ich war fasziniert von den läufern, die nach so einer strapaze ins ziel
kamen. fast bis zum letzten zielläufer habe ich am rande gestanden und
ihnen zugejubelt. mir standen oft die tränen in den augen vor rührung
über diese leistung. ich hab mich allerdings langsam an den langen
kanten herangekämpft. erst die rennsteig-21km dann 2008 die
rennsteig-43km, wo ich das gefühl, nach dem marathon noch weiterlaufen
zu können. Vor allem abends im festzelt merkte ich von der anstrengung
des tages kaum etwas. ich war so weit. als dann zur jährlichen
weihnachtsfeier vom lac chemnitz einige den vorsatz fassten, sich beim
supermarathon anzumelden, war für mich klar ich wollte es wagen.
im vorfeld habe ich viele läuferberichte gelesen. fast jeden abend saß
ich am pc und las die berichte vom team-bittel. so kannte ich die
strecke schon und war in gedanken schon viele male ins ziel gekommen.
dann war es soweit: am 16.05.2009 klingelte um 2.00 uhr der wecker.
leise schlich ich mich in die küche. meine sachen hatte ich mir alle
abends schon ordentlich zurecht gelegt. und trotzdem passierte mir ein
missgeschick. da ich meine familie nicht stören wollte, machte ich nur
wenig licht und verwechselte die uhren. ich nahm die uhr von meinem
schwiegersohn und meinen eigenen brustgurt. den fehler bemerkte ich
leider erst im bus. naja, dachte ich: musst du eben ohne los.
in eisenach war ich mit erwin verabredet. mit ihm hatte ich mich im
vorfeld per e-mail geschrieben. wir trafen uns im umkleidezelt, verloren
uns aber dann am start.
ich bin mit anne und reiner gestartet. reiner hat erfahrung mit
ultraläufen. ich wollte auf keinen fall am anfang zu schnell angehen.
davor hatte mich erwin schon gewarnt. also bin ich jeden berg gegangen
und dann gleich weitergelaufen. ganz einfach war das nicht, denn anne
und reiner sind größer als ich. sie waren im gehen am berg immer
schneller als ich. ich hatte zu tun am berg an ihnen dranzubleiben. auf
der geraden und bergab war ich aber schneller als sie. trotzdem habe ich
lieber gewartet, ich wollte nichts falsch machen. an jeder
verpflegungsstelle habe ich einen becher tee getrunken und den guten
schleim verspeist. kurz nach dem inselsberg hatte ich kleine steinchen
im schuh. anne wollte ihre socken wechseln. deshalb hielt auch ich an
und wollte meine schuhe ausziehen. das war ziemlich schmerzhaft für
mich, denn ich bekam plötzlich einen fürchterlichen wadenkrampf. gott
sei dank ging er gleich wieder weg. ich ließ fortan aber steinchen
steinchen sein und damit meine schuhe an den füßen.
ab km
37,5 bin ich dann mein eigenes tempo gelaufen. ich war erstaunt, wie
locker ich kilometer für kilometer hinter mich brachte. unterwegs konnte
man sich immer wieder mal einige zeit mit läufern unterhalten. das
machte das ganze etwas kurzweiliger. die namen hab ich leider nie
erfragt.
ich bin heute noch erstaunt darüber, daß ich während des ganzen laufes
keinen einzigen schlechten gedanken hatte. die wanderer und walker waren
auch nie störend. im gegenteil ich muss mal eine lanze für sie brechen,
da sie uns immer den vortritt gelassen habe, wenn mal wieder eine
besonders schwierig zu laufende stelle kam. denn der boden war schon
recht schlammig und voller großer pfützen.
