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Letzte Änderung: 02.11.2008


Frank, Milton, Yvonne + Oli

Mallorca Marathon
19.10.2008

 








 

 (Bericht+Fotos: Oliver Schuberth)

 

 

00.00.2008 - Der 0. Marathon

 

Bereits im Dezember des letzten Jahres haben meine Freundin Yvonne und ich beschlossen, am diesjährigen Tui Mallorca Marathon bzw. Halbmarathon teilzunehmen. Praktischerweise lebt und arbeitet Yvonnes Bruder Frank seit einigen Jahren auf der Balearen Insel, sodass wir uns über eine Übernachtungsmöglichkeit keine Gedanken machen müssen und von ihm eine ausführliche Beschreibung der Laustrecke bekommen. Auch Frank wird bereits zum dritten Mal am Halbmarathon teilnehmen.


Um uns vor dem Lauf noch an die in Mallorca doch um einiges höheren Temperaturen gewöhnen zu können, reisen wir bereits am Donnerstag an. An den ersten Tagen steht vor allem Erholung auf dem Programm. Wir genießen das herrliche Sommerwetter, schlendern durch die schöne Altstadt Palmas und wundern uns über die Ausgelassenheit der Mallorquiner beim bereits zum zweiten Mal stattfindenden Oktoberfest. Ja, auch das hat mittlerweile auf der sonst wirklich sehenswerten Insel Einzug gehalten.

Am Samstag holen wir bei schwül-warmen 25°C am Parc de la Mar, der wunderschön unterhalb der Kathedrale von Palma gelegen ist, unsere Startunterlagen ab. Alles verläuft reibungslos und wirkt tadellos organisiert. Die Temperaturen bereiten mir ein wenig Sorgen, schließlich laufe ich seit einigen Wochen in Deutschland bereits bei eher kalten Temperaturen in langer Hose und mit Jacke und der Wetterbericht prognostiziert auch für den Sonntag Temperaturen um 25°C.

Am Veranstaltungstag ist es dank der guten Organisation möglich, kostenlos mit einem der Linienbusse zum Start am Parc de la Mar zu fahren. Als wir dort um 8.00 Uhr ankommen, ist bereits viel los. Trotzdem können wir unser Bekleidungsbeutel ohne langes Anstehen abgeben.

Der Start am Passeo Maritimo liegt herrlich zwischen Meer und Kathedrale – schöner kann es fast nicht sein. Die Stimmung der insgesamt mehr als 3.600 Läuferinnen und Läufer (1.223 beim Marathon, 2.463 beim Halbmarathon) vor den gleichzeitig startenden Disziplinen ist euphorisch. Gemeinsam werden bei wolkenlosem Himmel die letzten Sekunden herunter gezählt, bevor der lange herbeigesehnte Startschuss fällt.


Vor dem Start

Die Strecke führt zunächst am Passeo Maritimo in Richtung Norden am Hafen entlang, in dem etliche große Jachten liegen. Bei dem dichten Starterfeld ist es nicht leicht, schnell in meinen Rhythmus zu kommen und so verpasse ich beinahe die erste Verpflegungsstation.

Auf der Strecke gibt es alle 3 KM Verpflegungspunkte mit Iso und Wasser, welches gleich in handlichen 0,5Liter Flaschen ausgegeben wird. Das erleichtert das Trinken und ermöglicht es mir, mich während des Laufs ausreichend abzukühlen. Das ist auch nötig, da die Temperaturen im Laufe des Tages von 22°C beim Start auf über 26°C ansteigen. Darüber hinaus gibt es etwa alle 8 KM Bananen und Äpfel.

Bei KM 4 ist der erste Wendepunkt und die Strecke führt zurück in Richtung Start. Das schöne daran ist, dass ich so Yvonne und Frank entgegenkommen sehe und beide ein letztes Mal anfeuern kann.

Für heute habe ich mich wirklich gut vorbereitet und mir zum Ziel gesetzt, das erste Mal unter 3:10 h zu laufen. Als ich bei KM 12 in die schöne Altstadt von Palma abbiege zweifle ich zum ersten Mal an der Umsetzung. Die Strecke verläuft wellig durch eine Vielzahl sehr enger Gassen mit zum Teil unebenem und rutschigem Belag. Immer wieder sind Tempowechsel nötig und das scharfe Abbiegen geht auf die Sprunggelenke. Leider stehen kaum Zuschauer an der Strecke, um uns Läuferinnen und Läufer anzufeuern. Da ich mich mittlerweile in Palma ganz gut auskenne verliere ich nie die Orientierung und kann somit gut einschätzen, wie lange ich noch durch die labyrinthische Altstadt rennen muss, bevor die Strecke ab KM 20 einen gleichmäßigen Rhythmus erlaubt.

