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Letzte Änderung: 16.07.2016

Jochen "Querläufer" ist wieder
als Zugläufer unterwegs

10. Fürth-Marathon
12.06.2016

 

 

 (Bericht+Bilder: Jochen Brosig)



 

Zug- und Bremsläufer oder Coach

Wer regelmäßig bei Laufveranstaltungen in der Region startet, der sucht die Abwechslung. Der Querläufer will seine Freude am Sport mit anderen Läuferinnen und Läufern teilen. Als Zugläufer hat man dazu besonders viel Gelegenheit. Andere Läufer auf dem Weg zu ihrer Zielzeit zu begleiten ist ein tolles Erlebnis.


 
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Frage an Jochen "Querläufer": Du bist beim Metropolmarathon kein normaler Läufer, sondern ein Tempomacher für jedermann. Wie muss man sich den Job als Zug- und Bremsläufer vorstellen?

Querläufer: Meine Aufgabe ist es von Anfang bis Ende das gleiche Tempo zu laufen. So komme ich zu einer genau festgelegten Zeit auf die Minute genau ins Ziel. Damit können sich die Läufer an mir orientieren. In Fürth gibt es – im Viertelstundentakt - Tempomacher für Zielzeiten von 3 bis 5 Stunden.

Als Coach will ich heute die 3:45er auf den Weg bringen. Aha, kleines Wortspiel, auf den Weg bringen. "Schaut einmal auf die Laufstrecke vor Euch. Marathon, genau. Ihr wollt 42km laufen? Ich werde Euch auf dem Weg ins Ziel Tipps geben. Ich werde Euch anspornen. Aber laufen müsst ihr selbst, sage ich vor dem Start.

Sonntag. 8.30 Uhr. Peng! Der Startschuss. Schon geht es los. Langsam setzt sich die Läuferschlange in Bewegung,  20-25 Läufer haben sich um mich geschart, um die 3:45 Stunden zu knacken. Wie wird man Zugläufer? Ein paar Voraussetzungen muss man schon mitbringen. Ein Zugläufer braucht Marathon-Erfahrung, muss ein konstantes Tempo laufen können, sollte mindestens 30min schneller laufen können als die Zielzeit und muss bereit sein, die Verantwortung für die Gruppe Läufer zu übernehmen. Mein Freund Erwin sagt immer: Ein Zugläufer muss unterhaltsam sein, ab und zu etwas plaudern. Das lenkt die Läufer ab und beruhigt.

Für Robino Mettbach ist es der 7. Marathon, der schnellste davon in 3:36 Stunden. Heute will er unter 4 Stunden bleiben. Mal schauen, wie lange er mein Tempo mitgehen kann, sagt er.

Das Schöne an der Aufgabe eines Zugläufers ist, dass man die Erfolge seiner Schützlinge live miterlebt. Die Glücksmomente der Finisher im Ziel mitzuerleben ist das Größte! Und die Krönung, wenn ein Läufer eine neue persönliche Bestzeit erreicht. Das Wichtigste unterwegs ist Vertrauen in den Zug- und Bremsläufer. Als persönlicher Laufcoach für die Marathonstrecke halte ich sie mental fit für die 42km. Wir starten natürlich nicht aus der ersten Reihe.
Am Start die üblichen Drängeleien, aber das gibt sich nach ein paar hundert Metern. Die Spitzengruppe ist schon enteilt. Wir mittendrin im Läuferfeld. Stimmt das Tempo? Unruhe in der Gruppe. Aber alles ist im grünen Bereich. Am Anfang ist es wichtig, die Läufer zu bremsen. Für mich gibt es nur 1 Taktik, und zwar von Anfang bis Ende gleichmäßig durchlaufen. Bei 3:45 heißt das ein Tempo von 5:20 min/km.

Bernhard Klein bemerkt: Da kann doch etwas nicht stimmen. Warum sind die Kilometerschilder für Halbmarathon und Marathon versetzt? - Na weil, wenn wir am Halbmarathonziel vorbeikommen, müssen wir noch 2 Runden á 10km laufen. Ergibt dann 42km. Deshalb sind wir Marathonis gerade diese Zusatzschleife gelaufen.

Immer wieder die Läufer beruhigen. Ablenken, Geschichten erzählen und motivieren. Ganz ruhig laufen wir weiter. So wie immer? Von außen betrachtet vielleicht schon. Man setzt einen Fuß vor den anderen. Langsam kommt der Flow. Nach 20km läuft unsere Gruppe sogar im gleichen Takt. Herrliches Laufwetter. Die Sonne lugt durch die Wolken, kein Regen. Die angekündigten Schauer haben sich bisher nicht sehen lassen. Auf der Strecke ein Wechselspiel von Sonne und Wolken. 3 Runden. Keine eckigen, kantigen Kurven, sondern schön rund und weich. Relativ eben. Alles asphaltiert. Ein stark besetztes Starterfeld, weil irgendwelche Meisterschaften sind.

