Der Bericht von Erwin (Marathon)
Es ist sehr schwer, bei so vielen Läufern zufällig
Lauffreunden zu begegnen. Ich treffe Monika (ihr letzter Marathon) und
Julia (team bittel), beide auf sehr schnellen Füßen unterwegs. Julia
entschwindet, Monika sehe ich noch einige Male, wir plaudern dann
weiter, immer wenn ich nach einem Foto wieder aufgeholt habe. Bald
verliere ich sie, hole sie erst im Ziel wieder ein.
Der Weg zum Start am Reichstag, entlang der Spree... |
...und den Regierungsbauten |
Kurz vor dem Startschuss... |
...und 1 min später, auf dem Weg zur Siegessäule... |
...weg von der Siegessäule... |
...die von Fans voll besetzt ist. |
Ich treibe unter den ersten 3.000 (vorne orangener Ballon: Zugläufer
3:15 h) |
Lautstarke Fäns aus Bayern |
Nach einer Schleife gehts wieder zum Reichstag |
Die moderne Architektur der Hauptstadt |
Überraschend ruft mir Julia zu (die Kleine vor mir) |
Mit Monika laufe ich einige Zeit |
In Berlin mitzulaufen ist fantastisch: die
Kilometer verfliegen einfach. Wirklich. Ich bemerke erst bei km11 ein
km-Schild. Alles am Rande des Laufens ist sehr ablenkend und
faszinierend, Publikum überall, ohne Lücke. Noch mal: ohne Lücke! Eine
permanente Jubelkulisse…
Wir umrunden den "Alex"... |
...passieren kunstoll gestaltete Bauten... |
Fast an jeder Ecke stehen Musiker |
Hier das Ende einer Verpflegungsstation |
Andere Kulturen, ob Indianer mit Flöte... |
...oder eine der weiß-nicht-wieviel Samba-Gruppen |
Ich bemerke, ich laufe schon eine Weile nicht weit
hinter dem 3:15-Zugläufer mit großem Ballon. Er startete zu schnell,
korrigierte dann aber bald. Normalerweise ist um einen Zugläufer immer
ein Pulk. - Hier ist überall ein Pulk. Und das sogar „ganz vorne“ bei
uns 3:15-Läufern. Das gibt’s nur in Berlin. Das Laufen in der Dichte
wird weniger, doch erst ab km30 kann ich frei laufen. Vielleicht klingt
das jetzt „ausgebremst“, doch ich kann sagen, dass ich, außer auf
wenigen leicht gebremsten Passagen während der ersten 10km und an den
paar scharfen Kurven – gut meinen Schritt laufen kann. Überholen ist
jedoch schwierig, ganz besonders ab km30, weil an den Rändern viele
schon gehen.
Der Griff zum vollen Wasser-Becher muss sitzen... |
...der Schritt über die knackenden leeren Becher auch |
Berlin trommelt überall |
Die Brückenreihe an der Yorckstrasse |
Km20: Schmerzen? Daran denkt jetzt noch keiner... |
...bei Publikum in mindestens Zweierreihen, denn... |
...es läuft einfach richtig gut... |
...aufgepeitscht bis ins Innerste... |
...freudig unterm Tor "Hälfte geschafft" durch... |
...bis in Trommel-Trance. |
An den bis 200m langen Verpflegungsstellen herrscht
kein Gedränge, selten dass ich mal gerempelt werde. Ich trinke anfangs
Wasser, später dann, aus Geschmacksgründen "Iso", am liebsten aber Tee.
Es gibt Bananen und fast alles was ein Läufer sich wünscht. Profis am
Werk, klar.
In jedem Fenster eine Marathon-Party |
km25 - ab hier gibt es Massagen alle 5km |
Berlin hat viel Grün... |
...in den Alleen |
Läuferstudie in einer engen Kurve |
Überall Bayern (schon wieder) mit Kuhglocke + Flagge |
Yalla Yalla, ich denke an meinen Buchtitel "Insha
Yallah"... |
...km30 - fürs Denken bleibt keine Zeit |
Dass ich hier meinen 1. Marathon gelaufen bin,
daran denke ich sentimental nur ein paar Mal zu Beginn. Zu viel geboten
hier. Moderne Regierungsbauten, alte Kirchen, Wasserkanäle, Türme,
hunderte Marathonis um mich und 1 Million-Publikum. Überall stehen
Fangruppen von Michael, Andy, Judith oder Petra mit Transparenten, oder
warten kleine Kinder aufs Abklatschen.
