Alles fing an vor
1 Jahr mit dem Bildbericht unseres Reporters Sven Bladt,. Die Bilder
waren aus einer anderen Welt. Seither schlummerte diese Laufidee in
meinem Kalender. 5 Tage vorher sieht das Wetter prima sonnig aus. 2 Tage
vorher auch. Es ist entschieden: Ich laufe mit. Auch wen es für mich so
lange sein wird, wie noch nie am Stück.
Freitagnachmittag, ich sitze im Zug
nach Wangs (sehr gute Verbindung aus Dtld.). Bequem kann ich arbeiten
und ausruhen, und gehe als Wahlkampf-Flüchtling ab in die Ruhe der Berge
(gewählt hab ich schon). Meine letzten Tage drehten sich nur um 3
Fragen: 1. Das Wetter, 2. Das Wetter, 3. Das Wetter. Wird es doch
regnen? Schnee? Immer ist Respekt dabei: Ich werde so viele Stunden
laufen wie noch nie, ich werde in die Nacht kommen und es wird in den
Gipfeln sehr kalt sein. Vielleicht geht mir die Puste aus, da oben in
der dünnen Luft oberhalb 2.000m? - Aber es überwiegt meine Vorfreude auf
die schönen Bergpanoramas, Alpenwiesen und die reine Gebirgsluft.
In Wangs (Seilbahn
zum Start in Furt) nehme ich morgens die 1. Gondel um 6:30 Uhr. Schwupp
bin ich auf 1.500m. Ein paar Berghotels, sonst ist hier nichts. Viele
haben hier oben übernachtet und frühstücken im Berghotel Furt, wo auch
unser Check-In ist (Startnummer + Roadbook): „Vorsicht, es ist bis 0°C
und am Lavtina gab es heute Nacht 15cm Neuschnee!“
Am Start (und
immer in den Bergen) ist die Frage: Was ziehe ich an? Ich wähle Hose
lang (kurze wäre besser gewesen) und Langarm-Shirt ohne Jacke (richtig).
Sardona als
Naturpark, da wird nichts weggeworfen. Für uns Läufer heißt das, einen
Trinkbecher dabei haben. Es gibt keine Papp-Becher. Auch sonst gibt es
noch einiges am Pflichtausrüstung im Rennrucksack zu haben: Wasserdichte
Jacke, lange Hose, Mütze, Handschuhe. Und Stirnlampe (mit
Ersatzbatterien), Rettungsdecke, Kompressionsbinde + Tapeband,
Signalpfeife und das Handy mit der Rufnummer von Umberto. Trailschuhe
sind dringend angeraten und Essen für unterwegs sollte man haben.
Umberto gibt uns
regenfreies Wetter. Nach der Ausrüstungskontrolle ist Start um Punkt
8:30 Uhr. Steil und lange bergauf ziehen wir los, 1.600 Höhenmeter zum
höchsten Punkt des Tages (Lavtina-Sattel, 2.587m).
Meine Bildergeschichte
(bitte
in Ruhe, wirken lassen)
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Wangs --> Furt: Mit der Seilbahn hoch, morgens um 6:30 Uhr |
Begrüßung durch den Chef: Veranstalter Umberto Michelucci |
Wer kein Zimmer mehr bekommen hat, Notquartier Kegelbahn |
Kontrolle der Pflichtausrüstung |
Daniel ist großer Fan von
www.team-bittel.de |
Der Sardona-Trail ist international, hier 3 Spanier mit Hund |
10min vor dem Start sammeln sich gemächlich die Trailer... |
...auch www.ultra-burna.de
Gerhard Börner |
Start 08:30 Uhr: Umberto ist ein super-pünktlicher Schweizer |
Als Genussläufer...
(Foto: Thomas Schmidtkonz) |
...laufe ich als Letzter los (siehe
Video) |
Auch dabei: Der (fast) blinde Didi hinter seinem Guide |
Los geht's, die faszinierende Bergwelt erwartet uns |
Es ist warm: Hose wechseln |
Das Schweizer Rhein-Tal (links hinten um die Ecke
ist Liechtenstein) |
Alle freuen sich auf den Tag |
Die Trailer-Karawane |
Und was sagt "Ultra-Burna"
Gerhard Börner heute? (s.
