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Letzte Änderung: 11.05.2008

 

Bilder von Jochens Trainingslager für den Rennsteig
26.04.-04.05.2008

in Kärnten
 

 

 

 (Bericht+Fotos: Jochen Brosig)

 

 

There´s no limit. Intensiv-Vorbereitung für 73km Rennsteig

 

5. Trainingslager  in Kärnten - Wieder geht es bergwärts

Hallo Laufhelden,

„Der Millstätter See – Das Juwel in Kärnten“, so wird man auf der Internetseite begrüßt. „Der Seeradweg um den Millstätter See ist der perfekte Spaß für die ganze Familie. Geübte Radfahrer schaffen die Strecke von 28 KM in 2 Stunden“, heißt es. Geübten Läufern wie uns reicht diese Strecke natürlich nicht aus. Aber fangen wir von vorne an.

 

Über die Grenze und ab nach Kärnten – Samstag:  Anreise und erster Lauf
Seeboden – St. Wolfgang – Wolfsberg – Egelsee 23 km / 400 HM

Gulasch mit Kartoffeln und Salat

Abfahrt Samstagmorgen um 6.00 Uhr. Die Anreise verläuft problemlos. Inklusive Capuccino-Pause an der Raststätte Hochfelln-Süd bin ich nach 5-stündiger Fahrt am Zielort Seeboden. Heidi und Manfred erwarten mich schon im Sonnleitenweg. Sonne? „Kärnten – Das Land der Sonne“. Aber die hat sich heute hinter einer Wolkendecke versteckt. Heidi und Manfred sind nun schon ein Jahr in Seeboden. Nach dem Motto „Unser neues Leben – wir wandern aus“, sind sie von Großenseebach zurück nach Kärnten. Dabei haben sie ihr neues Heim zur Hälfte umgebaut. Als ich ankomme ist Manfred schon wieder am Sägen. Staubiger Bruder, voller Sägespäne. Aber die Säge lässt er stehen und nach der Quartiersuche für mich geht es gleich auf die altbekannte Runde zum Egelsee. Einrollen, tief durchatmen, gemütlich angehen und akklimatisieren. Mit der Pension Elisabeth habe ich eine wunderbare Unterkunft gefunden. Herrliche Lage, direkt am Ablauf des Millstätter Sees, liegt sie mitten in einer großzügigen Parkanlage.

Wiederentdeckung einer Leidenschaft – Sonntag:  Wunderbares Kärnten, Millstätter See, Seeboden
Seeboden – Döbriach – Glanz – Geißriegel – Egelsee 36 km / 700 HM

Spaghetti Bolognese und Gurkensalat

Blauer Himmel, Sonnenschein, herrlichstes Läuferwetter. Ich starte um 10 Uhr entlang des Süduferwegs direkt vor meiner Pension. Mit Manfred will ich mich in Döbriach treffen. 13km / 150 HM müssten in 1:10 Std. zu bewältigen sein, denke ich mir. Unterwegs treffe ich viele Wanderer, Walker, Jogger und Mountainbiker. Ausflugswetter pur! Wie auf der Autobahn. Am Parkplatz in Döbriach treffe ich Manfred. Zusammen geht es weiter zur ersten Bergwertung: Kategorie 1+. Vorbei am Campingplatz Burgstaller zum Panoramaweg nach Glanz. Und das Unglaubliche passiert, Manfred lässt mich an diesem Anstieg stehen. Sollte das eine Jahr in Kärnten schon seine Wirkung zeigen. Wir laufen über Glanz und den Geißriegel weiter zum Egelsee. Von dort geht es wieder bergab und wir sind nach 3,5 Std. und 36 km in Seeboden.

Es geht aufwärts – Montag:  Ein Wochenendkrieger sucht seine Grenzen
Seeboden – Treffling – Pichlhütte 26 km / 746 HM
Seeboden – Millstatt – Dellach 19 km / 60 HM

