Der Vortag: Immer wieder spannend, mit wem werde
ich laufen? Tom + Michael und ich, wir 3 treffen uns am Vorabend beim
Kneipen-Sponsor Alex vom „Flanigan’s“ (=unser Team-Name). Interessant
die Geschichte der beiden zu hören, warum sie das tun?
Mein Weg zum Start:
Wie immer denke ich mir: Beim Marathon wird häufig am Anfang überzockt,
hier besonders, unter dem Einfluss der Zuschauer. Kaum hat man die
Wechselzone verlassen und die ersten, zweifellos heroischen Schritte in
die 42km lange Arena der Gladiatoren unternommen, schreien die Zuschauer
jeden nach vorne, der sich noch aufrecht auf den Beinen halten kann.
Viele Staffler, die ja gerade erst begonnen haben sprinten sogar. Hier
cool zu bleiben ist schwierig! Häufig schlägt jemand zugunsten der Show
und des Selbstwertgefühls ein Mörder-Tempo an. Für Zuschauer ist dieser
Typus allerdings leicht zu erkennen und sorgt regelmäßig für Heiterkeit.
Das macht seine 2. Hälfte des Marathons zur Tortur. Und oft zum
Wandertag.Noch etwa 20min, ich nehme mein Handy.
Eine SMS sagt mir, die Ersten der 3.500 Einzelstarter + 1.000 Staffeln
sind im Ziel. Werde ich doch ein wenig aufgeregt? Nach schon 7
Roth-Triathlons? - Jaja, je mehr ich mich dem Start nähere, desto mehr
kribbelt es im Bauch. Mengen von Fans belagern den Ausgang der
„Wechselzone 2“ aus dem die Läufer strömen. Stafflers größte Sorge: Wann
in etwa kommt mein Radfahrer? Ich rufe meinen Schwimmer Tom an, der 6km
vor dem Ziel steht: „Hau rein, in max. 10 min ist er da“. Ich also
hurtig rein, Handy in den Beutel und diesen auf den blauen Haufen legen.
Noch einen großen Schluck Wasser, denn ich schwitze. Weniger vor
Aufregung als vor der drückenden Hitze. Es ist gar nicht sooo heiß, nur
24°C, aber man schwitzt! Zum Glück warte ich nicht wie viele 1 Stunde in
der Sonne, oder länger. Nach kaum 5min trabt mein Radfahrer Michael
strahlend an, kaum wieder zu erkennen (mit Radhelm). Hey, früher als
gedacht. Er übergibt mir den Chip, Umarmung. „Wir sehen uns in 3:15 Std
im Ziel“, rufe ich ihm noch zu. Und tschüß…
Während der 42km:
Mit dem Rückenwind des Radfahrers und des wilden Publikums geht’s los,
leicht abwärts. Ich bleibe konzentriert, laufe sehr besonnen und
langsam. Dennoch, die ersten 4km verfliegen, bis ich am Kanal bin. Die
Laufstrecke ist ab jetzt nicht berauschend, aber berauschendes
Publikumsflair! Ich laufe mal wieder einen Marathon alleine, das kommt
selten vor. Ich genieße das. Doch immer aufmerksam: Ausweichen, ins Gras
ab und zu, Slalom laufen durch die Langsameren. Ich entkomme ein paar
glitschnassen Bodychecks geradeso. Oft laufe ich auf dem unebenen
Mittelstreifen des Radwegs. Die kleinen Steinchen spüre ich jede halbe
Stunde stärker, ebenso die Unebenheiten des Wegs. Ja wer ist denn da?
Eine völlig nasse Umarmung von Olaf, der entgegenkommt und schon sehr
fertig ist. Ich bin allein mit mir, außer wenn mich alle paar km das
Publikum weckt: „Der Hut ist klasse!“, „Was, der fotografiert auch
noch?“, oder das Hallo von jemandem, der mich kennt.
