Das super Kuchenbüffet (am Start) |
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Alain informiert sich über die Strecke |
Kurz vor dem Start |
Dass Männer laufen ist gar nicht so schlimm, meint meine Frau. Aber
leider bringt Laufen unangenehme Begleiterscheinungen mit sich. Die dem
Läufer selbst gar nicht auffallen. Weil Männer generell in der
Wahrnehmung ihrer Umwelt nicht gerade gut sind. Deshalb soll ich mir,
laut Angaben meiner Liebsten, auch diesen Einzelgängersport ausgesucht
haben. Sehen wäre für mich angeblich problematisch. Thema Kühlschrank:
„Wo ist die Butter, Schatz?“ – „Da wo sie immer steht mein lieber Mann!“
Auch das Hören soll bei mir eingeschränkt sein. „Du gehst heute noch
weg?“ – „Das ist wieder typisch! Hat der gnädige Herr wieder nicht
zugehört!“
Seit einiger Zeit dreht sich alles um das Riechen.
Ich werde die Vereinten Nationen um Hilfe anrufen müssen. Denn
inzwischen setzt meine Frau schon chemische Kampfstoffe gegen mich ein.
Sie achtet zwar mein Recht auf freie Bewegung. Die Begleitumstände
jedoch dämmt sie mit aller Gewalt ein. Diverse Sprays und Duftöle kommen
zum Einsatz. Kaum komme ich von meiner morgendlichen Runde heim, geht
sie mit einer zischenden Keule auf mich los. Das ist hart, denke ich mir
während ich hier durch Schweinfurt laufe.
Halbmarathon beim Maintallauf. Endlich geht es wieder los! Der Winter
war lang, die Läufe wurden kürzer und die Feiertage waren für mich als
Glukose-Junkie die Hölle. Aber dann wurde alles wieder gut. Jetzt will
ich meine Form testen. Mittlerweile haben wir Schweinfurt verlassen und
sind auf dem altbekannten Rundkurs außerhalb der Stadt angekommen. Der
muss zweimal umrundet werden, bevor es wieder ins Zentrum zum Ziel geht.
Doch wie ergeht es mir, wenn ich nach dieser
Anstrengung nach Hause komme? Platzierung und Zeit interessieren hier
keinen. Das ich nicht nach Rosenwasser dufte ist auch klar. Es wird
wieder zischen, befürchte ich. Als meine Frau diese Parfümspritze im
Reformhaus entdeckte, machte sie einen Luftsprung vor Freude. Mit ihrer
selbst gemachten Gasmaske, auf ihrer Nase sitzt eine Wäscheklammer,
erwartet sie mich nach dem Laufen. Zisch. Im Nebel entfährt es mir noch:
„Sag mal, warst Du beim Frisör?“ Zisch, zisch, zisch. „Riechst Du was?“
„Ich rieche nicht. Die Schweißbazillen stechen so in meiner Nase, dass
mir die Tränen kommen. Das ist Körperverletzung.“
Hoppla, das war eben das 10 km-Schild. Das ging ja schnell. Die Hälfte
ist gleich geschafft. Mir fehlt noch die Schnelligkeit, ich muss mehr
Tempotraining machen.
Apropos Schnelligkeit. Nach dem Lauf muss ich schnellstens nach
Hause. Nicht dass meine Frau in meiner Abwesenheit eine Sicherheitszone
vor unsere Eingangstür gebaut hat. Ich meine Vakuum-Schleuse und
Dekontaminierungs-Dusche, eine Ganzkörperpresse aus speziell legiertem
Edelstahl und zum Schluss ein winziger Spritzer aus einem
Moschus-Vaporisierer. Wahrscheinlich wäre das nicht genug. Eventuell
würde sie mich noch mit einem halbierten Apfel einreiben – eine Methode,
die meine Oma empfohlen hat, um scharfe Schweinebratendünste aus der
Küche zu verjagen.
„Hopp, hopp, hopp!“ Diese Rufe rissen mich aus meiner Lethargie. Vorbei
an der letzten Wende und Verpflegungsstelle. Jetzt sind es nur noch 3
Kilometer. Zähne zusammen beißen, den letzten Anstieg hoch zur
Mainbrücke und hinunter ins Ziel.
Ich schaffe es gerade noch den Fotoapparat zu
holen. Dann kommt auch schon Alain ins Ziel. Für ihn bedeutet es neue
persönliche Bestzeit.
Da ist er schon: Alain biegt um die Kurve... |
...mit neuer Bestleistung. Gratuliere! |
Für mich war es ein guter Einstieg in die Wettkampfsaison. Auspowern und
den Duft der Freiheit riechen. Gerüche wirken direkt auf die Emotionen.
Selbst das niedere Bouquet meiner Funktionssocken lösen bei mir
Hochgefühle als Läufer aus. Um individuelle Wege geht es, die man aus
eigener Kraft in eben dieser Socke durch die Natur läuft. Spaß am Leben!
O.K., der Grat zwischen philosophischer Verklärung und Würgereiz ist
recht schmal. Meine Frau hat da leider andere Gefühle. Sie würde am
liebsten meine ganzen Laufklamotten auf Nimmerwiedersehen in einer
Jauchegrube versenken.
Bis bald beim Kellerwaldlauf in Forchheim.
Run happy and smell, äh smile!
Euer Jochen
Infos:
www.blvkreis-swhas.de
Weitere "Team-Bittel" Schweinfurt-Lauf-Berichte: klickt hier:
Alex 2009 |
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