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Letzte Änderung: 23.06.2011

Außer flotten Damen gab es natürlich auch...

7. Müritzlauf
am 23.08.2007

(Lauf um den größten deutschen Binnensee)

 (Bericht + Fotos: Silke Stutzke)


...ein "paar" mitlaufende Männer

 

23.08.2007 - Der 7. Müritzlauf (76,7km)

 

Die Müritz, ein See. Um genau zu sein, Deutschlands größter. Müritz steht auch für Luftkurort, Sommerurlauberparadies, ...und für kleines Mekka der Sommer-Ultra-Läufer.

Silkes Bericht


Erwin Bericht vom Müritzlauf 2006 hatte mich inspiriert hier mitzulaufen.

 
Jetzt hat sich mein Magen beruhigt, lässt wieder feste Nahrung zu und die Beine lassen sich auch schon wieder halbwegs bewegen. Geplant war ein Tempo von etwa 6:10 min/km, weil es noch ein Vorbereitungslauf für Bernau sein sollte. Selbst dieses Tempo muss auf 77 km aber erstmal gelaufen werden.

Der lange Tag beginnt

Mein Tag begann früh, ich hatte mich entschieden doch erst am Wettkampftag an die Müritz zu reisen. Ich wollte einfach gerade nicht in einer Turnhalle nächtigen und dauernd Hotel geht auch ins Geld. War ja auch machbar. Um 3:45 h klingelte der Wecker, Tasche war gepackt. Frühstück und Kaffee eingepackt und los ging es. Problemlose Anfahrt, ich fahre zwar nicht gern im Dunkeln aber da musste ich heute durch. So war ich auch schon um halb 7 in Waren, gute Zeit. Ich stellte das Auto vorschriftsmäßig am Landratsamt ab, wie vom Veranstalter empfohlen und machte mich auf den Weg durch die schlafende Stadt. Einmal hoch und runter und endlich kam mir jemand entgegen, der zwar auch nicht wusste, wo der Start ist, aber ich entsann mich, etwas von Hafen gelesen zu haben und zumindest dann wusste er den Weg.
Dort standen dann auch schon Jan und Micha, die waren natürlich nicht das erste Mal hier und wussten, dass man sein Auto sehr wohl hier am Start parken kann. Ach, das war nun auch egal, es blieb jetzt stehen, wo es stand. Erstmal den Kaffee und ne Butterstulle genießen, Startnummer holen, umziehen brauchte ich mich nicht mehr, hatte schon Laufsachen an. Ich fühlte mich schon da total locker und gut aber noch immer ging ich davon aus, sehr ruhig zu laufen.
Startaufstellung, Startschuss, erstmal locker los. Haben aber alle so gemacht. Als ich bei Kilometer 3 immer noch im gleichen Tempo wie Jan und Micha lief, wusste selbst ich, die ja immer noch zu schnell losläuft, das ist so nicht richtig und nahm wenigstens einen leichten Gang raus. Aber mir ging es insgesamt sehr gut, es rollte einfach. Zwei Radbegleiter kamen heran und befragten mich nach meinem Zeitziel, welches ich mit um die 8 Stunden angab. Es gab keine Kilometermarkierung, das machte eine Einteilung sehr schwer. Ich lief dadurch total nach Gefühl. Dass ich weit vorn immer noch Jan sah, wenn er an den VPs (Verpflegungspunkten) wieder loslief, gab mir zu denken. Aber irgendwann waren sie zum Glück doch weg. Ein Radbegleiter hatte zu mir aufgeschlossen und fragte, ob ich während des Rennens über den Abstand zu der Zweiten informiert werden wollte. Ich zögerte kurz, willigte aber ein. Zu dem Zeitpunkt, muss so bei Kilometer 30 gewesen sein, waren es noch 8 Minuten. Klingt viel, kann aber schnell weg sein auf 77 km. Die Verpflegung war dicht und mir recht. Ich nahm am Anfang nur Wasser, später Cola, und Schokolade. Einmal Banane, geht aber bei mir meist nicht gut. Der Magen fühlte sich aber OK, trotz der vielen Cola. Ein bisschen Probleme bereitete der Darm, aber es ging noch.

Marathon-Distanz geschafft


Ich fragte immer die Radbegleiter mit Tacho nach dem Kilometerstand oder die VPs, die es aber nicht immer wussten und oft auch falsch ansagten. - Bei Marathon (etwa) hatte ich eine kleine Krise, aber nicht schlimm. Tempo raus und dann ging es. Ich testete da den Energy-Drink an den VPs und hatte das Gefühl, neue Kraft zu bekommen. Das ging aber wieder leicht auf den Darm. Meine Taschentücher waren jetzt alle, zum Glück gab es da gerade zwei radelnde Urlauber, die ich um Taschentücher angebettelt habe. "Was denn, laufen sie um die ganze Müritz? Nehmen Sie doch gleich zwei."