Immer wieder gleiten meine Gedanken von der Strecke ab. „Triathleten
erobern den Landkreis Roth“ stand gestern auf der Titelseite, viele
Familien nehmen seit 11 Jahren Triathleten für ein paar Tage bei sich
auf, 1 Woche oft. Glück gehabt, der angesagte Regen bleibt in weiter
Ferne. Ups, ich vergesse zu fotografieren, schwebe einfach durch die
Läuferreihe. Ich kann meine Uhr nur schwer erkennen ohne Brille, aber
rechne: Ziel um 20:00 Uhr. Das ist fast Nacht. Vermutlich werde ich
wieder mit heißen Füßen schlaflos im Bett liegen und nicht wissen wie
ich meine Beine legen soll. Es rollt auch bei km35 noch ruhig für mich,
durch den walkenden schwankenden Zug der Enttäuschten. Auf den letzten
10km ist kein Nicken der Läufer mehr möglich, aber „Aufgeben ist keine
Option“ lese ich auf mehreren Zuschauer-Schildern. Zusammengesunkene
Figuren, ich wundere mich nicht, dass viele im Ziel weinen. - Die Gründe
des Scheiterns sind fast immer die gleichen und ziemlich banal:
Überzocken, falsche Nahrungsaufnahme, Fehler beim Trinken,
Natriummangel. Noch wenige km, das müsste ich in den angekündigten 3:15
Std hinbekommen. Die letzten 2km nach dem fiesen kurzen Anstieg geht’s
durch die Rother Altstadt. Da ist Volksfeststimmung und alle 500m ein
Sprecher: Und wild gewordenes Publikum, wenn ihr Läufer auftaucht. Das
Kopfsteinpflaster mögen meine müden Füße gar nicht! Doch ich weiß wie es
weiter geht, und das ist der schönste Teil: Meine beiden Staffel-Jungs
erwarten mich, gemeinsamer Einlauf der Helden ins brodelnde kleine
Stadion, nach 500m auf dem roten Teppich. Helden für einen Tag!
Im Ziel, das Danach:
Leider dürfen meine beiden Jungs nicht mit mir ins Ziel-Zelt. So können
wir uns nur kurz austauschen, Emotionen, Freude, Glück! Ich tauche ab,
wir sehen uns in 1 Woche, wenn mein Bericht und die Bilder fertig sind.
Schweißausbruch, ich muss sofort was trinken! Ich sehe nur Bier, und
kaputte Finisher sitzen. Einer sagt: „Ich kann nicht mehr aufstehen,
kannst Du mir bitte mein Finisher-Shirt abholen?“, und sitzt 2m davor.
„Das war mein 1. Triathlon. Und mein letzter“. So reiche ich ihm 2 große
Becher alkoholfreies Bier, von nur 1m neben ihm… Und tauche ab ins
bierzeltartige Finisher-Tent. Die Stunde nach dem Zieleinlauf ist einer
meiner Hauptgründe hierher zu kommen: Die lange Massage, die üppige
Verpflegung! Und das Zuhören im großen Ziel-Zelt wie war’s… Dabei denke
ich an meine Altgriechisch-Stunden, keine Ahnung wieso. An die Acephale,
ein kopfloses Fabelvolk, das ruhelos umherwandert. Und besonders an das
antike Leitbild vom Geist,
der über den Körper
triumphiert.
Als eine bewusstlose Frau auf der Trage hereingetragen wird, sehe ich
dass „der Kopf über den Körper triumphiert“ hat.
Gehe ich jetzt zum Feuerwerk mit Party im
Triathlon-Park? Nein, ich bin müde, es wird langsam dunkel. Ruhe ist mir
jetzt lieber.
