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Letzte Änderung: 23.06.2011
 

22. Swiss Alpine Marathon 28.07.2007



( Bericht: Heike Merk
Fotos: Erwin Bittel)

 

Bericht und Bilder

Heikes Bericht                                                                             Hier zu den Erwins Läuferfotos 2007

Swiss Alpine Marathon 28.07.2007


Übernachtung im Zelt an der Strecke oberhalb Ortschaft Iseler. Wenn das kein gutes Omen ist. Liege im Zelt und versuche zu schlafen. Leider plagt mich noch dieser grippale Infekt, die Nase ist verstopft. Wir werden sehen. Bin top vorbereitet, und v.a. gut akklimatisiert.

6 Uhr wecken, schnell Zelt abbauen, Frühstück im Stadion um 7 Uhr mit Tee und leckerem Hörnchen. Schwere Beine plagen mich bereits vor dem Lauf. Hat der Infekt mich geschwächt? Bin in Gedanken. Visualisiere nochmals meinen Lauf: 10:00 Stunden- das wäre ein Traum.

 


Im Starterfeld Erwin + Heike
Am Start bei schönstem Wetter ist noch ausgelassene Stimmung unter den Läufern. Noch werden Späßchen gemacht. Gedenkminute und Einstimmung mit dem Lied „Conquest of Paradise“. Gänsehautstimmung und Stille.

Dann der Start! Jetzt geht’s lost. Das Lied „Eye of the Tiger“ trägt uns aus dem Stadion. Es ist fast wie fliegen. Die Beine laufen von alleine. Der Kampfgeist ist geweckt. Ich werde die schweren Beine besiegen.

Die Stimmung durch Davos ist super. Wir sind alle Helden. Leider laufen alle wieder einmal viel zu schnell an. Aber die Menschen am Straßenrand motivieren so sehr, man kann nicht anders. - Aber da taucht die Stimme von links neben mir auf, die mich den ganzen Lauf über begleitet. „Zu schnell, langsamer!“ - Erwin! Der Lauflöwe! Schnell hat er mich in die Realität zurückgeholt. Und da sind sie auch gleich wieder, meine schweren Beine und mein schwerer Atem.

Langsam verlassen wir Davos und laufen in die wunderschöne Natur hinaus, die uns fast die ganze Strecke über begleitet. Nach kurzer Zeit laufen wir direkt am Zeltschlafplatz von heute Nacht vorbei. Erwin ruft: „hey Heike, hast du gehört, hier sollen welche übernachtet haben?“ Ich muss lachen und antworte: „echt, gibt es so Verrückte?“ Mit einem entspannten Lächeln laufen wir weiter. Über herrlichen weichen Waldboden geht es auf und ab im Gelände. Aufpassen auf Wurzeln und Steine. Konzentration ist gefragt. In der Zwischenzeit ist es sehr warm geworden. Das Feld zieht sich auseinander. Erwin macht viel Spaß mit anderen Läufern. Immer wieder lachen wir herzhaft. Erwin bleibt oft stehen, um zu fotografieren und rollt das Feld immer wieder von hinten auf zu mir. Da höre ich ihn, wie er mal wieder mit Läufern scherzt und nach seinem „Schneewittchen“ sucht. Damit meint er mich. Es ist unglaublich, so einen schönen Humor beim Laufen zu haben. Das tut gut und lässt die Plagen vergessen.


"Schneewittchen" und einer der Zwerge (Friedbert)

"Schneewittchen" gefolgt von den 7 Zwergen

Wir laufen wieder durch eine wunderschöne Schlucht, über eine Eisenbahnbrücke und tolles Gelände. Erwin bremst mich oft. Mein Atem schwer, meine Beine schwer. Es fällt heute schwer zu laufen. Denke bis Bergün öfters übers Aufhören nach. Aber mein Tiger in mir lässt es nicht zu. So laufe und laufe ich weiter. Der staubige Schotter-Anstieg nach Chants das Tal hoch, macht es nicht besser. Erwin motiviert immer aufs Neue!


