Freitag 10:30 Uhr, Übernahme der Startunterlagen im
Kongresszentrum in Davos, draußen Temperaturen um 27°C. Hoffentlich wird
es morgen nicht so warm! Wie überall in der Schweiz, geht es auch hier
gemütlich zu und läuft ab wie in einem ihrer berühmten Uhrwerke.
Viele Läufer begrüßen sich und ihnen steht die
Vorfreude auf den morgigen Tag ins Gesicht geschrieben. Startzeiten
vergleichen und Fahrpläne studieren. Die vielen Messestände laden zum
Verweilen ein und manch einer probiert die neuen Isogetränke oder
Riegel. Sehr lecker ist der Walnusskuchen (eine Schweizerspezialität),
wie gemacht für Läufer. Die Wettervorhersage für morgen: Wechselnd
bewölkt mit sonnigen Abschnitten, teils Gewitter mit Regen. Am Vormittag
12°C, nachmittags 18°C, Nullgradgrenze auf 3900 Meter.
Samstag:
Die Nacht war kurz, fast schlaflos. Das kenne ich
und mache mir nicht viel draus. 3:30 Uhr stehe ich auf und mache mich in
aller Ruhe fertig. 4:50 Uhr fährt der Sonderzug der Rhätischen Bahn von
Landquart nach Davos. Ich nutze das Swiss-Ticket (im Startpreis
inbegriffen), denn der Bahnhof befindet sich direkt vor der Haustür und
der Heimweg wird dann auch ganz entspannt. Es steigen erstaunlich viele
Läufer hier schon ein und an den einzelnen Haltestellen kommen immer
mehr hinzu. Es geht zu wie in einem Bienenstock.
6:05 Uhr Ankunft in Davos. Ich folge den Menschen,
die zielstrebig dem Sportplatz zustreben. Nach dem Anlegen meiner
restlichen Laufutensilien, begebe ich mich zu den Effekten-Boxen, um
meine Wechselkleidung für die Zwischenstation in Bergün abzugeben.
Hier (und an 2 weitere Punkten) treffe ich unsere
neueste Team-Bittel-Reporterin, Marion aus Zürich. Sie lief mit Erwin in
Würzburg, wo auch ich Zugläufer war im Mai. Und wir sahen uns beim
Metropolmarathon in Fürth wieder. Sie hatte mir schon vorher mitgeteilt,
dass sie sich den Start ansehen wollte und dafür extra früh von
Lenzerheide nach Davos fahren würde. So ist meine Freude groß, als sie
mich unter all den Läufern erkennt! Wir machen ein paar Bilder und dann
wird es Zeit mich in den Startbereich zu begeben.
Es sind wirklich viele Menschen, die dem Start
entgegenfiebern. Anhand der Startnummern kann man erkennen, wer den C42
(Marathon) und den K30 (30km) absolvieren möchte. Ich ordne mich sehr
weit hinten ein, um nicht in Versuchung zu kommen, mit dem schnellen
Läufern mithalten zu wollen. Erwin hatte mir gute Tipps mit auf dem Weg
gegeben, damit dieser Lauf nicht zum Abenteuer für mich würde. Jetzt
sehe ich auch ein paar bekannte Gesichter, alte Ultrahasen, die sich
herzlich begrüßen. Auch Anton Lautner läuft den C42 und macht wieder
viele Bilder.
Wir starten um 7 Uhr, bei sehr angenehmen
Lufttemperaturen. Das Läuferfeld zieht sich sehr schnell auseinander.
Genauso schnell finde ich meinen Trainingstrott, so das die 30km bis
Filisur in 3 Stunden schnell vergehen. Hier mache ich 30 min Pause und
lasse mich massieren. Es wird immer dunkler am Himmel. Die Strecke ist
jetzt so steil, dass viele Läufer aus dem hinteren Feld die Steigungen
nur noch gehend zurücklegen. Bis Bergün laufe ich dann mit dem
sympathischen Pieter, Triathlet aus Belgien. Überall an der Strecke
stehen die Anwohner und feuern uns mit lautem Kuhglockengeläut und ihren
Hopp-Hopp-Rufen an. Allen Helfern schon mal ein großes Dankeschön! Ihr
habt immer Zeit für ein freundliches Wort und an den Stationen stehen
die Becher schon immer gefüllt bereit.
