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Letzte Änderung: 16.05.2013
 
Auf dem roten Teppich ins Ziel, und...

11. Challenge Roth
08.07.2012



 

 (Bericht+Fotos: Erwin Lionheart Bittel)


...Helden für einen Tag!

 

Der Kopf triumphiert über den Körper

Wieso tut man sich das an? 1 Jahr keine Zeit mehr außer für den Sport. Dieses Unbegreifliche wird oft von Verdrängungsmechanismen geprägt: Gegen Alltagsroutine, für mehr Anerkennung, Überwindung der Trennung… Aber immer mehr auch von mentalen Vorteilen und mehr Selbstvertrauen.


Der
Vortag: Immer wieder spannend, mit wem werde ich laufen? Tom + Michael und ich, wir 3 treffen uns am Vorabend beim Kneipen-Sponsor Alex vom „Flanigan’s“ (=unser Team-Name). Interessant die Geschichte der beiden zu hören, warum sie das tun?

Mein Weg zum Start:
Wie immer denke ich mir: Beim Marathon wird häufig am Anfang überzockt, hier besonders, unter dem Einfluss der Zuschauer. Kaum hat man die Wechselzone verlassen und die ersten, zweifellos heroischen Schritte in die 42km lange Arena der Gladiatoren unternommen, schreien die Zuschauer jeden nach vorne, der sich noch aufrecht auf den Beinen halten kann. Viele Staffler, die ja gerade erst begonnen haben sprinten sogar. Hier cool zu bleiben ist schwierig! Häufig schlägt jemand zugunsten der Show und des Selbstwertgefühls ein Mörder-Tempo an. Für Zuschauer ist dieser Typus allerdings leicht zu erkennen und sorgt regelmäßig für Heiterkeit. Das macht seine 2. Hälfte des Marathons zur Tortur. Und oft zum Wandertag.

Noch etwa 20min, ich nehme mein Handy. Eine SMS sagt mir, die Ersten der 3.500 Einzelstarter + 1.000 Staffeln sind im Ziel. Werde ich doch ein wenig aufgeregt? Nach schon 7 Roth-Triathlons? - Jaja, je mehr ich mich dem Start nähere, desto mehr kribbelt es im Bauch. Mengen von Fans belagern den Ausgang der „Wechselzone 2“ aus dem die Läufer strömen. Stafflers größte Sorge: Wann in etwa kommt mein Radfahrer? Ich rufe meinen Schwimmer Tom an, der 6km vor dem Ziel steht: „Hau rein, in max. 10 min ist er da“. Ich also hurtig rein, Handy in den Beutel und diesen auf den blauen Haufen legen. Noch einen großen Schluck Wasser, denn ich schwitze. Weniger vor Aufregung als vor der drückenden Hitze. Es ist gar nicht sooo heiß, nur 24°C, aber man schwitzt! Zum Glück warte ich nicht wie viele 1 Stunde in der Sonne, oder länger. Nach kaum 5min trabt mein Radfahrer Michael strahlend an, kaum wieder zu erkennen (mit Radhelm). Hey,  früher als gedacht. Er übergibt mir den Chip, Umarmung. „Wir sehen uns in 3:15 Std im Ziel“, rufe ich ihm noch zu. Und tschüß…

Während der 42km:
Mit dem Rückenwind des Radfahrers und des wilden Publikums geht’s los, leicht abwärts. Ich bleibe konzentriert, laufe sehr besonnen und langsam. Dennoch, die ersten 4km verfliegen, bis ich am Kanal bin. Die Laufstrecke ist ab jetzt nicht berauschend, aber berauschendes Publikumsflair! Ich laufe mal wieder einen Marathon alleine, das kommt selten vor. Ich genieße das. Doch immer aufmerksam: Ausweichen, ins Gras ab und zu, Slalom laufen durch die Langsameren. Ich entkomme ein paar glitschnassen Bodychecks geradeso. Oft laufe ich auf dem unebenen Mittelstreifen des Radwegs. Die kleinen Steinchen spüre ich jede halbe Stunde stärker, ebenso die Unebenheiten des Wegs. Ja wer ist denn da? Eine völlig nasse Umarmung von Olaf, der entgegenkommt und schon sehr fertig ist. Ich bin allein mit mir, außer wenn mich alle paar km das Publikum weckt: „Der Hut ist klasse!“, „Was, der fotografiert auch noch?“, oder das Hallo von jemandem, der mich kennt.

