Ja die Schweiz. Schon die Hinfahrt ist lustig: Auf einmal endet
die Strasse, das Navi weiß keinen Rat mehr. Oh, wir müssen in einen
Autoverladezug einfahren. 20min "Tunnelfähre", mal was ganz anderes.
Aber spaßig. Und nach Zermatt darf man nicht mit dem Auto? Aha. Gut,
also Auto in Täsch abstellen und den 15min Zug nehmen. Der fährt aber
sogar nachts alle 30min., zum Glück. Und morgens muss ich per Zug wieder zurück
von Zermatt nach St.Niklaus (Startnummer ist Ticket).
Kurz aber gut in frischer Bergluft ausgeschlafen, ist unser Start um 09.00
Uhr in St.
Niklaus, schon auf 1.120m Höhe. Schnell wird da die Luft
ungewohnt dünn. Und wir werden die Hälfte der Zeit auf über 2.000m
laufen. Schnauf schon am Start. Und es ist sehr sonnig. Mit unserer
Zahnbürste haben wir schon am Start Spaß.
Wir verabschieden uns von Susannes Mann, Friedrich und treffen
überraschend Ursel wieder (s.
Paris 2010)
und Ihren Mann Ingo (der ist wirklich Zahnarzt !) und lassen es nach dem
Startknall erst mal langsam los gehen. Es wird ja warm. Und steil.
Susanne rennt mir etwas schnell los, obwohl es schon recht warm ist.
Sie trifft Iris wieder, mit der sie
Kaisermarathon
2010 ein längeres Stück zusammen lief. Und heute fast die ganze
Strecke. Ich lasse die Mädels ein Stück vor, die sich scheinbar gegenseitig
beschleunigen, unterhalte mich mit dem einen oder anderen. Erstaunlich wen man hier wieder alles trifft. Längst kennt man meine
Fotolaufberichte: "Ja, ich habe viele gelesen". Und kennt natürlich
meinen Hut.
Von Beginn an frage ich fanatisch verzückt applaudierende
Zuschauer, kalt: „Haben Sie schon Ihre Zähne geputzt? – "Na zum Glück“.
Oder ich frage verdutzt grinsende Marathonläufer neben mir, ernst: „Wo ist Deine
Zahnbürste?“
Plötzlich, da: Ein
Zahnbürstenflüchtling! Mit einem Zwischenspurt flüchtet eine Läuferin
vor uns, als ich Susanne zuraune, ob sie wohl auch eine Bürste im Gepäck
hat. Diese Bemerkung hat sie massiv gestört.
Km10: Ein dickes
neues Auto muss auf der gesperrten Strasse fahren, und obendrein genau
durch eine Verpflegungsstation. Natürlich ein Mercedes. Aus Duisburg.
Neben mir läuft etwas tappend die junge
Finnin Nadja, in Zehenschuhen, heute zum ersten Mal mehr als 30km. Na ob
das gut geht? (Ja, es wird!)
Bis zum Halbmarathon
ist es relativ flach, nur 400 Höhenmeter. Dann sind wir in Zermatt
(km20), eine kleine andere Welt. Enge Strassen ohne eine Spur von Autos:
Auch keine parkenden. Dann geht
es bergauf!
Für eine halbe
Stunde sind wir durch die Zermatt-Stimmung abgelenkt.
Es kommt viel Wald und mehr Schatten als gedacht. Die
Wege sind breit, nicht allzu uneben, man kann gut zu zweit oder dritt
nebeneinander laufen. Die meiste Zeit. Aber es gibt auch enge Trails und
stolprige Geröllpassagen, Wurzelslalom und herausragende Stolpersteine.
Susanne vertritt sich einmal kräftig. Oh! Sofort gehen, entlasten und
beobachten. Aber scheinbar ohne Folgen. - Sie kämpft schon etwas mit dem Anstieg
(1.800m-2.300m), vor allem mit der dünnen Luft. Nach 20min erholt sie sich aber schnell wieder. Immer mal wieder
ein Stück gehen zur Auflockerung, den Fuß checken und immer stetig
weiter. Jetzt rollt es prima. Und in meinem Camelbak ist noch viel von
meinem Zaubertrank (ja, absolut Doping).
Plötzlich hinter uns singt einer von Indianern und Sternen. Voller
Glückshormone :) Das wirft sicher wieder einige der vielen
Verbissenen aus der Bahn, und stört beim Kopfhören. Muss ein
Marathonläufer ernst sein, auf den Boden schauen, und bloß nichts sagen?
