Sonntag. Amberg. 10.00 Uhr. Am Halbmarathonstart. Die Sonne lacht. Ich
rücke meine Sonnenbrille zurecht, da geht es schon los.
Gestern durfte ich mir noch anhören, dass es in ganz Deutschland nicht
so viele Sonnentage gibt wie ich Sonnenbrillen habe. Nimmt mich meine
Frau überhaupt noch für voll? Mühevoll verbirgt sie ihr Unverständnis.
Aber ich weiß, sie versteht mich nicht. Meine Frau denkt, ich habe sie
nicht mehr alle. Das sehe ich sogar durch meine dunkelste Sonnenbrille.
Mit bruchsicheren, UV-dichten, verzerrungsfreien Gläsern geht es mir
eben bestens. Dazu das richtige Shirt, die passenden Schuhe – das sind
Statements. Sie zeigen den Triumph des Läufers über das Wetter. Und für
eine Uhr, die neben der Zeit den Puls misst und aus diesem
hautfreundlichen, ultraleichten Hartgummi ist, würde ich jede Rolex
liegen lassen. Sie jedoch sagt: „Mein Mann ist süchtig nach Lauf- und
Outdoor-Ausrüstung!“
Stimmt doch gar nicht!
(…oder doch?)
Das ist sie |
Die Amberger Strecke ist
eine flache, schnelle Strecke durch das ehemalige
Landesgartenschaugelände. Nach der Einführungsrunde sind dort 3 Runden
zu laufen mit Ziel im Stadion am Schanzl. Ein schöner,
abwechslungsreicher Rundkurs. Das einzige was stört ist, dass wir
dreimal einen Wendepunkt anlaufen müssen. „Lauft ihr heute wieder im
Kreis? Hoffentlich wird es euch nicht schwindelig?“ Meine Frau weiß
genau, wie sie mich motivieren muss.
Neulich saßen wir am Frühstückstisch. Ich blätterte in der neuesten
Runner´s World: Oh, ein Sonnenbrillentest! Ich war am Überlegen, welches
Modell passt besser zu mir? Das Modell „Cool Head“, für Mützenträger
besonders geeignet. Oder das Modell „Runfastaway-little-pigdog“ für
wechselnde Lichtverhältnisse. „Hör mal. Die neue Laufbrille: Belüftete
Scheiben, dezentrierter Wechselfilter, Grip-System,
Break-Away-Scharniere, super-leichte Magnesiumbügel, Flying-Lens-System
verhindert Schweißbildung und zweistufige Einstellfunktion der
Nasenauflage.“ „WOW“, sagte sie matt. Ich hatte den Verdacht, dass sie
nicht ganz bei der Sache war. Doch weit gefehlt: „Brillen für viel Wind
und viel Sonne, Brillen für viel Wind und wenig Sonne, wenig Wind
überhaupt keine Sonne. Ich frage mich, warum Du zu einem Wettkampf nicht
mehrere Brillen mitnimmst? Die Wetterverhältnisse können sich heutzutage
doch so schnell ändern.“ Wumm, die hatte gesessen.
Die Sonne verschwindet hinter einer Wolke. Wir gehen in die dritte Runde
und laufen unter einer Brücke durch. Wären da nicht die helleren Gläser
besser gewesen?
Nach der frühlingshaften,
ersten Aprilwoche ist es auch heute wieder sehr warm. Mir persönlich
wären die kühlen Temperaturen vom letzten Sonntag lieber. An der
Verpflegungsstelle mache ich meinen Kopf nass. Die Sonnenstrahlen
wärmen. Wir laufen der Sonne entgegen. Natürlich brauche ich meine
Sonnenbrille.
Brauche ich nicht, meint Ihr? „Wirklich? Was braucht der Mensch?“, frage
ich Euch. Braucht er vielleicht vollautomatische Espressomaschinen,
Tuppersalatschleudern und Talkshows wie Domian? NEIN! Ich nicht! (Meine
Frau schon!). Ich brauche eben einen guten Augenschutz. Gerade heute bei
diesem Wetter. Wieder blinzelt die Sonne durch die Äste der Bäume. KM
15, wir gehen auf die letzte Runde. Vor mir streiten sich zwei Läufer,
als der eine dem anderen zum wiederholten Mal in die Hacken steigt. Die
müssen noch Luft haben. Mir geht sie aus. Die Wärme macht mir zu
schaffen. Trotzdem, auf geht’s, dran
bleiben!
„Süchtig nach
Laufausrüstung“, geht es mir durch den Kopf. Logisch. Über das Thema
Schuhe brauche ich Euch nichts zu erzählen, oder? Für mich fängt der
Fortschritt eben bei High-Performance-Socken an. Ich liebe den
intelligenten Materialmix, ihre individuelle Schnittform. Vor allem die
„Rechts“- und „Links“-Beschriftung hat es mir angetan. Oder würdet ihr
die Vorder- und Hinterreifen eines Porsche Cayman S einfach so
vertauschen? Eben! Und heute habe ich sie wieder richtig aufgezogen, äh
angezogen.
Noch 4 Kilometer. Die Zeit läuft mir heute davon. Aber ich kämpfe
trotzdem. Ich liege so um Platz 20, die Zuschauer gehen mit. Es macht
Spaß! Das Ziel kommt näher. Dort vorne steht das 20-Kilometer-Schild.
Ich gebe noch einmal Gas. Von hinten kann nichts passieren, nach vorne
ist der Abstand zu groß. Ich sehe schon das Stadion, höre die Zuschauer.
Noch eine halbe Runde auf der Bahn. Zieldurchlauf. Das war’s. Tolle
Zeit, ich bin hoch zufrieden.
Doch da kommt mir ein Gedanke. Neulich fragte meine Frau: „Wie viel
schneller wärst du wohl auf 21 Kilometer, wenn du deine Zeit statt mit
Produktbeschreibungen lesen mit Trainieren verbringen würdest?“ Die
Antwort muss ich demnächst mit einer Pulsuhr stoppen. Ich hab da schon
ein Modell im Auge.
Wort zum Sonntag: Am Start |
Mei is das schööön in der Sonne! |
Ohne Brillen |
Sieht man den Pfeil mit einer rosaroten Brille? |
Mit perfekt gewählter Sonnenbrille... |
...macht das Laufen noch mehr Spaß |
Große Beine nützen auch nichts, Du bist nur 3 m vor mir! |
Besenfahrrad |
4 Schokomüsliriegel pro Läufer? Gut, dann geht mal... |
...dort rüber! |
Schönes Gartenschaugelände |
Da beugt jeder gern sein Haupt: Für eine Medaille |
Servus, bis zum
Obermain-Marathon in 2 Wochen (19.04.2009)!
Run happy! You´ve got the look!
Euer Jochen
Infos: www.cis-amberg.de
|