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Letzte Änderung: 23.06.2011

1.500 Marathonis auf dem Weg...

Sonne pur beim
10. Oberelbe Marathon
(Königstein-Pirna-Dresden)

am 29.04.2007

(Bericht + Fotos:
Erwin Bittel)


...immer am grünen Ufer der Elbe entlang


Klimawandel in Dresden

Wandel Nr. 1 – morgens kalt, nachmittags Badewetter.
Wandel Nr. 2 – es ist wärmer als die Vorjahre.
Wandel Nr. 3 - ...na der globale Klimawandel.
 

Ein Marathon-Wellness-Wochenende
– von hinten gesehen
 

Stadtbesichtigung - Ein sehr warmer Tag in Dresden
 

Im World Trade Center (Dresden) (Foto: Olaf Schmalfuß)
Anmeldungen:

1.800 Halbmarathon
1.400 Marathon
   600 zum 10km-lauf

Ankunft am Vortag, also Samstag Nachmittag. Bei wolkenlos-blauem Himmel und 30°C ist zuerst das Abholen der Startunterlagen dran, klaro. Und danach der Stadtbummel. - Halt! Im Rahmen der kleinen Marathonmesse im World Trade Center, wo man günstige Laufsachen kaufen oder sich über den nächsten Marathon im Herbst informieren kann... - gibt es ein Highlight: Tom Ockers satirische Lesung über den "kältesten Marathon der Welt" (-42°C), im übrigens gar nicht kalten sondern sehr gut sonnen-aufgeheizten 15ten Stock hier. Dieses Buch muss ich empfehlen, es ist sehr gut zu lesen!

Danach geht's durch die gut besuchte Stadt. Touristen aus vielen Teilen Deutschlands zirkulieren in der Altstadt zwischen Semperoper und Frauenkirche, Schiffsanlegestelle, Zwinger und Kathedrale.
 

Tom Ockers liest über den kältesten Marathon der Welt...

...während am Elbufer bei 30°C im April gebadet wird

Blick vom 15ten Stock des World Trade Centers (Dresden)

Dresden ist wieder sehenswert

Frauenkirche, wieder auferstanden

Kunstakademie ("Zitronenpresse")

Füße ins Wasser bei fast 30°C...

...oder dem kühlen Nass friedlich zusehen

Elbschiff in Dresden

Der Dresdner Zwinger

Der Marathon

Ihr wisst schon, richtig, ich habe eine Weile auf meine Massage warten müssen. Über eine Stunde. Das ist lange, doch das ist es jetzt wert. Ich liege relaxt auf dem weichen blauen Massagetisch. Meine Beine werden schonend und nicht zu fest von zwei blonden jungen Massage-Schülerinnen durchgeknetet, Sandra und Norma. Genau, bei „Norma“ und „blond“ muss ich unweigerlich an Marilyn Monroe denken. Meine Gedanken fliegen davon. Dies ist das Häppy End des Wellness-Wochenendes, das Anke, Olaf, Andrea und ich uns vorgenommen hatten.


Erwin im Ziel (mit schöner Medaille), direkt auf dem Weg...

...zur Wellness-Oase


Wie? Marathon und Wellness?

Ihr lacht? Aber das geht schon, sage ich Euch. Und wie? – Also es beginnt am Vorabend: man wellnesst mit Kultur, genüsslich Flanieren, gut Essen, einer langen Massage z.B. und einem prima ruhiges Hotel im Grünen. Lange und gut geschlafen wird man morgens von den Vögeln geweckt. Das kann jeder, denk Ihr jetzt. Doch jetzt kommt der Marathon. Wie wellnesst man denn nun einen Marathon? Na, ganz einfach: den Lauftag im Schongang vorbeifließen lassen, Augen und Ohren auf, beobachten, sich an der Natur erfreuen. Beim Laufen immer mal wieder eine kleine Weile stehen bleiben, ab und zu sich stretchen, gut trinken und sich an den Verpflegungsstationen bedienen lassen. Ich z.B. mache Fotos und nebenbei erzählt man sich, was einem eben in der herrlichen sonnigen Landschaft einfällt. Wir lernen immer einige nette Läufer kennen, reden mit ihnen und hören neue Laufgeschichten. Beim Laufen nur immer im lockeren Bereich bleiben, weit unterhalb dessen was möglich wäre. Und das nennen wir dann „Wellness-Marathon“. Seht Ihr, geht doch.