Wir nehmen es lustig und amüsiert. "Auffallend viele Läufer haben
Ohrmusik drin", fern von den Geräuschen der Bergwelt, stellt Friedrich
fest als reiner Zuschauer. Wir treffen ihn heute 3x unterwegs.
"Begleitpersonal fährt 50% günstiger",
sagt er, stets auf der Suche, wie er uns wieder treffen kann. Schnell
sind hiefür 100 Franken weg. Die
Schweiz ist teuer! Dafür ist das Bahn-Personal sehr hilfreich und
freundlich.
Es gibt nicht oft und nicht viel Publikum unterwegs
(außer in der Stimmungshochburg Zermatt). Doch Schweizer lächeln stets
sehr nett zurück. Muss ich mal sagen! Lächeln und Freundlichkeit an den
VP-Stellen, von allen Wanderern unterwegs, besonders die aus Japan. Fröhliche
Aufmunterung von den kleinen Picknick-Gruppen unter einem Baum, vom
Publikum an den Kreuzungen oder autozugänglichen Stellen.
Km30 - Ach nein, da taucht wieder Didi (blind) vor uns auf, mit Guide wie
immer (s. Liechtenstein 2011).
Ich frage ihn schelmisch: „Und wie siehst Du das heute?“ – "Das ist mein
99ter Ultra - die Ruhe vor dem Sturm", lacht der alte Hase. Ein wirklich netter Zeitgenosse! Wie macht der das, dass er nie
stolpert?
Ich versinke in der Ruhe der Landschaft immer
wieder in Gedanken, vor allem in Gedanken an morgen (s.
Challenge Roth). Es macht mich
vorsichtig und ruhig. Aber es taucht auch ein großes Fragezeichen auf...
Wird schon gut gehen.
„Läufst Du noch, oder genießt Du schon?“, lese ich vor mir auf
einem T-Shirt. "Weder noch", höre ich leise. Der arme Kerl ist scheinbar
völlig am Ende. Kurz danach bittet mich sein Lauffreund das Video
und die Bilder zu löschen. Das passiert mir in 10 Jahren zum 1. Mal,
aber natürlich lösche ich. – Dies zeigt: Marathonlaufen ist nicht immer
spaßig. Besonders heute wird viel gekämpft. Mit sich. Die langen
Schatten des Mountain-Cup liegen über den meisten Teilnehmern. Es gilt 3
von 4 harten Bergmarathons zu finishen, um in diese Wertung zu kommen.
Susanne hat dies bereits heute erreicht.
Bis km39 können wir wieder traben, es läuft trotz dünner Höhenluft
recht gut. Die Wege sind breit und nicht allzu steinig oder uneben.
Trotzdem sind unsere Füße schon sehr müde. Bei km 38 treffen wir zum
letzten Mal Friedrich: "Noch paar Hundert Meter, dann wird es steil!: -
Oh ja, ab km 39 geht es heftig ran, würg!
Km40: Unsere kilometerlange Kolonne ist zu einem Schweigemarsch geworden. Mit verlorenem
Blick auf den Boden. "Susanne, warum rennst Du jetzt nicht?", scherze
ich, und nehme einen Schluck Tee.
Km41: Ich mache spaßeshalber einen kurzen Sitzstreik: "Mama ich will heim!". Ein
kämpfender Bergbiker schwitzt neben mir. OK, schiebe ich Dich ein
bisschen? „“Non non, ca va“, sagt er, es geht schon noch. Aber ich
brauche das jetzt, entgegne ich und schieben ihn verdutzt ein Stück.
Wir brauchen 35min für die letzten 2km!
Endlich, ich überhole einen echten Kenianer! - Träume ich?
Er spricht gut Deutsch und wir machen einen kurzen Spaß, bis ihm völlig
fertig die Luft ausgeht. Für unseren letzten km heute brauchen wir
weitere 20min! Friedrich kommt uns 400m vor dem Ziel entgegen, motiviert seine
zugegeben durchhängende Frau, die heftig mit der dünnen Luft kämpft. -
Nach exakt 5:55:55 Std. ist es geschafft! Mit Ausblick aufs weiter
leicht wolkenverhangene "Zhoro". Fast zeigt sich uns der schönste Berg
der Welt im Ziel doch noch.
Fast, denn genau jetzt beginnt es zu regnen. Glück gehabt. Ab ins Zelt,
wo es nicht
kühl ist, und warme Suppe trinken. Jetzt putzen wir der Amerikanerin Robin
die Zähne (versprochen ist versprochen!). Und jetzt schnell
in die Bahn,
aus
dem kalt und ungemütlich nass werdenden Ziel nach unten
flüchten.
