Vorneweg: Die Strecke ist sehr anspruchsvoll (4.344 Höhenmeter, 24 h
Limit).
Neben steilen An- und Abstiegen ist es v.a. die Beschaffenheit der
Trails, die mich an meine Grenzen bringt: Grobe Steine, kurze
Kletterpassagen im Fels, Hindernisse über Zäune. Hier ist der Name
tatsächlich Programm. Die wenigen befestigten Abschnitte nutze ich, um
mal etwas zügiger zu laufen und mich zu „erholen“. Andererseits führt
die Strecke durch herrliche Landschaft, die immer wieder
unvergleichliche Panoramen liefert. Der Start nachts um 24.00Uhr heißt
für alle: Mit Lampe laufen und gegen die einsetzende Müdigkeit
ankämpfen. Dank des fast vollen Mondes gibt es aber auch Gelegenheiten,
mal ganz ohne Licht durch die Nacht zu laufen. Besonders schön ist das
dann, wenn sich der Mond im Meer spiegelt. Die ersten Sonnenstrahlen
erreichen mich auf dem schönsten Abschnitt der Strecke, immer direkt an
einer Abbruchkante, etwa 850 Meter über dem Meer entlang. Bei aller
Anstrengung, dafür lohnt es sich doch! Laufen bis zum Sonnenaufgang ist
mein Minimalziel.
Da ich vor 3 Wochen wegen eines Lymphstaus im linken Sprunggelenk nicht
mehr trainieren konnte, ist es schwer einzuschätzen, wie weit ich es
schaffen könnte. Zum Glück spielt mein Fuß mit und bereitet mir kaum
Probleme.
Insgesamt gibt es im Abstand von 2-3 Stunden 7 Verpflegungsstellen, die
ordentlich bestückt sind. Neben Keksen, Schokolade, Riegel, Cola, Iso
und Obst gibt es Sandwichs, Pasta und mallorquinische Spezialitäten, wie
Coca (Mürbteigpizza, völlig legal!) und Mandelkuchen. Die Helfer sind
sehr bemüht, die Läufer gut zu versorgen und zu unterstützen. Andere
Unterstützung ist jedoch nicht erlaubt. So muss alles, was für den Lauf
benötigt wird, von Beginn an mitgenommen werden. Es gibt keine
Möglichkeiten, Schuhe oder Kleidung zu wechseln.
Dies finde ich besonders schwierig, da ich gern mal andere Schuhe
angezogen hätte. Ab Km 70 habe ich fiese Blasen an den Ballen, die die
restliche Strecke nochmals erschweren. Richtig hart wird es ab Km 90.
Nur noch ein lockerer Lauf über 17km und 300Höhenmeter, fast flach. Doch
mit jedem Kilometer, mit dem das Ziel näher rückt, werde ich platter.
Meine Füße brennen, die Beine sind leer. Weit und breit kein Mitläufer,
also ein Kampf mit mir alleine. Dabei kommen mir immer wieder Gedanken,
mich einfach zu setzen, die Schuhe auszuziehen und aufzuhören. Warum das
Ganze?
Zum Glück kann mich meine Freundin, die bereits mit ihrem Bruder im Ziel
auf mich wartet, per Telefon motivieren. Als beide mir in Pollenca
entgegenkommen und mich auf dem letzten Kilometer begleiten, ist meine
Qual fast wieder vergessen.
Nach 20:06 Stunden erreiche ich das Ziel. Dies wird mir erst bewusst,
als ich endlich sitze, Schuhe ausziehe und etwas zu Essen bekomme. -
Wenn mich jetzt jemand fragen würde, ob ich so etwas wieder mache? Ich
würde wild mit dem Kopf schütteln. - Doch bereits am nächsten Tag
ist mir klar: Chiemgau-100km ich komme!
Euer Oli
Die Bilder
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Einsam durch die Nacht |
Steinig und steil |
Die ersten Sonnenstrahlen |
Herrliches Panorama |
Immer an der Abbruchkante entlang |
Hoch über dem Meer |
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Sinkflug nach Deia |
Durch alte Olivenhaine |
Nette Leidensgenossen |
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Endlich wieder was zu Essen! |
Immer schön nach oben... |
...und oben weiter |
Trail-Laufen |
Soller von oben |
Noch 33km |
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Am See gibt es was zu essen |
Ist's noch weit? |
Zieltor abends (hier mein kaputter Zieleinlaufs:
s. Video) |
Siegesfeier |
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Infos:
www.TrailSerraDeTramuntana.com
(Teilnehmer: 235, davon 9 Deutsche, aufgegeben: 37)
Links:
Hier zu
Olis Presseartikel
und
Mirkos Bericht
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