Ich frage: „Seid ihr alle noch fit und gut drauf?“
Benjamin Gärtner findet: „Ja, super wie gleichmäßig wir km für km laufen“.

Immer wieder kommen Verpflegungsstellen. In der 2. Hälfte lassen wir keine aus. Wir plaudern über alle möglichen Laufveranstaltungen, Ausrüstung und Technik. Wie laufen wir? Vorfußläufer, Mittelfuß oder Ferse? Locker bleiben. Nur nicht nervös werden. Ganz cool! Nicht abwägen! Wie man läuft ist ganz egal! Alles ist richtig. Jeder ist anders! Jeder geht seinen eigenen Weg. Alles ist gut! Bleibe ganz locker. Lass deine Arme mitschwingen, aber nur wenn du willst. Instinktiv läufst du richtig. Du darfst nur nicht irgendwelche Techniken von selbsternannten Fitnessgurus anwenden: 3 Schritte einatmen, 3 Schritte ausatmen oder so ähnlich. Mach es ganz natürlich! Dein Körper regelt alles automatisch. Läufst du langsam, dann atmest du auch langsam. Läufst du schneller erhöht sich auch deine Atemfrequenz. Ganz von allein.

Thomas Kreis bemerkt: „Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Nur noch ein paar km“.
-  Ja, Abwechslung tut immer gut. Ein bisschen plaudern, die Zuschauer abklatschen und Ruck-Zuck sind wir wieder an der Fürther Freiheit, im Ziel.

Die Gruppe wird schneller. Wieder muss ich bremsen. Es kommt darauf an, ein konstantes Tempo zu laufen. Nachlassen und sich treiben lassen ist nicht drin, sonst wird man langsamer. Orientiere Dich an den km-Schildern oder merke Dir Streckenpunkte. So kannst du Dein Tempo kontrollieren. Das ist mit GPS-Uhr natürlich einfacher. Es geht in die letzte Runde. Die Kräfte lassen nach. Dranbleiben. Häng Dich an den Zugläufer. Dafür bin ich da. Konzentriere Dich jetzt noch einmal auf Dein Unterbewusstsein. Dein Unterbewusstsein ist wie ein Eisberg. Nur 1/7 ragt aus dem Wasser, dein Verstand. Dein Wesen umfasst aber viel mehr. Deine Gefühle, Dein Unbewusstes, Deine Aggressionen. Ja, all das bist Du. Und Du willst ins Ziel? Ja, Du darfst! Bleib cool, keine Schmerzen, und wenn Du willst lass Deine Gefühle raus - schrei! Ja, schrei so laut du kannst! Das Adrenalin treibt Dich dem Ziel entgegen.

Km41, der letzte Kilometer. Und wir sind so schnell! Die letzte Kurve, es sind noch 100m. Noch mehr Speed. Gas geben!

Was für ein Zieleinlauf! Ja! Das war großartig! Lachend durchs Ziel. Du bist jetzt ein anderer Läufer. Kein Finish wird mehr so sein wie früher. Glückwunsch!
 


Am Start: Zugläufertänzchen von hinten...

...und von vorne

Ehemaliger Zugläufer Sven, heute beim Privat-Coaching

 

Hände hoch und La-Ola-Welle

Gleicht geht's los

Wir sind unterwegs...

...und die Getränkeflasche auch (in der Hosentasche)

Noch ist alles locker

Trinken ist nicht einfach während des Laufens

Alles was Lärm macht ist gut, ob Kuhglocke...

...oder dicke Trommeln

Nächste Trinkstelle

Es gibt immer einen kleinen Stau

Meine Gruppe, kurz im Park...

...und dann wieder auf die Strasse zurück

Vorsicht Superman

Nicht mehr weit bis ins Ziel, Jungs, das schaffen wir!

Im Ziel


Aufgabe erfüllt: Pünktlich und nicht alleine angekommen

Auch im Ziel noch Spaß

Mal nach der Blase sehen?

Auch Privatcoach Sven war erfolgreich

Helmut kam auch gut durch

Das war große Klasse wie Ihr die letzten 5km das Tempo noch mitgehalten habt.
Dominic Stahl begeistert: „Wahnsinn. Wir haben es geschafft! Geil!“

Run happy and smile!

Euer Querläufer
 

Infos: www.metropolmarathon.de
Finisher Marathon:   414 Finisher
Finisher  21km:     1.512 Finisher
Finisher 10km:        945 Finisher

 

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