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Letzte Änderung: 20.05.2010

Susan am Gipfel

38. Rennsteig-Lauf
am

08.05.2010






 (Bericht+Fotos: Susan Ortiz)


 

 

Bericht vom Halbmarathon

 

Vor wenigen Wochen war Susan "am Ende". Burn-Out nennt man das. Und Susan war mutig und hat es zugegeben.
Der Dank dafür war so ermutigend, dass sie jetzt den "kleinen Rennsteig" mitgemacht hat.


Hallo liebe Läuferfamilie,  

da bin ich wieder. Nach meinem letzten Bericht Ende März 2010 über mein Burnout ist sooooo viel passiert. Die Rückmeldungen von Euch waren so überwältigend. Vielen Dank für die aufmunternden E-Mails! Ihr habt mich aufgebaut und motiviert. Besonders ein Team-Bittel-Mitglied: Petra aus Chemnitz. Ihr ging es ähnlich wie mir und leider konnte sie deshalb 2010 nicht wieder als Läuferin am Supermarathon teilnehmen. Sie wollte jedoch als Anheizer und Riesenfan dabei sein. Wir waren in intensivem Mailkontakt und sie hat mich so aufgebaut, dass ich es doch gewagt habe, den Halbmarathon auf dem Rennsteig zu laufen. Ja, es ist wahr.... Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich bin wirklich wieder da!

Mein Lauftraining hatte ich wieder aufgenommen und war 3 x die Woche Laufen, mit Musik auf dem Ohr und der Kamera in der Tasche, völlig relaxt. Ihr glaubt gar nicht wie guuuut das tut. Das Rennsteigwochenende kam immer näher und die Aufregung stieg von Tag zu Tag. Ich wollte meinen Mann und unseren Hund zum Anfeuern mitnehmen. Wir wollten campen. "Auf der Zielwiese ist das überhaupt kein Problem" hatte Erwin geschrieben. OK, Pläne aus dem Internet wurden gesichtet und studiert. Als Neucamper war das für uns natürlich eine Herausforderung. Aber guten Mutes wurde am Freitag das Auto voll gepackt und los ging es auf die Autobahn. Na ja, lang ging das nicht gut, denn es war Freitag und viel Verkehr. Da ließ der erste Stau nicht lange auf sich warten. Aber das alles war uns völlig egal, nach 5 Stunden Fahrt (normalerweise braucht man für die Strecke nur die Hälfte): Es wurde langsam dunkel als wir in Oberhof ankamen. Ich holte mir schnell die Startunterlagen, kaufte einen Aufkleber für das Auto (das musste sein, zur Erinnerung braucht man das). Dann ging es weiter nach Schmiedefeld zur Zielwiese. Was für ein Matschhaufen! Wir hatten Glück, zwei Fahrzeuge nach uns wurde gesperrt, da durch den Matsch keiner mehr die Wiese hochfahren konnte. Das Orgateam und die Feuerwehr mussten erst noch den Weg präparieren, bevor es weiter gehen konnte. Also schnell im Regen das Vorzelt aufgebaut (es war wahrhaftig wasserdicht) und nach Petra gesucht. Sie wartete schon auf uns. Sie saß mit einigen Chemnitzer-Laufkollegen zusammen und ließ den Abend gemütlich ausklingen.  


Petra

Bei einem Bierchen konnten wir uns ein bisschen näher kennen lernen und austauschen und über den Verlauf von Samstag sprechen. Petra konnte Erwin und die anderen Bitteler telefonisch erreichen und bekam die Info, dass es bei Ihnen auch später wird. Stau. Wir verabredeten uns zum kurzen Zelttreff. Bis dahin hatten wir aber noch Zeit. Petra und mein Mann vereinbarten, morgen zusammen bei der Schmücke die Läufer in Empfang zu nehmen. Petra wollte bis zum letzten Läuferfreund warten und mein Mann wollte nach meinem "Durchflug" mit dem Hund zurückwandern. Da mein Mann und ich noch etwas essen wollten, gingen wir in das große Bierzelt und fanden Würstchen und tranken, das einzige warme Getränk, Grog. Es war soooo kalt und regnete! Wir wussten gar nicht wie wir diese Nacht im Zelt bzw. im Auto überstehen sollten. Aber wurscht (das ist hessisch und heißt egal), morgen ist der Tag der Tage! Für mich war meine Laufzeit völlig egal, ich wollte nur dabei sein und durchkommen. Na ja, vielleicht, wenn es geht so...  bis 3 Stunden. Hahaha, ein bisschen träumen darf man ja.

