5.00 Uhr morgens, in Eisenach. Die Startnummernausgabe geht wie immer
schnell. Oh, es gibt wieder ein Zelt am Marktplatz, gut zum umziehen.
Alles soll in den gelben Plastikbeutel, auch mein Rucksack. Abgeben in
die Lkws. Um Punkt 6.00 Uhr kreist de Hubschrauber über uns und der
Startschuss knallt nach dem Rennsteiglied. Herbert und ich starten in
Ruhe ganz hinten im Pulk der 2.200 Ultraläufer. Es ist sein 1.
Rennsteig. Europas größter Ultralauf.
Schon bis km3 gibt es mehrere Staus, trotz diesmal pfützenlos
ausnahmsweise trockenem Boden. Wir stehen. Es sind einfach zu viel
Starter für den engen Waldweg. Aber das wird sich bald auflösen, keine
Engpässe mehr geben. Wir haben die Ruhe.
Schon an der 1. VP nimmt sich „König“ Herbert die
Becher, geht weiter und trinkt in Ruhe am Ende. Wasser, Tee, Saft. Immer
wieder kommen wir ins Gespräch mit Läufern um uns herum. Das findet
Herbert super, gab es für ihn bisher nirgends. Marathonlaufen ist eben
anders als Ultra, und der Rennsteig noch mal anders. Plaudernd geht’s im
Anstieg Richtung km25-Inselsberg. Wir sind eine kleine Gruppe geworden.
7.00 Uhr. Es ist einfach das beste Wetter, das man haben kann: Kaum
Wolken, trocken, 13°C und diese tiefruhige Waldluft.
Wir laufen konstant und ruhig, immer gleich, egal
ob auf oder ab. Ich beobachte Lauffreund Herbert, alles tiptop. Wir
gehen öfters („Gehsteig“ ) und erreichen Etappenziel km25, den Inselsberg-Gipfel
locker. Es ist nicht kühl, beste Sicht, kein Nebel oder Wind. Was für
ein Glückswetter. Das 1. Drittel ist gelaufen, Herbert ist schon längst
ruhig geworden, seine Aufregung und großer Respekt verpufft. Abwärts
heißt es besonders aufpassen und langsam, Herbert hat nicht so stabile
Knie.
Ganz ehrlich gesagt, Herbert hat nicht das Glück einfach laufen zu
können, körperlich. Er muss mehr tun als andere, viel mehr aufpassen.
Doch er hat es akzeptiert, viel Stretching gehört dazu. Die letzten 2
Jahre waren von Rückschlägen gekennzeichnet die im Hinterkopf jetzt
natürlich mitlaufen: Ein Radunfall, Marathonabbruch wegen
Sehnenproblemen. Aber Herbert lässt all das gut sein und gibt es dem
Wald ab. Wir laufen einfach. Und ich passe auf seinen Laufstil auf,
genug trinken denn es wird warm heute, und natürlich auch Essen. Herbert
liebt dem „Rennsteig-Schleim“ sofort. Ich sowieso.
Km37, Hälfte geschafft: Auf die Ebertswiese freut sich Metzger Herbert
besonders: Da gibt es Würstchen. Weil es nach vielen VPs bergauf geht,
nehmen wir etwas mit, trinken und essen in Ruhe im Bergauf-Gehen. Das
Würstchen trage ich für ihn. Wir werden es erst bei km40 feierlich
verspeisen, nachdem sich Tee und Heidelbeerschleim gesetzt haben. Ist
doch Wurst.
Km42 (geschätzt, denn es gibt nur alle 5km
Schilder): Wow, dieser Marathon war leichter als seine 6 anderen zuvor!
Alles bestens mit den Beinen. Nächstes Etappenziel ist km55, Grenzadler,
mit viel Publikum und langer, großer Futter-Rast. Die kleinen Posten
alle 5km sind immer eine Freude. Mal mit Schleim, mal nur Tee, aber
immer ein nettes Plaudern und Lachen mit Fotos und etwas stehenbleiben.
Der Rennsteig hat seinen eigenen Rhythmus. Wir haben ihn gefunden.
Donner bei km 50? Ups, völlig unerwarteter Nieselregen. Macht aber
nichts, ist ja warm und nur kurz. Doch kurz vor km55 beginnt es zu
duschen. Wieder Glück, wir kommen gerade noch unters Zeltdach der
Verpflegungsstelle. Wo viele andere mitwarten, eine Weile.