Genuss-Laufen 

Und so beginnt das Genuss-Laufen: ausgeschlafen und ruhig und locker langsam zum Start gehen, sich hinten anstellen, Stretching (Rosa B) und dabei Lauffreunde begrüßen oder kennen lernen. Zum Beispiel Olaf und Andrea, die gestern auch „voll Programm“ wellnessten inkl. Konzert und Stadtrundfahrt. Nur, heute haben sie vor ihre Bestzeit zu pulverisieren, was auch klappen sollte (*gratuliere*). Ich sehe mich um, jetzt, 15min vor dem Start, stehe mitten im Pulk der Läufer. Es ist bedeckt und kühl, fast kalt. Neben uns im Wasser liegt das Schiff für die Fans, das uns Läufer eine Weile begleitet und heftig tutet beim Ablegen. Die etwas langsameren „Einsteiger-Marathonis“ (5 Std plus x) starten 20min vor uns. Dann sind wir dran.
Das Feld mit uns inmitten, immer noch plaudernd setzt sich langsam in Bewegung und verteilt sich schnell zu einer langen Schlange am Ufer. Der Weg ist anfangs sehr uneben, Kopfsteinpflaster. Er wird dann aber zum gut zu laufendem Waldweg und Asphalt. Weil der Weg eng ist traben wir halt in der Horde mit. Im „Rudel“ sagt ein Sachse, der uns applaudiert. Bei km4 erreichen wir den „Strand“. Klar, lets go to the beach! Der Wunsch nach einem sonnigen Herumliegen im Ziel kommt auf und sollte sich erfüllen.


Andrea (friert) und Olaf am Start

Fan-Begleitschiff am Start

Beim Startschuss: vor uns...

...und Blick nach hinten

km1 - Das Läuferfeld an der Elbe...

...und km3 - entlang des Bahndammes

km4 - "Lets go to the beach" (oder woran denkt man bei "Strand"?)
 

Mit Pausen 

Bestes Sonnenwetter, eine herrliche flache Laufroute durch den Nationalpark Sächsische Schweiz, der breite ruhige Fluss neben uns… Das alleine macht den Lauf schon zu einem Muss. Doch was wir heute erleben macht ihn unvergesslich: km7, ein kollektiver Zwangsstopp an der Bahnschranke. Der Pulk der Läufer staut sich und wird immer größer. Das glaubste doch nicht! Ich grinse und dränge mich langsam in die vorderste Reihe. Kein Zug zu sehen oder hören. Ich bin hin- und hergerissen zwischen meiner Presse-Informationspflicht („ich muss das im Bild festhalten“) und meiner Läufer-Schaf-Einstellung („locker abwarten wie es weitergeht“). Kurz entschlossen springe ich unter Lebensgefahr J auf die andere Seite der Schienen (völlig umsichtig, klar!) knipse und dokumentiere. Und, weil man rüber gehen ja nicht darf, gehe ich wieder zurück und reihe mich brav wieder ein. Wow, was es da zu erleben gibt! Der Pulk rumort: klar, wir warten schon 4 Minuten.

Nicht viel später, km10, der zweite allgemeine Stopp des Rudels, der nächste Bahnübergang! Nein, wir bleiben diesmal nicht an der Schranke stehen und warten. Falsch gedacht. Die Sachsen sind findig: wir werden durch das Bahnhofsgebäude per Treppen über die Gleise geleitet. Erwin-Schaf trinkt einen Schluck an der Verpflegungsstelle, blökt nicht und reiht sich ein. Aber grinsend. Mei, was es nicht alles beim Marathon gibt!

Ab dann rollt es aber bis zum Ende ohne die höhere Gewalt „Bahn“. Wir laufen mal im frühlingsgrünen Wald, mal am Radweg im saftigen Ufergras. Die Sonne lugt durch die Wolken, jetzt nach 1 Stunde bzw. km10. Im Nu sind alle Wolken wie von Geisterhand weggewischt. Gut, dass wir auf der richtigen Seite der Elbe laufen und viel kühlen Schatten haben. Es wird warm und der Himmel ist jetzt makellos blau. Das hatten die Organisatoren hier noch nie. Klimawandel.

Mir fällt auf, dass nach der 4 min. Zwangspause viele Läufer ihrer „Zeit“ hinterher laufen, schneller werden. Mein Erfahrungs-o-Meter sagt mir, das kann böse enden, denn es ist sonnig, wird jetzt schon warm und jeden Fehler zu Anfang muss man am Ende büßen. Und in der Tat, wir sollten sehr viele Läufer ab km30 gehen (und leiden) sehen.


