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Letzte Änderung: 23.06.2011


Paznaun-Tal...

Bericht und Fotos vom
34. Silvretta Ferwall Marathon

am
26.08.2007

 

 (Bericht+Fotos: Dieter Ulbricht)


...und grandiose Berg-Panoramas

Bericht und Bilder

Sonnenschein und ein herrliches Panorama

 

Zahlreiche Überstunden bescheren mir mitten im Sommer ein paar freie Tage. Sofort starte ich das Internet und suche nach einem passenden Lauf in dieser Zeit. Ein Marathon soll es sein, wenn möglich auf einer reizvollen Strecke. So stoße ich per Zufall auf den "34. Internationalen Silvretta Ferwall Marathon/Marsch". Kindheitserinnerungen werden im mir wach, hatte ich doch meine ersten Ferien vor mehr als 30 Jahren immer auf einem Bauernhof in Galtür verbracht.

Sofort bin ich gemeldet und so fahre ich am 25. August gespannt über Garmisch-Partenkirchen und den Fernpass ins bekannte Paznauntal nach Galtür. Nur wenig hat sich dort seitdem verändert, vieles erkenne ich erfreut wieder. Auch „meinen“ Bauernhof finde ich ohne langes Suchen, doch erschrecken mich die starken Lawinenschutzwälle, die erst vor wenigen Jahren wegen der Lawinengefahr hier errichtet wurden.

Beschaulich geht es bei der Anmeldung im Gemeindezentrum am Dorfplatz zu. Keinerlei Absperrungen weisen auf den morgen hier zu startenden Lauf hin, obwohl neben dem Marathon auch ein Halbmarathon, Kinderläufe, und drei Leistungswanderstrecken über die Marathondistanz, 28km und 13,5 km auf dem Programm stehen.

Ich nutze den verbleibenden Abend für einen Spaziergang und erkunde schon mal die Umgebung und den Zieleinlauf. Bei meiner persönlichen Nudelparty im Nudelhaus treffe ich einige Läufer, die mir von ihren Erfahrungen aus den Vorjahren berichten. So warnen sie mich eindringlich vor dem Schlussanstieg zum Muttenjoch, der darauf folgenden 1000 Höhenmeter umfassenden Gefällstrecke ins Paznauntal und dem anschließenden zähen Anstieg zur Lareinalpe, für die ich mir einige Körner aufsparen solle.

Begeistert zeigen wir uns alle von dem zu erwartenden trockenen und angenehm warmen Wetter. Im Gegensatz zu den Vorjahren sind keine Wegstrecken durch 30 cm hohe Neu- oder Nassschneefelder zu erwarten.


Das Höhenprofil

Anmeldung im Schiliftbüro

Zielbereich

Ziellinie

Abenddämmerung...

...im Paznauntal

Bauernhof aus meinen Kindheitserinnerungen.
Hier ist die Zeit stehen geblieben.

Beschaulicher Startbereich ohne Absperrungen.
 

Die Sonne verschwindet hinter den Bergen und ich in meinem Zelt, das ich für 8 Euro auf einer Campingwiese hinter einer Pension mitten im Ort aufgeschlagen habe. Um 4 Uhr morgens klingelt mich mein Wecker aus den Daunen. Während ich im Zelt frühstücke, überlege ich mir meine heutige „Renntaktik“. Ich schwanke zwischen einem gemütlichen Genusslauf mit Blick für Berge und Zeit zum Photographieren oder einem flotten Traininglauf ohne photographischen „Ballast“.

Letztendlich entscheide ich mich für die goldene Mitte. Zügig werde ich es heute angehen, auf den Photoapparat und kleine Genusspausen möchte ich trotzdem nicht verzichten.

Mein Auto parke ich direkt vor dem Ziel, das Packen eines „Effektenbeutels“ ist heute also überflüssig. So kann ich die verbleibende Zeit für einen Plausch mit meinem Nachbarn am Parkplatz nutzen, dem Österreicher Mario Amann, Welt- und Vizeweltmeister im 24-Stunden-Mountainbiken in den vergangenen Jahren. Er hat seine aktive Radsportkarriere letztes Jahr beendet und möchte heute seinen ersten Laufmarathon absolvieren.

Zünftig werden wir pünktlich um 7 Uhr mit einem Böllerschuss aus einer kleinen Kanone auf die Strecke geschickt. Die ersten Kilometer verlaufen noch mäßig ansteigend hoch zum Stausee Kops. Eine Gruppe Radler baut gerade ihr Nachtlager auf einer Wiese am Wegesrand ab und ruft mir aufmunternde Worte zu. Sie werden für lange Zeit die einzigen Zuschauer bleiben. Jetzt verlassen wir die befahrbaren Wege. Es wird steiler. Doch noch immer kann ich die mich umgebenden Berge genießen und mir die Zeit für ein paar Schnappschüsse nehmen.


mit dieser „Kanone“ schickte uns ein Böller
(nur wenige Meter neben unseren Ohren) auf die Strecke

noch sanfte Anstiege hoch,
zum Zeinisjoch und Stausee Kops

fast unsere einzigen Zuschauer, eine Gruppe von zeltenden Radlern

Start war um 7:00 Uhr; noch hängen die Schatten tief im Tal

Milchig trüb ist das Wasser des Stausees Kops

Kurz geht’s bergab zur Verbellaalpe

Über die malerische Verbella-Alpe geht’s weiter Richtung Heilbronner Hütte. Bald wird sie im Gegenlicht der noch tief stehenden Sonne sichtbar. Gut 1:20 Std bin ich jetzt unterwegs, nicht schlecht für 12 km und knapp 800 Meter Höhengewinn.