Im gedrängt vollen Zug
sitzt mir eine
australische Studentin gegenüber, auch mitgelaufen, auf
Europaurlaub. Wehmütig muss sie in wenigen Tagen heim. Was ich heute
essen und wie ich mich auf morgen vorbereiten würde, fragt mein
Schweizer Nachbar, der mich schon öfters getroffen hat. Keine Ahnung,
erst mal duschen. Was ist mein Geheimnis, bohrt er nach? Nur der
Zaubertrank und die Zahnbürste!
Oh war das ein Tag! Kein Bergmarathon der leichten Sorte. Aber von der
Atmosphäre einer der schönsten.
Zuerst die Videos:
a) km4
Gletscher-Express bei km4
b) km17
Rauschende Schlucht +typische Brücke
c)
Susannes
Zahnbürste
d)
Kuhglockenalarm
e)
km28 japanisches
Interview am Matterhörnli
f) Ruhe
vor dem Sturm für den blinden Didi
g) Dünne Luft
und coole Gedanken
h) Susan
regeneriert
i) Einem
Kenianer geht am Berg die Luft aus
Die Fotos Teil 1
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Anreise: Wenn die Strasse endet, fahren alle in diesen Autozug.
Lustig. |
|
Mit dem Gletscher-Express zum Start... |
...alles prima ausgeschildert |
DasTeam bereit zum Zahnbürsten-Lauf... |
...die Zahnbürste sitzt |
Zahnarzt Ingo testet unsere Zahnbürste... |
...jetzt hat seine Ursel super weiße Zähne, es kann los gehen! |
Langsam sammelt sich alles am Start... |
...wir stehen bereit |
|
|
Startschuss |
Über den Fluss Matter-Vispa |
Guter Dinge machen wir uns auf den Weg... |
...hinaus aus St. Niklaus |
Fanmeile in der Sonne |
Roger und Gina (England) kenne ich schon ein paar Jahre |
Die Läuferreihe in der Morgensonne |
Irgendwie beruhigend, das Plätschern |
Km4: Es ist schon warm, Anna ist gut drauf (s.
Video) |
Verpflegung1 bei km5 |
Das tiefste Tal der Schweiz, hier mit idyllischem Grächner See
|
Weiter geht's das enge Tal langsam hoch |
Nadja aus Finnland läuft mit Zehen-Spezialschuhen |
Susanne hat Iris wieder getroffen, was für ein Zufall... |
...und so laufen sie freudig dahin, und überholen alle :) |
Neben uns Gerölllawinen |
Randa (km10) und VP2: Nadja im Barfuß-Schuh |
Scheint wie eine Morgenpause bei der Holzarbeit |
Lustige Jungs |
Wir erreichen Täsch mit fröhlichem Morgenpublikum |
Der rechts schaut ernst, mit Recht, fährt doch auf der
gesperrten Strasse... |
...tatsächlich ein fettes Auto direkt durch uns Läufer an der
VP3 ! |
Weiter das immer enger werdende Tal hinter |
Schöne kleine Holzhäuschen |
Ein Stück im Tunnel: Schön kühl |
Über diesen kleinen Steg mit Blick hinunter (s.
Video) |
Km17: Langsam wird es bergig... |
...und ein wenig eng |
Marlies läuft ein Stück mit uns |
Hier läuft sie mit Zahnbürste (s.
Susannes
Zahnbürste) |
Christian, ein lockerer Schweizer "Einarmger Bandit" |
Oh, eine Bank? |
Machen wir eine kleine Rast! |
Was macht dieser (englische) Neandertaler hier... |
...am Eingang von Zermatt |
Wir überqueren die Gleise... |
...und laufen ins autofreie Zermatt mit bombiger Stimmung
(Foto: Friedrich Mohr) |
Ganz schön was los hier! |
Lucien zeigt wie fit 65jährige Franzosen sind!
(Foto: Friedrich Mohr) |
Wir werden oft abgeklatscht...
(Foto: Friedrich Mohr) |
Gutes Skigebiet hier
(Foto: Friedrich Mohr) |
Empfang auch mit Kuhglocken-Lärm |
10:30 Uhr und schon 20°C bei blauem Himmel. Das wird noch warm! |
Die Hauptstrasse... |
...einfach schön |
Wenn es am Kopf kühl wird, hier gibt es Mützen... |
...ich bleibe aber bei meinem Hut |
Hier zu
Fotos Teil 2
Links:
|