Später ging ich mit Petra noch einmal ins Zelt zum Bitteltreff. Und da waren sie. Endlich durfte ich sie mal in Natura sehen und dann auch noch 2 Bittelgründer (Erwin und Thomas) auf einem Fleck. Eine supernette Truppe, mit der man sehr viel Spaß haben kann.

Zurück am Zelt, bauten wir unser Schlaflager im Auto (Kombi) auf und wurschtelten uns in die Schlafsäcke, Hund obendrauf, Klappe zu, passt schon! Gedanken an morgen früh im Kopf war an schlafen nicht zu denken. Zu groß war die Aufregung. Um 2.43 Uhr hörte ich die ersten Zelte  bzw Wohnmobile sich öffnen. Ah, die Supermarathonis machen sich auf den Weg. Ich hatte mir den Wecker auf 4.45 Uhr gestellt, wollte ja nicht zu spät kommen. Erstlingspanik  ;-) 

Ring-ring! Oh, ich bin doch schon wach. Also raus dem Auto ins Zelt. Umziehen bei 1°C, Zähne putzen, eine Banane und einen Riegel verdrückt, und ab geht's. Es ist soweit! Zittere ich vor Kälte oder vor Aufregung? Ich weiß es nicht... Vom Zielort Schmiedefeld hatte das Rennsteigteam Busse organisiert, die uns Läufer an ihre jeweiligen Startorte brachten. Für mich hieß das, um 6.15 Uhr fuhren die Busse nach Oberhof. OK, mit einigen "Chemnitzern" hatte ich mich für 5.45 Uhr verabredet. So konnten wir zusammen zur Busstation laufen. Für einen Neuling wie mich, perfekt.

In Oberhof angekommen, gebe ich meinen Beutel in einem der vielen riesigen Post-Lkws ab und verkrümele mich in ein Café. Da ist es schön warm. Ich habe noch 30 Minuten Zeit bis zum Start. Und außerdem fehlte mir mein Morgenkaffee ;-)


Beutelabgabe

Dann stehe ich mittendrin. Unter tausenden von Läufern. Und warte auf den Startschuss. Wow....Gänsehautfeeling... (und das nicht aus Kälte).


Warten auf den Startschuss

Ein Schotte ist auch dabei... ob er noch mehr friert, als wir?

Ein Hubschrauber kreist um uns herum und alle winken. Die Stimmung ist groß, wir hüpfen, klatschen und schunkeln... Das hat den Nebeneffekt, dass uns warm wird bei diesem kalten, nebeligen Wetter. - Dann geht es los. Da ich im hinteren Block eingeteilt bin, sind alle meine Mitläufer darauf bedacht nicht so schnell anzulaufen. Alle laufen chillig die Strasse entlang bis es dann endlich ab geht in die Natur. Viele flitzen an mir vorbei, aber einige werde ich später hächelnd und walkend wiedersehen ;-)


Schon unterwegs

Vom Start an habe ich einen älteren Läufer mit roter Laufhose und grünem Shirt vor mir, den ich für einen kurzen Teil der Strecke gerne als Brems-/Zugläufer genutzt habe. Aber nach einiger Zeit verliere ich ihn aus den Augen. Die Strecke ist wundervoll. So eine tolle Landschaft, ich bin hin und weg! Ich genieße jeden Kilometer und die km-Schilder folgen irgendwie rasch aufeinander. Hm, alles läuft wie am Schnürchen.


km 6

Mit Petra, meinem Mann und Hund hatte ich mich bei der Schmücke verabredet. Dies ist auch die erste Verpflegungsstelle beim Halbmarathon (km 9,5). OK, das ist mein erstes Ziel. Ups, was ist das? Der große Beerberg, der höchste Punkt des Laufes ist schon erreicht? Wow. Schnell ein Foto machen und weiter geht's.


