Viel, sehr viel.
Alleine die Vorstellung, dass „Mann“ im alten Griechenland komplett
nackt und ohne Schuhe gelaufen ist, ist schon recht interessant. Für die
Damen dieser Welt der Hinweis: es war reine Männersache! Eine Mutter
wollte ihren Sohn in Olympia beim Laufen sehen und hatte sich
eingeschlichen. Aber die Verkleidung scheint nicht lange gehalten zu
haben. Sie wurde eingesperrt und konnte den Rennverlauf (ca. 190 m)
nicht verfolgen. Gott sei Dank!
Spannend auch das
Startszenario beim Wettkampf z.B. im antiken Stadion in Nemea: die
Athleten, wartend, ihre Fußzehen in eine Steinreihe pressend, konnten
erst loslaufen, wenn durch Katapulttechnik ausgelöst ein Hindernis vor
ihnen den Weg freigemacht hatte.
Weitere an Genialität
grenzende Ideen zum Sport in Olympia: wer beim Wettkampf betrogen hatte
und erwischt wurde, musste saftig Strafe zahlen. Davon wurde
Monumentales gebaut. Sichtbar sind noch Steinreste (Fundamente zum
Draufsetzen z.B. für Elke, die vom Pool träumt). In die Säulen wurden
die Namen der Sünder eingemeißelt. In der heutigen Zeit könnte das
vielleicht bedeuten, dass z.B. der Eifelturm von dem Turm, in dem die
Dopingsünder der Tour de France eingemeißelt sind, wohl überragt würde.
Damit wären wir schon
beim Ultrasport. Weitere Details zur Geschichte der Nemeischen Spiele
und der Olympischen Spiele möge sich der geneigte Leser aus dem Internet
saugen. Jedenfalls werden die Stätten heute durch einen Lauf verbunden,
und der hat’s in sich, ist wunderschön und ein Insidertipp für
Weitläufer. Eine tolle Landschaft, nette Leute, gute Verpflegung, wenn’s
nur nicht so weit wäre. Vorab soviel: ich möchte da wieder hin. Die
Veranstaltung hat durch die Ruhe vor und nach dem Lauf einen sehr
erholsamen Effekt und lässt manch hektische Rahmenbedingung bei einem
großen Stadtmarathon oder einem Extremlauf wie dem Spartathlon äußerst
fragwürdig erscheinen. |
Das gesamte Prozedere
Anreise:
Irgendwie nach Athen,
dann mitten ins Zentrum, wo sich U-Bahnen und Busse treffen, wenige
Minuten durch einen Park zum historischen Stadion. Die Deutschen
Teilnehmer kennen sich fast ausnahmslos alle. Ein schönes Gefühl, so
einen Haufen Verrückter (sorry, sollte heißen Gleichgesinnter) in der
Fremde zu treffen. Ja, ein herzliches Wiedersehen.
Ablauf:
Wir fahren zu einem für
„Normalbürger“ voll urlaubstauglichen Hotel (Palmen, Pool, klares und
zum Baden einladendes Meerwasser). Im Hintergrund, auf der anderen Seite
des Istmusses von Korinth ist die Raffinerie zu sehen, die die
Spartathleten Jahr für Jahr auf eine harte Geruchsprobe stellt.
Preisfrage an die Spartathleten: Wie weit ist es von Korinth nach Nemea?
Richtig, ihr wisst das, und zwar ganz genau. Am nächsten Tag wieder in
den Bus, nach Nemea ins antike Stadion. Mit Musikkapelle, Ansprachen und
Detailerklärungen zum Sport. Eigentlich sehr aufregend. Dann der Lauf
nach Olympia, dort wieder eine super Unterkunft, Siegerehrung, eine Effi
(Präsidentin der Organisation), die allen Situationen gewachsen ist, und
nach einem ruhigen Tag geht’s nach dem genussvollen Besuch eines
Weingutes wieder Richtung Korinth. Am Montag über Athen dann wieder nach
Hause.
Der Lauf:
Start ist 14:30, wir
haben Glück, es sind vereinzelt Schatten spendende Wolken am Himmel und
– naja, a bisserl warm ist es schon – aber fast ideal. Die Strecke wird
uns auf ca. 100 km Straße und 80 km Feldweg, teils sehr schwierig zu
laufen, ins Ziel führen, und das bei ca. 3.700 Höhenmetern. Da sind ganz
schön knackige An- und Abstiege dabei, vor allem auf den „dirt tracks“. Die angenehme Temperatur am ersten Nachmittag hat ihren Preis: in der
Nacht wird es bitter kalt. Der höchste Punkt ist immerhin bei 1350
Metern, und da pfeift kühler Wind um die Ohren. Die Hoffnung auf den
nächsten Tag macht das Frieren in der Nacht erträglich: wer nicht zeitig
ins Ziel kommt, der hat mit einer aufgeheizten Landstraße zu kämpfen.