ein schöner moment war für mich der einlauf am grenzadler, denn jetzt
wußte ich, ich komme durch. meine familie hatte es leider nicht bis
hierher geschafft. aber irgendwie störte mich das gar nicht. schnell
einen becher schleim mit cola gemischt, einen becher tee und schon ging
es weiter. die letzten kilometer kannte ich. ich traf jetzt einige
läufer, die über muskelkrämpfe klagten. bei mir war alles gut. natürlich
hätte ich mich jetzt auf keinen fall in den wald gekauert, wenn ich mal
gemusst hätte. das war mir zu gefährlich, denn ich glaube nicht, dass
ich wieder hoch gekommen wäre. aber ich musste ja auch nicht. die
letzten meter zum rondell in oberhof lief man ja wie auf watte. sie
hatten extra einen parkour aus rindenmulch angelegt, parallel zum
richtigen weg. das fand ich super.
nun ging es auf den beerberg. das war wirklich nicht spektakulär. kurz
vorm gipfel traf ich dann auf meine familie. mein man uwe war vollkommen
erstaunt, daß ich so locker angelaufen kam. ich weiß nicht, was er sich
vorgestellt hatte, wie ich wohl aussehen würde. ich war allerdings auch
immer wieder erstaunt, wie gut es ging. jetzt hatte ich auch wieder
etwas druck, denn ich wusste ja, sie würden noch an einigen stellen
stehen und mich erwarten. also flinke füsse! es ging zur schmücke, unser
nächster treffpunkt. diese hürde war auch genommen. jetzt ging es ja
fast nur noch bergab. ich glaube ich habe ab oberhof mehr überholt, als
ich überholt wurde. das ist nicht das wichtigste, das weiß ich. aber
irgendwie spornt es einen trotzdem an.
die strecke von der schmücke nach schmiedefeld hatte ich nicht mehr so
lang in erinnerung. vor mir liefen immer ein vater mit seinem sohn. sie
hatten bilder von sich auf dem rücken: ein vater mit einem säugling vor
30 jahren. die mussten es wissen, wie weit es noch war. noch 2km. da war
ja auch das 71km schild. ich musste in mich hinein lachen. den in den
läuferberichten war gerade von diesem schild oft die rede. alle warteten
immer auf die 70km, aber die kamen nicht. jetzt war ich also auch an dem
berühmten 71km-schild. wahnsinn.
nun
kam die strasse nach suhl, die überquert werden musste und dann noch die
gärten. bald hatte ich es geschafft. der letzte kilometer ist mir von
allen am schwersten gefallen. aber die letzten 200 meter waren die
schönsten! meine tochter hatte mir als überraschung einen siegerkranz
binden lassen. mein enkelsohn wollte nicht mit ins ziel laufen. mein
name wurde ausgerufen: jetzt kommt petra schumann mit einem siegerkranz
auf dem kopf begrüßen wir sie. ich war so glücklich... (genau jetzt im
augenblick wünsche ich mir, die letzten meter noch einmal laufen zu
können, die schönen augenblicke gehen zu schnell vorüber).
nach einer kleinen erholungsphase ging es abends ins festzelt. ich hätte
im vorfeld nicht gedacht, dass ich noch in der lage bin bis 24 uhr durchzutanzen.
aber es ging wunderbar. natürlich bin ich mit meinen siegerkranz,
finisher-t-shirt und medaille ins festzelt. das hatte ich mir alles hart
erkämpft.
danke reiner für deine begleitung und erfahrung, und thomas leonhardt
aus chemnitz, der mir mit seiner lustigen art über den inselsberg
geholfen hat.
danke erwin für deine berichte, die waren für meine mentale vorbereitung
wichtig. ich werde im nächsten jahr sicher ein wiederholungstäter sein.
immer noch überglücklich…
petra
auch nach km55... |
..es läuft und läuft gut! |
noch gefangen vom zieleinlauf |
meine urkunde! |
die medaille nehme ich nie wieder ab |
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Infos: www.rennsteiglauf.de
Finisher: Supermarathon 1.625 Männer + 278 Frauen
Marathon: 2.535 Männer +
592 Frauen
Halbmarathon: 4.380 Männer + 1.677 Frauen
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