Es ist Herbst, nahe dem Gefrierpunkt, doch nicht
zu kalt in der Sonne. Etwas außerhalb der
kleinen
verschlafenen Stadt um das
Barockschloss finde ich die Rundsporthalle. Und daneben das
Ziel, wo der Löwenmarathon mit 120 Löwen startet. Eine sehr
überschaubare Gruppe, irgendwie habe ich das Gefühl, alles miteinander
Bekannte. Sehr familiär auch die Kleiderbeutel-Abgabe: der Kofferraum
eines Autos. Zeitmess-Chip? Keiner.
Alles liebevoll und familiär: die Kleiderbeutel-Abgabe... |
...der Sprecher: "Die Läufer bitte langsam zum Ziel begeben" |
Wir starten mit Blick auf das Barockschloss |
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11:30 Uhr. Es geht los. Unspektakulär nach dem
Rückwärtszählen ...3,2,1 entschwindet das Feld. Zuerst mal 10km Hügel
aufwärts. Drei Profis eilen davon, ein Stück dahinter bildet sich eine
kleine Herde mit den ersten beiden Löwinnen. Löwe Erwin in gebührendem
Abstand hinterher trabend. Ist das bei den Löwen nicht eher andersherum?
Ich meine, mehr Löwinnen pro Löwe.
Die ersten 10km bergauf... |
...und gleich biegen wir in den Wald ab |
Schon bald zieht sich das Feld auseinander, wir
verlieren uns in den unendlichen Hügeln der Western-Prärie, eh Wester.
Unter den Pfoten raschelt rotbraunes Laub. Manchmal einen Kilometer
lang. Der Pfad führt durch Wald, viel Wald, aber auch durch sonnige
Stücke. Alle Tier gehen uns aus dem Weg, scheint es, weil so gut wie nie
jemand am Wegrand steht. Aber das macht nix. Löwen sind eh oft
Einzelgänger.
km2, Abbiegung: alles gut markiert (hoffe das bleibt so) |
Sonne und weite Blicke in die wellige Landschaft |
km6, erste Verpflegung: wieder sehr familiär und nett |
Weiter bergauf im farbigen Wald |
Die „morgendliche“ Kühle (es ist bereits nach Mittag) ist gut zu
vertragen. Mein Odlo-Löwenfell taugt. Auf den häufigen sonnigen Wegen
wird es angenehm warm. Nur als in der zweiten Hälfte auf den Anhöhen der
Wind dazu kommt, ist es kühl für kurze Ärmel. Ich lasse meine wieder
runter.
Man kann am Samstagmorgen... |
...auch auf den Golfplatz gehen. Wir Löwen laufen lieber. |
Kleine Getränketische mit Iso, Wasser und immer
warmem Tee. Und allerlei zu beißen, was ich jedoch auslasse. Relaxed
gestartet rollt es gut. Immer wieder erreiche ich die Gruppe mit den 2
Löwinnen. Und 8 Löwen. Dann verlasse ich sie, denn es zieht mich in die
Ferne. Und rolle so dahin. Km20.
Die Gruppe der beiden ersten Löwinnen... |
...gleich dahinter ein "Nacktlöwe" (es hat keine 8°C) |
1Löwin + 1Löwe, 1Löwin + 6Löwen |
Ich liebe diesen raschelnden Laubteppich |
Mit Laubgeraschel auf die Jagd nach dem... |
...Hachenburger Frischling (gibt's aber erst im Ziel) |
Auf einer ewig langen Waldgerade sehe ich nur noch
2 Läufer vor mir. Der erste verpasst den, auch für mich nicht
ersichtlichen, Abzweig. Wir drei und noch ein paar nach uns verlassen
den Trampelpfad. Wohin jetzt? Ich beschließe dem Wanderweg zu folgen.
Für eine ganze Weile, vielleicht 10min, bis ich einen Spaziergänger
frage, ob er heute schon Marathonläufer gesehen hat. Was? Okay, hat er
nicht. Also zurück.
Selten steht mal Publikum am Wegrand, ist aber okay... |
...angesichts der schönen Natur... |
...um den See |
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Ich sehe keum noch jemanden vor mir. |
Und jetzt: links oder rechts??? - Verlaufen! Oh
nein... |
Meine Lust im Wald zu streunen nimmt rapide ab.
Nach einer ganzen Weile, etwa 2km, sehe ich Läufer. Die biegen an einem
unscheinbaren Baumstapel ab. Aha, das muss der Weg sein! Das „hintere
Ende“ ist gefunden. Ich ziehe vorbei. Löwe Erwin darf den Marathon am
Ende um 4km verlängern. – Na prima! Darauf besaufe ich mich an der
nächsten Tränke mit 3 Bechern Tee. Jawoll !
Ich stoße auf das hintere Ende der Läufer |
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Als
unser Weg auf die Halblöwen (21km) stößt, ist noch einmal Verwirrung.
Wohin? Nach 100m falscher Fährte pfeift mich jemand zurück. Danke! Es
ist einer, dem ich kurz zuvor im Vorbeilaufen von meiner Extrarunde
zumurrte.
Jetzt laufe ich bis ins Ziel im Feld der 10km- und 21km-Tiere. Ich hole
ein und ein. Zunehmend mehr kommen da. Es gibt zum Teil Stau. Aber was
soll’s? Vor der Dunkelheit werde ich schon noch was zum Futtern
erwischen.
Meine Beine werden echt schwer, ab km 43 (ja, weil mein Weg ist doch
länger!). Auch wenn es bergab geht. Ich gebe zu, die wirrsten Gedanken
zu suchen, um diese Situation rumzukriegen. Ich bin müde. Ich will heim.
Und es wird mir kalt. Ja.
km32: es wird leicht windig und kühl |
Die 21km- und dann die 10km-Löwen begegnen mir |
Das
echt schöne kleine Fachwerkstädtchen Hachenburg lenkt mich gut ab, am
letzten km (ja, km46!). Hach…, geschafft! - Der kleine „Alte Markt“ ist
berstend voller Beute, eh Leute. Schön. Doch ich bin zu schwach. Ich
schüttle meinen Kopf, eh Mähne. Und schlürfe Tee. Wieder Tee.
Stadtcheneingang: endlich im Ziel! |
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Man
kann in diesem schönen Western Wald sicher auch 42km laufen. Das ist
dann echt toll! :)
Löwe Erwin schlürft Tee. Wieder Tee. Gluck.
Löwige Grüße vom Löwenlaufen,
der Tee-Löwe.
PS: Danke Hans-Josef für's zum Bahnhof mitnehmen.
Infos: www.loewenlauf-hachenburg.de
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