Nach 1:33 h überquere ich die Zeitmessmatten bei der Halbmarathondistanz und bin somit gut in der Zeit. Mittlerweile laufe ich in südlicher Richtung nach Arenal, einem der touristisch erschlossensten Gebiete, wo sich auch der legendäre Ballermann befindet, der immer noch jährlich Millionen Besucher anlockt. Die Strecke führt nun durch Wohngebiete vorbei an Häusern, die willkommenen Schatten spenden. Der Wind kommt leicht von vorne und kühlt angenehm. Trotz des schwierigeren Abschnitts durch die Altstadt fühle ich mich gut und mein Optimismus, eine neue Bestzeit zu laufen steigt. Ich weiß aber auch, dass die letzten 12 KM, die ich ohne Schatten bei hohen Temperaturen bewältigen muss, nicht unterschätzt werden dürfen.

Das Läuferfeld hat sich stark gelichtet, so dass ich große Strecken alleine laufen muss und nur selten auf einen Mitläufer treffe, der meinem Tempo entspricht. Ab KM 24 wird die Strecke öde. Schattenlos zieht sich die Strasse durch Brachland, vorbei an der Landbahn des Flughafens. Dazu kommt, dass ich seit wenigen Minuten wiederkehrende Krämpfe im Magen verspüre und Ausschau nach den angekündigten Dixi-WCs halte. Soll mein Lauf etwa schon zu Ende gehen? Meine Beine fühlen sich klasse an, alles läuft hervorragend und nun das! Zum Glück lassen die Schmerzen nach, doch mein Tempo kann ich nicht mehr halten. Bei KM 30, inzwischen laufen wir durch Arenal und es stehen viele begeisterte Zuschauer am Straßenrand, erreichen wir den von mir herbeigesehnten letzten Wendepunkt. Von nun an geht es am Meer entlang zurück nach Palma. Noch immer kann ich kein WC erkennen und in eines der zahlreichen Cafes möchte ich nicht gehen, da ich befürchte, dann zu viel Zeit zu verlieren. Denn trotz der wieder einsetzenden Krämpfe, halte ich an meinem Vorhaben, unter 3:10 h zu laufen, fest. Auch anderen Läufern geht es zunehmend schlechter – die Hitze fordert ihren Tribut. So kämpfe ich mich immer wieder an vor mir Laufende heran, um mich kurz im Windschatten auszuruhen und dann vorbei zu ziehen. Wasser kippe ich mir an jeder Station ausreichend über den Kopf und in mich hinein – zum Glück bleibt es auch dort. Dieser Streckenabschnitt ist einer der schönsten des Laufes. Die Bucht von Palma ist bereits zu erkennen, die Strecke ist eben und eine leichte Brise weht vom Meer. Ich versuche meine Schmerzen auszublenden und wenigstens ein wenig zu genießen, als ich endlich das herbeigesehnte Dixi gegenüber des Verpflegpunktes beim KM 36 sehe.

Zwar habe ich einiges an Zeit verloren, doch wenn ich jetzt noch mal anziehe, ist es noch möglich eine neue Bestzeit zu laufen. Nach kurzer Zeit hole ich wieder meine Mitstreiter auf, die bei meiner kurzen Klopause davongeeilt sind und kann sie sogar überholen. Die folgenden Kilometer erlebe ich wie in Trance. Den KM 40 passiere ich nach 3:00:30 und nach kurzem Nachrechnen wird mir klar, das es verdammt knapp wird. Ich erhöhe abermals das Tempo. Mein Puls bewegt sich im Maximalbereich bei etwa 185 Schlägen pro Minute. Die Zuschauer am Streckenrand rufen meinen Namen, feuern mich an. Woher kennen die mich denn alle, schießt es mir in den Kopf? - Ach ja, mein Name steht ja auf der Startnummer. Ich laufe am Parc de la Mar vorbei, durch die letzte, scharfe Kurve auf den mit rotem Teppich ausgelegten Holzsteg, der mich direkt ins herbeigesehnte Ziel führt.

Natürlich drücke ich meine Uhr erst ab, als ich bereits meine Medaille ausgehändigt bekommen habe und weiß somit nicht, ob ich mein Zeitzeit erreicht habe. Yvonne ist bereits da und versorgt mich. Sie konnte ihre Halbmarathon-Bestzeit trotz Rückenschmerzen auf unter 2:13 h verbessern. Auch Frank war auf der 21km-Distanz mit 1:41 h zwei Minuten schneller als im letzten Jahr.

Jetzt hinterher? - Trotz der wirklich anstrengenden letzten Kilometern geht es mir ganz gut. Ich trinke ausgiebig und genieße anschließend eine der zwar kurzen aber sehr wohltuenden Massagen. Als diese fertig ist, steht Yvonne strahlend vor mir. Sie hat meine Urkunde ausdrucken lassen: 3:09:57 h – Wenn das mal keine Punktlandung ist!


Nach der Massage

Muchos Saludos de Mallorca,

Oli.


Infos: www.abc-marathon.de
 

 

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