Jetzt gewittert es ringsum und der Regen weicht
mich durch und durch. In Bergün kann ich mich dann umziehen und
ausgiebig verpflegen. Der Regen lässt zum Glück nach. Dann laufe ich
eine Zeitlang mit Carlo aus Luxemburg. Er läuft schon seinen 8. K78er
und kann mir noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg geben. Nach der
Verpflegungsstelle km50 muss ich ihn ziehen lassen, er ist mir zu stark
am Berg und die Zeit für ein paar gute Bilder muss ja sein.
Der mühevolle Aufstieg zur Keschhütte zeigt, dass
mein Körper nicht optimal auf die Berge eingestellt ist. Oben angekommen
wird jeder durch Ärzte befragt, ob alles in Ordnung ist und er sich in
der Lage fühlt weiterzulaufen. Ich erspähe einen freien Platz auf der
Massageliege. Gleich zwei nette Schweizer-Madli bemühen sich um meine
Waden und versuchen die Steine herauszumassieren. Voll erholt erhebe ich
mich und gehe zu den Getränken. Die Sonne scheint, aber ein starker Wind
zieht über den Gipfel, so dass Helfer das Verpflegungszelt festhalten
müssen.
Auf einmal dreht sich die Welt um mich, mein
Kreislauf hat die Belastung und danach der Ruhepause, das schnelle
Aufstehen von der Liege nicht verkraftet. So kann ich den Weg Richtung
Sertigpass nicht fortsetzen. Ein wenig Verzweiflung breitet sich in mir
aus: Sollte das hier das Ende für mich sein? Langsam schleiche ich
zurück in die Hütte, wo sich sofort, zwei hübsche nette Ärztinnen um
mich kümmern. Ein paar Kreislauftropfen, zwei Decken, eine Wärmflasche,
eine leichte Kopfmassage. Und viele liebe Worte sorgen dafür, dass ich
40 min später wieder voll im Besitz meiner Kräfte bin, den Weg zum
Sertigpass aufnehmen kann. Nun befinde ich mich plötzlich im ruhigen
Teil des Läuferfeldes und die schmalen Wege machen ein überholen
unmöglich. So genieße ich das gigantische Panorama und meine Kamera hat
vollen Einsatz. Nach dem Sertigpass geht es unentwegt bergab. Plötzlich
kommt jemand mit viel Getöse und lauten Rufen von oben angelaufen:
„Achtung, Aufgepasst, Entschuldigung“. So ein verrückter Kerl, der tritt
mir in die Hacken und lacht nach hinten: „Entschuldigen musst du dich
erst, wenn du mich über den Haufen gerannt hast“. Bei der nächsten
Möglichkeit lasse ich ihn vorbei und denke: Wahnsinn, so wie der rennt,
bricht er sich alle Knochen, wenn er stürzt. Allerdings sieht es auch
sehr leichtfüßig aus, wie er von Stein zu Stein hüpft und immer mehr
Läufer überholt. Ich erinnere mich an meine Trainingsläufe mit Manfred
Fellner: „Langsam laufend kommst du eher ins Rutschen, als mit schnellen
und kurzen Bodenkontakte. Nur deine Oberschenkel müssen dieses enorme
Bergab-Tempo mitmachen und deine Konzentration darf nicht nachlassen“.
Also versuche ich es auch und hüpfe immer schneller
werdend zu Tale. Nach 20 min habe ich den schnellen Kerl eingeholt,
bleibe aber hinter ihm, da er den Weg lauthals freiräumt. Endlich eine
Verpflegungsstation! Wir unterhalten uns kurz.
Jetzt werden die Wege breiter und es geht nicht
mehr so steil bergab, das heißt: Rollen lassen aber im normalen
Pulsbereich bleiben. Je tiefer wir kommen, umso mehr Wolken ziehen sich
zusammen. Dann kommen wir wieder in den Regen. In den Bergen, oberhalb
Davos gewittert es. Ich will nur schnell ins Ziel. Wieder werden die
Wege schmal und ein Überholen schwierig. Selbst bei leichten Steigungen
müssen jetzt viele gehen. Der Regen und das Donnergrollen werden
stärker. Wieder werden die Wege breiter und ich laufe so schnell es
meine Beine zulassen. Die Kamera lasse ich jetzt lieber eingesteckt.
Kurz vor Davos werden der K78 und der K10 (Einsteigerlauf)
zusammengeführt. Viele junge Leute überholen mich und spurten durch
Davos zum Zieleinlauf. Viele Menschen säumen trotz des schlechten
Wetters unseren Weg und spornen ihre Lieben richtig an. Ich hätte gern
meinen Zieleinlauf auf Video festgehalten, aber es wackelt einfach zu
sehr. Trotzdem ist der Zieleinlauf gigantisch!
