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Als Zugläufer am Start |
Bericht zum 5. Fränkischen Schweiz-Marathon am 5.9.04 von Erwin BittelWar eine Hitzeschlacht - Die 4:00 Stunden waren kaum zu schaffen. Bericht des Zugläufers Erwin |
Bei Kilometer 37/38 |
Hallo Läufer! Es war überaus warm heute, gell? Zum 5. Mal gibt es heuer den FS-Marathon, dieses Mal wieder von Forchheim aus. Das ist etwas angenehmer, da ich nicht so früh da sein muss. Eine dreiviertel Stunde vorher reicht. Ich stehe am Paradeplatz in der Sonne, über mir der blaue wolkenlose Himmel. Ich treffe wie ausgemacht am Gasthaus Schwan die anderen beiden Zugläufer, Michael und Roland. Wir bestaunen die Holzschilder. Meines sagt „4:00 Zugläufer“. Ich begrüße Michael, den Lauftherapeuten aus Pretzfeld, der ja hier zuhause ist. Ich frage Roland, ob wir nicht vielleicht tauschen: er die 4:00 und ich die 3:30? - Ja, Roland sollte es heute dann auch wirklich schwer haben in der zweiten Hälfte! Ich beschließe: die schwere Holztafel trage ich nicht weiter als 1.000m! Ich stelle sie sofort wieder ab, dehne mich erstmal und begrüße noch mehr bekannte Gesichter. Uli, und Rafael, Deutschlandstaffel-erprobt. Rafael will heute in meinem Tempo 30km laufen. Neben Gundula, die heute eine Radtour im Rahmen des Marathon plant sind auch Gabi+Thomas, Rudolf und Jörg von unserem „Team-Bittel“ da. Die sind doch überall. Bald sammeln sich die knapp 1.000 Läufer zum Start. Genau 800 sollten finishen. Ich stelle mich etwa in die Mitte des Feldes, mein Schild hoch erhoben. Neben mir taucht plötzlich Georg auf, der einen 42km-Trainingslauf vor hat. Servus. Mal sehen, wie viele sich mir anschließen? Mal sehen, ob ich das vorgegebene Tempo bereits bei km1 treffe? Irgendwie fühle ich mich wie ein Schaf im Pferch. Es ist heute nicht kalt und das heißt: es wird beim Laufen schnell warm und ab der Hälfte wird es heiß. Leider. Aus den Gedanken katapultiert mich der Startknall in meine Pflicht: "Bremse die Herde!" Dazu kommt meine Kür: maximale Anzahl mit ins Ziel bringen! |
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Erwin und Gundula |
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Im Startblock |
Schon ist der Startschuss für die Läufer und Rollis gefallen!
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So, los geht es. - Bei km 1
bin ich genau in der Zeit. Das ist nicht so leicht, sage ich Euch. So, und
nun weg mit dem sperrigen schweren Schild, bevor mir der Arm abfällt! Ich
drehe mich kurz um, schätze über 200 Marathonis (und Staffelläufer) hinter
mir. Wow, eine breite Menge. Wir nehmen die gesamte Straßenbreite ein. Das
geht, denn heute ist autofreier Tag im Wiesent-Tal. Das ist das Schöne. Und,
dass wir leichten Gegenwind haben, denn es wird uns bereits nach 3km warm.
