Hallo liebe
Läuferfamilie,
da bin ich
wieder. Nach meinem letzten Bericht
Ende März 2010 über mein Burnout ist sooooo viel passiert. Die
Rückmeldungen von Euch waren so überwältigend. Vielen Dank für die
aufmunternden E-Mails! Ihr habt mich aufgebaut und motiviert. Besonders
ein Team-Bittel-Mitglied: Petra aus Chemnitz. Ihr ging es ähnlich wie
mir und leider konnte sie deshalb 2010 nicht wieder als Läuferin am
Supermarathon teilnehmen. Sie wollte jedoch als Anheizer und Riesenfan
dabei sein. Wir waren in intensivem Mailkontakt und sie hat mich so
aufgebaut, dass ich es doch gewagt habe, den Halbmarathon auf dem
Rennsteig zu laufen. Ja, es ist wahr.... Ich kann es selbst kaum
glauben, aber ich bin wirklich wieder da!
Mein
Lauftraining hatte ich wieder aufgenommen und war 3 x die Woche Laufen,
mit Musik auf dem Ohr und der Kamera in der Tasche, völlig relaxt. Ihr
glaubt gar nicht wie guuuut das tut. Das Rennsteigwochenende kam immer
näher und die Aufregung stieg von Tag zu Tag. Ich wollte meinen Mann und
unseren Hund zum Anfeuern mitnehmen. Wir wollten campen. "Auf der
Zielwiese ist das überhaupt kein Problem" hatte Erwin geschrieben. OK,
Pläne aus dem Internet wurden gesichtet und studiert. Als Neucamper war
das für uns natürlich eine Herausforderung. Aber guten Mutes wurde am
Freitag das Auto voll gepackt und los ging es auf die Autobahn. Na ja,
lang ging das nicht gut, denn es war Freitag und viel Verkehr. Da ließ
der erste Stau nicht lange auf sich warten. Aber das alles war uns
völlig egal, nach 5 Stunden Fahrt (normalerweise braucht man für die
Strecke nur die Hälfte): Es wurde langsam dunkel als wir in Oberhof
ankamen. Ich holte mir schnell die Startunterlagen, kaufte einen
Aufkleber für das Auto (das musste sein, zur Erinnerung braucht man
das). Dann ging es weiter nach Schmiedefeld zur Zielwiese. Was für ein
Matschhaufen! Wir hatten Glück, zwei Fahrzeuge nach uns wurde gesperrt,
da durch den Matsch keiner mehr die Wiese hochfahren konnte. Das
Orgateam und die Feuerwehr mussten erst noch den Weg präparieren, bevor
es weiter gehen konnte. Also schnell im Regen das Vorzelt aufgebaut (es
war wahrhaftig wasserdicht) und nach Petra gesucht. Sie wartete
schon auf uns. Sie saß mit einigen Chemnitzer-Laufkollegen zusammen und
ließ den Abend gemütlich ausklingen.
Petra |
Bei einem
Bierchen konnten wir uns ein bisschen näher kennen lernen und
austauschen und über den Verlauf von Samstag sprechen. Petra konnte
Erwin und die anderen Bitteler telefonisch erreichen und bekam die Info,
dass es bei Ihnen auch später wird. Stau. Wir verabredeten uns zum
kurzen Zelttreff. Bis dahin hatten wir aber noch Zeit. Petra und mein
Mann vereinbarten, morgen zusammen bei der Schmücke die Läufer in
Empfang zu nehmen. Petra wollte bis zum letzten Läuferfreund warten und
mein Mann wollte nach meinem "Durchflug" mit dem Hund zurückwandern. Da
mein Mann und ich noch etwas essen wollten, gingen wir in das große
Bierzelt und fanden Würstchen und tranken, das einzige warme Getränk,
Grog. Es war soooo kalt und regnete! Wir wussten gar nicht wie wir diese
Nacht im Zelt bzw. im Auto überstehen sollten. Aber wurscht (das ist
hessisch und heißt egal), morgen ist der Tag der Tage! Für mich war
meine Laufzeit völlig egal, ich wollte nur dabei sein und durchkommen.