Total durchnässt und fertig, hole ich mir meine Medaille und mein Shirt.
Sobald der Körper zur Ruhe kommt fange ich an zu frieren. Nichts wie zu
den Kleiderbeuteln. Alles ist wohlsortiert, auch die Wechselkleidung aus
Bergün kann ich sofort abholen. Was mir sehr gut gefällt: Nach dem
Umziehen werde ich am Ausgang kontrolliert. Die Startnummer muss zur
Nummer am Beutel passen. Jetzt regnet es noch heftiger, so dass ich mich
entschließe gleich zum Bahnhof zu gehen. Für heute habe ich genug und
will nur noch meine Ruhe haben. Zu viele Eindrücke und Empfindungen
wollten verarbeitet werden. Die „Farewellparty“ lasse ich ausfallen.
Meine Fotos
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Der imposante Eingang... |
...zur Marathon-Messe |
Hier laufen wir in einigen Stunden ins Ziel |
Langsam füllt sich der Platz |
Deponieren des Gepäcks für unterwegs |
Buntes Treiben |
Marion, unsere TB-"Korrespondentin" aus der Schweiz |
Bernd Seitz, über jähriger Ultraläufer |
Uli Etzrodt hat schon hunderte Marathons erlebt |
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Hände zum Himmel... |
...dort dröhnt der Heli |
Gleich geht es los! |
Schon unterwegs |
Eine Runde durch Davos |
Aufgeregt, nervös? |
Dichtes Läuferfeld |
Die erste Kuhglocke |
1km ist gelaufen |
Anton Lautner, auch Laufreporter |
Auf der Strasse läuft es gut |
Klaus Neumann (meiste Ultras in 1
Jahr, Guinness Book) (Foto: Marion
Daeppen) |
Sogar ein einarmiger Patient der Klinik winkt |
Km5: Verpflegung Nr. 1 |
Die Läuferschlange... |
...verlässt Davos... |
...mit viel Applaus... |
...und Kuhglocken |
Eine bunte ewiglange Schlange |
Die Tele-Tubbies? |
Es geht leicht bergauf... |
...aber es läuft super bei mir |
Saftig grüne Wiesen |
Wir ziehen in das lange Tal |
Wieder treffe ich Marion...
(Foto:
Marion Daeppen) |
...die mich in voller Fahrt erwischt
(Foto:
Marion Daeppen) |
Immer schön hintereinander
(Foto:
Marion Daeppen) |
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So, 10km sind vorbei |
Ein seltsames Gefährt |
Weiterhin auf der Strasse... |
...langsam bergauf |
Zweispurig in den Wald |
Wir erreichen den ersten Ort nach Davos... |
...Spina grüßt uns |
Danach geht es kräftig bergauf weiter |
Sven on tour |
Noch kann man gut traben, die steilen Stücke kommen später |
Da guckst Du? |
Feldweg... |
..um die schön gelegene Kirche herum |
Durch einen kleinen Ort |
Schöner Blick ins Tal, ob da Regenwolken kommen? |
Da vor mir wippt ein Pferdeschwanz |
Ha, wieder unsere Marion! |
Sven erwischt
(Foto:
Marion Daeppen) |
Und ihre Lauffreundin winkt
(Foto:
Marion Daeppen) |
Überholen nicht möglich... |
...der Weg ist etwas nass |
Da vorne kommt VP-Stelle Schmelzboden |
Und weiter am Bergbach entlang |
In den Tunnel, und bitte... |
...keinesfalls rasten |
Schöne alte Brücke |
Und ein Wasserfall |
In der Schlucht geht es immer wieder durch kleine Tunnel |
Die romantische Zügenschlucht |
Waldweg |
Telefonieren? |
Viel Applaus... |
...und motivierende Sprecher... |
...an der großen Verpflegungsstelle... |
...bei km25 |
Über die Brücke (Wiesner Viadukt), ein Highlight, ... |
...wo wir alle spektakulär geknipst werden |
Wurzelweg |
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Gewundene Wege und guckende Lamas |
Wieder auf Asphalt... |
...da läuft es sich doch besser |
Ich liebe es durch diese Landschaft... |
...zu traben |
Hopp-Hopp |
Wir erreichen km30... |
...Ziel für die K30er: Filisur |
Wieder kräftig trinken |
Dann geht's weiter. Oder? |
Nein, ich lasse mich ausgiebig massieren. Leider ist das
Wiederantraben danach schwer |
Na, es geht schon wieder, die Massage war super |
Steile Strasse... |
...da muss man gehen |
Serpentinen |
Kurzes Verschnaufen |
Nächster Trinkposten |
Oh, es beginnt zu regnen |
Ich nehme mir ein paar Becher |
Langsam fährt der Zug vorbei, damit sie uns gut sehen können |
Km40 |
Wir laufen jetzt wieder am leise rauschenden Bach entlang.