Da ich weiß wo die erste Getränkestelle kommt gebe ich den Läufern ein
Zeichen. Von Anfang an trinken, sonst geht Euch der Sprit zum Schluss aus! Und so laufen wir, exakt in der Zeit. Wie ein Uhrwerk jeder km. Es wird für mich mit jedem Jahr ein wenig einfacher hier, bin zum 4ten Mal offizieller Zugläufer. Keine einfache Aufgabe, sage ich Euch. Die Masse hintendran schiebt anfangs schon sehr. Ab km10 wird es angenehmer, alle haben sich ans Tempo gewöhnt. Dann plaudern wir auch schon mal, und ich höre ein paar Fragen. Welches Trainingspensum vorher, wieviele lange Läufe? Wieviel soll/darf man trinken während des Marathons. Und wie trinkt man? Im Laufen, Gehen oder Stehen? Also ich bleibe stehen, sage ich: kein Verschlucken, kurze Ruhepause für den Kreislauf und man kann mehr trinken. Die meisten machen es auch so. Und die, die es mal im Laufen oder Gehen versuchen höre ich husten. Km5, irgendwo knapp hinter mir muss Udo laufen. Irgendein Udo. Das Publikum jubelt ständig „Udo, Udo“. Und als ich mich dann doch umdrehe sehe ich ihn: ha, ein alter Studienkollege! Hi Udo. Fast 20 Jahre nicht gesehen, aber er sieht immer noch so aus wie damals. Und schnaubt und schwitzt. Ich unterhalte mich mit Rafael, wir erfreuen uns des ruhigen Laufens, aber auch ihm wird es warm. Er will bald abbiegen und nach hause laufen. Wie praktisch, dass er nicht weit von hier wohnt. Er verabschiedet sich, als wir bei km 16 durchs „Ziel“ laufen in Ebermannstadt. Hier ist der Wechsel für die Staffelläufer. Einige unserer Truppe bleiben, sichtlich erschöpft hier. Für sie ist das Ziel erreicht, sie übergeben das Staffelbändchen mit dem Chip an den nächsten, der die 26km zuende läuft. Ja, es ist jetzt schon sehr warm! Wir laufen weiter im Trott, locker. Und Udo? Wo ist Udo? Pieselpause, ich bleibe kurz stehen und hole dann „meine“ Läufer wieder ein. Da ist er. Udo ist etwas zurückgefallen. Er sollte es aber doch noch schaffen, leider völlig k.o. und fast eine Stunde nach uns (und seinem hohen Ziel). Rechts die Ruine Neideck, eines der sehenswerten Bilder im wunderschönen Tal. Muss auch mal gesagt werden, auch wenn ich die Gegend und die Strecke gut kenne, das hier ist ein malerisches Tal: die Ruine Streitberg, der keltische Berg Walberla im Hintergrund. |
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Erwin mit seiner 4:00 Laufgruppe bei Rüsseldorf. Im Hintergrund das Walberla |
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Bald kommen wir bei genau
2:00 Stunden an km2 0 vorbei. Die Hälfte. Und ha, welche Punktlandung! Ich
drehe mich kurz um und zähle noch etwa 40 Läufer. Ja das wird ja fantastisch
heute! "Ssooo viele", denke ich mir. Doch ich sollte mich täuschen, es
werden bald viel weniger sein. Km22 - Uwe läuft begeistert aber doch etwas besorgt neben mir. Er sei nie weiter als 24km gelaufen. Das ist wenig, sage ich, aber er kann es schaffen. Wenn er locker bleibt. Und so sieht er aus. Er trinkt viel. Bei km 24 freue ich mich mit ihm über das Durchbrechen seiner "Schallmauer". Leichtfüßig trabt er daran vorbei. Bald kommt uns der erste Läufer entgegen, ein Pole. Auch er verliert auf der zweiten Hälfte 10 Minuten Zeit. Lange kommt keiner, dann tröpfchenweise die nächsten und bald werden es mehr. Ich mag Begegnungsstrecken. Das bedeutet Ablenkung. Noch immer weht uns (meistens) ein leichter, erfrischender Wind entgegen. Bis zur Wende bei km29, wo tobendes Publikum steht. Jetzt sind es nur noch 13km. Ab sofort steht die Luft, es ist heiß, wenn wir auch noch ab und an im Schattend es engen Tals laufen. Wir passieren km30, km31 und wir plaudern immer noch, mehr und mehr aber nur noch ich. Meine Mit-Läufer werden langsam zu Kämpfern. Ich versuche sie dennoch locker zu halten. "Was tun bei einem Krampf?" werde ich von mehreren gefragt. Na, hoffentlich ereilt Euch keiner. Der eine oder