Noch 100 Minuten bis zum Start. Alle sind bester Laune, bis mich
Brigitte auf meine Tankanzeige aufmerksam macht. Die blinkt wie
verrückt. Mein Bordcomputer zeigt 0 Restkilometer an. Jetzt ist es
höchste Zeit eine Tankstelle anzufahren. Wir verlassen die Autobahn.
10 Zapfsäulen in Reih und Glied. Der Spritpreis muss über Nacht gesunken
sein, denn alle Säulen sind belegt. Wir reihen uns in die Warteschlange
ein. Vor uns bedieselt der Papi seinen voll beladenen Golf Variant.
Seine kleinen warten natürlich nicht brav im Wagen, sondern krabbeln an
die frische Luft. Als einer auf die Zapfsäule klettern will, hievt sich
auch Mutti aus dem Wagen. Sie sammelt ihre Liebsten ein. In Adilette und
hellblauen Frotteetextil watscheln sie zum Bistro-Travel-Shop, früher
Kassenhäuschen genannt.
Noch 80 Minuten bis zum Start. Mittlerweile hat
sich die Warteschlange hinter und neben uns so aufgestaut, dass wir
weder vor noch zurück können. Im Bistro-Travel-Shop kann man wichtigen
Reisebedarf kaufen, wie Modellautos, Badetücher, Taschenlampen, Bier-
und Limokästen oder Kleinmöbel. Zuerst wird einmal eine Viertelstunde
geguckt, was es so gibt. Noch kurz die Zeitschriften durchgestöbert,
bevor es an den Counter geht. Früher Kasse. Mutti nimmt ein paar Wiener
mit Senf, ihr Jüngster eine Portion Pommes und die kleine Jennifer Paris
einen Fettbagel.
Noch 70 Minuten. Ich krieg die Krise. Papi will
jetzt den Kraftstoff an Säule 9, sowie die diversen Kleinigkeiten seiner
Familie bezahlen. Doch in der Schlange vor ihm will einer noch 3 Dosen
Red Bull, der dahinter 2 Marlboro und eine Lucky Strike, ein anderer
möchte Lotto spielen. Ich kann nicht mehr hinsehen. Der direkt vor ihm
hebt zwei Plastiktüten mit Pfandflaschen hoch. Endlich ist Papi an der
Reihe. Die Sache mit der Payback-Card und den Verblödungspunkten ist
schnell geklärt. Jetzt will er zu seinem Fahrzeug zurück.
Noch 60 Minuten. Ich rauf mir die Haare. Weil Papi
so lange gebraucht hat, konnte Klein-Kevin seine Blase nicht mehr halten
und war auf dem Sani-Fair-Topf. Stolz zeigt er seinen 50-Cent-Gutschein.
Die müssen unbedingt verballert werden, bevor sie im Kombi verloren
gehen. Vati neigt zum Pils, doch Mutti setzt sich mit Wiener reloaded
durch.
Noch 50 Minuten. Der Uhrzeiger rast immer
schneller. Nachdem alles verputzt ist, dackelt die ganze Familie zurück
zum PKW. Der wartet brav seit vierzig Minuten an Säule 9. Dahinter zehn
Tankwillige. Sie trollen sich in den Wagen und Papi gibt Gas. Das mache
ich auch und so sind wir flott mit allem durch. 40 Minuten bis zum Start
und wir verlassen den Tempelbezirk fossiler Energieträger.
Jetzt geht alles ganz schnell. In Schweinfurt
angekommen, lasse ich meine Mitstreiter aussteigen und die
Startunterlagen holen. Ich suche derweil einen Parkplatz. Warmlaufen
fällt heute aus. Schnell in die Laufklamotten geschlüpft. Ab zum Start.
Gerade als ich mich nach vorne durchgekämpft habe, erfolgt der
Startschuss. Geschafft, wir sind dabei.
Run happy and smile!
Euer Querläufer
Bilder
"Boulevard Schweinfurt" |
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Zieleinlauf |
Jochen |
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Finisher: 300 Halbmarathon
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