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Letzte Änderung: 11.10.2013

Sardona-Trail, das heißt ständig "auf der Höhe" sein (durchschnittlich auf 1.900m)...

2. Sardona Ultra-Trail
(Schweiz, 82km + 6.100 HöM)

am 14./15.09.2013



 

 (Bericht+Fotos: Erwin Lionheart Bittel)


...und zur Belohnung grüßt das Murmeltier
 

Genussläufer auf Abwegen

Sardona heißt der Uno-Weltnaturerbe-Naturpark in der Schweiz, nicht weit von Liechtenstein. Umberto Michelucci, der Erfinder des Raidlight-Sardona-Ultra-Trails liebt diese Gegend um Wangs und Sargans. Ich jetzt auch.


Alles fing an vor 1 Jahr mit dem Bildbericht unseres Reporters Sven Bladt,. Die Bilder waren aus einer anderen Welt. Seither schlummerte diese Laufidee in meinem Kalender. 5 Tage vorher sieht das Wetter prima sonnig aus. 2 Tage vorher auch. Es ist entschieden: Ich laufe mit. Auch wen es für mich so lange sein wird, wie noch nie am Stück.

Freitagnachmittag, ich sitze im Zug nach Wangs (sehr gute Verbindung aus Dtld.). Bequem kann ich arbeiten und ausruhen, und gehe als Wahlkampf-Flüchtling ab in die Ruhe der Berge (gewählt hab ich schon). Meine letzten Tage drehten sich nur um 3 Fragen: 1. Das Wetter, 2. Das Wetter, 3. Das Wetter. Wird es doch regnen? Schnee? Immer ist Respekt dabei: Ich werde so viele Stunden laufen wie noch nie, ich werde in die Nacht kommen und es wird in den Gipfeln sehr kalt sein. Vielleicht geht mir die Puste aus, da oben in der dünnen Luft oberhalb 2.000m? - Aber es überwiegt meine Vorfreude auf die schönen Bergpanoramas, Alpenwiesen und die reine Gebirgsluft.

In Wangs (Seilbahn zum Start in Furt) nehme ich morgens die 1. Gondel um 6:30 Uhr. Schwupp bin ich auf 1.500m. Ein paar Berghotels, sonst ist hier nichts. Viele haben hier oben übernachtet und frühstücken im Berghotel Furt, wo auch unser Check-In ist (Startnummer + Roadbook): „Vorsicht, es ist bis 0°C und am Lavtina gab es heute Nacht 15cm Neuschnee!“

Am Start (und immer in den Bergen) ist die Frage: Was ziehe ich an? Ich wähle Hose lang (kurze wäre besser gewesen) und Langarm-Shirt ohne Jacke (richtig).

Sardona als Naturpark, da wird nichts weggeworfen. Für uns Läufer heißt das, einen Trinkbecher dabei haben. Es gibt keine Papp-Becher. Auch sonst gibt es noch einiges am Pflichtausrüstung im Rennrucksack zu haben: Wasserdichte Jacke, lange Hose, Mütze, Handschuhe. Und Stirnlampe (mit Ersatzbatterien), Rettungsdecke, Kompressionsbinde + Tapeband, Signalpfeife und das Handy mit der Rufnummer von Umberto. Trailschuhe sind dringend angeraten und Essen für unterwegs sollte man haben.

Umberto gibt uns regenfreies Wetter. Nach der Ausrüstungskontrolle ist Start um Punkt 8:30 Uhr. Steil und lange bergauf ziehen wir los, 1.600 Höhenmeter zum höchsten Punkt des Tages (Lavtina-Sattel, 2.587m).

Meine Bildergeschichte
(
bitte in Ruhe, wirken lassen)
(alle Bilder im Großformat gratis hier zu haben)


Wangs --> Furt: Mit der Seilbahn hoch, morgens um 6:30 Uhr

Begrüßung durch den Chef: Veranstalter Umberto Michelucci

Wer kein Zimmer mehr bekommen hat, Notquartier Kegelbahn

Kontrolle der Pflichtausrüstung

Daniel ist großer Fan von www.team-bittel.de

Der Sardona-Trail ist international, hier 3 Spanier mit Hund

10min vor dem Start sammeln sich gemächlich die Trailer...

...auch www.ultra-burna.de Gerhard Börner

Start 08:30 Uhr: Umberto ist ein super-pünktlicher Schweizer

Als Genussläufer...                                              (Foto: Thomas Schmidtkonz)

...laufe ich als Letzter los   (siehe Video)

Auch dabei: Der (fast) blinde Didi hinter seinem Guide

Los geht's, die faszinierende Bergwelt erwartet uns

Es ist warm: Hose wechseln

Das Schweizer Rhein-Tal (links hinten um die Ecke ist Liechtenstein)

Alle freuen sich auf den Tag

Die Trailer-Karawane

Und was sagt "Ultra-Burna" Gerhard Börner heute?    (s. Video)

Wieder einer wechselt die Hose

Gaffia (2.000m): Unser 1. Gipfel heute

Auf...