andere der immer noch 20 Leute hinter mir kennt mich aus 2003 und einige mussten im Vorjahr wegen eines Krampfs zurückstecken. Ich gebe Tipps und frage wer eigentlich zum Training Gymnastik macht? Kaum einer. Ihr Faulenzer! Ich ernte Stirnrunzeln. Hey, Vorbeugung ist die bessere Medizin, sage ich. Km 32, ich zähle die 13 Köpfe der kleinen Schar um mich, die jetzt wirklich nur noch gegen die Hitze kämpft. "Ich habe einen Krampf", einige bleiben stehen. Auch Uwe. Echt schade. An der nächsten Getränkestation bleiben die meisten der anderen, patschnass schwitzend, nutzen die Pause zum Ausruhen und fallen zurück. Sie können nicht mehr. Schade. Ich werde sie nicht antreiben. Ich habe von Anfang an gesagt, dass man bei dieser Hitze ruhig 15 Minuten dazurechnen sollte auf seine Planzeit. |
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Ruine Neideck |
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km35 - Ich laufe jetzt alleine mit Volker aus Bamberg weiter. "Personal Coaching", sagt er, "das könnte ich mir sonst nie leisten". Er kämpft auch. Immer genau 20 Meter vor uns trabt seit 2 Stunden schon eine sehr konstant laufende Oberpfälzerin. Markanter Laufstil. Auch sie bleibt abrupt stehen. Ich gehe 100m mit ihr, reiche ihr meine Wasserflasche und sie fragt, ob sie die ganz austrinken darf. Na klar. Weiter. Zum zweiten Mal treffe ich Thomas, heute Zuschauer, der eine Weile mitläuft und Fotos von Volker und mir macht. Er wartet auf Rudolf, der die Staffel läuft. Volker kämpft. Ich krame tief in meinem Erfahrungsschatz und greife zu allen Tricks, die es gibt. Ich rede viel mit ihm, gieße ihm Wasser über den Kopf, lenke ihn ab. Wir laufen an einigen gehenden Marathonis vorbei. | |||
Volker und Erwin nahe Streitberg bei etwa KM 37/38 |
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Immer noch konstantes Tempo,
trotz des kleinen Anstiegs bei km36 und dann dieses ewig langen Bergs bei km
41. Noch 1 Kilometer, bisherige Zeit 3:54 Stunden, sagt die Uhr und es geht
nur noch bergab, Volker! Das Ziel naht. Wir hören schon den Jubel, aber wir
sehen noch nichts. Das Kämpfen und Leiden wird in wenigen Minuten zuende
sein. Tosendes Publikum, anfeuernd, dann ist das "Ziel" in Sicht. Ich spüre
den Triumph in Volker wachsen. Wird es reichen? Fast am Ende seiner Kräfte, ja, Volker schafft es! - Wow! - Sein erster Marathon unter 4 Stunden. Gratulation! |
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Im Zielkanal |
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Jetzt trinken, trinken,
trinken. Ich treffe die Freunde, die auf mich warteten, Gundula und Norbert
haben eine sonnige Radtour hinter sich. Ich sehe die Staffelläuferin Gabi
und wir erzählen uns wie es war. Außer Wasser (ich kann kein Wasser mehr
sehen!) gibt es Cola, Iso und Freibier. Mei war das heiß! Gut, dass es
vorbei ist. Volker und ich beginnen langsam mit Dehnen. Im Schatten. "Nach
dem Lauf ist vor dem Lauf". Es gefällt ihm anfangs nicht, zieht schon
gewaltig, doch langsam findet er Gefallen daran. Es tut gut. Völlig
erschöpft und mit sich unzufrieden kommen mehr und mehr der anderen unserer
4:00-Truppe an. Für Volker heißt es jetzt: noch etwas Auslaufen. Was eben so
geht, wenigstens 1 Kilometer. Dann weiter Gymnastik. Es gibt noch ein paar
Stückchen guten Kuchen, Kauen ist schwer jetzt. Langsam suchen wir den
Rücktransport nach Forchheim. Das war s. - Und es war einer der wirklich harten Marathons. Mal sehen, wen ich nächstes Jahr wiedersehe? Servus, Euer Erwin |
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P.S.:
Bericht FS-Marathon 2002
Bericht 2001 Und wer im Winter (12.12.2004) mal genüsslich und gemütlich mit uns durch diese Gegend laufen möchte: www.teambittel.de/team/veranstaltungen_2004/winterlauf_2004.htm - Wir würden uns freuen. |
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