler |
Burgfräulein Gisela |
So sieht die Anzeigetafel aus, danach gehts um den Aufzug um... |
...und am Publikum vorbei in die nächste Runde |
Pumuckl schnauft sehr |
Die Startnummer fliegt weg |
Cooles Röckchen |
Veranstalterin Petra läuft mit |
Kurzes Begegnungs-Stück... |
...neben der Sambagruppe... |
...mit Applaus und viel Schwung... |
...in die Aufzugs-Wendeschleife |
Hinter dem Aufzug warten die Staffel-Läufer |
Pumuckl überholt |
Warten auf Läufer 20 |
Fertig in der Staffel |
Pumuckl begrüßt die Down-Syndrom-Läufer... |
...eine große Gruppe |
Mamas mit Kindern warten... |
...bis Papa wieder vorbeikommt |
Samba ohne Gnade bringt uns ins Schwitzen... |
...ich riech Dich später |
Heißer Popo... |
...unterwegs |
Die Kontrolleure sind entspannt: Alles läuft nach Plan |
Lauf Papa, lauf! |
Draußen laufen? |
Kurvenlage um den Aufzug (siehe
Video Kurventechnik) |
Spezialservice für Staffel-Läufer: Noch 1 Runde...
|
...plus Spezialservice wenn er da ist |
Läuferstudie (Siegerin W50) |
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Die stets gut bestückte VP-Stelle... |
...immer fleißig |
Unten im Keller ist es etwas dunkel... |
...aber genug Platz zum überholen... |
...wie man sieht |
Auf der 2. Hälfte wird es sogar fast richtig leer |
Barfuss in die Kurve |
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Marcel (2. des Halbmarathon) an der Kurve/VP-Stelle |
Down-Sndrom-Läufer brauchen auch mal einen Schluck |
Anlauf zur Getränkestelle... |
...auch gerne vermummt... |
Einen Becher schnappen... |
...in Ruhe trinken... |
...und dann brav entsorgen |
Peter, weiß, heute ist's heiß |
Stundenlang immer freundlich... |
...und schön läuferfreundlich häppchenweise vorbereitet |
Auch Interviewer haben Durst |
Hinsetzen zum Trinken ist auch eine Option |
Reporter Anton live in Aktion |
Man darf den Becher auch mitnehmen, Verschüttungsgefahr |
Kurzinterview unterwegs mit dem Ältesten heute (Friedrich ist
75) |
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Abbremsen vor der Abwärts-Treppe... |
...langsam einreihen... |
...vorsichtig runtergehen |
...und nicht überholen |
Noch ein letzter Becher... |
...und in die letzte Runde |
Im Ziel...
Marco (#113) siegt in 3:09 h |
Interview mit 'nem TV-Moderator hat man auch nicht alle Tage |
Lionheart ist endlich im Ziel... |
...zuerst das Finisher-Shirt, dann... |
---> So, meine
Medaille bewundert, das Shirt bekommen und jetzt ab zum cake! Wird auch
Zeit, oder?
Endlich am Kuchen-Buffet |
Alles lief heute bestens, Veranstalterin Barbara geht heim |
Zusammenfassung:
Indoor-Laufen in Nürnberg ist viel angenehmer als man vorab denken
könnte. Nach 11 Jahren ist es einer der exquisiten Marathons, die
man mal gelaufen haben muss. Leider ist er schnell ausverkauft, aber am
Ende kommen durch die Warteliste eigentlich alle rein. Für den, der zum
Jahresausklang noch einen spaßigen Lauf möchte (und wettersicher!). Die
Verantwortlichen + Helfer haben wunderbare Arbeit geleistet! Es war
einfach herrlich hier: Alle 800m ein super Publikum, die glühende
Samba-Band live, prima Verpflegung und das Allerbeste: die Stimmung
unter den Läufern!
Angenehme Details des Laufes: Einige Fans haben sich in eine Nische der
langen Gänge gestellt. Die Wischkolonne hat jeden Tropfen vergossenes
Getränk sehr rücksichtsvoll und sofort entfernt. Oft und oft haben sich
entgegenkommende Läufer in der Wende-Schleife abgeklatscht. Unsere Fäns
haben Leibeskräften angefeuert und geklatscht (jede Runde!).
Halt, eines muss ich noch sagen: Gelaufen wäre ich heute auch gerne
draußen, bei diesem herrlichem Herbst-Laufwetter!
Mit freundlichen Füßen grüßt zum 11. Mal vom
Indoor-Marathon,
Euer Lionheart mit Hut
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