...und ab...

...die Freude der Trail-Runner

"Alles klar?" - "Ja, ich bleibe nur öfters für Fotos stehen"

km6: 1. Verpflegungsstelle (ab jetzt gibt's 8 Std nur Bergwasser)

Was gibt es denn hier? - Ein Lächeln

Die Bergwirtschaft hat schon lustige Gäste, morgens um 10 Uhr

Wir ziehen weiter nach oben

Ich stoppe für ein paar Momente, drehe mich um und blicke herzerfreut ins Tal...

...und auf den ersten der 5 schönen Seen vor uns

Blaue Berge

Da vorne liegt ein nebeliger Schneegipfel für uns (Lavtina)

Immer wieder anhalten, verweilen, ein schöner Blick zurück

Ein Zwischengipfel mit Steinmännchen (nach 2 Std + 1.600 Höhenmetern)

Oh, ab jetzt kommt der angekündigte Schnee

Mit vorsichtigen Schritten übers Eiswasser

Meine Hände werden in der Höhe dick, die Finger kalt (s. Video)

Ohne Worte

Viele Läufer fotografieren, man kann hier nicht anders

Auch der Japaner Jun aus München "likes it very much here!"

Endlich mal wieder ein Stück flach

Ein grünes windgeschütztes Fleckchen...

...danach der blaugrüne Bergsee

Wir klettern weiter hoch...

...ab jetzt beginnt der Schnee

Rückblick

Fast außerirdisch schön hier

Und im Schnee, noch ein See (Eh, wo sind wir hier?  s. Video)

Kreuzung mit Publikum...

...20km-Läufer nach links, wir nach rechts

Viel Geröll...

...und Schnee darauf...

..dazu ein kleiner See im Hintergrund...

...jou, herrlich hier!

Aber Vorsicht mit den Schritten im Schneegeröll (s. Video)

Ausdrucken + abschicken, als Postkarte

Das ist der 15cm-Neuschnee von heute Nacht am...

...Lavtina-Sattel (2.587m), unser höchster Punkt des Tages

Abwärts, endlich abwärts

Das hier muss Shangri-La sein! Endlich entdeckt (s. Video)

Au weia, jetzt wird es extrem rutschig (s. Video)

Wander-Rast an einer Hütte...

...mit Applaus für uns

Wir sind eine lustige 8-Mann-Gruppe, plaudern...

...und haben Laufspass, hier mit netten Kühen + netten Anderen  (s. Video)

Ob wir das Zeitlimit schaffen?

Vorsicht Abgrund, unser Pfad geht knapp daran vorbei

Die "weltweit bis Sargans berühmten" Buchser Wasserfälle

Km18, Checkpoint 1 (Batöni), 30min schneller als die erlaubten 4:30 Std.

Links für die Ultra-Läufer, rechts für die 40km-Läufer
 

Reinstes Bergwasser, das schmeckt...

...sagt auch Andreas (s. Video)

Über die ziemlich ramponierte Brücke geht's weiter, lange und steil 1.000m hoch zum Heidelpass

Blick zurück auf Kontrollstelle + die "Brücke"

Halt für einen schönen großen Wasserfall

Sehr holprig und sehr steil

Wieder rauscht es neben meinem Weg

Von da hinten/oben kommen wir

Gut markiert

Vorsicht, der schöne Eisenhut ist giftig

Einfach querfeldein über die Bergwiese, das lieben wir Trailläufer

Dreh Dich mal um fürs Foto

Weiter steiler Anstieg

Meditation: Schritt für Schritt vorwärts... (s. Video)

...mir Flachländer geht fast die Puste aus (hallo Beat +Emil)
 

Nach dem Heidelpass (2.388 m)  (s. Video) geht's in dieses schönes Tal...

...und wird gleich noch schöner!

Wanderer machen Rast am kleinen Bergsee

Ein Murmeltier-Bau (Es wäre soo schön, mal eines live zu treffen!)

Selten, aber hier kann ich mal wieder laufen

Nach der Geröllpassage bleibe ich ein Weilchen sitzen...

...die Stille genießen und den Becher füllen  (s. Video)

Da oben ist ein winziger bunter Punkt, ein Läufer

Hier lang...