Immer wieder gleiten meine Gedanken von der Strecke ab. „Triathleten erobern den Landkreis Roth“ stand gestern auf der Titelseite, viele Familien nehmen seit 11 Jahren Triathleten für ein paar Tage bei sich auf, 1 Woche oft. Glück gehabt, der angesagte Regen bleibt in weiter Ferne. Ups, ich vergesse zu fotografieren, schwebe einfach durch die Läuferreihe. Ich kann meine Uhr nur schwer erkennen ohne Brille, aber rechne: Ziel um 20:00 Uhr. Das ist fast Nacht. Vermutlich werde ich wieder mit heißen Füßen schlaflos im Bett liegen und nicht wissen wie ich meine Beine legen soll. Es rollt auch bei km35 noch ruhig für mich, durch den walkenden schwankenden Zug der Enttäuschten. Auf den letzten 10km ist kein Nicken der Läufer mehr möglich, aber „Aufgeben ist keine Option“ lese ich auf mehreren Zuschauer-Schildern. Zusammengesunkene Figuren, ich wundere mich nicht, dass viele im Ziel weinen. - Die Gründe des Scheiterns sind fast immer die gleichen und ziemlich banal: Überzocken, falsche Nahrungsaufnahme, Fehler beim Trinken, Natriummangel. Noch wenige km, das müsste ich in den angekündigten 3:15 Std hinbekommen. Die letzten 2km nach dem fiesen kurzen Anstieg geht’s durch die Rother Altstadt. Da ist Volksfeststimmung und alle 500m ein Sprecher: Und wild gewordenes Publikum, wenn ihr Läufer auftaucht. Das Kopfsteinpflaster mögen meine müden Füße gar nicht! Doch ich weiß wie es weiter geht, und das ist der schönste Teil: Meine beiden Staffel-Jungs erwarten mich, gemeinsamer Einlauf der Helden ins brodelnde kleine Stadion, nach 500m auf dem roten Teppich. Helden für einen Tag!

Im Ziel, das Danach:
Leider dürfen meine beiden Jungs nicht mit mir ins Ziel-Zelt. So können wir uns nur kurz austauschen, Emotionen, Freude, Glück! Ich tauche ab, wir sehen uns in 1 Woche, wenn mein Bericht und die Bilder fertig sind. Schweißausbruch, ich muss sofort was trinken! Ich sehe nur Bier, und kaputte Finisher sitzen. Einer sagt: „Ich kann nicht mehr aufstehen, kannst Du mir bitte mein Finisher-Shirt abholen?“, und sitzt 2m davor. „Das war mein 1. Triathlon. Und mein letzter“. So reiche ich ihm 2 große Becher alkoholfreies Bier, von nur 1m neben ihm… Und tauche ab ins bierzeltartige Finisher-Tent. Die Stunde nach dem Zieleinlauf ist einer meiner Hauptgründe hierher zu kommen: Die lange Massage, die üppige Verpflegung! Und das Zuhören im großen Ziel-Zelt wie war’s… Dabei denke ich an meine Altgriechisch-Stunden, keine Ahnung wieso. An die Acephale, ein kopfloses Fabelvolk, das ruhelos umherwandert. Und besonders an das antike Leitbild vom Geist, der über den Körper triumphiert.

Als eine bewusstlose Frau auf der Trage hereingetragen wird, sehe ich dass „der Kopf über den Körper triumphiert“ hat.

Gehe ich jetzt zum Feuerwerk mit Party im Triathlon-Park? Nein, ich bin müde, es wird langsam dunkel. Ruhe ist mir jetzt lieber.

 
Roth-Bilder
(alle Bilder im Großformat gratis hier zu haben)
 


Wir lernen uns gerade kennen...