Fischfilet vom Pangasius und Eissalat in der Pichlhütte

Auch wenn ich mich wiederhole: Montagmorgen, blauer Himmel, Sonnenschein und wieder herrlichstes Läuferwetter. Heute geht es hinauf zur Pichlhütte. Die ist in der Zwischensaison zwar nur samstags und sonntags bewirtet, aber wir brauchen ein Ziel. Von der Pension Elisabeth laufe ich zum Lockern durch Seeboden hoch zu Manfred. Ab dem Sonnleitenweg geht es die nächste Stunde nur noch bergauf. In Treffling wird es dabei richtig ernst. Am Ortsausgang strahlt uns ein weißes Holzschild entgegen: „Pichlhütte 2 Std.“ Nicht für uns, denke ich mir. Wald- und Wurzelwege, Kieswege und Steinpfade, durch eine Schlucht, über Holzstege, mit einer Steigung vom Feinsten, gelangen wir auf einen Fahrweg. Der führt von Tangern aus nach oben. „Jetzt sind es ja nur noch ein paar Kehren die Serpentinen hoch.“, Manfred ganz der alte, neigt wieder zur Untertreibung. Ich lege meinen Kopf in den Nacken: „Oben ist verdammt weit weg!“ Wir überholen 2 Wanderer und 1 Mountainbiker. Ich glaube nach ungefähr der tausendsten Kehre erwartet uns ein Schild: „Noch 15 Minuten“. Das heißt für uns etwa noch etwa 7 min. Für die Anstrengungen werden wir mit einer herrlichen Aussicht über Seeboden und den See belohnt. Abwärts läuft es sich leichter, wir lassen es ganz locker angehen. Nach 2,5 Std. ist diese Einheit beendet. Liegestuhl ist angesagt. Die Sonne lacht immer noch. - Am Abend laufe ich noch den Norduferweg nach Dellach. Eine sehr flache Strecke. Viele Radfahrer, Walker, Jogger und Inline-Skater sind hier unterwegs. Zwar direkt neben der Straße dafür aber flach. Auf dem Rückweg treibe ich dem Sonnenuntergang entgegen. Ein Lauftag geht zu Ende.
 

Vier Gründe mehr Bier zu trinken – Dienstag: Läufer müssen auf ihren Wasserhaushalt achten
Seeboden – Millstatt – Dellach 19 km / 60 HM
Seeboden – Rund um den Kolm 17 km / 360 HM

Krautflecken am Millstätter See

Wer viel läuft muss viel trinken. Ihr müsst den Schweißverlust ausgleichen durch regelmäßiges Trinken. Das ist eine altbekannte Läuferregel. Am besten mit Wasser oder einer Saftschorle. Aber jetzt kommt's: amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt: „Mäßiger Alkoholgenuss ist der Gesundheit förderlich.“ - Da bekommt doch das Laufen gleich einen ganz anderen Sinn und eine andere Motivation. Ich habe mir das schon immer gedacht, weil mir 1 Weizen nach dem Laufen besonders gut schmeckt. Deshalb gleich noch einmal die Runde von gestern: Seeboden – Dellach am Norduferweg entlang. Das erste Weizen auf meinem Konto. Es war zwar nie die Rede davon, dass das Wasser auch von oben kommen muss. Trotzdem ist heute leichter Nieselregen angesagt.

Hier die 4 Gründe mehr Bier zu trinken:

1. Alkohol verbessert die Werte für das „gute“ HDL-Cholesterin und hindert das „schlechte“ LDL-Cholesterin, die Blutgefäße zu verstopfen. Schwimmen ist auch Ausdauersport. Also nach dem Frühstück ab ins Millstätter Hallenbad. Das wird heute ein Weizentag.

2. Alkohol wirkt entspannend und blutdrucksenkend. Und in der Sauna schwitzt man auch. Das nächste Weizen ist gebongt!

3. Alkoholische Getränke haben eine vorbeugende Wirkung gegen Osteoporose und das Risiko an Alzheimer zu erkranken sinkt. Deshalb nachmittags noch 1 Laufeinheit mit Manfred. Wieder 1 Weißbier!

4. Im Blut regelmäßiger Biertrinker befindet sich 30% mehr Vitamin B6.

Na, das sind doch mal gute Nachrichten! Die Krüge hoch! Prost! Hicks!

Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure Schuh – Mittwoch:  Neue Laufschuhe werden eingeweiht
Seeumrundung – Millstätter See 33 km / 560 HM

Rösti mit Apfelmus

Heute lacht bei nicht ganz so warmen Temperaturen wie am Wochenende wieder die Sonne. Also ideales Wetter für eine Seeumrundung. Es ist auch an der Zeit meine neuen Laufschuhe auszuprobieren. Am Donnerstag war ich deswegen noch bei Felix in der Laufbox in Nürnberg. Für mich zurzeit die 1. Adresse in Sachen Laufschuhe und Zubehör. Neue Schuhe sind doch immer so motivierend und die heutige Strecke ist nicht leicht. Da kann zusätzliche Motivation nicht schaden. Gerade nach meinem Programm der letzten Tage. Manfreds Seeumrundung ist natürlich nicht der einfache Weg am Seeuferradweg entlang, sondern mit einigen Höhenmetern gespickt mit herrlichem Blick über den See. So läuft sich unsere Route von Seeboden über Tangern, Laubendorf und Sappl ans Ostufer des Sees nach Döbriach. Kurzer Zwischenstopp zwecks Verpflegung. Dann laufen wir am Süduferweg zurück Richtung Seeboden. Am Ende bin ich froh auf dieser schwierigen Strecke noch einen Schnitt von 5min/km zu laufen. Als Ausgleichsprogramm für den Rumpf und Oberkörper ist für nachmittags Möbel schleppen angesagt. Ich erwähnte es ja, Manfred baut sein Haus um. Nach der Streichaktion von vorgestern also heute Möbeltransport. Und heute Abend kommt noch Verstärkung in Spittal an. Brigitte will ein bisschen Höhenluft schnuppern.

Des Läufers Leibgericht – Donnerstag:  Klappt es mit dem Idealgewicht?
Seeboden – Lieseregg – Spittal – Egelsee 24 km / 400 HM

Putenschnitzel mit Kartoffelsalat

Unsere Fußballnationalmannschaft hat den Sternekoch Holger Stromberg. Wir werden diese Woche von Heidi bestens versorgt. Der Nachschub an Kohlenhydraten und Proteinen ist gesichert. Auch die Ballaststoffe wie Obst und Gemüse kommen nicht zu kurz. Wobei eigentlich die Bezeichnung „Ballaststoffe“ irreführend ist, denn sie sind alles andere als überflüssig. Unterschieden wird dabei in wasserlösliche und unlösliche. Die unlöslichen sorgen für eine Reinigung des Darms. Wasserlösliche Ballaststoffe tragen zur Senkung des Cholesterinspiegels bei. Auch auf den Blutzuckerspiegel wirken sie sich positiv aus. Aber vor dem Schlemmen kommt die Arbeit. Die heutige Runde führt über den Liesersteig nach Spittal. Brigitte und ich holen Manfred im Sonnleitenweg ab. Das Wetter ist recht durchwachsen, es könnte durchaus noch regnen. Ein schmaler Pfad führt von Seeboden aus die Lieser entlang. Das heißt Konzentration pur, um nicht auf den rutschigen Steinen zu stolpern. Wir kommen im Gänsemarsch in Spittal an. Den Wolfsberg und den Kreuzstein lassen wir links liegen. Brigitte erzählt mir von ihrem Hochgebirgslauf, wo jede Kehre einen anderen Namen hat. „Hier ist das auch so.“, antworte ich: „in Österreich ist Serpentine der beliebteste Vorname! Noch vor Maria.“ Weiter geht es hinauf zum Egelsee unser heutiges Tagesziel. Über viele Wurzelwege führt uns Manfred nach Seeboden zurück.

Sieg über die Schmerzen – Freitag:  Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter
Seeboden – Lieseregg – Gmünd – Cordon-bleu-Hütte 28 km / 1400 HM