Langsam wird die Luft dünner, ich spüre es |
Noch ein paar Wolken voraus |
Über eine Holzbrücke |
Blick zurück ins Tal, der Regen ist wieder vorbei |
Nächster Trinkposten |
Die Helfer lachen trotz Regen |
Das ist km50: Bis jetzt geht es mir gut... |
...ich bin ich ein Stück mit Carlo gelaufen,... |
...doch am berg muss ich ihn ziehen lassen |
Km50-Sven, schaut doch cool aus |
Ganz schön steil jetzt |
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Unten rauscht der Bach |
Die Kolonne hat sich gelichtet |
Der Weg scheint in den Himmel zu führen, paar Regentropfen auf
der Kamera |
Geröllpiste |
...da oben kommt die Keschhütte |
Hier rauscht der Gebirgsbach an uns vorbei |
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Wow, der Gletscher! |
Blick nach hinten... |
..eine lange Schlange |
Hoffentlich kommt die Hütte bald |
Meine 2 Engel, die mich retten |
Ich genieße ich noch den Blick (Piz Kesch), auf einmal dreht
sich die Welt um mich. Einige Zeit später geht es wieder... |
Wieder einer erreicht die Keschhütte |
Foto mit Hund |
Ich mache mich wieder auf den Weg |
Im starken Wind weht die Flagge auf 2.632m (dünne Luft!) |
Jetzt geht es auf den "Panorama-Trail", von Gipfel zu Gipfel |
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Was für ein Blick zurück! |
Nach meiner Pause laufe ich jetzt im ruhigeren Feld |
Es geht einige km auf dieser Höhe (2.400m-2.500m) bergab |
Die Sonne scheint wieder. Überholen am Panorama-Trail nicht
möglich, also genieße ich das Panorama |
Traillaufen... |
..hier oben, super! |
Blick auf den weiteren Weg des Panoramatrails |
Einer hinter dem anderen |
Jetzt geht der Trail wieder nach oben... |
...über den Bach |
Nächster Getränkestopp |
Wir sind ganz schön hoch: Schnee Ende Juli |
Weiter auf dem hoch gelegenen Pfad |
Wieder über ein Wässerchen |
Muuuuuh! |
Aus dem Schnee rinnt der Gebirgsbach... |
...und bildet einen kleinen See |
Die Läuferkarawane... |
..zieht ganz langsam nach oben |
Verpflegungshütte Sertigpass (2.739m) |
Sehr uneben und steinig hier, und rutschignass |
Hach, noch ein Blick zurück zum Gletscher |
Ab jetzt geht es bergab... |
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...durch ein Schneefeld |
Ist nicht kalt |
Wunderschönes Blau |
Es wird wärmer und wieder grün |
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VP km64 Chüealp, jetzt sind wir schon auf 2.100m runter |
Viel +Gutes zu essen wird uns hier angeboten |
Da unten hängen wieder Wolken: Regen kommt! |
Noch scheint aber die Sonne für uns |
Dieser Anblick streichelt meine Seele |
Eine Läufergruppe hinter mir... |
...wir werden wieder mal gut begrüßt |
letzte Verpflegung, noch mal viel trinken... |
..danke! |
Im Ziel des K78: Nass und kalt, aber einfach genial !!! (s.
Video) |
Stolz ohne Ende |
Der Swissalpine wird mir in sehr guter Erinnerung
bleiben, weil alles wunderbar organisiert und abgelaufen ist. Land und
Leute muss man einfach mögen. Das denken die Schweizer wohl auch über
mich, denn in der Ergebnisliste werde ich als Schweizer aufgeführt
:-)
Euer Sven
Infos: www.swissalpine.ch
(Finisher:
4.500, davon 1.061 K78)
Hier zu
Andrea's Bericht
Links:
der K78 2011 von Hannes Nützel |
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