Video) |
Wieder einer wechselt die Hose |
Gaffia (2.000m): Unser 1. Gipfel heute |
Auf... |
...und ab... |
...die Freude der Trail-Runner |
"Alles klar?" - "Ja, ich bleibe nur öfters für Fotos stehen" |
km6: 1. Verpflegungsstelle (ab jetzt gibt's 8 Std nur
Bergwasser) |
Was gibt es denn hier? - Ein Lächeln |
Die Bergwirtschaft hat schon lustige Gäste, morgens um 10 Uhr |
Wir ziehen weiter nach oben |
Ich stoppe für ein paar Momente, drehe mich um und blicke
herzerfreut ins Tal... |
...und auf den ersten der 5 schönen Seen vor uns |
Blaue Berge |
Da vorne liegt ein nebeliger Schneegipfel für uns (Lavtina) |
Immer wieder anhalten, verweilen, ein schöner Blick zurück |
Ein Zwischengipfel mit Steinmännchen (nach 2 Std
+ 1.600 Höhenmetern) |
Oh, ab jetzt kommt der angekündigte Schnee |
Mit vorsichtigen Schritten übers Eiswasser |
Meine Hände werden in der Höhe dick, die Finger kalt (s.
Video) |
Ohne Worte |
Viele Läufer
fotografieren, man kann hier nicht anders |
Auch der Japaner Jun aus München "likes it very much here!" |
Endlich mal wieder ein Stück flach |
Ein grünes windgeschütztes Fleckchen... |
...danach der blaugrüne Bergsee |
Wir klettern weiter hoch... |
...ab jetzt beginnt der Schnee |
Rückblick |
Fast außerirdisch schön hier |
Und im Schnee, noch ein See (Eh, wo sind wir hier? s.
Video) |
Kreuzung mit Publikum... |
...20km-Läufer nach links, wir nach rechts |
Viel Geröll... |
...und Schnee darauf... |
..dazu ein kleiner See im Hintergrund... |
...jou, herrlich hier! |
Aber Vorsicht mit den Schritten im Schneegeröll (s.
Video) |
Ausdrucken + abschicken, als Postkarte |
Das ist der 15cm-Neuschnee von heute Nacht am... |
...Lavtina-Sattel (2.587m), unser höchster Punkt des Tages |
Abwärts, endlich abwärts |
Das hier muss Shangri-La sein! Endlich entdeckt (s.
Video) |
Au weia, jetzt wird es extrem rutschig (s.
Video) |
Wander-Rast an einer Hütte... |
...mit Applaus für uns |
Wir sind eine lustige 8-Mann-Gruppe, plaudern... |
...und haben Laufspass, hier mit netten Kühen + netten Anderen
(s. Video) |
Ob wir das Zeitlimit schaffen? |
Vorsicht Abgrund, unser Pfad geht knapp daran vorbei |
Die "weltweit bis Sargans berühmten" Buchser Wasserfälle |
Km18, Checkpoint 1 (Batöni), 30min schneller als die erlaubten
4:30 Std. |
Links für die Ultra-Läufer, rechts für die 40km-Läufer
|
Reinstes Bergwasser, das schmeckt... |
...sagt auch Andreas (s.
Video) |
Über die ziemlich ramponierte Brücke geht's weiter, lange und
steil 1.000m hoch zum Heidelpass |
Blick zurück auf Kontrollstelle + die "Brücke" |
Halt für einen schönen großen Wasserfall |
Sehr holprig und sehr steil |
Wieder rauscht es neben meinem Weg |
Von da hinten/oben kommen wir |
Gut markiert |
Vorsicht, der schöne Eisenhut ist giftig |
Einfach querfeldein über die Bergwiese, das lieben wir
Trailläufer |
Dreh Dich mal um fürs Foto |
Weiter steiler Anstieg |
Meditation: Schritt für Schritt vorwärts... (s.
Video) |
...mir Flachländer geht fast die Puste aus (hallo Beat +Emil) |
|
Nach dem Heidelpass (2.388 m) (s.
Video)
geht's in dieses schönes Tal... |
...und wird gleich noch schöner! |
Wanderer machen Rast am kleinen Bergsee |
Ein Murmeltier-Bau (Es wäre soo schön, mal eines
live zu treffen!) |
Selten, aber hier kann ich mal wieder laufen |
Nach der Geröllpassage bleibe ich ein Weilchen sitzen... |
...die Stille genießen und den Becher füllen (s.