So kam ich dann irgendwann nach Röbel an den vollen Hafen, viele Touris, schöner Hafenblick. Viel Stimmung. Auch waren fast alle uns wohl gesonnen. Nur einmal waren etwas mürrische und zu viert nebeneinander radelnde Leutchen etwas unwirsch. Aber das war die Ausnahme. Immer gratulierte man mir schon unterwegs, das war mir gar nicht recht, abgerechnet wird im Ziel. Inzwischen war mein Vorsprung nämlich auch auf vier Minuten zusammengeschmolzen und später sagte mir der Radbegleiter, dass es auch mal nur 3 waren, das hatte er aber für sich behalten. Hätte er gar nicht müssen, schon die 4 Minuten ließen mir Flügel wachsen. Gehpausen gab es wenig. Nur an den (entgegen allen Ankündigungen) doch vorhandenen Anstiegen (Mensch ich bin vom platten Lande). Aber diese Anstiege waren ja nur kurz und boten auch Erholung. Gleich darauf lief es wieder. Die Strecke war wunderschön, viel Natur, Abwechslung durch viele Orte, oft schöner glatter Radweg, alles dabei. Selten ein schwer belaufbarer Untergrund. Das war nicht schlimm. Und ich fühlte mich immer noch bzw. wieder gut. Zwischendurch fragten mich ein paar kleine Jungs ehrfürchtig, ob ich so was schön öfter gemacht hätte, 77 km seien doch sehr weit. Die waren total niedlich. Sie liefen wohl glaube ich, in einer Staffel mit.

Zwischendurch in den Dörfern Kinder, die auch Wasserstände aufgebaut hatten. Da trank ich, obwohl ich eigentlich grad gar nicht gemusst hätte. Das fand ich so toll. Ich habe unglaublich viel wahrgenommen am Streckenrand, das kenne ich gar nicht von mir. Das Wetter meinte es auch sehr gut mit uns. Oft Wolken, die Temperaturen etwas über 20 Grad, mir gefiel es. Der Wind war mitunter schlecht für die Moral, kam doch viel von vorn und auf den geraden langen Straßenabschnitten war das etwas zum Beißen. Aber einfach locker gegenan gelaufen, mit Wind kenne ich mich ja ganz gut aus.

Zwischendurch hielten mal Zuschauer auf dem Rad an und einer meinte, für die erste Frau, würde er sogar extra mal stehen bleiben und Beifall spenden. Das war 9 km vorm Ziel und ich wusste, jetzt kann ich durchlaufen und wenn der Vorsprung geblieben ist, dann schaff ich das heute.

Zwischendurch hatte sich auch mal die Vernunft mit den Worten gemeldet: "Du weißt aber schon, dass es in 2 Wochen in Bernau dann auch schief gehen kann, wenn Du Dich von dem Tempo hier nicht rechtzeitig erholst." Aber da sagte ich mir: wer weiß was in 2 Wochen ist und wann gewinnt man schon mal einen Ultralauf. Es überholten mich 2 Herren und berichteten mir wieder von mindestens 4 Minuten Vorsprung und meinten dazu: "die Zweite sah aber nicht mehr frisch aus." Na die waren ja witzig, wie sah ich denn aus???

An jeder Wasserstelle, das Wasser schnell über Gesicht und Beine gekippt, Wasser trinken ist im späteren Rennverlauf nicht so meine Sache, geht mir auf den Magen dann. Cola ging gut und dann saßen Leute rum und hatten vor sich so eine große Flasche mit so verdünntem Sirup. Das hab ich schon von weitem gesehen und konnte nicht widerstehen. Ich bettelte sie einfach um einen Schluck an und bekam ihn auch. An einer der letzten Getränkestellen meinte eine Frau, es seien noch 4 Kilometer, kurz danach kam aber ein Schild auf dem stand, es seien noch 5 ! -  Ich glaubte lieber dem Schild und machte mir Mut: so ein kleines Stück nur noch. Das ist grad mal von Wandlitz bis nach Hause, das ist doch nicht weit. Und dann bei 3 km (hier hatten sie plötzlich lauter Schilder), das wäre Ortseingang Klosterfelde bis nach Hause, einfach locker weiter. Bei 2 km fing es schon an zu kribbeln und ich konnte noch mal Gas geben. Man war auch schon wieder in Waren. Es waren Leute an der Strecke und einige meinten: "Guck mal, das ist die Siegerin". Was war ich stolz! Und lief noch mal ein Stück schneller. Im Hafen gab es ein Getümmel, man musste sich fast seinen Weg bahnen durch die Urlauber. Aber das war zum Genießen. Ich, ja ich, durfte die Arme hochreißen. Weil, ich hatte gewonnen! Und auch in einer respektablen Zeit. Ich hatte eine unglaubliche Gänsehaut. Der erste den ich sah, das war Ecky. Der war hier Staffel gelaufen. Ich fiel ihm um den Hals und stammelte: "Ecky, ich hab gewonnen, ich hab wirklich gewonnen." Der freute sich mit und meinte noch, und die Zeit ist auch gut, rechne mal, was für ein Kilometerschnitt. Scherzkeks, der.

Und später erfuhr ich, dass ich am Ende meinen Vorsprung wieder auf 9 Minuten ausgebaut hatte.
Der Pokal ist eine Augenweide. Nicht die üblichen Pötte mit Deckel, sondern ein wunderschöner und sehr schwerer Pokal, der so eine geschwungene Form hat.
 

2=Susanne Mahlstedt  1=Silke  3=Annett Bahlcke

Beste Grüße,

Silke, vom „Team Bittel


Infos: www.mueritz-lauf.de


Teilnehmer:  100 Männer + 20 Frauen + 30 Staffeln

 
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