Zwangsstopp: Läufer warten 4 min an der Bahnschranke

Das nächste Hindernis, wieder ein gesperrter Bahnübergang...

Stau beim Eingang in den Bahnhof (Überführung)...

...während der Zug durchbraust

Die Strecke

...führt vorbei am Kurort Rathen mit der Bastei, über Stadt-Wehlen nach Pirna. Sie ist faszinierend, einfach zu schön um sie zu beschreiben. Da müsst Ihr mitlaufen! Ebenso die zweite Hälfte Pirna-Heidenau-Dresden. – Der Lauf lebt von den Bildern, den landschaftlichen Eindrücken.

Publikum gibt es beim Landschaftslauf wenig. Doch eine Gruppe Flagge schwenkender roter Fußballfans fällt mir auf, weil sie mit uns mitreist, alle paar Kilometer wieder jubelnd auftaucht. (*danke*)


Ein paar Zuschauer (*danke*) unterm blühenden Kirschbaum

...und am Stadtrand Dresdens

Unsere rote Fangruppe (erste Begegnung)...

...und immer wieder

Km20+21, in Pirna überraschen uns Cheerleaders am Marktplatz als wir in einer Schleife weg von der Elbe laufen. Wir laufen mit „Musikanten“ (Ausschreibung) und „ganz ohne Liebe kann man nicht durchs Leben ziehen“ durchs Starttor der Halbmarathonis, die wahrscheinlich schon alle im Ziel sind. Altbackene Blasmusik-Sounds hätte ich hier nicht erwartet. Meist gibt es Disco-Beats für uns Läufer.


Cheerleaders am Marktplatz in Pirna...

...und Blasmusik beim durchqueren des Halbmarathon-Starts

Völlig unerwartet, gnadenlose Samba-Rhythmen für alle...

...und Brinki's privater Fanclub

Dann geht es wieder zurück in die stille Natur, der Elbe weiter entlang. Ein paar schöne Fotos, man unterhält sich immer noch (jetzt etwas weniger *schnauf*).


Im saftig grünen schattigen Elbwald...

...bis Pirna

Elbwiese

Im Schatten am Radweg

Typischer Blick unserer Laufstrecke: blaue Elbe...

...und immer wieder ein Ausflugsschiff

Blick auf das Ufer gegenüber...

...Elbschlösschen am Rande Dresdens

Das Ende des Marathons

Beim Überholen der vielen gehenden Läufer ab km32 finden Anke und ich, seit einiger Zeit alleine laufend, den jungen Martin neben uns. Ich habe gewettet, dass er sich an uns dran hängt, aber auch, dass er unserem etwas schneller gewordenen Schritt nicht Stand halten kann.

„1:0“ - Martin geht tatsächlich mit. „1:1“ – Er schafft es mit uns mitzuhalten, die 10km bis ins Ziel. Er wird nicht langsamer. Martin, das ist eine unglaubliche Leistung bei Deinem 1. Marathon! Anke und ich freuen uns, dass wir mit Martin live erleben dürfen, wie er auf geniale Weise am Feld vorbeisaust, getragen von der ein Leben lang bleibenden Euphorie beim ersten Marathon. Klar sind die letzten Kilometer nie leicht, doch er kämpft sie gnadenlos nieder. Vorbei am „Blauen Wunder“, einer ehemals blauen riesigen Brücke. Die Bier-Verpflegung bei km38 lassen wir aus.


Einlauf nach Dresden

Das "Blaue Wunder"

Martin und Anke (ständig überholend)...

...bis zum Einlauf ins Stadion/Ziel (hinten: das Yenidze)


Die letzten Kilometer sind gnadenlos, doch auch sie gehen vorüber, jeder wieder etwas schwerer als der davor. Und dann kommt die alte Zigarettenfabrik Yenidze (sieht wie eine Moschee aus) und der Einlauf ins Stadion. Publikum, Applaus, Stimmung! Wir lassen Martin die letzten Meter alleine auskosten. 3:59 h ! – Wir freuen uns mit Martin bei „unserem“ ersten Marathon.


Der Sieger...

...Martin (mit Coach Anke)

So wird dieser Lauf nach all meinen vielen vorher doch ein unvergesslicher.
Ein herzliches sächsisches „Güten Dooch“ - oder “Servus“, wie wir sagen.


Euer Erwin    vom „Team Bittel“,   einer etwas anderen Laufidee.

 

Mehr Infos auf der Webseite des Laufs         Weitere schöne Läuferfotos hier und mehr Bilder Dresdens
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