2010 und 2011
war ich zum K 30 beim Swiss Alpine, was dazu führte, dass in meinem
Hotel schon "mein Stammzimmer" auf mich wartete. Meine Hotelwirtin
begrüßte mich am Freitag wie gewohnt herzlich und gleich mit dem
neuesten Wetterbericht in der Hand. Da es bei jedem meiner Läufe in 2012
Regen gab, war auch hier nichts anderes zu erwarten, nur dass der
Wetterbericht dazu noch Gewitter vorhersagte.
Ich begab mich zuerst zum Kongresshaus, um meine
Startunterlagen in Empfang zu nehmen – wie immer am gewohnten Platz.
Es ist gut ein Stammzimmer zu haben und gleich freundlich
empfangen zu werden |
Hier im Kongresshaus gibt's die Startunterlagen |
Startnummernausgabe |
Anschließend führte mich mein Weg aufs Jakobshorn, um meine Laufschuhe
einem letzten "Grip-Test" zu unterziehen.
Bergstation des Jakobshorn |
Samstagmorgen nach einem Frühstücksbrötchen und Kaffee machte ich mich
auf ins Davoser Stadion, wo pünktlich um 07.00 Uhr der Startschuss
erfolgte. Wie für mich gewohnt, verlief die Strecke erst Richtung
Davoser See, bevor am Hotel Seehof die Wende kam und uns durch ganz
Davos bergab in Richtung Lengmatte führte. Dort wartete bereits das
erste Hügelchen auf uns, welches uns nach Spina bringen sollte, wo wir
wie in jedem Jahr mit Kuhglockengeläut empfangen wurden.
Ortseingang Spina |
Empfang mit Kuhglockengeläut |
Auf
einem wunderschönen Waldweg setzten wir unseren Weg in Richtung
Mondstein fort.
Die Kirche von Mondstein |
Nun ging es bergab
zur Zügenschlucht, die es zu durchqueren galt, um letztlich bei KM 25
den Bahnhof "Wiesen" zu erreichen. Nun folgte ein weiteres Highlight –
der Lauf über das Landwasserviadukt.
Das Viadukt über den kleinen Fluss
Landwasser kurz vor der Bahnstation Wiesen |
Auf dem "Wiesener Viadukt" |
Bis hierhin war
mein Lauf völlig im "grünen Bereich", bis bei KM 27 dann die
Schrecksekunde folgte. Eine feuchte Wurzel befand sich nicht an
ihrem gewohnten Platz, was dazuführte, das meine Beine ihr nicht
ausweichen konnten und der Sturz unvermeidlich war. Dann kam das
"Weitergehen um die Knochen zu sortieren" bis zum nächsten
Gebirsbächlein, wo erst einmal der Dreck abgewaschen wurde. Somit
brauchte ich für 5 km sagenhafte 50 Minuten bis ich endlich bei KM 30
Filisur erreichte.
Eigentlich hatte ich mich schon auf der linken Straßenseite eingeordnet,
um diesen Lauf aufgrund meiner Schürfwunden und des "säuerlichen"
Oberschenkels vorzeitig zu beenden. Doch im letzten Moment zog ich noch
nach rechts rüber (in der Formel 1 hätte das zwangsläufige eine
Durchfahrtsstrafe nach sich gezogen).
Wir verließen den Ort Richtung Bergün. Hier verfielen die Läufer in
meinem Umkreis aufgrund der Steigung in den Wanderschritt. Mittlerweile
hatte auch der Regen entdeckt, wo wir Läufer uns versteckt hatten und
gönnte uns eine Dusche zur Abkühlung beim Anstieg.
Nicht "Singing in the Rain" sondern "Waiting in the Rain" |
Blick zurück zur Brücke |
In Bergün wurden
wir von etlichen Menschen, die dem Wetter stand hielten, begrüßt und
angefeuert. Da wir aber erst 40 von 79,4 km absolviert hatten, blieb
keine Zeit, mich lange aufzuhalten. Zügig setzte ich meinen Weg nach
Chants fort. Das fleißige Weiterlaufen quittierte der Wettergott mit ein
paar einzelnen Sonnenstrahlen.
Bei Km 50 wurde es
dann wirklich ernst: Steil ging es bergauf in Richtung Keschhütte. Kaum
hatten wir die Baumgrenze passiert strahlte uns endlich mal die Sonne
entgegen, so dass wir die herrliche Berglandschaft genießen konnten.
Der Läuferwurm schlängelte sich immer weiter, bis das erste große
Ziel Keschhütte erreicht war. Dort wurden wir zuerst von den Sanitätern
begutachtet, ob wir die Strapazen verkraftet hatten, bevor wir mit dem
Gletscher im Hintergrund uns mit Bouillion, Iso-Tea und Alpinbrötchen
stärken konnten.
Sonne bei der Keschhütte |
Noch nicht der höchste Punkt des K78, aber für mich ist das der
Höhepunkt |
Doch noch war der
höchste Punkt der Strecke nicht erreicht. Es ging weiter auf dem
wunderschönen Panorama-Trail, zuerst bergab zu den Lai-da-Ravais-Seen.
Nur was wir gerade so gemütlich hinuntergelaufen waren, durften wir nun
zum höchsten Punkt der Strecke – dem Sertigpass – hinaufkraxeln. Jetzt
hatte ich KM 60 erreicht und da meine Uhr 8 Stunden und 35 Minuten
zeigte, wuchs das Gefühl, dass es wirklich möglich war, in den
verbleibenden 5 Stunden die restlichen 19 km zu bewältigen.
Dann folgte ein
für "Herz und Kopf" anstrengender Streckenabschnitt: Während mein Kopf
auf mich aufpasste, dass ich auf die richtigen Steine trat, erschreckte
sich mein Herz jedes Mal, wenn von hinten ein schneller, rutschender
Läufer seinen Weg nach unten suchte (denn zwangsläufig würde man
mitgerissen, ein Ausweichen wäre unmöglich !)
Glücklich
erreichte ich den etwas breiteren Weg, der uns durch das Sertigtal zum
Sertig-Dörfli führte.
Nach dem steilen Abstieg endlich ein breiterer Weg |
Hier wurden wir in
erster Linie vom Regen begrüßt, der schon im Tal auf uns gewartet hatte.
Und weil das noch nicht genug war, schickte uns der Wettergott bei der
Ankunft in Clavadel auch noch ein Gewitter und Hagel.
Die letzten 9 km
führten auf einem schönen Waldweg von Clavadel nach Davos, wo man schon
von weitem den Stadionsprecher hören konnte, wie er die eintreffenden
Läufer begrüßte.
In Davos
angekommen wurde ich noch von einem Streckenposten angehalten. Er
konnte meine Freudentränen nicht vom Regen unterscheiden und
vergewisserte sich, dass es sich auch wirklich um solche handelte.
Es ist unmöglich, schon beim Zieleinlauf zu realisieren, welches
Laufevent ich gerade bewältigt habe. Ich kann zweifelsohne behaupten,
dass dies der schönste Lauf meiner "Laufkarriere" war (auch wenn ich
hier unter diesen "Profis" ein Neuling bin). Vielleicht werde ich ihn
irgendwann wiederholen, schon alleine, um zu überprüfen, ob sich alles
am gewohnten Platz befindet.
Noch lange werde ich die Erinnerungen genießen an diesen Samstag, den
28.07.2012.
Eure Andrea
Infos: www.swissalpine.ch
(Finisher:
4.500, davon 1.061 K78)
Hier zu
Svens Bericht
Links:
der K78 2011 von Hannes Nützel |
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