Etappenziel 2 gut geschafft! Super und gleichmäßig. Herbert hat noch nie
ein Schild über 50km gesehen. Zum Trinken haben wir jetzt ja Zeit bei
diesem heftigen Duscher im Zelt. Plaudernd geht’s weiter, erstmal wieder
bergauf. Immer wieder bekannte Gesichter neben uns, aber wir holen auch
viele ein, die wir heute noch nicht gesehen haben. Bergauf läuft es
bestens für Herbert, fast freut er sich auf den nächsten Anstieg. Nur
abwärts muss Herbert mehr und mehr aufpassen nach nun 60km. Aber er
kennt seine Schwachstelle, macht eben sehr sehr vorsichtig im Unebenen
und abwärts.
Mir ist es egal, in welcher Zeit wir ins Ziel
kommen. Herbert auch. Km61 „Suhler Ausspanne“ Hinsetzen? Lieber nicht,
sonst kommen wir nicht mehr in Gang. Doch Herbert nimmt sich Zeit für
eine Massage. Weiter ein Stück aufwärts, ganz OK für ihn. Kräfte gut
eingeteilt, erreichen wir den großen Beerberg, Höchster Punkt des Tages.
Schon eine Weile beobachten wir die Läufer, jetzt auf den letzten 13km.
Oft haben sich 2 zusammen getan, gehen den langen Leidensweg zusammen.
Einige humpeln, schwanken, setzen sich immer wieder. Viele haben ein „Stopp+Go“,
gehen ein Stück, traben wieder, gehen wieder. Auf den „Heartbreak-Hill“
bei km69 habe ich Herbert schon seit Stunden vorbereitet, wir traben ihn
hoch, vorbei an vielen.
Die letzten km laufen wir mit XXX, der genau 30
Rennsteige mehr hat als Neuling Herbert. Was für ein Team! Es läuft mit
72 nicht mehr so perfekt, sagt er, 1 Std langsamer als letztes Jahr. „Du
bist eben kein junger Kerl mehr“, sage ich typisch Erwin-frech, „aber
alt bist Du auch nicht, sonst wärst Du nicht hier beim Ultra!“
Obwohl schon 80% vor uns im Ziel sind, werden auch
wir 3 rennsteigtypisch mit einem großen Hallo und viel Applaus begrüßt.
Wow, „König Herbert“ mit „Kaiser XXX“. Es ist vollbracht!
Da werden viele Deiner Lauffreunde die Ohren anlegen, Herbert, das ist
eine echte Leistung. Ganz besonders, wenn man nicht das volle Glück der
Natur hat, und eine Läufergazelle ist.
So genug geplaudert und ausgeplaudert, bis zum
nächsten Bilderlauf,
der Mitläufer Erwin Lionheart
Hier die Videos des Tages:
a) Fertigmachen
vor dem Start im Zelt
b) Start des
Supermarathon 06:00 Uhr
c) Herbert
trinkt erstmal den Schleim
d) Herbert auf
den Wurzelmeilen
e) Ulis Glühwürmchen
am Rennsteig
f) VP km34
ohne Schleim
g) Herbert am
Großen Beerberg km63
h) Herbert bei
km65: Geht noch
Bilder Teil 1
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Petra ist wieder dabei. Ihre Pause war lang,
die Freude ist groß... |
...morgens kurz vor 06.00 Uhr im Start-Zelt |
Dieter: "Geht der Rucksack wirklich in die Tüte?" |
...ja er geht |
Dieter "Ultrahabicht" bügelt seine Startnummer und... |
...klatscht zwinkernd seinen Lauffreund und "ewigen Rivalen" Jochen
ab.
Langsam geht's zum Start raus, es sind nur noch 10min |
Gruppenfoto der Ansbacher Lauffreunde
(Foto Manfred Schwab, 2.v.links) |
Ich gucke noch dumm aus der Wäsche: Zu früh!
