Alljährlich pilgern um die 350 Läuferinnen und Läufer zum Kayher
Kirschblütenlauf nach
Kayh bei Herrenberg (30km südwestlich von Stuttgart). Der 1991
erstmals vom Triathlonverein veranstaltete Lauf wiederholte sich dieses
Jahr zum 16. mal, und gilt als Traditionslauf im schönen Schönbuch.
Man
muss ihn einfach mal gelaufen sein, um zu spüren welche Strapazen die
Teilnehmer bei dem “nur“ 14,2 km langen Lauf auf sich nehmen. Die sehr
anspruchsvolle und schwierige Streckencharakteristik verlangt von den
Teilnehmern alles ab. Wirklich alles!
Doch
dieser einzigartige Lauf hat was! Etwas das andere Läufe nicht haben:
Dieser Lauf hat Suchtcharakter! - Wer einmal dabei war, der wird es
immer wieder wollen. Auch wenn man sich jedes Mal im Ziel fragt : "Wieso
tue ich mir das an?", und man sich jedes Mal vornimmt: "Das war das
letzte Mal", wird man sich nächstes Jahr wieder unter den Läufern
finden!
So war
ich auch dieses Jahr wieder unter den Startern. Die morgendlichen
Temperaturen, die schon die 20°C Marke überschritten hatten, hätten
schon alle Alarmglocken bei mir läuten lassen müssen und ein Hinweis
darauf sein, dass bei der zunehmenden Hitze die Belastung noch größer
und der Lauf noch schwieriger werden sollte. Doch wer denkt Ende April
an so eine Bullenhitze?
Letztes Jahr hatten wir uns noch "den Arsch abgefroren", doch es war
dieses Jahr die Frage der Laufkleidung schnell geklärt. Und das
Warmlaufen viel ebenfalls spärlich aus. Nur mal kurz auf Maximal-Puls -
und gut!
Fertig machen für den Start... |
...nur minimales Einlaufen, es ist einfach zu warm! |
Gerd (li.) mit Lauffreunden Oliver + Eberhard... |
...während sich das Startfeld formt |
Um
10.00 Uhr ging es los. Von der Grafenberghalle durch die Ortschaft,
wobei einige der Anwohner bzw. Zuschauer dem alljährlichen Treiben
ungläubig und mit Kopfschütteln begegneten, während die anderen fröhlich
laut rufend und klatschend die Läuferinnen und Läufer anheizten und
anfeuerten.
Letzte Fotos... |
...und ab in die Hitze laufen |
Anfangs geht es noch ganz gut... |
...doch allmählich spüren wir die Hitze! |
Ich
kam gut weg, vielleicht einwenig zu schnell. Aber ich fühlte mich gut.
Nach ein paar hundert Meter der Hauptstraße entlang beginnt schon der
steile Anstieg zum Kayher Sportplatz. Hier sind auf 1,5 km 120
Höhenmeter zu bewältigen. Man muss aufpassen dass man am steilsten
Stück nicht mit der Nase auf der Straße schleift oder sich selbst auf
die heraushängende Zunge tritt. Hat man das geschafft, geht es in den
Schönbuch, einem wunderschönen Laubwald und ein Eldorado für Läufer,
Spaziergänger, Radfahrer und Wanderer.
Wenn
man dann bei Km 5 den Berg wieder unten angekommen ist, geht es auf der
anderen Seite bis Km 8 wieder hoch und weiter ansteigend bis km 11.
Hier war die Hitze noch einigermaßen erträglich doch sie bremste mich
unheimlich. Bei Km 12 ist man dann wieder am oben am Sportplatz und muss
jetzt das steile Anfangsstück wieder zur Hälfte hinunter, wobei man
einem herrlichen Ausblick auf die dortigen Kirschbaumhaine hat. Daher
der Name des Laufes.
Da die
diesjährige Kirschblüte leider schon vorbei war, konnte man das
imposante Naturschauspiel nur erahnen oder man erinnert sich an
vergangene Läufe, bei denen sämtliche Bäume in weißer Blütenpracht
erstrahlten.
Wir laufen vorbei an den letzten... |
...Kirschbäumen, die leider nicht mehr blühen |
Blick von oben... |
...auf Kayh |
Aber
jetzt hat man die Sonne und wird die restlichen 2 Kilometern gebraten.
Ich kämpfte mit mir, die Belastung der Hitze war als ob ich Ballast
tragen müsste und quälte mich über die letzten Kilometer mit einem Puls
in Rekordhöhe. Die Hitze war unerträglich. Ich hatte zu wenig getrunken,
die Muskeln schmerzten, ich kochte innerlich. Und als alter
Marathon des
Sables–Fan konnte ich jetzt die Belastung eines Wüstenlaufs
mal am eigenen Körper spüren und erleben!
Die
letzten Meter durch die Wohnsiedlung ist dann wieder ein Erlebnis für
sich, da man wieder von Anwohnern, die Gartenpartys feiern angefeuert
wird. Auch hat man mit der Rauchentwicklung einiger Griller zu kämpfen,
die wild mit ihren Grillzangen winken. Es zwingt einem, obwohl man am
Ende seiner Kräfte ist, ein Lächeln aufs Gesicht.
Geschwächt auf den letzten Metern... |
Nun
kommt es, das unbeschreibliche Gefühl, es geschafft zu haben: mit
Ganzkörpergänsehaut, unterstützt von dem ehrlichen Applaus des im Ziel
stehenden Publikums, überquerte ich die Ziellinie. – Geschafft !!!
Nur
knapp an einem Hitzeschlag vorbei geschrammt, brauchte ich danach einige
Stunden Auszeit. Und hatte auch noch Tage später mit den Folgen des
Laufs zukämpfen. Wieder was gelernt!
Mit meinem 340. Platz, auf den ich natürlich stolz bin, habe ich gerne
die Fahne für "team bittel" hochgehalten!
Mal sehen, wie es 2008 wird. Ich bin wieder dabei!
Euer Gerd
Infos:
www.tria-kayh.de
Teilnehmer: 348.
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