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Letzte Änderung: 23.06.2011 | ||
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100km von Bornholm
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...und noch typischer: Sandstrand auf Bornholm |
100km um die Insel laufen. Olaf hat es gemacht. |
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Eine Insel mit zwei Bergen…. Bornholm, ja es sind zwei Berge. Der erst ungefähr 90m, der zweite 120m hoch. Wer denkt, in den Alpen, da gibt es die Berge und hier eben den Horizont, der täuscht sich, wenn er einen brettel-ebenen, flachen Lauf erwartet. Mein Urlaubsplan sieht eine paar Tage im Naturschutzgebiet Müritz und 1 Woche Urlaub auf Bornholm vor. Meine beste Hälfte, Andrea, stimmt zu. Ist das Zufall? Laufveranstaltungen ohne Ende. Zuerst laufen wir 76km um die Müritz (Berichte von Erwin oder auch Schneggi Powerschnecke vom 100 MC ), eine Woche später ist dänischen Insel-Lauftag. Marathon für Andrea und einmal um die Insel (100km) für mich. Ich wollte schon immer mal eine Insel umrunden. Ein Traum. Nach13 Stunden Zielschluss? Das reicht mir. Kein Problem bei Anreise und Quartiersuche (Danke Ulla, es war schön bei Dir).
Am Start-Tag 27. August das übliche Programm: zeitig aufstehen, Frühstück, obwohl noch kein richtiger Hunger da ist, fertig machen zum Lauf und ein kurzer Fußmarsch zum Start, heute zum Skipper Torvet in Nexö. Wir sind vorangemeldet, montieren die Startnummern individuell verschieden, so wie wir das immer tun und beobachten die Dänen bei ihrer Vorbereitung zur DM (Dänische – nicht Deutsche Meisterschaft). Andrea ist einzige Deutsche beim Marathon, ich einziger Deutscher bei den 100 km Läufern. Beim Halbmarathon starten die ebenfalls-Franken Bernd und Hartmut vom Lauftreff-Ansbach-Nord. Sie holen in Nexö die Startunterlagen ab, starten 90 min später bei km21 und haben den Zieleinlauf mit den Marathonis gemeinsam.
Ein schöner Tag, die Sonne lacht, wir laufen wie alle und wie immer: zu schnell los. Trotz km-Markierungen km1 bis km5. Bei diesem Tempo dürfte kein Marathonläufer über 3:30 h und kein 100km Läufer über 8 Stunden laufen. Aber das gibt sich bald. Zunächst vorbei am Eisenbahnmuseum. Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer müssen hier gewesen sein. Von 1900 bis 1968 hat die Eisenbahn auf der Insel ihre Dienste verrichtet. Der Laden von Frau Waas? Dazu später, jetzt geht’s zum ersten Mal bergauf. Der Horizont muss warten. Unser Weg ist ausschließlich Asphalt-Radweg oder verkehrsarme Teer-Straße. Auch die Hauptstraßen auf der Insel sind verkehrsarm. Arsdale ist die nächste Ortschaft, dann schon kommt Svaneke, der Lieblingsort der Touristen. Im Zentrum sehe ich einen alten Tante Emma Laden (das muss der berühmte Laden von Frau Waas gewesen sein), die Bonbonfabrik, wo in Handarbeit nach altem Rezept vor den Augen interessierter Zuschauer leckere Bonbons hergestellt werden und eine Museumsbrauerei. Mit vielen Sorten Bier, nicht nach deutschem Reinheitsgebot gebraut (also z.B. mit E105 – oder so ähnlich – für schöne Farbe, oder so). Beim Bier kenne ich keine Kompromisse. Die Strecke führt uns leider nicht durchs Zentrum, einen Besuch vor oder nach dem Lauf empfehle ich aber dringend. Wir laufen weiter durch Listed, durch Bölshavn, dann kommt der erste „richtige“ Berg. Exakt alle fünf km ist ein Verpflegungsstand aufgebaut. Mit km-Tafel, sehr nettem und wie sich noch zeigen wird geduldigen Helfern und einem vorbildlichem Angebot. Wasser, Iso oder Energiedrink, Cola, Kakao, Banane, Orange, Gel, Chips, Erdnüsse, Rosinen, Kekse und sogar Gummibärchen. Es sind 19 Verpflegungspunkte + Zielverpflegung. Drop-Bags werden an jeden V-Punkt gebracht, wenn man will.
