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Letzte Änderung: 26.05.2013

Annette im tiefen Wald...              

40. Rennsteiglauf (Ultra)
05.2012



 

 (Bericht: Annette Reim
Fotos: Lionheart Bittel+Sven Bladt)



 

 

Mordgelüste im Thüringer Wald
 

Mein 3. Teilnahme beim langen Ultra am Rennsteig.
"Nie wieder" hatte ich 2011 gesagt und dennoch bin ich wieder dabei.



Zusammen mit 2 Lauffreunden hatte ich am Vorabend das Rennsteig-Ritual kulturell-korrekt zelebriert. Erst ging's zur Kloßparty und danach erfolgte das Einchecken im Gemeinschaftsquartier im „Haus am Hohen Stein“ in Schmiedefeld. Leider war einer noch wegen seiner Verletzung angeschlagen, doch er ließ es sich nicht nehmen, sich als Supporter an die Strecke zu stellen und somit das Rennsteig-Feeling von Zuschauerseite mitzunehmen! Ebenso wenig ließ er es sich nehmen, dies gleich am Start zu tun! Statt Bus-Shuttle wurden wir von ihm nach Eisenach chauffiert. Dadurch konnten wir 1/2 Stunde länger als die anderen liegen bleiben, was jedoch dazu geführt hatte, dass der Thüringer Hof bis dahin schon wieder seine Pforten geschlossen hatte und wir somit ohne Frühstück dagestanden sind. Ebenso ratlos hat sich ein weiterer Läufer zu uns gesellt. Dieser saß bereits im Bus, als ihm auffiel, dass er seinen Chip vergessen hatte. Er ist dann nochmals zurück in sein Hotel gesprintet und als er wieder zurück war, waren die Shuttle-Busse schon weg! Wie schon so oft stellte sich mein Lauffreund auch dieses Mal wieder als Mann für alle Fälle heraus. Ohne zu zögern bot er dem Läufer den noch freien Platz im Auto an und unterwegs holten wir bei einer Tankstelle unser Frühstück nach. Vielen Dank für alles!

Ab 6:00 Uhr schlängelten sich in Eisenach die riesigen Menschenmassen durch das Nadelohr unter dem Startbogen. Ein zu schneller Start war also insofern unmöglich! Die ersten Kilometer lief ich mit meinem verbliebenen 2. Lauffreund und auf der Strecke sah man viele bekannte Gesichter. Etwa bei Kilometer 15 traf ich auf Erwin Bittel, der mir schon im Vorfeld angeboten hatte, wieder in seinem Trupp mitzulaufen (Ziel „8:60 – x“). Überhaupt ließ sich der Lauf höchst erfreulich an. Der Puls war im grünen Bereich, es schien alles wunderbar zu passen. Doch wenn es einem gut geht, braucht man sich bei Ultradistanzen keinerlei Sorgen zu machen, denn das geht vorbei! In der Obhut von Erwin und Friedrich, der ebenfalls vor 4 Wochen beim Obermain-Marathon dabei war, wurden wir wieder sehr gut betreut und gebremst, wenn es bergab mal wieder zu schnell ging. Friedrich machte vorne das Tempo und Erwin wuselte zwischen den einzelnen Schützlingen herum, um so jederzeit über den jeweiligen Zustand der Läufer im Bilde zu sein. Ebenso wurden wir ermuntert, kräftig beim Haferschleim zuzulangen, da dieser die Magenwände auseinander hält und somit ein Erbrechen – was ja bei Ultras vorkommen kann – verhindert. Im Heidelbeerschleim auf der Ebertswiese schien Froschlaich herumzuschwimmen, aber was tut man nicht alles! Unser Trupp zog sich nun durch Hormon- oder Buschpausen auseinander, so dass wir ab km 45 nun in 2 Gruppen aufgeteilt wurden und ich nun bei den Schnelleren unter Friedrichs Fittichen laufen durfte. Doch erstmal gab's eine Stärkung u.a. in Form von „Fettbrood – mit viel Liebe gemacht“. Und wenig später ließ ich einem jungen Tännchen etwas Flüssigdünger zukommen.

Da inzwischen auch die Nordic-Walker dazugekommen waren, war es voll auf der Strecke und besonders nervig war eine alles andere als ausschreibungskonforme Radbegleiterin, die mir fast noch in die Hacken gefahren wäre. Ich hatte gehofft, dass ihr Gschbusi schneller ist, aber das wäre ja zu einfach gewesen und so blieben die beiden mir für den Rest der Strecke nicht erspart. Etwa bei km 55 fing es an, etwas zäh zu werden, aber bekanntlich kann man sich ja die negativen Dinge wahlweise schön trinken oder schön reden. Oder auch beides. Da ich ja der zweiten Variante zuneige, freute ich mich an der Schmücke besonders über einen Straßen-Wegweiser, nach welchem es nur noch 8 km bis nach Schmiedefeld sein sollten! Hier trafen wir auf einen weiteren Lauffreund, der ebenfalls zu kämpfen hatte, aber hey, es sind keine 10 km mehr! Doch darauf ließ er sich nicht ein und meinte, dass sämtliche Rennsteigwiederholungstäter in den letzten Jahren reihenweise über 74 km auf der Uhr gehabt haben sollen! Also so etwas will man jetzt nun wirklich nicht hören! Ich hätte den ansonsten sehr geschätzten Laufbuddy hier in der tannenreichen Idylle erwürgen können! Er lief die nächsten Kilometer vor uns, so dass weiterhin noch Gelegenheit dazu gewesen wäre, doch Friedrichs unermüdliche mentale Arschtritte verhinderten Schlimmeres. Ebenso mein Mantra „den Rennsteig bekommt man eben nicht umsonst“. Die letzten Kilometer waren ein echter Kampf! Immerhin lag es dieses Mal nicht an Krämpfen, sondern höchstwahrscheinlich an mangelnder Süße. Beim nächsten Mal also auch Traubenzucker mitnehmen!

Doch das scheint beim Rennsteig normal zu sein, denn das ging mir bei meinen ersten beiden Teilnahmen ebenso. Kurzum: Irgendwas hat man immer! Ebenso die Tatsache, dass man sich sagt „nie wieder“ und sich spätestens im Festzelt im Rahmen der Rennsteighymne schon wieder festlegt: Hei, hei, hei, ho, im nächsten Jahr, sind wir alle wieder da!

Eure Annette



Bilder
(alle Bilder im Großformat gratis hier zu haben)
 

   
   
   
   
   
   
 
 
   
   
 
 
   
   
 
 
   
   



Infos:
www.rennsteiglauf.de   (Finisher:  2.101  beim 73km-Supermarathon)

Links:

Team Bittel: Rennsteig 2011 Berichte  
Thomas Schmidtkonz: 2012-Rennsteig-Bildbericht Dieter Ultrahabicht: Rennsteig-2012-Bericht

 

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