Der höchste Punkt des Laufes

Ahhh, da ist die Schmücke. Ich hole mir erst einmal ein Wasser... Igitt!!! Eisekalt... Bäh. Aaah, da gibt es doch Tee... Hmm, schön warm und süß. Das tut gut! Da vorne, da stehen meine 2 1/2 ja... Huhu.... Kurzes Hallo sagen, Hund streicheln und ein Foto machen. Petra gibt mir noch eine Motivationsspritze mit auf den Weg: "Jetzt geht es erst einmal bergab, lass rollen". Super, das passt! Weiter geht es im Wald. Irgendwie fliege ich die Strecke entlang.


2. Teil, nach der Schmücke auf die Laufstrecke

Kein Schmerz, kein Drücken, gar nichts... Einfach nur schöööönnnnnn....


Hallo ihr Füße, ihr seid richtig gut drauf heute

Ab und an, finde ich einen Läufer, der meine Geschwindigkeit und meinen Lauffluss hat. Da hänge ich mich einfach mal dran. Hahaha. Das ist super und man kommt richtig ins Meditieren. Meine Musik habe ich natürlich auf dem Ohr und bei "We will rock you" geht es den nächsten Berg hinauf. Alle walken. Und ich walke auch. Nicht überanstrengen heißt die Devise. Schön langsam. Berghoch walken. Bergab und geradeaus ist Laufen angesagt. Mit großen Schritten und ein wenig nach der Musik tänzelnd walke ich den Berg hinauf. Mir geht's so guuuutttttt!


Ah, km 20 - es ist nicht mehr weit

Oh je, einige Läufer stehen immer wieder am Rand und haben Probleme mit ihren Beinen. Sie dehnen und strecken, um die Krämpfe los zu werden. Was ist das da vorne? Das ist doch mein Startkollege. Das ist ja super.


Da ist mein Zugläufer ja... "Hab Dich!"

Er walkt gerade. Ich laufe zu ihm und sage: " Hab Dich!"  Wir lachen beide.


nur noch 1086 m

Er macht mir den Vorschlag gemeinsam in das Ziel einzulaufen. Und das tun wir dann auch. Im rasenden Endspurt fliegen wir ins Ziel ein.... 


Geschafft !

Partytime

Danke Petra !

Welch ein Gefühl, ich könnte jetzt noch heulen! Ich habe es geschafft! Und.... sogar mit 2:40 h. -  Ich habe es geschafft, nach einer fürchterlichen laufarmen Zeit seit meinem letzten Marathon 2005. Ich habe es geschafft nach einem absoluten schwarzen, fürchterlichen Loch Anfang 2010. Ich habe es geschafft, mein erster Berglauf. Und... wir haben unser erstes Campingwochenende hinter uns. Wie geil ist das denn alles! Ich fühle mich wie im siebten Himmel. Die Medaille wird mir ein wenig lieblos in die Hand gedrückt, aber das ist mir völlig egal. Voller Stolz hänge ich sie mir um!

Am Abend geht es zur berühmten Schmiedefeldparty. Unglaublich, alle stehen auf den Bänken oder Tischen und feiern und wir mittendrin. Das muss man einfach mitgemacht haben. Wir sind infiziert mit dem Rennsteigvirus. Selbst mein Mann wird nächstes Jahr dabei sein, als Wanderer mit Hund. Und ich habe mich gleich für 2011 angemeldet. Nur dann für den langen Kanten. Ein großes Projekt! Aber ich weiß, ich werde es schaffen. Vielleicht zusammen mit Petra.

Das ist der Anfang meines "neuen" Läuferlebens.
Tausend Dank Petra! Tausend Dank Team Bittel!

Eure Susan


Infos:
www.rennsteiglauf.de

Finisher: Halbmarathon 4242
 

Weitere "Team-Bittel" Rennsteig-Berichte: Über 10 Foto-Berichte
Weitere Berichte 2010 vom Rennsteig: Erwin, Petra, Dieter, Thomas
 

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