Spätabends stapfen wir durch den Schnee. Der „Heilige Berg“ zu
unserer Rechten, der „Ehrenberg“ zu unserer Linken. Aus einem
anfänglichen Nieseln sind mittlerweile dicke Regentropfen geworden. Eine
dicke Suppe hängt über unserer Laufstrecke. Mein Laufpartner erzählt mir
gerade seine Erlebnisse vom Schwäbisch-Alb-Marathon. Platsch, mit meinem
rechten Fuß bin ich bis zu den Knöcheln in eine Pfütze gestiegen.
Knirsch, mit meinem linken Schuh lande ich in einem Schneehaufen.
„Prima!“, beide Schuhe nass, meine Jacke vom Regen aufgeweicht und auf
dem Weg hierher fuhr ich mitten durch den größten Schneesturm dieses
Winters. Chaos auf den Straßen. Doch ich war vorsichtig. Nun bin ich da
und mache ein lockeres Trainingsläufchen. Warum der Aufwand?
Seit 10 Jahren führen mich meine Touren als Außendienstmitarbeiter nach
Thüringen. Schon lange ist Thüringen für mich meine zweite Heimat
geworden. Der Thüringer Wald, besonders der Rennsteig, hat es mir
angetan. Darum bin ich bisher
zweimal den langen Kanten gelaufen. Mit den 100 KM habe ich
letztes Jahr noch eins drauf gesetzt. Beim Stöbern im Internet auf
Laufberichtseiten habe ich den „Dresdner Troll“ Mirko kennen gelernt. Es
entstand ein reger eMail-Austausch. Und dann stellte sich heraus: Mirko
kommt aus Suhl! Witzig,
ein Dresdner Troll aus Suhl. Von da an bis zu einer Verabredung zu einem
gemeinsamen Trainingslauf war es dann nicht mehr weit.
Mirko mit nassen Schuhen... |
...Jochen mit nassen Schuhen. Aber was soll's... |
Platsch, wieder eine Pfütze. Wurscht, ich bin
sowieso durchnässt. Heute ist kein Rennsteigwetter. In Oberhof war es so
windig, da hätte es uns nur weggeblasen. Deshalb laufen wir hier: Im
Lautenbergtal? Oder wie heißt die Gegend hier? Egal, heute bekomme ich
von der Landschaft nichts mit. Mirko und ich tauschen unser Läuferlatein
aus. Pläne und Ziele werden besprochen und abgewägt, Trainingstipps
diskutiert. Mirko sammelt Jubiläumsmarathons. „Wie wäre es dann mit dem
Fränkische
Schweiz Marathon?“, frage ich. „Das wäre eine Option!“, wägt Mirko
ab. Thüringen-Ultra,
12-Stundenlauf,
Transeuropalauf, Achim Heukemes, Saltin-Diät ja oder nein. Viel zu
schnell geht unser Lauf zu Ende. Statt ins Bad zu gehen, wollen wir beim
Italiener unsere eigene Pasta-Party machen. Dort werden wir den Abend
ausklingen lassen.
So eine Internetbekanntschaft ist schon etwas
Tolles und die Thüringer Gastfreundschaft weltbekannt. Bis zum
Herbstmarathon in Forchheim ist es noch weit. Da bieten sich
Trainingsläufe im Sommer auf dem Rennsteig geradezu an.
Euer Jochen
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