Wenn der lange geplante Marathon plötzlich zu einem richtig warmen Tag
wird, was tun?
Wenn der Wetterbericht über 25°C meldet oder gar 30°C ankündigt, was
tun?
Diese Frage stellt sich der erfahrene Läufer (viele aber auch nicht),
reibt sich mit Sonnencreme gegen Sonnenbrand ein, setzt sein
Läufer-Cäppie auf und hat den Trink-Gürtel oder -Rucksack dabei. Was
aber tut der lauferfahrene Zug-Läufer, der ja eine Verantwortung für
hinter ihm trägt?
Er weiß zwar in etwa, wie viele Minuten die Hitze kosten wird. Doch wie
bringt er seine Läufer dazu unterwegs viel zu trinken? Und besonders
konstant zu laufen?
Ich trage die Verantwortung für alle 13 Zugläufer nach mir, kenne sie
gut, weiß was sie drauf haben (Regel: 30min schneller). Ich weiß wie sie
mit Hitze umgehen können, es den Läufern vermitteln können. Aber wird es
gelingen?
Wir Zugläufer haben unsere Ruhe, und besonders in Forchheim gehörig Spaß
am Start: "Schön Dich wieder zu sehen, erzähl mal". Wir haben gut
lachen, müssen heute nicht schnell sein. Langsam stellen wir uns in das
wartende Läuferfeld vor dem Start-Tor. Kurzes Gerangel, jeder Läufer
gesellt sich zum auserwählten Zugläufer. Noch 5min zum Start. Puh, und
los...
Aufpassen, dass wir den ersten km nicht schon zu schnell sind. Am Anfang
werden die meisten Fehler gemacht. Ich schaffe es gerade so: 5sec. zu
schnell. OK, zweiter km etwas langsamer. Die Läufer hinter und neben mir
"schieben". Ich muss hart bleiben und konzentriert. Blick auf die Uhr
bei jedem km-Schild. Puh, nach ein paar gelaufenen km wird es ruhiger,
der Zug rollt. Exakt im vorgegebenen Tempo. Bei km3 erzähle ich den 50
Leuten um mich, dass es vermutlich wieder keine 5 sein werden, die ich
ins Ziel bringe (heute sind es 2). Jetzt hat auch der Letzte begriffen,
dies hier ist kein Kindergeburtstag! Erste Getränkestelle: "Wir sind
viele, nehmt den Becher, weiterlaufen, 100m später trinken, sonst lauft
Ihr Euch über den Haufen". Es klappt ziemlich gut, weil ich es vorher 2x
ankündige.
Kleine Anekdoten aus meinem Läuferleben, Beobachtungen, Kurioses. Das
lenkt ab, bringt Ruhe, wenn ich rede. So erreichen wir km10, exakt in
der Zeit. Puh, 10 Uhr, jetzt beginnt die Sonne zu brennen, frontal in
unser Gesicht. Zugläufer weiß: Dies ist der kritische Moment! "Trinkt,
auch wenn Ihr keinen Durst habt", so viel geht. Man schwitzt bis zu 5
Liter auf 42km, mehr als jedes 5-Liter-Auto braucht. Ich sehe, dass
nicht jeder viel trinkt und ermahne bei jeder Verpflegungsstelle.
Mit jedem km werden es weniger Läufer hinter mir. Km12: Schon ist nur
mehr ein 16km-Läufer bei uns. Oh la la, alle haben sich überschätzt.
Km21, die Matte ist überquert, die Hälfte ist
geschafft. Wir sind wieder einige weniger. Mancher musste bereits ganz
aufgeben, Kreislauf, Übelkeit, Krämpfe, der Magen oder ein Sonnenstich.
Die Hitze schlägt zu. Zum Glück kommen bald 4 schattige km im enger
werdenden Wiesent-Tal. Die ersten Läufer komemn uns entgegen: "Hey super
feuern wir sie an". Auch meine Füße werden nach 25km heiß, der Asphalt
macht sie weich. Laufen wird schwerer, ich amche mit den wenigen
Verbliebenen wieder Fußlockerung während des Laufens. Das geht. Stehen
bleiben, mindestens 2 Becher, schnell rein, weiter. Selbst ich würde bei
km 30 gerne in den grünen Bach springen. Die wenigen Wolkenreste sind
wieder verschwunden. Nur mehr 3 Kämpfer sind um mich und eine Frau, die
schnelle Silke (heute als Trainingslauf) hat uns verlassen, lange
gebremst, zieht davon. "Wir bleiben zusammen, da geht's leichter, oder?"
- Ein leises Ja von allen, gut! Doch schon bei km36 müssen wieder zwei
langsamer treten, es geht einfach nicht. Zugläufer gibt einen letzten
Tipp: "Macht 20sec/km langsamer, geht auch mal 1min, aber mehr nicht.
Und trinken trinken". Dann wird es klappen. Mit meinen letzten 2
Verbliebenen passiere ich km37 vorbei, beobachte wie sie müder werden.
Ob es reicht? Ein Anstieg bremst uns etwas. Klar. Doch der "dicke
Hammer" kommt noch, der lange Berg bei km40. Zugläufer: "Lasst noch ein
klein wenig Luft, wir haben noch eine harte Prüfung vor uns", nimmt
unbemerkt etwas Fahrt heraus. Er weiß, ohne dies ist er alleine. Nur
wenige sec/km erleichtern plötzlich ungemein das Laufen, geben das
Gefühl, ja, wir haben noch diese nötige Reserve.