Auf den folgenden Kilometern wird der Weg steil, die Umgebung rau und karg, ein kühler Wind treibt mich vorwärts. Ich bin praktisch alleine auf der Strecke und kann mich voll meinen Gedanken und der mich umgebenden Bergwelt widmen.


Die Verbella-Alpe lädt zum Verweilen ein

Blick zurück über ein malerisches Bergpanorama

Grandioses Bergpanorama
 

Bereits von weitem zu sehen, die Verpflegungsstelle Heilbronner Hütte
im morgendlichen Gegenlicht

Vor der Verpflegung steht die Anstrengung,
kurz vor der Hütte geht es noch einmal steil bergan

Das Panorama spiegelt sich in den glatten Scheidseen
 

Km 12 erreicht!

Freundliche Verpflegung vor atemberaubender Kulisse

Unversehens erreiche ich das Muttenjoch, Dach der Strecke auf 2620 Metern. Von nun an geht’s bergab, zuerst auf einem schmalen Bergpfad, dann auf einem breiteren Fahrweg. Ich freue mich über die nun wieder üppiger werdende Vegetation und begrüße die Farbenpracht am Wegesrand.

Begeistert werde ich am nächsten Verpflegungspunkt auf der Friedrichshafener Hütte  empfangen. Eine Schar junger Fans begrüßt jeden ankommenden Läufer mit einem aufmunternden Hopp-hopp! Wer kann dieser Aufforderung schon widerstehen und so fliege ich förmlich die folgenden 600 Höhenmeter hinunter ins bereits wieder nahe Paznauntal.


Viel trinken, wichtig vor allem bei Läufen in den Bergen

Karge Berglandschaft beim Blick zurück vom Muttenjoch (2620m)

von nun an geht’s bergab...

..und langsam kommt wieder die Vegetation

Die Oberschenkel etwas hart vom steilen Bergablauf folgt nun der für mich härteste Teil des Laufs. Mäßig aber stetig ansteigend sind nun noch einmal gut 300 Höhenmeter bis zur Lareinalpe zu absolvieren. Das Panorama hat sich verändert. Dicht eingesäumt von hohen Wäldern gleicht die Strecke nun eher einem Trail im Fichtelgebirge. Viel lieber hätte ich deshalb noch einen Gipfel oder Pass in den Hochalpen unter die Füße genommen, doch die Gegebenheiten vor Ort lassen leider keine andere Streckenführung zu.


Bergflora

eifrige Anfeuerung an der Friedrichshafener Hütte

Die Labestationen lassen keine Wünsche offen

Die Lareinalpe

Blick ins Paznauntal

Galtür in Sicht

Zum Glück erhasche ich gelegentlich einen entschädigenden Blick ins Paznauntal, ehe ich auf der nun wieder abfallenden Strecke die ersten Häuser von Galtür sichte. Ein paar Kurven im Ort und ich erreiche nach gut 4 Stunden das Ziel, wo der eifrige Sprecher jeden ankommenden Läufer namentlich begrüßt. Keiner wird von ihm vergessen.


Die letzten Meter...

...ins Ziel

jeder ankommende Läufer wird namentlich begrüßt und vorgestellt

mit Feuereifer dabei und vom Vater begleitet: der Nachwuchs (Kinderlauf)

Überrascht erfahre ich hier, dass ich trotz meiner zahlreichen photographischen Pausen den 3. Platz in der Alterklasse M40 erreicht habe und bei der Siegerehrung ein Pokal auf mich wartet.


Harter „Kampf der Geschlechter“
beim Jugendlauf

Die Sieger der AK M40: 3. Dieter Ulbricht
1. Josef Steurer/Österreich; 2. Siegfried Pilser/Österreich

Die Zeit bis dorthin lässt sich spielend überbrücken. Der Eintritt ins Erlebnishallenbad ist heute für die Läufer kostenlos. Reichlich Kuchen zum Kaffee und Gegrilltes ist im Angebot und kann bei strahlendem Sonnenschein und Livemusik verzehrt werden. Dazu stehen die Kinderläufe auf dem Programm, wo die Jüngsten – meist in Begleitung ihrer Eltern und die Jugend eifrig ihre Runden durch den Ort drehen. Auch ihre Endzeit wird durch ein erstmals eingesetztes Chipsystem am Knöchel professionell gemessen.

Fazit:

Für das „Nenngeld“ von 20,00 Euro (bzw. 18,00 Euro bei Voranmeldung) bekommt  man ein unvergessliches Naturerlebnis geboten. Die Organisation ist angenehm familiär. Zu keiner Zeit verspüre ich Stress oder Hektik. Die Verpflegung lässt für mich keine Wünsche offen. Verschiedene Getränke werden genauso gereicht wie ausreichend Riegel und Gel von PowerBar bzw. Kekse und andere leckere Sachen.

Ich kann den Lauf absolut empfehlen! Da die Anstiege nicht so schwer wie bei anderen etablierten Bergläufen sind, bietet sich der Silvretta Ferwall Marathon für den an, der weg von den Stadtmarathons mal einen echten alpinen Marathon ausprobieren will.

Es wird alles geboten, was den Reiz dieser Läufe ausmacht. Dringend empfehle ich jedoch ein gutes „Bergab-Training“, da 1000 Höhenmeter Abstieg auf relativ kurzer Strecke Kniegelenk und Muskulatur schon ordentlich fordern. Da das Wetter nicht jedes Jahr so gut mitspielt, sollten wasserfeste Trailschuhe für ggf. verschneite Wege im Gepäck nicht fehlen

Viele Grüße,

Dieter


Infos: www.ferwallmarsch.at  (2007: 84 Finisher)

 

 
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