(Foto Manfred Schwab) |
Ingo? Na den kenn ich doch |
Grins, mein Hut sitzt. Noch 5min |
Die letzte Minute: Herbert mit sichtlich gemischten Gefühlen am
Start
|
Uli hat immer gemischte Gefühle, auch bei seinem 25ten Rennsteig |
So, es geht los, der Startschuss hat geknallt
|
Auch gemischte Gefühle |
Die 3 Schwestern, wir werden ihnen unterwegs oft begegnen |
So, Publikum ist auch wach, wir sind unterwegs! |
In der Fußgängerzone morgens um 6 ist was los, eh? |
Herbert ganz links: Jetzt geht er los, sein 1. Rennsteig |
Aus der Stadt hinaus |
Oben das legendäre humorvolle Schild von Holger: "Nur noch 72km" |
Stau Nummer ein bei km1: Wir fangen an zu gehen. Steil +
viele Läufer |
|
Der schnelle Willi (1812) wird beiseite gedrängt |
So, jetzt ein Foto mit seiner Teamkollegin Claudia: "Viel Glück" |
Stau Nummer 2 am Waldeingang: Am Anfang ist es immer eng. Wir
stehen... |
...und bald schon ein weiterer Stau. Bald wird sich das Feld
verteilen |
Ups, wer taucht denn da auch? Hallo Rafael! Auch wieder dabei? |
Neuling und Wiederholungstäter |
Km3: Endlich etwas freier zu laufen |
Freudiges Hallo + kurzes Plaudern: Bernd (über 70) ist auch wieder
dabei |
Blick auf die Wartburg |
Schon 7 von über 70km unterwegs, die Sonne kommt heraus.
Was für ein superschönes trockenes + warmes Wetter.
Sehr selten hier am Rennsteig. |
Km8: Verpflegung1 Herbert macht es richtig, mit Ruhe trinken |
Die kleine Truppe um Herbert, immer mit Spaß dabei |
Wir holen Uli ein: "Ich hasse mich, weil ich schon wieder zu schnell
los bin" |
...erst 10km sind vorbei |
Uli: "Hans, warte auf mich..." |
"...für ein schönes Foto" |
Hans kenne ich vom
TransSwiss 2008, Uli schon lange, zuletzt bei der
Harzquerung |
Noch 2 Lustige, die wir immer wieder um uns finden |
VP2 mit warmem Tee... |
...und herzenswarmem Betreuer-Team |
Und weiter, wieder in den Wald |
Elke bei km15 |
Waldhaus mit Sanitätern |
Aber alles läuft richtig gut und ruhig |
Jörg bei VP3 in Decke. Wenn es nicht mehr geht, dann ist es eben so |
Herbert und die 1. Begegnung mit dem "Schleim" (s.
Video):
Das ist Turbo! |
Hier ist er, mit Heidelbeer-Farbe und -Geschmack |
...und was noch alles! Fein dekorierte Butterbrote mit frischem
Schnittlauch |
Frisch gestärkt mit Heidelbeer-Power geht's weiter... |
...auf die Pfade des Rennsteig... |
...über die Wurzelmeilen (s.
Video
)
|
Wurzelsteige? Ärgerlich? -
Transzendentale Gedanken dazu:
Das Leben ist gar nicht so holprig,
wie es scheint. Es sind nur Wurzeln.
Die bedeuten Leben für den Baum, der uns Luft spendet.
Wir halten sie für Stolpersteine. |
Susan lauscht gerade freundlicher Musik |
Wieder mal ein Blick in die Landschaft des Thüringer Waldes möglich |
Blick vom Aussichtsfelsen auf die Strecke unten |
Km25: Endlich ist Gipfel 1 erreicht, der Große Inselsberg... |
...mit dem Sendturm, heute strahlend und ohne Nebel oder Wolken! |
Abstieg vom Inselsberg.
Das geflügelte Rennsteig-Wort "Haste den Inselsberg, haste den
Rennsteig"
...stimmt leider nicht. Es sind erst 25km von 73km. |
Das Ende der Treppe... |
...jetzt wird's super steil und rutschig, wenigstens nicht nass wie
sonst |
Herbert im Downhill-Slalom |
VP4: Endlich wieder Stimmung und... Schleim, genau! |
Km30: Für Marathonis ein schönes Schild. Für Rennsteigler ein
"durchlaufender Posten" |
Ebertswiese, dann haben wir die Hälfte.
Aber schneller als in 1h
15min! |
Wieso gibt es am Rennsteig Tiger-Glühwürmchen??? (s.
Video
mit Uli) |
Wieder 3 Becher: Tee, kein Schleim, s.
Video. Herbert geht's richtig gut bisher! |
Km35: Wir nähern uns der Hälfte. Wird es weiter so glatt gehen? |
Km37, Ebertswiese: Hier ist große Rast geplant, mal durchschnaufen |
Tee, Schleimsuppe (schmeckt so gut wie es schlecht klingt!)... |
...und Herberts versprochenes Würstchen. Das nehmen wir mit, gibt's
später... |
Hier zu
Bilder Teil 2
Links:
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