Bis zum Annafest dauert es noch ein paar Tage. Doch wir testen
schon heute die Keller. „Der Forchheimer Kellerwald, eine ausgedehnte
Waldfläche mit teilweise bis zu 200 Jahre altem Baumbestand östlich von
Forchheim, wird von einem weit verzweigten Kellersystem durchzogen, über
dessen Entstehungszeit leider keine Urkunden vorliegen“, so schreibt der
Tourismusverband Forchheim auf seiner Homepage. Und in diesem
Kellersystem lagerten früher die Bierbrauer das flüssige Gold.
Bier hat traditionell seit jeher in Franken einen erstaunlichen
Beliebtheitsgrad und wird mittlerweile sogar als echtes Sportgetränk
eingesetzt. Bier als Sportgetränk? Na klar, erfahrene Läufer wussten es
schon immer: Isotonisch, reich an Mineralien, vitaminhaltig. Deshalb
stellt sich für mich schon vor dem Start die Frage: Gibt es heute
Verpflegungsstellen? Und wenn ja: Wird an Ihnen Bier ausgeschenkt? Am
Parkplatz im Kellerwald winken mir schon Brigitte und Birgit zu.
Vielleicht wissen die zwei mehr.
Brigitte + Birgit am Start... |
...neben all den netten Bierkellern. |
Auch heute treffe ich wieder viele bekannte
Gesichter. Die Tatsache, dass in 133 Tagen das Annafest beginnt, scheint
keinen zu interessieren. Für Thomas Schmidtkonz von
www.laufspass.com ist die Strecke eigentlich viel zu kurz. „Bei Dir
beginnt doch ein Lauf erst ab Marathon“, scherze ich. In der
Zwischenzeit kommen Brigitte und Birgit von der Kurzstrecke wieder ins
Ziel. Wenn ich in ihre Gesichter sehe, ahne ich für meinen Lauf nichts
Gutes.
KM 0, null Promille – Am Start kenne ich bereits
die ganze Wahrheit. Die Strecke ist zu kurz für Verpflegungsstellen.
Mist! Und im Ziel gibt es Tee. Was für ein Stilbruch an so einer
historischen Stätte. Ich brauche diesen lebenswichtigen Edelstoff im
Ziel. Mein Magen hatte sich schon darauf eingestellt. Vitamine,
Mineralien, kühles Nass – Power. Bier! Sofort! Aber wir müssen los. Wir
zählen runter: 3, 2, 1 – Gsuffa!
Der Startschuss schickt uns auf den Rundkurs. Ziemlich „ernüchternd“
(man beachte das Wortspiel) ist auch die Streckenführung für mich. Den
Greif-Keller und den Schindler-Keller im Rücken, laufen wir in die
entgegengesetzte Richtung! So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich
dachte an einen Lauf a la Medoc-Marathon: Start beim Schindler-Keller,
vorbei am Greif-Keller weiter zum Hebendanz. Nach dem Passieren der
unteren Keller weiter zu den oberen Bierkellern, wie Schwanen-Keller und
Hofmanns-Keller. Und natürlich trinken wir an jedem Keller a Seidla.
Deswegen hätte meine Strecke dann auch nur aus einer Runde bestanden,
ist doch eh klar.
Bier hat gleich viele Kalorien und Kohlehydrate wie
ein isotonisches Sportgetränk. Hier die 4 ultimativen Gründe, Bier zu
trinken:
- Bier verbessert die Cholesterinwerte
- Bier senkt den Blutdruck
- Bier hat vorbeugende Wirkung gegen Osteoporose
und senkt das Alzheimer-Risiko.
- Im Blut von Biertrinkern befindet sich 30
Prozent mehr Vitamin B6.
Bier ist also eine gute Getränkewahl nach einem
Lauf, wenn es denn eines gäbe. Aber hier gibt’s keines. Das einzige
kühle Nass was wir sehen ist ein kleiner Bach. Um eines in aller
Deutlichkeit klarzustellen, ich habe kein Alkoholproblem. Aber an was
soll man denn auf dem Gelände des Annafests anderes denken?
Jetzt kommt schon wieder dieser gemeine Anstieg. Die Strecke ist wie
eine Achterbahn. Rauf und runter. Oder wie singen wir am Annafest: „Auf
und nieder, immer wieder, hammers erst gestern gmacht, mach mers heit
a.“ Doch weit und breit kein Keller und die Musik fehlt. Vorsicht Kurve!
Rutschgefahr! Von nun an gings bergab.
Im Internet berichtet eine Diplom-Ökotrophologin:
Weizenbier ist als isotonisches Getränk für Sportler gut geeignet. Das
ist aber nicht neu! Wir vom FSV haben das schon immer gewusst. Unser
Laufguru und Gründer des Langstreckenteams vertritt bis heute diesen
Standpunkt. Außerdem ist Bier ein Naturprodukt ohne chemische Zusätze.
Genau, keine Zusätze in Getränken. Ich nehme ja nicht einmal Zucker in
den Kaffee. Auch bei anderen Flüssigkeiten bin ich eigen. Dafür halte
ich ein schönes Weißbier, oder zwei oder drei, durchaus für ein
isotonisches Getränk. Weißbier passt zu so gut wie allem, selbst zu Eis
mit Sahne, Obstkuchen oder Salat mit Dressing und Öl. Man muss als
Läufer sehr bewusst essen und trinken. Und bewusst laufen. Wieder einmal
rutsche ich weg. Crosslauf eben! Zum letzten Mal diesen glitschigen,
steilen Anstieg hoch, dann ist es fast geschafft.
Noch einmal diese fiesen Anstieg rauf... |
Ziel – immer noch 0,0 Promille. Es gibt auch keine
Dopingkontrolle. Na klar, wir kommen ja auch alle stocknüchtern
reingelaufen. Oh, bin ich kaputt. Viermal dieser fiese Anstieg. Das geht
in die Oberschenkel. Brigitte schießt noch ein Foto. Birgit reicht mir
den Tee. Eine nette Unbekannte stützt mich. So könnte es immer sein. Das
Leben ist schön!
Schnell vorbei, dieser Lauf, denke ich mir. Aber
für heute reicht es auch. Schon im „Journal von und für Franken“ aus dem
Jahr 1792 heißt es, dass „die Forchheimer zu viel und zu oft auf ihre
Keller liefen“. So ist es heute immer noch. Siehe Kellerwaldlauf.
Anstatt zu laufen, hätten wir uns eine Halbe und eine anständige
Brotzeit gönnen sollen. Die Halbe ist kein Problem für mich. Als
erfahrener Läufer habe ich natürlich mein Sportgetränk immer dabei.
PROST!
Zwischen Brigitte und Birgit, mit Bier... |
...das ist lebenswert! Prost |
Love it – taste it – drink it!
Run happy!
Jochen
Infos: www.lg-forchheim.de
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