Na ja, vielleicht, wenn es geht so... bis 3 Stunden. Hahaha, ein
bisschen träumen darf man ja.
Später ging
ich mit Petra noch einmal
ins
Zelt
zum
Bitteltreff. Und da waren sie. Endlich durfte ich sie mal in Natura
sehen und dann auch noch 2 Bittelgründer (Erwin und Thomas) auf einem
Fleck. Eine supernette Truppe, mit der man sehr viel Spaß haben kann.
Zurück am Zelt, bauten wir unser Schlaflager im Auto (Kombi) auf und
wurschtelten uns in die Schlafsäcke, Hund obendrauf, Klappe zu, passt
schon! Gedanken an morgen früh im Kopf war an schlafen nicht zu denken.
Zu groß war die Aufregung. Um 2.43 Uhr hörte ich die ersten Zelte bzw
Wohnmobile sich öffnen. Ah, die Supermarathonis machen sich auf den Weg.
Ich hatte mir den Wecker auf 4.45 Uhr gestellt, wollte ja nicht zu spät
kommen. Erstlingspanik ;-)
Ring-ring! Oh, ich bin doch schon wach. Also raus dem Auto ins Zelt.
Umziehen bei 1°C, Zähne putzen, eine Banane und einen Riegel verdrückt,
und ab geht's. Es ist soweit! Zittere ich vor Kälte oder vor Aufregung?
Ich weiß es nicht... Vom Zielort Schmiedefeld hatte das Rennsteigteam
Busse organisiert, die uns Läufer an ihre jeweiligen Startorte brachten.
Für mich hieß das, um 6.15 Uhr fuhren die Busse nach Oberhof. OK, mit
einigen "Chemnitzern" hatte ich mich für 5.45 Uhr verabredet. So konnten
wir zusammen zur Busstation laufen. Für einen Neuling wie mich, perfekt.
In Oberhof angekommen, gebe ich meinen Beutel in einem der vielen
riesigen Post-Lkws ab und verkrümele mich in ein Café. Da ist es schön
warm. Ich habe noch 30 Minuten Zeit bis zum Start. Und außerdem fehlte
mir mein Morgenkaffee ;-)
Beutelabgabe |
Dann stehe
ich mittendrin. Unter tausenden von Läufern. Und warte auf den
Startschuss. Wow....Gänsehautfeeling... (und das nicht aus Kälte).
Warten auf den Startschuss |
Ein
Schotte ist auch dabei... ob er noch mehr friert, als wir? |
Ein
Hubschrauber kreist um uns herum und alle winken. Die Stimmung ist groß,
wir hüpfen, klatschen und schunkeln... Das hat den Nebeneffekt, dass uns
warm wird bei diesem kalten, nebeligen Wetter. - Dann geht es los. Da
ich im hinteren Block eingeteilt bin, sind alle meine Mitläufer darauf
bedacht nicht so schnell anzulaufen. Alle laufen chillig die Strasse
entlang bis es dann endlich ab geht in die Natur. Viele flitzen an mir
vorbei, aber einige werde ich später hächelnd und walkend wiedersehen
;-)
Schon unterwegs |
Vom Start
an habe ich einen älteren Läufer mit roter Laufhose und grünem Shirt vor
mir, den ich für einen kurzen Teil der Strecke gerne als
Brems-/Zugläufer genutzt habe. Aber nach einiger Zeit verliere ich ihn
aus den Augen. Die Strecke ist wundervoll. So eine tolle Landschaft, ich
bin hin und weg! Ich genieße jeden Kilometer und die km-Schilder folgen
irgendwie rasch aufeinander. Hm, alles läuft wie am Schnürchen.
km 6 |
Mit Petra,
meinem Mann und Hund hatte ich mich bei der Schmücke verabredet. Dies
ist auch die erste Verpflegungsstelle beim Halbmarathon (km 9,5). OK,
das ist mein erstes Ziel. Ups, was ist das? Der große Beerberg, der
höchste Punkt des Laufes ist schon erreicht? Wow. Schnell ein Foto
machen und weiter geht's.
