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Letzte Änderung: 25.07.2010

3 Schwaben auf einen Streich: Gerhard, Heike, Manfred

Die 100km von Biel
(52. Auflage)

am 11.06.2010




 


 

 (Bericht+Fotos: Heike Merk)


 

 

Warum bin ich zum 2. Mal nach Biel?

 

2 Tage vorher rattert es wieder in meinem Kopf. Wird es ein zweites Mal gut gehen?
Wieso habe ich mich zu diesem Lauf noch einmal überreden lassen?
Reicht der Abstand nach dem Rennsteig.  Alles tut mir weh.
Ich bin wieder mal nervös.


Freitag 11.06.2010, mein Wecker klingelt um 5:30 Uhr. Ich packe meine Sachen und gehe zur Arbeit. Um 12:30 Uhr werde ich abgeholt. Manfred, Bernd unser Velobegleiter und Gerhard, mit dem ich schon am Rennsteig gelaufen bin und der mich überredet hat. Gemütlich fahren wir nach Biel. Wir holen unsere Startunterlagen um 16: 30 Uhr ab. Danach verbringen wir unsere Zeit im Bus. Füße baumeln lassen, Seele auch. An Schlafen ist nicht zu denken. Ich liege im Bus und denke nach, höre in meinen Körper und spüre ihn. Au weia, die Beine sind sehr schwer. Ein blödes Spiel und ich habe mich wieder darauf eingelassen. 

Bernd fährt mit dem Rad an den Bieler See und geht noch schwimmen. Um 21 Uhr richten wir uns und stehen um 21:30 am Start. Unser Radbegleiter Bernd muss schon auf den Weg. Die nächsten 30 Minuten dauern unendlich.

Der Startschuss und das Denken hört endlich auf. Ich laufe meinen gewohnten Rhythmus wenn es um lange Distanzen geht. Ich habe zu Gerhard gesagt, wir laufen etwa 9 km/h, lieber etwas langsamer. Wir sind gut vorbereitet. Aber es ist zu warm und bewölkt, d.h. schwül und drückend. So bleibt es auch die ganze Nacht. An jeder Verpflegung nehmen wir mindestens 2 Becher. Es ist anders als 2008. Die unendlich lange Glühwürmchenkette der Läufer gibt es dieses Mal nicht. Oft laufen wir alleine. Wir finden immer wieder die selben Läufer, mal vor uns, mal hinter uns. Isabelle aus Zürich und Mica sind irgendwie immer um uns herum.

Die ersten Kilometer fliegen an uns vorbei. Es ist eine super Stimmung im Zentrum Biels. Überall wird gefeiert. Das Wetter bietet sich dazu an. Km17, in Aarberg an der Brücke tobt der Bär. Ich kriege Gänsehaut! Von Müdigkeit ist nichts zu spüren. Meine Beine machen gut mit und unser Tempo ist super und sehr gleichmäßig. Bei km 25 treffen wir Bernd. Er begleitet uns fortan mit dem Fahrrad. Ab km 30 wird Manfred langsamer. Er macht jetzt sein eigenes Ding. Das ist auch gut so. So radelt Bernd immer vor und zurück.

Wir laufen durch die Nacht. Es ist drückend schwül. Wahnsinn. Gerhard redet fast ununterbrochen. Wer Erwin Bittel kennt, weiß was das heißt! Aber so ist es sehr kurzweilig. Wir unterhalten uns mit fast allen anderen Läufern, die wir treffen. Aus Hamburg, aber die Meisten aus der Schweiz. Wir laufen ein paar km mit einem Schweizer (63 J.) , der bereits zum 16 mal hier mitläuft. Unvorstellbar. Wir haben bereits km 50 hinter uns gelassen. Nun geht es „nach Hause“. Meine Beine sind schwer geworden. Der Asphalt im Wechsel mit Schotterboden macht uns zu schaffen. Wir nähern uns dem „Ho-Chi-Minh-Pfad“ (km60). Verzweifelt halten wir nach Bernd Ausschau, der unsere Stirnlampen hat. Ein Mars-Riegel wäre jetzt auch nicht schlecht. Aber wo ist Bernd? Kein Bernd bis zum Pfad! Im völligen Dunkel laufen wir hinein.

Zum Glück begleiten uns immer noch Isabelle und Mica. Sie spenden uns Licht vorne und von hinten. Wir sind sehr dankbar dafür. Wir hätten sonst nichts gesehen. Der Weg ist wurzelig und steinig, die Beine schwer und es ist mühsam für das Auge. Einfach alles ist schwer jetzt. Wieder mal frage ich mich, warum laufe ich hier? Aber alles hat ein Ende, so auch dieser Pfad.