Video) |
Da oben ist ein winziger bunter Punkt, ein Läufer |
Hier lang... |
Wieder so ein schöner Ausblick. Ich muss schon kräftig
schnaufen... (Oft sind die Pfade
tief und zu eng für 2 Füße) |
...am Ende dieses steilen Anstiegs (Muota-Tal-Sattel 2.406m,
fast die Hälfte unserer heutigen Höhenmeter sind vorüber) |
Abgehakt... |
...da hinüber geht's weiter zur Spitzmeilenhütte, aber
Vorsicht... |
...holla, was für ein rutschigsteiles enges Trailchen! (Das Seil
ist echt hilfreich!) |
Lust auf einen Natur-Eis-Shake? |
Eine echte Grat-Wanderung kommt jetzt, Augen strikt am Boden! |
Anhalten, ich steh stabil, und wieder so ein göttliches Tal |
Es grast etwas weiter unten eine Schafherde am Hang. Für mich
2min Zeit für ... |
...ein beschauliches Päuschen. Da kommt mein japanischer Freund
Jun wieder und sagt: "Hello, nice to see you again" |
Langsam spüre ich Durst. Und mein Wasservorrat ist leer... |
...also "Picknick" am tröpfelnden Bergrinnsal und auffüllen |
Der Blick von meiner Picknick-Stelle |
Stopp! Diesen Wegweiser schaue ich mir genau an. Wo geht's
weiter? Von "Spitzmeilenhütte" ist nichts zu lesen. Und
Markierung ist auch keine da... - So folge ich den meisten
Spuren, die links den Berg hinauf führen, zum Foo-Pass. Wird
schon stimmen |
Blick zurück auf die Alp Foo (...eh, was pfeift denn da???) |
Oh, ein Murmeltier zeigt sich kurz
(s.
Video) |
Foo-Pass/Faux-Pas:
Falsch abgebogen, aber auch nicht schlecht
Wer hat in Biologie aufgepasst? Wenn ein Murmeltier pfeift, heißt das:
Hier ist schon länger keiner mehr vorbeigelaufen (s.
Video). Das kommt
mir jetzt aber noch nicht in den Sinn. Erst später. Für jetzt genieße
ich die liebe Begegnung mit dem Pelztierchen. Und gehe weiter Schritt
für Schritt zum Foo-Pass... Das ist mein heutiger "Faux-pas".
keiner vor mir, keiner hinter mir in Sicht. Stille. Ich setze
mich wieder ein Weilchen, bin einfach nur hier (siehe
Video):
Weitab von allem. - Wer weiß, ob ich jemals wieder hierher
komme? Ich bin ruhig und habe noch immer keinen Gedanken daran,
das ich mich verlaufen haben könnte...
|
Eine seltsame Art Bergdistel wächst hier überall |
Oh, was ist denn das hier? Der Foo-Pass (2.223m)... |
...und von hier aus wieder ein unbezahlbarer Blick in eine
andere Welt. - Ich setze mich, lasse meine Augen blicken wohin
sie wollen. Unberührte Bergwelt, Frieden und Ruhe. Wie schön,
das sehen zu dürfen.
So langsam stehe ich wieder auf, suche nach etwa 8,5 Std nach
einer Markierung zum weiteren Weg zur "Spitzmeilenhütte". Ich
weiß, dort ist 10-Stunden-Zeitlimit, es muss also ganz nah sein.
Ich nehme meine Karte zur Hilfe. Blick auf die Gipfelschilder,
Blick auf die Karte... Oh, ich habe mich wohl verlaufen (s.
Video)! - Und
jetzt? Na zurück zum letzten richtigen Wegstück... Schnell ist
mir klar, dass mein Umweg zu groß war, die
10-Stunden-Spitzmeilenhütte schaffe ich nicht mehr. Also gehe
ich meinen eigenen Weg. Es wird sich schon was ergeben...
|
Diesen schönen Berg hier hat außer mir heute keiner gesehen |
Langsam neigt sich der Tag zu ende. Ich genieße noch einmal,
mache eine letzte "Panorama-Pause" (s.
Video)
... |
...und sehe die Foo-Alp unten, und auch wieder...
|
...das Murmeltier: Jetzt weiß ich was Du mir sagen willst :-) |
Game over |
Zurück am Punkt des Verlaufens: Von rechts bin ich gekommen.