..ja, mit diesem Rad werde ich morgen fahren

Treffen beim Sponsor

Teambesprechung

Das ist das "Flanigan's"

Samstag, Tag der Franken ist heute. - So, bald ist Sonntag...

Sonntag 16:00 Uhr: Ich bin am Weg zum Start (links die Starter auf den ersten Metern, rechts die fertigen Radfahrer)

Diese beiden Radfahrer werden nächstes Jahr mitmachen

Viele gehen es im Sprinterschritt an

Die Fans am Ausgang der Wechselzone 2 (rotes Zelt)

Wer kann da ruhig loslaufen?

Über die Zeitmessmatte, Uhr drücken, los!

So, ich bin "drin", rechts kommen ständig Staffel-Läufer

Die "fertigen" Radfahrer können sich endlich ausruhen...
 
...plaudern, hinlegen und die Beine ausstrecken
 
Im Schatten warten die Läufer sehnsüchtig und mustern jeden: Isser das jetzt?
 
Ankommende Biker (die mussten nach 180km Radfahren noch 500m joggen)
 
Jou, gefunden. Und los geht's!

Barbara wartet brav seit langem auf ihren Radler...

...Andrea auch schon fast verzweifelt

Radschuhe aus, ablegen im Schatten, oder...

...im Zelt

Schnell noch ein Becher Wasser, bevor...

...schon Michael, mein Biker kommt

Nur noch 1 Schritt, über die Messmatte, und ich bin im Rennen

500m Absperrgitter

500m bergab

Km1: Ab jetzt kommen uns ständig Läufer entgegen

Wasser-Schwämme, danach Getränke (sofort trinken!)

Die Unicef-Meile mit den hunderten Schildern

Picknickendes Publikum

km2: Die Galerie

Weiter auf der Unicef-Meile

Km3: ein km Asphalt

Nasse Schwämme direkt vor km4, dem...

..."Roten Dreieck" (hier kommen wir 3x vorbei)

So, jetzt geht es aufs langweilige Stück, am Kanal entlang...

Der eine beginnt, der andere ist nah am Ziel             (Foto: Friedrich Mohr)

...zuerst noch mit riiichtig viel Applaus

Ewiglange Gerade am Kanaldamm

Viel mehr entspannend als laufen, aber nicht so prickelnd

Cola und Iso lasse ich aus, nehme aber...

...Wasser von Jürgen Fahrt,
den kennen wir alle als Besenrad vom Nürnberger Stadtlauf)

Schwülheiß auf der "Strasse zum Horizont"

Hey Karlheinz (ich rolle abwärts, er schon am Rückweg bergauf)

Olaf umarmend: "Oh bin ich schon fertig!"...

...aber Olaf, see you im Ziel!

Km10: Blick von der Schleuse auf den Main-Donau-Kanal

Km11: Endlich wieder Zivilisation

Susanne kommt entgegen: Oh, ganz schön warm!

Heckendeko in Schwand

Volldistanz-Läufer (weiße Nummer) trifft auf Staffel-Läufer (grün)

Diese beiden machen es gemeinsam

Schwander Stimmungsnest (Hinweg)... und das Ganze nochmals nach Wendepunkt 1...

...von der anderen Straßenseite am Rückweg

Eine Dusche wird gern angenommen

Wendestelle an de Kirche in Schwand...

...mit fidelen Seniooren

Die Triathleten läst sich keiner entgehen

Wieder an der Schleuse: Der Sprecher klatscht fast jeden ab

Km 15 nach der Schleuse: einer der wenigen Anstiege

Andrea Läuferin in ihrer Familienstaffel

Die langen Kilometer am Kanal (Teil 2):  km15-km21

"Ihr habt nichts zu tun, gell? Zum Glück!"
Es sollen schon Läufer ins Wasser gefallen sein

Oh, Daniel, hallo!
(er läuft 1km mit mir, wohnt nur 1km von hier)            (Foto: Daniel Raum)

Einen großen Schluck Wasser!                                   (Foto: Daniel Raum)

Und weiter geht's, danke, ciao Daniel!                       (Foto: Daniel Raum)

Ich überhole die schwitzende Susanne bei km21,
kurz nach dem "Roten Dreieck"

Die langen Kilometer am Kanal (Teil 3)...
                                                                                                    (Foto: Friedrich Mohr)

...es geht zum 3. Mal in eine öde Gerade am Kanal entlang...