Ganz ehrlich, habt Ihr irgendwelche Anzeichen von Krämpfen"? Dann machen
wir langsamer. Nein, alles bestens: "Krämpfe: das ist das geringste
Problem". Gut, um nicht mitten im Anstieg bei km41 stehen bleiben zu
müssen, dann nicht mehr los zu kommen bergauf, sage ich: "Dies ist die
vorletzte Trinkstelle, trinkt alles was geht, nehmt Euch die Sekunden
Zeit dazu, denn die letzte werden wir auslassen". Bei schnellen Läufern
kann man schon mal machen.
Und in genialer Pose laufen wir zu dritt an der VP am Berg vorbei,
überholen einige Läufer. Das macht stolz und beruhigt.
Und trotz aller Tempominderung gegen Ende erreichen wir das Ziel in nur
3min langsamer als geplant.
So wie ich haben sich alle meiner heutigen Zugläufer entschieden:
Lieber langsamer und noch für jemanden von Wert, auf seinen letzten
haaarten Kilometern.
Dafür leben wir, für diese dankbare Umarmung im Ziel, diesen glücklichen
kurzen Blick in die Augen, den Schulterklaps des Finishers.
Unser Spass am Start
(alle Bilder im Großformat
gratis
hier zu haben)
Waltraut: "Einsteigen, der Bus fährt ab" |
Auch ein Handbiker ist an Bord |
Österreicher Gerhard kam extra wegen seiner Lauffreundin |
Micha läuft heute kurz, 16km |
Hemden-Chef Hannes verteilt... |
...immer mit Spaß dabei, schon morgens um 8 Uhr |
Julia lacht... |
...wie Gottfried sich mit den Nadeln amüsiert |
Anne kämpft mit den Ballons |
Sven ist froh, dass er ein Shirt kriegt und keine Aufschrift am
Rücken |
Julia: Oh, ich muss noch mal schnell... |
Manfred sieht noch voll müde aus, gell? |
Anita liebt Überraschungstüten |
Gottfried, aufwachen! |
Alex liebt Ballons. Aber los jetzt, umziehen, nur noch 10min... |
...das verschafft Alex endlich mal so eine Art von Stress |
Sven begrüßt Petra, sie liefen schon zusammen einen Marathon |
Silke läuft heute bei mir mit |
Anita begleitet den blinden Didi... |
...auch immer zu einem Späßchen aufgelegt |
Mein Hut sitzt, von mir aus kann es losgehen |
Los, schnappt Eure Ballons, auf zum Start! |
Sprecher Michael ist bestens vorbereitet und gut drauf |
Silke freut sich, dass sie heute mal nicht Vollgas geben muss |
Alles klar, wilde 13? (einer fehlt doch immer beim Foto). Los
geht's! |
Es wird ernst unterwegs:
Das bunte Feld 1min vor dem Losgehts |
Eh, Thomas anders rum! (Ein Geister-Läufer?)
(Foto: NürnbergerNachrichten) |
Der Letzte am Start, Alex |
Km4: die erste Musik heute |
Km7: Zugläufer (4:30-Gruppe) |
Km10: Zweite Trinkstelle, schon sehr warm jetzt! |
Eine mitreisende Fangruppe, einfach mitreißend! |
Km15 (Ortseingang Ebermannstadt): Trinken trinken! |
Km16: Gleich kommt die Wechselzone... |
...Teamläufer nach rechts, wir anderen geradeaus, durchs
"Ziel"... |
...mit den Raschelmäusen (die wir in 2 Stunden wieder sehen) |
Km18: Unsere Gruppe ist noch beachtlich groß |
Km20: Es gibt wieder Getränke |
Auf diese Mitläuferinnen freuen wir uns seit einer Stunde... |
...Samba-Samba mit viel Trommelfeuer werden wir in die zweite
Hälfte geschickt. Bis später! |
Halbmarathon-Messmatte... |
und die Ruine Neideck kurz danach |
Km26, Silke läuft immer noch brav mit uns. Die Gruppe ist
kleiner geworden... |
...aber jetzt gibt es 4km Schatten... |
...im enger werdenden Ende des grünen Wiesent-Tals. Schön, gell? |
Seit einer Weile kommen uns Läufer entgegen. Gleich kommt die
Wende... |
...bei km29 mit viel Publikum, einem Sprecher und Applaus für
jeden! |
Jetzt sehen wir wer hinter uns läuft... |
Zugläufer 3:45 Julia+Jochen |
Km30, ab jetzt wird es hart! |
Entgegen kommt Zugläufer Sven 4:00 mit seiner kleinen Gruppe |
Km32: Leider nur noch vier... |
...die ich bei mir habe
(Foto: Günther Kiefhaber) |
Zugläufer-4:45 Thomas kurzes Plaudern mit mir... |
...und dann mit Alex "Schlussläufer", der schon nicht mehr
Letzter ist... |
..Alex, mach Du weiter die 5:00, ich geh nach hinten... |
...und kümmere mich um die Letzten, es ist zu heiß! |
Km35: Noch mal viel trinken, ich habe nur noch Anke + Sascha
dabei. |
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Km38: Wieder Samba-Samba in Streitberg, aber meine 2 können es
nicht mehr genießen, es wird eng für sie. Sehr eng! Und jetzt
auch noch bergauf! |
Km41, der Asphalt brennt... |
...oh ist das hart! |
die letzten 1.000 für heute, zum Glück geht es bergab |
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Hier zu
Bilder Teil 2
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