Wieder so ein schöner Ausblick. Ich muss schon kräftig schnaufen... (Oft sind die Pfade tief und zu eng für 2 Füße)

...am Ende dieses steilen Anstiegs (Muota-Tal-Sattel 2.406m, fast die Hälfte unserer heutigen Höhenmeter sind vorüber)

Abgehakt...

...da hinüber geht's weiter zur Spitzmeilenhütte, aber Vorsicht...

...holla, was für ein rutschigsteiles enges Trailchen! (Das Seil ist echt hilfreich!)

Lust auf einen Natur-Eis-Shake?

Eine echte Grat-Wanderung kommt jetzt, Augen strikt am Boden!

Anhalten, ich steh stabil, und wieder so ein göttliches Tal

Es grast etwas weiter unten eine Schafherde am Hang. Für mich  2min Zeit für ...

...ein beschauliches Päuschen. Da kommt mein japanischer Freund Jun wieder und sagt: "Hello, nice to see you again"

Langsam spüre ich Durst. Und mein Wasservorrat ist leer...

...also "Picknick" am tröpfelnden Bergrinnsal und auffüllen

Der Blick von meiner Picknick-Stelle

Stopp! Diesen Wegweiser schaue ich mir genau an. Wo geht's weiter? Von "Spitzmeilenhütte" ist nichts zu lesen. Und Markierung ist auch keine da... - So folge ich den meisten Spuren, die links den Berg hinauf führen, zum Foo-Pass. Wird schon stimmen

Blick zurück auf die Alp Foo (...eh, was pfeift denn da???)

Oh, ein Murmeltier zeigt sich kurz (s. Video)

Foo-Pass/Faux-Pas:
Falsch abgebogen, aber auch nicht schlecht

Wer hat in Biologie aufgepasst? Wenn ein Murmeltier pfeift, heißt das: Hier ist schon länger keiner mehr vorbeigelaufen (s.
Video). Das kommt mir jetzt aber noch nicht in den Sinn. Erst später. Für jetzt genieße ich die liebe Begegnung mit dem Pelztierchen. Und gehe weiter Schritt für Schritt zum Foo-Pass... Das ist mein heutiger "Faux-pas".


keiner vor mir, keiner hinter mir in Sicht. Stille. Ich setze mich wieder ein Weilchen, bin einfach nur hier (siehe Video): Weitab von allem. - Wer weiß, ob ich jemals wieder hierher komme? Ich bin ruhig und habe noch immer keinen Gedanken daran, das ich mich verlaufen haben könnte...

Eine seltsame Art Bergdistel wächst hier überall

Oh, was ist denn das hier? Der Foo-Pass (2.223m)...

...und von hier aus wieder ein unbezahlbarer Blick in eine andere Welt. - Ich setze mich, lasse meine Augen blicken wohin sie wollen. Unberührte Bergwelt, Frieden und Ruhe. Wie schön, das sehen zu dürfen.

So langsam stehe ich wieder auf, suche nach etwa 8,5 Std nach einer Markierung zum weiteren Weg zur "Spitzmeilenhütte". Ich weiß, dort ist 10-Stunden-Zeitlimit, es muss also ganz nah sein. Ich nehme meine Karte zur Hilfe. Blick auf die Gipfelschilder, Blick auf die Karte... Oh, ich habe mich wohl verlaufen (s. Video)! - Und jetzt? Na zurück zum letzten richtigen Wegstück... Schnell ist mir klar, dass mein Umweg zu groß war, die 10-Stunden-Spitzmeilenhütte schaffe ich nicht mehr. Also gehe ich meinen eigenen Weg. Es wird sich schon was ergeben...
 

Diesen schönen Berg hier hat außer mir heute keiner gesehen

Langsam neigt sich der Tag zu ende. Ich genieße noch einmal, mache eine letzte "Panorama-Pause" (s. Video) ...

...und sehe die Foo-Alp unten, und auch wieder...
 

...das Murmeltier: Jetzt weiß ich was Du mir sagen willst :-)

Game over

Zurück am Punkt des Verlaufens: Von rechts bin ich gekommen. Bleibt nur ein weg übrig: Ich hätte über den Bach müssen

So trabe ich (seit Stunden alleine) locker den Hang runter

Der Bach stürzt gleich ins enge Tal hinab

Au weia, ist das rutschig (und nass)

Meine Schuhe waren mal weiß

Genau, hier war heute wieder der alljährliche Alm-Abtrieb

Wieder ein Wasserfall, und wenn man genau hinsieht...