Schön die Vögel zu hören, die den Morgen ankündigen! Endlich sind wir aus dem Dunkel draußen und hoffen auf Bernd. Wo ist er? Radfahrer dürfen nicht auf den engen Ho-Chi-Minh-Pfad. Aber danach, jetzt. Nicht da! Wir glauben nicht mehr, ihn noch mal zu treffen. Sch…, denke ich, der hat mein Mars, das ich nun dringend brauche. Also esse ich bei der nächsten Verpflegung aus Verzweiflung Brot. Weiter, immer weiter. Gerhard und ich motivieren uns gegenseitig. Nach dem ermüdenden Pfad geht es nach oben. Immer weiter und weiter. Die Beine schwer, die Augenlieder auch, ich könnte sofort schlafen. Endlich sehen wir wieder was, denn es wird Morgen, 5:30 Uhr. Aber es ist frustrierend zu sehen, dass die Straße nach oben geht und es ist kein Ende in Sicht.

Oh, plötzlich aus dem Nichts ist Bernd wieder bei uns. Hurra! Es gibt Mars, Wasser und vor allem Motivation vom Velo aus. Super und gleich ist meine Energie wieder da. Die km werden immer weniger. Die letzte große Steigung wird gegangen. Der letze Bissen Mars und dann haben wir nur noch 24 km vor uns. Unsere Laufeinteilung ist super. Ratter, so, nun wird schon mal gerechnet:

Die Beine sind schwer, aber es tut nichts weh. Ab jetzt gebe ich Gerhard Sprechverbot und steigere das Tempo. Es geht prima. Kilometer für Kilometer merke ich meine Kraft. Ich verfalle mal wieder in meinen Trancelauf und das kleine Uhrwerk Heike läuft. Manche sagen, Sie hat ihren Tiger im Tank raus gelassen. Wir überholen ständig. Das motiviert mich. Noch 15km! Das schaffen wir irgendwie auch. Es geht am Fluss entlang. Staubige Schotterwege. Es gibt wirklich Schöneres zum Laufen. Aber egal. Wir treffen wieder Ronald, der uns immer wieder überholt und irgendwann beschließt doch bei uns zu bleiben.

Kilometer 91 erreicht. Nein, nicht schon wieder ein Berg. Puh, zum Glück nicht schlimm, aber nach diesen vielen km in den Beinen, tut das schon weh und ist äußerst mühsam. Laufen, bloß nicht gehen, sonst haben wir verloren. Unseren Rhythmus nicht mehr verlassen. Das Maschinchen läuft. Nun spüre ich, es gibt eine gigantische Ziel-Zeit für mich. Es kann mich nichts mehr halten. Bernd fragt mich, woher ich diese Reserve geholt habe? Ich muss lächeln und sage ihm, das ist mein Tiger. Km 99, es wird riesig emotional. Gänsehaut und Tränen laufen über mein Gesicht.

Ich danke wieder mal Gott, dass ich es geschafft habe. Und heil! Nur ganz knapp über 11 Std. Das Ziel ist durchlaufen und ich bin unendlich berührt. Ich kann’s nicht sagen, nicht in Worte fassen. Tränen laufen über mein Gesicht. Gerhard und ich fallen uns in die Arme. Dann warten wir noch auf Manfred, dem es nicht ganz so gut erging. Aber alle 3 sind wir heil ins Ziel gekommen. Das ist wichtig. So köpfen wir eine Flasche Champagner, den wir jetzt wirklich verdient haben. Mein Riesendank an Bernd, der die ganze Nacht auf dem Rad zugebracht hat. Es ist super einen Velobegleiter zu haben. Ohne ihn und seine Motivation wäre es nicht so gut gelaufen.

Biel, interessant, schwer und völlig bescheuert.
Man muss es nur 1x erlebt haben.
Aber geil war’s…

Der Renntiger Heike


Startunterlagen...

...abholen...

...und fertig für den Start...

...um 22.00 Uhr

Die Radbegleiter müssen vor uns auf den Weg, sonst ist zu viel Startgetümmel

Biel by night, ganz schön fetzige Stimmung!

Manfred konzentriert...

...und gut drauf

Heike beginnt vorsichtig...

...und Gerhard ist immer an ihrer Seite...

...ein gutes Team...

...bis ins Ziel

Verpflegungspunkt...

...und immer viel trinken. Es ist schwülwarm.

Schläft Manfred schon beim Laufen?

Nein, er ist noch wach

Am Verpflegungsstopp auch mal hinsetzen...

....das tut gut

Oder sich cool hinlegen...

...aber es ist schwer wieder hoch zu kommen!

Licht in der Nacht: Verpflegungspunkt

Nacht-Rock?

Was macht denn der hier barfuss?

Er läuft wirklich 100km ohne Schuhe!

Die Hälfte ist da...

Manfred ist immer noch bei uns...

...und immer noch fröhlich

Langsam wird es Tag

Wo laufen wir denn eigentlich? Endlich sehen wir Landschaft...

...und schon km75. Zeit für eine Foto-Pause: Ja, alles opti

Gerhard im Rückwärtsgang. Tanzlehrer können das. Aber...

...man sollte auf der Strasse schon sehen wo es lang geht!

Vorwärts laufen ist besser
 

Km80. Immer von Schild zu Schild. Und weil's Rechnen jetzt schwer ist
steht jetzt immer drauf, wie weit es noch ist

Hier zu
Bildern Teil 2

 
 
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Weitere "Team-Bittel" Biel-Berichte: 2006 Jochens Plan und  2008 Jochens Vollendung
 

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