Bleibt nur ein weg übrig: Ich hätte über den Bach müssen |
So trabe ich (seit Stunden alleine) locker den Hang runter |
Der Bach stürzt gleich ins enge Tal hinab |
Au weia, ist das rutschig (und nass) |
Meine Schuhe waren mal weiß |
Genau, hier war heute wieder der alljährliche Alm-Abtrieb |
Wieder ein Wasserfall, und wenn man genau hinsieht... |
...sitzt da eine Buddha-Statue auf dem Fels |
Der nächste leise plätschernde Wasserfall am Weg (s.
Video) |
Ich komme auf unter 1.500m, es gibt wieder Büsche |
Am Wasserfall fülle ich mal wieder mein Wasser auf (s.
Video) |
Da unten liegen mehrere Häuser, eine Bergalm, hoffentlich
bewohnt. Dort frag ich nach dem Weg nach Furt |
Mein letztes Lauf-Foto für heute, mein Sardona-Ausflug ist zu
Ende |
"Hey, wo kommst Du denn noch her? Bis zur Spitzmeilenhütte ist
es für Dich viel zu spät" (s. Video) - Ich habe richtig
Glück, das Besenauto noch zu erreichen. Und fahre mit den Jungs
heim... |
Hier wasche ich meine verschlammten Schuhe noch ein bisschen...
|
...sieht sehr nach Trail-Running aus, oder? |
|
OK, das war's |
Unterwegs im Range Rover nach Schwendi
laden wir noch einen etwas verletzt humpelnden Schweden ein...
|
...km69 und letzte (richtige!) Verpflegungsstelle. Wir lassen's
uns gut gehen, warme Suppe, Brot mit Käse, Bergschinken,
Schokolade, Erdnüsse, Gurken, Müsliriegel etc. etc., jammh! |
Niklas aus Schweden hat auch aufgehört |
Die 2 Führenden sind schon lange durch, hier kommt der Dritte.
Wir fahren nach Wangs runter und mit der Seilbahn wieder nach
Furt hoch, um genau bei Dunkelwerden den 1. Ultra-Finisher zu
erwarten. |
Es ist kein Ultra-Läufer, sondern mein Freund Thomas
Schmidtkonz, der als einer der letzten 40km-Finisher einrollt.
Ganz kurz bevor der Regen anfängt |
|
Na
ein Marathon war’s für mich auch, sicher mein bisher langsamster. Ich
bin nicht KO, sondern gut drauf, munter und fit. Ich hab ja mit noch ein
paar Stunden Laufen gerechnet. Alles hat auch seine gute Seite: Ich
laufe nicht in der Nacht, ich bin trocken und habe kein Regenrisiko (der
soll bald kommen sagen alle, und kommt auch mit Einbruch der
Dunkelheit). Und ich kann jetzt Abendessen, gemütlich duschen und dann
bald ins Bett
J
Ich bin nicht
traurig über das vorzeitige Ende, ich habe nahezu alles gesehen, was ich
hätte bei Tageslicht sehen können. Glück gehabt, und einen wunderschönen
10-Stunden-Lauftag.
Hier nochmals die Videos meines echten Genusslaufs:
Warum heute nur jeder Vierte durchkam? Ich kann da nur bedingt mitreden,
war ja nur bis etwa zur Hälfte dabei. Ich weiß nicht was in der Nacht
passierte. Vermutlich der heftige Wettereinbruch
nach 11 Stunden...
Fazit:
Der Sardona ist technisch absolut schwer und seeehr lang (es gibt auch
die 40km-Distanz oder 20km). Aber er ist einer der schönsten Bergtrails!
- Ein Trinkbecher ist
dringend nötig und Trailschuhe sind auch bei trockenem Wetter gut, da
immer mal Wasser am Weg läuft und ständig Steine unter den Sohlen
pieksen.
Ein Navi/GPS ist hilfreich. Die Zeitlimits sind eng für „Normal“-Läufer (d.h.
Marathon-flach in 4:00 Std). An die Höhenluft sollte man sich vorher 2 Tage
gewöhnen, das hilft sehr. Und viel Bergtraining ist hilfreich.
Mir gefiel die internationale und die sehr familiäre Atmosphäre um
Umberto, und unter den Läufern. Man findet schnell und zwanglos guten Kontakt. Traillaufen ist eben anders…
Grüezi, Euer Lionheart
PS: Liebes Murmeltier, wenn ich Dich erschreckt hab,
sorry!
Infos:
www.sardona-ultratrail.com
(Ergebnisse
hier)
(82km=43 Finisher, 40km=84 Finisher,
20km=65 Finisher)
Links:
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