...km22-km27

Einlauf zur Verpflegung in Haimpfarrich, ich greife 1 Becher...

...Blick zurück und weiter, gleich kommt was Schönes...

...ein Stück Wald (ich kann keine Kanal-Geraden mehr sehen)

Abwechslung und viel Stimmung in Eckersmühlen: Ganz schön was los auf dieser Asphaltmeile

Fetzige Musik

Oh oh, das geht leicht aufwärts, viele gehen...

...bis zur Brücke über den Kanal (unten ist km 25 + km35),...

...wo der 2. Wendepunkt ist. Wieder durch "Eckersmühlen tobt"...

...in das Waldstück von gerade eben

Km32: Ein nettes Glas Wasser in Haimpfarrich, und wieder zurück zum Kanal, schauen wir uns ein paar Läuferstudien an...

Roth ist bunt!                                                                                   (Foto: Friedrich Mohr)

Verwegene Haudegen                                                            (Foto: Friedrich Mohr)

Über 75jähriger Ironmän ...                                                (Foto: Friedrich Mohr)

...und noch einer derselben Altersklasse                    (Foto: Friedrich Mohr)

Von überall her, Harald aus Windsbach...                     (Foto: Friedrich Mohr)

...Charles aus Süd-Afrika                                                  (Foto: Friedrich Mohr)

Km36: Das Rote Dreieck, zum 3. und letzten Mal
 

Durch die bunte Waldgalerie

Km 39: Der zähe Anstieg in die Rother Altstadt (bei mir läuft's noch gut)

Am Ende einer engen Gasse taucht plötzlich...

...der Marktplatz auf, eine Schleife durch viel Applaus
(auch wenn es schon weniger Publikum ist, weil die Stars durch sind, und die meisten Läufer auch).
Heissa, das Kopfsteinpflaster strengt ganz schön an!

Mami, ich will heim, nicht mehr tröten!
 

Die letzten 500m im Zielkanal, und jetzt kommt das aaabsolute Highlight: ...

...auf den roten Teppich in die Arena, wo meine Staffeljungs...

...zu mir stoßen, um gemeinsam einzulaufen             (Foto: Lydia Leikauf)

So viel Publikum in der Arena...                                  (Foto: Lydia Leikauf)

...Weltklasse-Publikum!                                               (Foto: Lydia Leikauf)

Jeder wird wie ein Held empfangen, wir haben's geschafft...

...Lionheart the Runner, Michael Mr. Bike, und Swimming Tom

Nach 3:15 treffen wir uns wieder (Läufer+Biker), haargenau!

Finisher: Lächeln geht noch, aufstehen nicht mehr

Und jetzt zur langen guten Massage

Und wie lief es bei Dir?  - (Der Franzose im Hintergrund kämpft mit Schmerzen)

Juliane musste ohne Ohrmusik laufen (kaputt)

Im Ziel hat man gut Lachen

So, jetzt ans Futter: Süßes Gebäck, Obst in Mengen, Salamibrötchen,
und was man trinken will (ich schlucke erstmal 6 große Becher Iso)
 

Mein Tipp: Einteilung=Freude: Ich sage meinen grauen Zellen, wie weit es noch bis ins Ziel ist, zähle die Kilometer rückwärts.
"Noch vierzig!" statt "schon zwei!"

Und noch ein Tipp für Staffelläufer: 5% von der geplanten Zielzeit abziehen, exxxtrem konstant laufen, dann klappt’s.

Euer Lionheart



Infos:
www.challenge-roth.de  (Publikum: 200.000)

Links zu früheren Roth-Berichten:

Roth 2011 (+ von dort aus weiter zurück)        

 

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