Roth-Bilder
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Wir lernen uns gerade kennen... |
..ja, mit diesem Rad werde ich morgen fahren |
Treffen beim Sponsor |
Teambesprechung |
Das ist das "Flanigan's" |
Samstag, Tag der Franken ist heute. - So, bald ist Sonntag... |
Sonntag 16:00 Uhr: Ich bin am Weg zum Start (links die Starter
auf den ersten Metern, rechts die fertigen Radfahrer) |
Diese beiden Radfahrer werden nächstes Jahr mitmachen |
Viele gehen es im Sprinterschritt an |
Die Fans am Ausgang der Wechselzone 2 (rotes Zelt) |
Wer kann da ruhig loslaufen? |
Über die Zeitmessmatte, Uhr drücken, los! |
So, ich bin "drin", rechts kommen ständig Staffel-Läufer |
Die "fertigen" Radfahrer können sich endlich ausruhen... |
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...plaudern, hinlegen und die Beine ausstrecken |
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Im Schatten warten die Läufer sehnsüchtig und mustern jeden:
Isser das jetzt? |
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Ankommende Biker (die mussten nach 180km Radfahren noch 500m
joggen) |
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Jou, gefunden. Und los geht's! |
Barbara wartet brav seit langem auf ihren Radler... |
...Andrea auch schon fast verzweifelt |
Radschuhe aus, ablegen im Schatten, oder... |
...im Zelt |
Schnell noch ein Becher Wasser, bevor... |
...schon Michael, mein Biker kommt |
Nur noch 1 Schritt, über die Messmatte, und ich bin im Rennen |
500m Absperrgitter |
500m bergab |
Km1: Ab jetzt kommen uns ständig Läufer entgegen |
Wasser-Schwämme, danach Getränke (sofort trinken!) |
Die Unicef-Meile mit den hunderten Schildern |
Picknickendes Publikum |
km2: Die Galerie |
Weiter auf der Unicef-Meile |
Km3: ein km Asphalt |
Nasse Schwämme direkt vor km4, dem... |
..."Roten Dreieck" (hier kommen wir 3x vorbei) |
So, jetzt geht es aufs langweilige Stück, am Kanal entlang... |
Der eine beginnt, der andere ist nah am Ziel
(Foto: Friedrich Mohr) |
...zuerst noch mit riiichtig viel Applaus |
Ewiglange Gerade am Kanaldamm |
Viel mehr entspannend als laufen, aber nicht so prickelnd |
Cola und Iso lasse ich aus, nehme aber... |
...Wasser von Jürgen Fahrt,
den kennen wir alle als Besenrad vom
Nürnberger
Stadtlauf) |
Schwülheiß auf der "Strasse zum Horizont" |
Hey Karlheinz (ich rolle abwärts, er schon am Rückweg bergauf) |
Olaf umarmend: "Oh bin ich schon fertig!"... |
...aber Olaf, see you im Ziel! |
Km10: Blick von der Schleuse auf den Main-Donau-Kanal |
Km11: Endlich wieder Zivilisation |
Susanne kommt entgegen: Oh, ganz schön warm! |
Heckendeko in Schwand |
Volldistanz-Läufer (weiße Nummer) trifft auf Staffel-Läufer
(grün) |
Diese beiden machen es gemeinsam |
Schwander Stimmungsnest (Hinweg)... und das Ganze nochmals nach
Wendepunkt 1... |
...von der anderen Straßenseite am Rückweg |
Eine Dusche wird gern angenommen |
Wendestelle an de Kirche in Schwand... |
...mit fidelen Seniooren |
Die Triathleten läst sich keiner entgehen |
Wieder an der Schleuse: Der Sprecher klatscht fast jeden ab |
Km 15 nach der Schleuse: einer der wenigen Anstiege |
Andrea Läuferin in ihrer Familienstaffel |
Die langen Kilometer am Kanal (Teil 2): km15-km21 |
"Ihr habt nichts zu tun, gell? Zum Glück!"
Es sollen schon Läufer ins Wasser gefallen sein |
Oh, Daniel, hallo!
(er läuft 1km mit mir, wohnt nur 1km von hier)
(Foto: Daniel Raum) |
Einen großen Schluck Wasser!
(Foto: Daniel Raum) |
Und weiter geht's, danke, ciao Daniel!