Der
höchste Punkt des Laufes |
Ahhh, da
ist die Schmücke. Ich hole mir erst einmal ein Wasser... Igitt!!!
Eisekalt... Bäh. Aaah, da gibt es doch Tee... Hmm, schön warm und süß.
Das tut gut! Da vorne, da stehen meine 2 1/2 ja... Huhu.... Kurzes Hallo
sagen, Hund streicheln und ein Foto machen. Petra gibt mir noch eine
Motivationsspritze mit auf den Weg: "Jetzt geht es erst einmal bergab,
lass rollen". Super, das passt! Weiter geht es im Wald. Irgendwie fliege
ich die Strecke entlang.
2.
Teil, nach der Schmücke auf die Laufstrecke |
Kein
Schmerz, kein Drücken, gar nichts... Einfach nur schöööönnnnnn....
Hallo
ihr Füße, ihr seid richtig gut drauf heute |
Ab und an,
finde ich einen Läufer, der meine Geschwindigkeit und meinen Lauffluss
hat. Da hänge ich mich einfach mal dran. Hahaha. Das ist super und man
kommt richtig ins Meditieren. Meine Musik habe ich natürlich auf dem Ohr
und bei "We will rock you" geht es den nächsten Berg hinauf. Alle
walken. Und ich walke auch. Nicht überanstrengen heißt die Devise. Schön
langsam. Berghoch walken. Bergab und geradeaus ist Laufen angesagt. Mit
großen Schritten und ein wenig nach der Musik tänzelnd walke ich den
Berg hinauf. Mir geht's so guuuutttttt!
Ah,
km 20 - es ist nicht mehr weit |
Oh je,
einige Läufer stehen immer wieder am Rand und haben Probleme mit ihren
Beinen. Sie dehnen und strecken, um die Krämpfe los zu werden. Was ist
das da vorne? Das ist doch mein Startkollege. Das ist ja super.
Da
ist mein Zugläufer ja... "Hab Dich!" |
Er walkt
gerade. Ich laufe zu ihm und sage: " Hab Dich!" Wir lachen beide.
nur
noch 1086 m |
Er macht
mir den Vorschlag gemeinsam in das Ziel einzulaufen. Und das tun wir
dann auch. Im rasenden Endspurt fliegen wir ins Ziel ein....
Geschafft ! |
Partytime |
Danke Petra ! |
Welch ein
Gefühl, ich könnte jetzt noch heulen! Ich habe es geschafft! Und....
sogar mit 2:40 h. - Ich habe es geschafft, nach einer
fürchterlichen laufarmen Zeit seit meinem letzten Marathon 2005. Ich
habe es geschafft nach einem absoluten schwarzen, fürchterlichen Loch
Anfang 2010. Ich habe es geschafft, mein erster Berglauf. Und... wir
haben unser erstes Campingwochenende hinter uns. Wie geil ist das denn
alles! Ich fühle mich wie im siebten Himmel. Die Medaille wird mir ein
wenig lieblos in die Hand gedrückt, aber das ist mir völlig egal. Voller
Stolz hänge ich sie mir um!
Am Abend
geht es zur berühmten Schmiedefeldparty. Unglaublich, alle stehen auf
den Bänken oder Tischen und feiern und wir mittendrin. Das muss man
einfach mitgemacht haben. Wir sind infiziert mit dem Rennsteigvirus.
Selbst mein Mann wird nächstes Jahr dabei sein, als Wanderer mit Hund.
Und ich habe mich gleich für 2011 angemeldet. Nur dann für den langen
Kanten. Ein großes Projekt! Aber ich weiß, ich werde es schaffen.
Vielleicht zusammen mit Petra.
Das ist der Anfang meines "neuen" Läuferlebens.
Tausend Dank Petra! Tausend Dank Team Bittel!
Eure Susan
Infos: www.rennsteiglauf.de
Finisher:
Halbmarathon 4242
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