Auf der Brücke ("Wiesener Viadukt")

Es läuft gerade gut

Endlich Chants erreicht. Nun geht es steil bergauf zur Keschhütte. Den Weg kenne ich. Ich sage zu Erwin: „ich mache das Tempo bergauf“. Wir gehen zügig und kontinuierlich, überholen ständig. Je höher wir kommen, desto besser geht es mir. Meine Nase wird frei! Ich kann gut atmen. An der nächsten Verpflegung erhalte ich von einer Helferin endlich Schokolade, ihre private. Energie und Kampfgeist kehren zurück. Denn leider gibt es sonst nur pappsüßes Balisto, Bananen und Weißbrot. Zum Trinken meist Wasser ab und zu Bouillon und Tee. Nicht gerade passend für mich. Mein Blick zur Natur kehrt zurück und wir laufen zügig bis zur Keschhütte. Kurz was essen und trinken und schon befinden wir uns im wunderschönen Panoramatrail zum Scalettapass. Wetter verändert sich. Je näher wir dem Pass kommen, desto mehr starker kalter Wind von vorne und es beginnt leicht zu regnen. Die Hände sind sofort eiskalt. Auch der Körper friert. Egal, mich kann gerade nichts halten, überhole und überhole bei voller Konzentration auf den Weg. Ja, da kommt mir meine Trittsicherheit und die Erfahrung in den Bergen zu gute.


Beschwerlicher Aufstieg...

...endlich oben, die Luft ist dünn...

Am Pass erwartet mich mein Sohn Philipp (6) - Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl! Schließe ihn in meine Arme, kurzes Bussi und weg bin ich. Der Arzt daneben schaut lächelnd zu. Er muss mich nicht fragen, ob alles noch okay ist. Er sieht es! Konzentriert sich auf die nächsten Läufer.


...der lange Panoramatrail beginnt, an dessen Ende...

...erwartet mich mein Sohn

Schnell weiter. Der Wind und das Wetter zu ungemütlich. Schnell steigen wir bergab. Aufpassen, nass, sehr rutschige steile Angelegenheit. Kurz nach dem Pass, im steilsten Gelände läuft ein Läufer Erwin hinten rein und Erwin stürzt. Aufschrei, kurzes Stehenbleiben, Schrecksekunde! - Aber Erwin gibt grünes Licht. Gott sei Dank. Weiter geht es. Nun melden sich mein rechtes Bein und Knie. Habe ich 1 Woche zuvor bei der Besteigung des „Weisshorn“ im Wallis am Fels verletzt. Muss langsamer machen, vor allem bergab. In meinem Kopf die Zeit. Heike es müsste reichen für 10 Std. Aber da, das Knie. Immer wieder schmerzt es bergab so sehr, dass ich anhalten muss. Ich fluche, bin sauer, schimpfe auf mein Knie. Will es mental betäuben. Gelingt mir leider nicht. Bin dem Weinen nahe. Wie soll ich denn mit diesem Knie noch 14km bergab laufen? Meine Gedanken rasen. Nun habe ich am Aufstieg so viel Zeit gut gemacht. Das kann nicht sein!


Mit schmerzendem Knie

Wo gibt es Schokolade?

Mein Tiger ist wütend, aber auch sehr müde. Im reicht es. So laufe und laufe ich weiter. Der Blick nach Davos lässt unsere Augen nicht mehr los. Bei der vorletzten Verpflegung erhalte ich nochmals ein kleines Stück Schokolade, die mich rettet. Verfalle in Trance und trotte neben Erwin. Wir verlassen die Natur und laufen irgendwann in Davos ein. Nun kann mich nichts mehr halten. Meine Beine laufen von alleine. Ich werde ganz ruhig, mein Atem wird ruhig, keine Gedanken mehr für 1 ½ km.

Dann Betreten des Stadions. Meine Emotionen kommen hoch. Ich strahle, laufe Richtung Ziel, reiße meine Arme nach oben und dann höre ich das PIEP PIEP der Zielmatte. - Vorbei: 9 Stunden und 55 Minuten. He, was??? - Ich kann es nicht glauben. Bin überwältigt. Die Tränen laufen mir übers Gesicht. Mein Sohn Philipp läuft in meine Arme! Geschafft!


Tränen im Ziel

Erschöpft aber glücklich

Danke, in die Stille.      -   Es wird ein unvergessenes Erlebnis bleiben.

Heike
 



Infos: www.alpine-marathon.ch    (dort auch das Streckenprofil)

K78:  798 Männer + 124 Frauen (13%)

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Weitere Team Bittel Berichte zum Swiss Alpine 2007: Bernie berichtet (inkl. viele schöne Fotos)
Gottfried berichtet sehr poetisch und emotional  


 

 
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