(Foto: Daniel Raum) |
Ich überhole die schwitzende Susanne bei km21,
kurz nach dem "Roten Dreieck" |
Die langen Kilometer am Kanal (Teil 3)...
(Foto: Friedrich Mohr) |
...es geht zum 3. Mal in eine öde Gerade am Kanal entlang...
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...km22-km27 |
Einlauf zur Verpflegung in Haimpfarrich, ich greife 1 Becher... |
...Blick zurück und weiter, gleich kommt was Schönes... |
...ein Stück Wald (ich kann keine Kanal-Geraden mehr sehen) |
Abwechslung und viel Stimmung in Eckersmühlen: Ganz schön was
los auf dieser Asphaltmeile |
Fetzige Musik |
Oh oh, das geht leicht aufwärts, viele gehen... |
...bis zur Brücke über den Kanal (unten ist km 25 + km35),... |
...wo der 2. Wendepunkt ist. Wieder durch "Eckersmühlen tobt"... |
...in das Waldstück von gerade eben |
Km32: Ein nettes Glas Wasser in Haimpfarrich, und wieder zurück
zum Kanal, schauen wir uns ein paar Läuferstudien an... |
Roth ist bunt!
(Foto: Friedrich Mohr) |
Verwegene Haudegen
(Foto: Friedrich Mohr) |
Über 75jähriger Ironmän ...
(Foto: Friedrich Mohr) |
...und noch einer derselben Altersklasse
(Foto: Friedrich Mohr) |
Von überall her, Harald aus Windsbach...
(Foto: Friedrich Mohr) |
...Charles aus Süd-Afrika
(Foto: Friedrich Mohr) |
Km36: Das Rote Dreieck, zum 3. und letzten Mal |
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Durch die bunte Waldgalerie |
Km 39: Der zähe Anstieg in die Rother Altstadt (bei mir läuft's
noch gut) |
Am Ende einer engen Gasse taucht plötzlich... |
...der Marktplatz auf, eine Schleife durch viel Applaus
(auch wenn es schon weniger Publikum ist, weil die Stars durch
sind, und die meisten Läufer auch).
Heissa, das Kopfsteinpflaster strengt ganz schön an! |
Mami, ich will heim, nicht mehr tröten! |
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Die letzten 500m im Zielkanal, und jetzt kommt das aaabsolute
Highlight: ... |
...auf den roten Teppich in die Arena, wo meine Staffeljungs... |
...zu mir stoßen, um gemeinsam einzulaufen
(Foto: Lydia Leikauf) |
So viel Publikum in der Arena...
(Foto: Lydia Leikauf) |
...Weltklasse-Publikum!
(Foto: Lydia Leikauf) |
Jeder wird wie ein Held empfangen, wir haben's geschafft... |
...Lionheart the Runner, Michael Mr. Bike, und Swimming Tom |
Nach 3:15 treffen wir uns wieder (Läufer+Biker), haargenau! |
Finisher: Lächeln geht noch, aufstehen nicht mehr |
Und jetzt zur langen guten Massage |
Und wie lief es bei Dir? - (Der Franzose im Hintergrund
kämpft mit Schmerzen) |
Juliane musste ohne Ohrmusik laufen (kaputt) |
Im Ziel hat man gut Lachen |
So, jetzt ans Futter: Süßes Gebäck, Obst in Mengen,
Salamibrötchen,
und was man trinken will (ich schlucke erstmal 6 große Becher
Iso) |
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Mein Tipp: Einteilung=Freude: Ich sage meinen grauen Zellen, wie weit
es noch bis ins Ziel ist, zähle die Kilometer rückwärts.
"Noch vierzig!" statt "schon zwei!"
Und noch ein Tipp für Staffelläufer: 5% von der geplanten Zielzeit
abziehen, exxxtrem konstant laufen, dann klappt’s.
Euer Lionheart
Infos:
www.challenge-roth.de
(Publikum: 200.000)
Links zu früheren Roth-Berichten:
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