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von Birgit
Bericht über den Rose-Marathon in
Minden am 01.06.2003.
Von Birgit Boddin
Die Vorgeschichte:
Vor 2 Wochen bin ich den Rennsteig
HM gelaufen. (Bericht steht hier nebenan, übrigens.) Mit viel Freude und so
leicht, dass ich beschloss, bald einen ganzen zu laufen, einfach mal gucken
ob’s reicht, obwohl ich mich nicht auf Marathon vorbereitet hatte. Mittendrin
aufhören kann ich ja immer, wenn’ nötig ist. Regensburg war mir zu weit, obwohl
da ja die Team-Genossen laufen. Aber mindestens 5 Stunden Rückfahrt an einem Sonntagnachmittag nach einem langen
Wochenende, nach einem Marathon, alleine, das erschien mir zu anstrengend. So
verzichtete ich lieber auf die anderen vom Team Bittel und suchte mir
stattdessen einen kleinen, ruhigen, überschaubaren, nicht so weit weg. Also
Minden in Westfalen, 2 Autostunden entfernt.
Er würde heiß werden, sagte der
Wetterbericht. Morgens um halb 6, als ich losfuhr, war es eher nebelig und
kühl. Aber eine Stunde später, als ich die Hildesheimer Börde runterfuhr, riss
der Nebel auseinander und ich fuhr in ein Bilderbuch-Sommerwetter hinein.
Jedenfalls für Strandurlauber. Fraglich für Marathonis. Aber erst mal
hinfahren, loslaufen, abbrechen kann man immer noch. Minden ist übersichtlich,
der Marathon war ab der Abfahrt Minden Zentrum fürsorglich ausgeschildert. Um
kurz nach halb acht war ich an der Nachmeldestelle im Weserstadion. Die ersten
Läufer waren schon da, aber die besten Parkplätze noch nicht alle belegt. Unter
dichten hohen Bäumen, keine 3 Min. vom Ziel entfernt. Was für ein grandioser
Luxus, wo hat man das sonst? Ruhige Geschäftigkeit überall, Beine werden
eingerieben, Startnummern befestigt, man wechselt ein paar Worte mit Fremden,
guckt. Ich tüftelte lange an meinem neuen MP3 Player herum, den ich Tags zuvor
mit Marathon-Mucke gefüttert hatte und den ich mitnehmen wollte. Aber er ging
nicht so recht in die kleine Plastiktüte und dies Pack erst recht nicht in die
kleine Tasche meiner Laufhose. Ach egal, dann lass ich das Ding eben im Auto.
Langweilig wird mir schon nicht werden. (Daß dies eine goldrichtige
Entscheidung war zeigte sich später.)
Das Wetter entwickelte sich ebenso grandios: gleißendes Licht,
wolkenloser Himmel, es wurde schon kräftig wärmer, klassisches Hochdruckwetter.
Ich fühlte mich noch ein wenig müde, aber gut. Langsam war Zeit aufzuwachen und
Gymnastik zu machen. Ich hatte kaum damit angefangen, da durchfuhr es mich
plötzlich: Was mache ich hier eigentlich? –Ich werde gleich zum Start rüber
gehen und MARATHON laufen! Keinen kleinen
Zehner, nein, einen ganzen Marathon. Meinen zweiten. Ohne Vorbereitung. Ohne
Zielzeit. Ohne Coach, alleine. Einfach
so, ein Test aus Lust. Völlig bekloppt
!! Oh je !! Aber es war schnell wieder alles gut, weil ich ja weiß, dass ich
auf meinen Körper höre und abbrechen werde, wenn irgendwas verkehrt sein
sollte. Aber jetzt war ich wach. Wußte worum es geht. Bisschen einlaufen noch,
ganz gemütlich, und dann zum Start.
Da war die Sambaband schon aktiv.
Das gibt Power und gute Laune! Auch der Startbereich übersichtlich. Bei ca.
800 Läufern tritt man sich nicht auf
die Füße. Knapp vor mir ein sehr langer Mensch mit einem Schild auf dem Rücken:
„Brems- und Zielläufer 4:29“. An den wollte ich mich erst mal halten, 4:30
schien mir heute realistisch. Bei dem Wetter und unvorbereitet wie ich war.
(Anmerkung für eventuelle Nachahmer: „Ohne Vorbereitung“ heißt nicht
untrainiert, ich laufe ziemlich konstant um die 40km in der Woche, im Winter
nicht wesentlich weniger, 3 Halbmarathons und 2 10er hatte ich dies Frühjahr
schon gelaufen.)
Punkt 9:00 h ging es los, den
Startschuß gaben historisch gekleidete Soldaten ab, ein liebevolles Detail, von
denen noch einige folgen sollten. Viele engagierte Zuschauer säumten die
Strecke, die zunächst durch Mindens Innenstadt führte. „Mein“ Start- und
Zielläufer war natürlich sofort außer Sicht und ich konzentrierte mich erst mal
meinen Rhythmus zu finden. Mit einem
Puls um die 145 wollte ich die ersten
10km laufen und dann mal gucken. Das ist der Puls mit dem ich ewig laufen kann,
und nebenbei auch noch sprechen. Ich trabte leicht und locker, der Start-Stress
verflog und prompt meldete sich die Blase. Schon bei km4 hockte ich
hinter’m Busch. Mein Körper hatte noch
nicht gecheckt dass ein Hitzelauf bevorstand und ging mit dem Wasser
verschwenderisch um.