...sitzt da eine Buddha-Statue auf dem Fels

Der nächste leise plätschernde Wasserfall am Weg (s. Video)

Ich komme auf unter 1.500m, es gibt wieder Büsche

Am Wasserfall fülle ich mal wieder mein Wasser auf (s. Video)

Da unten liegen mehrere Häuser, eine Bergalm, hoffentlich bewohnt. Dort frag ich nach dem Weg nach Furt

Mein letztes Lauf-Foto für heute, mein Sardona-Ausflug ist zu Ende

"Hey, wo kommst Du denn noch her? Bis zur Spitzmeilenhütte ist es für Dich viel zu spät"  (s. Video) - Ich habe richtig Glück, das Besenauto noch zu erreichen. Und fahre mit den Jungs heim...

Hier wasche ich meine verschlammten Schuhe noch ein bisschen...
 

...sieht sehr nach Trail-Running aus, oder?
 

OK, das war's

Unterwegs im Range Rover nach Schwendi
laden wir noch einen etwas verletzt humpelnden Schweden ein...
 

...km69 und letzte (richtige!) Verpflegungsstelle. Wir lassen's uns gut gehen, warme Suppe, Brot mit Käse, Bergschinken, Schokolade, Erdnüsse, Gurken, Müsliriegel etc. etc., jammh!

Niklas aus Schweden hat auch aufgehört

Die 2 Führenden sind schon lange durch, hier kommt der Dritte.
Wir fahren nach Wangs runter und mit der Seilbahn wieder nach Furt hoch, um genau bei Dunkelwerden den 1. Ultra-Finisher zu erwarten.

Es ist kein Ultra-Läufer, sondern mein Freund Thomas Schmidtkonz, der als einer der letzten 40km-Finisher einrollt. Ganz kurz bevor der Regen anfängt
 

Na ein Marathon war’s für mich auch, sicher mein bisher langsamster. Ich bin nicht KO, sondern gut drauf, munter und fit. Ich hab ja mit noch ein paar Stunden Laufen gerechnet. Alles hat auch seine gute Seite: Ich laufe nicht in der Nacht, ich bin trocken und habe kein Regenrisiko (der soll bald kommen sagen alle, und kommt auch mit Einbruch der Dunkelheit). Und ich kann jetzt Abendessen, gemütlich duschen und dann bald ins Bett J 

Ich bin nicht traurig über das vorzeitige Ende, ich habe nahezu alles gesehen, was ich hätte bei Tageslicht sehen können. Glück gehabt, und einen wunderschönen 10-Stunden-Lauftag.

Hier nochmals die Videos meines echten Genusslaufs:
1) Ich starte als Letzter
2) Interview mit Gerhard Börner
3) Kalte Finger in der Höhenluft
4) Liebe Wanderer, wo sind wir hier?
5) Schneegeröll
6) rutschig im Schnee
7) Shangri-La gefunden!

8) nette Kühe
9) Bergbachwasser schmeckt
10) Schritte meditieren 
11) Heidelpass
12) Stille genießen + Becher füllen
13) Panorama-Pause
14)
schön alleine 
15) verlaufen !
16) Ein Murmeltier
17) kleiner Wasserfall
18) Trinkrucksack auffüllen am Wasserfall
19)
Mein vorzeitiges Ende

Warum heute nur jeder Vierte durchkam? Ich kann da nur bedingt mitreden, war ja nur bis etwa zur Hälfte dabei. Ich weiß nicht was in der Nacht passierte. Vermutlich der heftige Wettereinbruch nach 11 Stunden...

Fa
zit:

Der Sardona ist technisch absolut schwer und seeehr lang (es gibt auch die 40km-Distanz oder 20km). Aber er ist einer der schönsten Bergtrails!
- Ein Trinkbecher ist dringend nötig und Trailschuhe sind auch bei trockenem Wetter gut, da immer mal Wasser am Weg läuft und ständig Steine unter den Sohlen pieksen. Ein Navi/GPS ist hilfreich. Die Zeitlimits sind eng für „Normal“-Läufer (d.h. Marathon-flach in 4:00 Std). An die Höhenluft sollte man sich vorher 2 Tage gewöhnen, das hilft sehr. Und viel Bergtraining ist hilfreich.
Mir gefiel die internationale und die sehr familiäre Atmosphäre um Umberto, und unter den Läufern. Man findet schnell und zwanglos guten Kontakt. Traillaufen ist eben anders…

Grüezi,  Euer Lionheart

 

PS: Liebes Murmeltier, wenn ich Dich erschreckt hab, sorry!

 

Infos: www.sardona-ultratrail.com   (Ergebnisse hier)

(82km=43 Finisher,   40km=84 Finisher,   20km=65 Finisher)

Links:

Sardona 2012  Sardona 2013 40km von Thomas Schmidtkonz (auch als e-Book)      

 

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