Schon kommt das Halbmarathonschild, hier war der Start der 21km-Läufer. Nach Gudjem ist bei km25 der este Wechsel der 4x25 km Staffel. Ab und zu kommt am Weg ein Tisch. Darauf befinden sich, nach Neigung des Besitzers, Kunstwerke, Gemüse, Obst, nicht mehr benötigter Hausrat, Blumen, Tomaten, Steine – eigentlich alles, was man sich vorstellen kann. Daneben eine kleine Schale für das Geld, so einfach kann verkaufen sein. Ob das in Deutschland funktionieren würde? Wir laufen langsam. Andrea ist heute nicht sehr schnell, sie hat noch den Müritzlauf vor 9 Tagen in den Beinen. Um so verwunderlicher, dass auch für sie der Lauf sehr kurzweilig ist. Vielleicht liegt das an den lustigen Ortsnamen? Wir kommen jetzt nach Sandkäs. Die Korrelation der in diesem Ortsnamen verwendeten Substantive kann ich nicht nachvollziehen. Sand und Käse? - Schon naht Allinge. Danach kommt ein wunderbarer Blick auf eine Küste aus Granit, übersäht mit blühendem Erika. Die Stimmung kann die Kamera leider nicht einfangen. Und schon geht’s nach Hammershus, der Ruine einer alten Burg. Dort ist Ziel für Marathon und Halbmarathon. Andrea hat beim Zieleinlauf eine leere Bierflasche (Plastik) verloren (mein Frühschoppen bei km 40), die sie zwecks Pfand nicht zurücklassen wollte. Das ist eine neue Pointe beim Zieleinlauf, möchte nicht wissen, was die Dänen von ihr gedacht haben? Aber die Läufer vom Lauftreff Ansbach haben aufgepasst. Die Franken können richtig toll anfeuern und jubeln. Sie haben sich als starke Fangemeinde gezeigt. Danke!
Hammershus, die schöne, alte Festung, so aus dem 13. Jahrhundert, beeindruckt mich. Nicht der Hinweis auf die Galgen. Nein, es ist die Ernährung. Die Menschen haben damals soviel stark gesalzenes Fleisch und Fisch gegessen, dass sie sehr viel trinken mussten. 6 Liter Bier pro Tag und pro Kopf, steht auf den Infotafeln vor den Örtlichkeiten, wo die Frauen, verantwortlich für Brauen und Backen, ihr Tagwerk für die 58 stationierten Soldaten verrichteten. Leben wir in der falschen Zeit? Zeit, das ist das Stichwort. Ich verlasse Andrea und breche vom Marathonziel auf, spute mich auf der 100km Strecke. Es ist eine sehr schmale Straße, fast kein Verkehr, mitten durch den Wald. Vom Norden der Insel geht es die Westküste entlang. Natürlich möchte ich Zeit gut machen. Für die 42 km haben wir fast 5 Stunden gebraucht. Logisch, ich laufe jetzt zu schnell.
Schon kommt der nächste V-Punkt bei km45, es regnet jetzt. Ich habe bereits einen Läufer überholt. Bei km50 lacht die Sonne wieder. Ein Kontrollzettel gibt Aufschluss über den Stand des „Rennens“: der nächste Läufer ist 28 Minuten vor mir, hinter mir noch 3 Frauen und 3 Männer. Ich denke an Schneggi, beim Müritzlauf nur nicht letzter, weil sein MMchen mitgelaufen ist und ihn vorgelassen hat. Und an die 100 Meilen im Chiemgau, meinem ersten Lauf, bei dem ich Letzter wurde. Nein, nicht wieder Letzter, heute nicht. Da sind noch genug Läufer hinter mir. Die schnelle Einheit gerade ist mir nicht gut bekommen. So spaziere ich durch Hasle. Km 55. Im Delirium verlaufe ich mich. Folge dem Radweg und verpasse die Markierung, die auf die Straße führt. So 1 oder 2 km verlaufen – aber was macht das schon aus, bei der Distanz? Man muss sich wirklich sehr dumm anstellen, um sich hier zu verlaufen. Überall sind weiße Pfeile auf der Strecke. Aber: Wer läuft, verläuft sich auch. Das gehört dazu.