Nach ein paar Kilometern sah ich
vorn den 4:29-Zielläufer wieder, zusammen mit einer Frau, die ihren ersten
Marathon lief und die er coachte, und einem vom 100 Marathon Club aus Hamburg,
erkennbar an einer gleichlautenden Aufschrift auf dem Trikot. Von denen hatte
ich schon gehört und im Internet gelesen. Bei diesen „Verrückten“ kann Mitglied
werden wer mindestens 100 Marathons
(oder längere Distanzen) gelaufen ist. Sie organisieren auch selbst Marathons,
der berühmteste von dem ich weiß ist der Elbtunnel-Marathon im Januar. Dieses
Clubmitglied hier hieß Christian, Allgemeinarzt aus Hamburg, und erzählte die
ganze Zeit spannende Sachen, nicht nur über Marathon. Wie gut dass ich meinen MP3 Player nicht dabei hatte, der hätte
mich nur am Zuhören gehindert. Ich gesellte mich dazu, das Tempo und die Themen
passten. Nach ein paar Kilometern zu viert fielen die Frau und der Zielläufer
zurück, während Christian und ich konstant weiter dasselbe Tempo liefen; ich
bemerkte es erst viel später, war sehr beschäftigt mit Zuhören. Zum einen
Chrisian zuhören und außerdem in mich hinein hören, ob alles gut ist und das
Tempo stimmt. Die Zeit verging wie im Flug. Nach 2:13h passierten wir die
Halbmarathon-Matten und ich war kein bisschen müde.
Die Strecke war luxuriös mit
Wasser- bzw. Verpflegungsstellen alle 2,5 km bestückt, ich trank an jeder,
wenigstens ein paar Schluck Wasser reindrücken und mich naß machen. Solche
Hitzeläufe sind patschnaß richtig gut. Viele Anwohner an der Strecke hatten
dann zusätzlich noch Privatinitiative ergriffen und Wannen mit Schwämmen
hingestellt, oder die Rasensprenger und Gartenduschen auf die Straße
rausgeholt. Das war natürlich super und wurde auch später im Stadion von
offizieller Seite entsprechend gewürdigt.
Überhaupt empfand ich die
Zuschauer als sehr freundlich und motivierend, besonders natürlich die beiden
tollen Sambabands, die sich an verschiedenen Stellen aufgestellt hatten, so daß
wir sie mehrmals genießen konnten. Für mich sind die Sambabands ein guter Grund
Marathon zu laufen. Mit geschlossenen Augen an den Trommlern vorbei ist
Gänsehaut pur! Sogar richtige Cheerleader-Girls waren da, ich war gerührt was
die Mindener alles für uns Läufer organisiert hatten.
Die Strecke war größtenteils flach,
breit und geteert, führte hauptsächlich durch’s Grüne, auch mal nahe an der
Schnellstraße, durch ruhige kleine Wohnstraßen, an der Weser entlang und an
einem Segelflugplatz vorbei, sodaß auch das Auge was schönes zu tun hatte
unterwegs.
Mit der Zeit war es doch ganz
schön heiß, wieder waren viele Mitläufer zu schnell losgegangen und das rächte
sich jetzt im letzten Drittel, wo wir bei konstanter Geschwindigkeit immer mehr
Läufer überholten und viele auch Gehpausen einlegen mussten. Auch mir taten jenseits
der 30km die Füße weh, natürlich. Mir hilft es dann am besten, ein Ideechen
schneller zu laufen, damit die Belastung nicht so monoton ist und mich nach
oben zu orientieren, weg von den Füßen. Rücken strecken, in die Baumkronen
gucken, ans Ziel denken und nicht an die Schmerzen. Keine Gehpause machen
sondern Leute überholen. Besonders kleine Steigungen laufend absolvieren. Den
Müden ein bisschen Motivation zusprechen: „Ist nicht mehr weit. Komm, raff dich
auf, noch 4km“ Bald konnte man schon den fröhlichen Lärm aus dem Stadion hören
und ich war glücklich die Ziellinie zu passieren.
Gut gelaufen, der Test. Ich war
ganz schön stolz auf mich. 4:25h. Platz 47 von 109 Frauen. Bei Hitze, ohne
Zielzeit, locker rausgelaufen. Und ich war froh dass ich unterwegs Christians
Gesellschaft hatte. So einen erfahrenen alten Hasen zur Seite zu haben,
motiviert zur Konzentration.
Nach meinem zweiten Marathon ging
es mir besser als nach meinem ersten. Die Heimfahrt ging problemlos,
insbesondere der Ausstieg aus dem Auto nach 2 Std. Sitzen.... Nächsten Tag
hatte ich einen kleinen Muskelkater in den Beinen, ein bisschen steife Glieder,
sonst nichts. Also mein stetiges und unambitioniertes Kilometersammeln im
Training scheint für mich richtig zu sein und ich halte schon nach dem nächsten
langen Lauf Ausschau, den ich mitlaufen will.
Schöne grüße aus Süd-Niedersachsen
von
BB
P.S. Den Veranstaltern des Rose
Marathon meinen herzlichen Dank für diese gelungene Veranstaltung. Nächstes
Jahr komme ich wieder!! (Die Bilder habe ich von der Rose- Marathon-Site
ausgeliehen, hoffe da ist ok.)