Zum essen greifen wir Bananenstücke |
Top fit die "Rentner Band" |
Kurz vor der Gedächtniskirche... |
...ohne Spitze |
Nette Mädchen vor der Kirche... |
...die China-Drachen kommen erst etwas später |
Cheer Girls |
km40-Verpflegung (die letzte) |
Bei großen Stadtmarathons ergibt es sich, dass man
während des Laufens immer wieder dieselben Läufer um sich hat. Ich habe
Spanier um mich. Irgendwie eine Menge Spanier hier. Ich spreche
Spanisch, und glaube dass hier jeder vierte Spanier sein muss. Wieso so
viele? Na ja, man könnte das glauben, weil Spanier immer reden. Laut
reden und viel reden. Die beiden reden bis km33. Dann sind sie stiller
als still. Und laufen plötzlich langsam. Marathon a la Espana. Übrigens
auch a la Italia.
Wer durchs Brandenburger Tor läuft... |
...wird vom Publikum ins Ziel "getragen" |
Emotionen pur, "komm mit"!... |
...erlosende Schreie unter dem Ziel-Tor |
Mit Andreas bin ich viele km Seite an Seite gelaufen... |
...beide locker ins Ziel |
Dieser Marathon lebt von seiner Multi-Kulturalität.
Aus den Fenstern, an den Straßenecken, vor den Sonntag-Morgen-Cafés.
Samba und Afrikatrommeln, Chinadrachen neben scheppernden Topfdeckeln,
dazu Rockbands, Blues, Soul, Funk und Rap. Musik wie Berlin halt ist.
Bunt, offen, großherzig.
Michel (55) erzählt mir eine kleine Laufgeschichte im Ziel... |
...während wir Plastikplanen erhalten... |
"Phase Gelb" beginnt, am Rasen vor dem Reichstag... |
...zuerst mit Massage... |
...zu hunderten... |
...können sie jetzt wieder lachen, die Kämpfer... |
Stereo-Massage, was für ein Glück der hat,
oder? |
Ich bevorzuge Qualität statt Quantität (Isabell in
Konzentration massierend an meinen Beinen... |
Dieser Finne macht Stretching (sonst kaum jemand) |
Lauffreund Norbert hat sich seine 2 Bier verdient (neue Bestzeit) |
"Camping" vor der Kleiderbeutel-Ausgabe (orange) |
Immer mehr Läufer kommen an, die meisten glücklich |
Schuhe aus, mal sehen, was es zu Essen gibt? |
...und dann Augen zu, hinlegen... |
...und jetzt eine Runde Schlaf...! |
Noch einige vom "team bittel", die mitliefen (Foto:
Sven Bladt) |
In der Stadt geht das "ganz normale Leben"... |
...seinen Sonntagsgang. Unseres wird nie mehr wie es war... |
Und während ich neben hunderten, in gelbe Planen
gehüllten Finishern bei meiner Bein-Massage entspanne… - werden
Deutschlands Fußballdamen Weltmeister, durchläuft Bayerns Ex-König
Stoiber nach seinem letzten km auch seine Finish Line, und der geniale
Wunder-Äthiopier Haile Gebrselassie läuft mit 34 Jahren beim 34.
Berlinmarathon neuen WELTREKORD. Dieser kleine Sausewind (1,64m)!
Alle, die ins Ziel kommen feiern ihn, wenn der Sprecher „New World
Record“ ankündigt. Eine grandiose Glückskulisse im Ziel am Rasen vor dem
Reichstag!
Berlin ist schon wieder mal eine (Marathon-)Reise wert. Kieck ma eener
an…
Servus,
Euer team-bittel-Erwin
PS: Dem Sieger gratulierte als erster Paul Tergat, bisheriger
Weltrekord-Inhaber. Haile Gebrselassie sagte danke, und : "Sorry Paul".
www.berlinmarathon.de
32.533 Marathon-Finisher, aus 115 Ländern
(ausländische Starter 41%)
Weitere "team-bittel" Berlin-Lauf-Berichte ??? |
Aus früheren Jahren klickt hier:
1999 und
2003
und 2004 |
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