Jetzt kommt die Hauptstadt, Rönne. Murphy ("alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen") schlägt zu: der Wind hat gedreht. Hatten wir beim Marathon an der Ostküste auf dem Weg von Süden nach Norden eine leichte Brise im Gesicht, blasen nun starke Böen, schräg von vorn und bremsen das Vorwärtskommen samt Bewegungsdrang vehement. Spätestens hier beginnt der einsame Kampf des Ultraläufers. Es kommt die Hoffnung, dass der Wind sich noch mal dreht. Routine nach dem Hafen von Rönne: eine Verpflegungsstelle. Danach ein kurzes steiles Stück, eine Gehpause, schon ist km70 erreicht.
Jetzt beginnt ein kleines Drama, mein Tiefpunkt. Ich habe keine Lust mehr: kein Meer, die Ostsee ist weg. Wieder kein Horizont. Die Strecke führt auf einem Radweg an einer Straße entlang, manchmal mit geraden Abschnitten, soweit das Auge reicht. Sehr langweilig. Ich mach Pause an Weidezäunen und unterhalte mich mit Kühen, Pferden und Schafen. Am Flugplatz vorbei, man bietet eine Inselumrundung an. Ist das eine Alternative? Nein. Natürlich nicht. Es ist ein zusätzliches Angebot, mehr nicht. Auf den Läufer vor mir habe ich etliche Minuten gut gemacht. Dem geht’s scheinbar gar nicht gut, so langsam wie ich bin. Der muss schon auf allen Vieren gekrochen sein, hat sich lange ausgeruht oder Pferde, Kühe und Schafe angequatscht. Weil sonst niemand da ist, zum Quatschen. Hinter mir kommen nur noch 2 Frauen und ein junger Mann. Sagt man mir am Stand. Endlich kommt Pedersker. Kontroll-, Verpflegungs- und Verschnaufstelle bei km 85. Ich hatte mir den Abschnitt Rönne-Pedersker als kurz eingeprägt. Das war er aber gar nicht. Es zog sich ewig hin. Eigentlich war dieser Abschnitt ein wunderbarer: Rückenwind, traumhaftes Wetter, nicht zu warm.
Aber eben nur eigentlich. Eine halbe Dose Bier steht auf dem Tisch. Zusätzlich! Sonst alles komplett perfekt wie am Anfang. Jetzt kommt ein noch einsamerer Abschnitt. Ich werde auf den nächsten 10 km zwei Autos begegnen, einen Radfahrer sehen, 2 Menschen in einem Garten und zwei am nächsten Verpflegungspunkt. Aber mir geht’s wieder gut. Bei km 95 traue ich meinen Augen nicht. Eine Dose ganze Bier, diesmal noch verschlossen, mit Kondenswasser ,die Temperatur des Inhaltes andeutend, lacht mich an. Ich lache zurück, zeige mit dem Finger auf die Dose und frage: Darf ich? Ja, sagt ein geduldiger Helfer, man hat von einem Verpflegungspunkt vorher Bescheid gegeben, da kommt jemand, der gerne Bier trinkt. Sie haben schnell eins besorgt. Liebevolle Perfektion. Frisch gestärkt geht’s weiter, mit Freude am Laufen komme ich schnell voran. Es geht jetzt die Hauptstraße entlang bis ins Ziel nach Nexö, der zweitgrößten Stadt auf Bornholm, mit immerhin 4.000 Einwohnern. Schade, das gleich Schluss ist.
Das Ziel hat man im Ortszentrum aufgebaut. Ich werde gebührend empfangen. Es gibt volle Verpflegung, einige Liebhaber der Massage lassen sich ihre strapazierten Muskeln durchkneten. Die freundliche Empfangsdame hängt mir eine schöne Medaille um und übergibt mir meine Urkunde. Unter 12 Stunden, bester Deutscher, 23ter bei den Männern. Die 2 Frauen kommen noch. In ungefähr 1 Stunde. Vielleicht haben sie sich untergestellt, ein Platzregen macht dem dringend notwendigen Duschen Konkurrenz.
Etwas Statistik:
100km:
9 Staffeln 4x25km; 25 Finisher, davon 2
Frauen Euer Olaf Zur offiziellen Seite des Bornholm Marathon. |
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