Kasspatz´n mit Salat in der Buschenschenke

Mit einem Schlussanstieg von 900 HM auf 12 km führt die Königsetappe dieses Jahr auf die Cordon-Bleu-Hütte. Manfred begleitet mich auf dem Teilstück von Seeboden nach Gmünd. Nicht einfach zu laufen. Viele steile Passagen auf Wurzelwegen. Am Parkplatz unterhalb der Gmünder Burg erwartet uns Brigitte mit dem Auto. Hier ist Fahrerwechsel und Verpflegungsstelle. Brigitte wird mich die nächsten 1,5 Std. hinauf zur Frido-Kordon-Hütte begleiten. Leichter zu merken ist jedoch "Cordon-Bleu-Hütte". Manfred weist uns noch in die Details der Strecke ein. Doch schon nach 2 min. ist alles vergessen. Alzheimer lässt grüßen! Am Stadttor fragen wir eine nette Kärntnerin. „Zur Kordon-Hüttn?“ Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund starrt sie uns an: „Des is aber weit aufi!“ An jeder Wegkreuzung stellt sich aber immer wieder die Frage: „Rechts oder links?“ Doch viele, nette Kärntner weisen uns den Weg. Bald traue ich mich nicht mehr zu fragen. Denn ich erwarte mit Schrecken die schlimmste Antwort für alle Touristen: „Die Kordon-Hüttn? Ja mei!“ Entsetzen breitet sich aus. „Da seid's Ihr aber ganz falsch!“ Doch wir sind immer noch auf dem richtigen Weg. Unser Versorgungsfahrzeug kommt auch ums Eck. Was will das Läuferherz mehr. „Jetzt geht's nur noch moderat aufwärts.“, meint Manfred lapidar. Trainergequatsche! Er gibt Gas und wir quälen uns den nächsten Anstieg hoch. Zielankunft an der Cordon-Bleu-Hütte auf 1649 m ist eine dreiviertel Stunde später. In Gmünd treffen wir Heidi, Uschi und Willi. Weiter geht's ins Maltatal. Auf der Gmünder Hütte gibt es eine deftige Brotzeit. Ein Spaziergang zum „blauen Tumpf“ rundet den Nachmittag ab. „Blauer Tumpf“? Irgendwie erinnert mich das an Urmel aus dem Eis. „Am blauen Tumpf steht meine Mupfel. Ich will in meine Mupfel!“ Den Abschluss des Trainingslager feiern wir am Abend in der Buschenschenke Höfler. Mit Hausmannskost und zünftiger Musik.

Lauf, Jochen, lauf! – Samstag:  Das Trainingslager war hart, aber hocheffektiv
Seeboden – Döbriach und zurück am Süduferweg 26 km / 300 HM

Original österreichischer Döner Kebap

Unsere Tage in Seeboden sind gezählt. Verabschiedung in der Pension Elisabeth. Good-Bye auch an Heidi und Manfred. Wir laufen unsere letzte Runde entlang am Süduferweg. Kärnten hat die Sonne gepachtet. Ein paar Schäfchenwolken sind am blauen Himmel. Die Vögel zwitschern. Einige Angler treiben in ihren Booten am See dahin. Der Kuckuck singt sein Lied. Und wir laufen am Seeufer auf dem Wurzelweg über Stock und Stein. Eine wunderbare Morgenstimmung am Millstätter See. Auf der zweiten Hälfte begegnen uns die ersten Wanderer und Radfahrer. In Döbriach drehen wir um und laufen retour. Die Cola am Laggerhof bringt uns den nötigen Brennstoff für die letzten Kilometer. Ein holländisches Ehepaar spielt mit uns Hase und Igel bei den Bergauf- und Bergab-Passagen. So vergeht die Zeit wie im Flug und mit Glockenschlag 12 Uhr laufen wir in Seeboden ein. Jetzt geht es ab nach Hause.

 

Wieder daheim – Sonntag:  Lockeres Auslaufen in der fränkischen Heimat
Röttenbach – Erlangen 20 km / 180 HM

Rindsroulade mit Kloß und Salat

Ich bin wieder in meiner mittelfränkischen Heimat Mittelfranken. „Easy going“, also lockeres Auslaufen, steht auf dem Programm. Ein ganz unspektakulärer Lauf von Röttenbach nach Erlangen. Keine Berge, kaum Höhenmeter und auch keine Zielankunft an der idyllisch gelegenen Pension Elisabeth. Das ist Vergangenheit. Die letzte Trainingseinheit meines Hardcore-Programms für Laufjunkies.

Meine Frau Gudrun meint, ich hätte "Runner´s High" irgendwie falsch verstanden. Und falls ich am Bezirkskrankenhaus vorbeikäme, sollte ich schön grüßen. - Mein Sohn Jonas sagt einfach: „Papa du spinnst!“

There´s no limit – Montag:  Der Rennsteiglauf kann kommen - RUHETAG

Weitere Fotos unter?  www.langstreckenteam.de

FAZIT: Mein Trainingslager Kärnten 2008 in Zahlen: 250 km / 5000 Hm

Nach den Anstrengungen der letzten Tage strecke ich alle Viere von mir. Heute wird geruht! Die Superkompensation arbeiten lassen. Ich lege mich aufs Ohr. Am Abend entspanne ich mich in der Sauna. Noch 2 Wochen bis zum Rennsteig (73 km / 1490 m bergauf / 990 m bergab). - Cool bleiben und regenerieren heißt die Devise!

Run happy! Need more speed! 

Euer Jochen

 

"Team-Bittel" Rennsteig-Enzyklopädie: klickt hier   und wie es letztes Jahr war? Rennsteig 2007
 

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