Aber auch in der Natur auf den Dirt-Tracks steht die Luft – es wird
unerträglich heiß. Das ist ein echter Hammer, die Hitze. Aber. Es ist ein sehr
schöner Lauf. Eine phantastische Landschaft – so habe ich Griechenland
noch nicht gekannt. Die Mondnacht hat auch ihre Reize zum Laufen. Man
kann nach Aufgang des Mondes ohne Licht laufen, es ist eine tolle
Stimmung in der Natur. Einige Läufer waren dann so verträumt, dass sie
sich verlaufen hatten (aus meiner Sicht unmöglich)– aber da die Zeiten
an den Checkpoints aufgeschrieben wurden, hat man’s gemerkt und die
Typen wieder eingefangen. Checkpoints sind in
jedem Dorf. Das sind 19 Dörfer und die Verpflegung ist immer vor (oder
sogar in) einer Taverne. Hier kann man sich auch mit der Griechischen "Mythoslogie"
beschäftigen (Mythos ist eine griechische Biermarke). Die Abstände
zwischen den Verpflegungspunkten betragen minimal 2,7 km, maximal 23 km.
An jeden Checkpoint kann man sich etwas hinbringen lassen und wenn’s
zuviel wird auch wieder abgeben. Ein Fluss muss
durchquert werden. Und ihr glaubt es nicht – packt der Typ neben mit
seine Badeschlappen aus! Nein, das verkrafte ich nicht. Ohne
Nachzudenken marschiere ich durch das Wasser. Irgendwo bei einem kühlen
Bier an einem Checkpoint trockene ich meine dampfenden Socken dann
wieder in der glühenden griechische Sonne auf dem heißen Asphalt. Der Zieleinlauf ist auf
der Straße vor dem Stadion in Olympia, das ist schade. Aber wie bei uns
Naturschützer allzu oft Top-Highligths des Laufsports zu verhindern
wissen, so tun das in Griechenland eben beruflich bedingte Liebhaber der
alten Steine. Nicht nachvollziehbar, aber wahr. Die Ziellinie gehört ins
antike Stadion.
Der Eindruck:
Damit ihr wisst, wie
schön der Lauf ist, habe ich wieder viele Bilder unterwegs gemacht. Von
der Landschaft, von Keule, Elke war schon weg – den Jan habe ich sowieso
erst bei der Siegerehrung getroffen. Unglaublich, rennt das Ding in 17
Stunden und ein paar Minuten – und wird nur zweiter, das ist der echte
Wahnsinn.
Tipp für den Lauf.
Gut ausgeruht an den
Start gehen. Das gilt fast für jeden langen Kanten. Ich war das diesmal
nicht. Musste nachts ne Runde schlafen. Aber warum auch nicht? Ich habe
ja noch Möglichkeiten, das wieder besser zu machen. Antischlaftraining
in Biel, Plattensee und Spartathlon - da schwingt Power in der Luft.
Hoffentlich.
Der Spruch:
Diesmal von Klaus, beim
Nachkarteln und Planen der nächsten „Lauftreffs“: „Zur
Plattenseeumrundung (212 km) – da kann ich nicht hin, da ist
Halbmarathon in Stuttgart“.
Bis demnächst wieder
Euer Olaf
Nemea-Olympia Homepage
Die Bilder
Die Strecke |
Treffpunkt... |
...vor dem Stadion |
Das Chef-Orga-Mobil |
Urlaubstauglich |
Ruhe vor dem Lauf |
Gleich geht's los! |
Ankunft in Nemea... |
...mit Empfangskomitee |
Stadionfeeling |
Deutsche Teilnehmer-Fraktion (ganz rechts: Olaf) |
Nach dem Start |
Ein Vorgeschmack... |
...auf Schweißtreibendes |
Natur pur, zeitlos, ohne Uhr |
...noch frische Impressionen... |
...am Anfang des Laufs |
Standard-Eindruck vom "Läuferalltag"... |
...und Impressionen... |
...von Landschaften |
Natur |
Zuvorkommende Helfer |
"Dirt tracks"... |
...steigern die Lauffreude |
Natur pur (Klaus)... |
...ist schön... |
...auf der Halbinsel Peloponnes |
Suchbild: wie viele Läufer? |
Wald, dann... |
...Geröll. |
Abendstimmung um 19:30 h |
Morgens 06:00 h, nein, kein Frühstück. |
Bergauf, ein Blick zurück.... |
...und nach vorne: faszinierende Ausblicke |
Im Gleichschritt |
...voran... |
...der Mittagshitze entgegen |
Durch den Fluss |
Auf heißem Asphalt... |
...wird man durstig |
Es ist nicht mehr weit! |
Unspektakulärer Zieleinlauf von MArianne |
Und danach: eine sehr gute Unterkunft! |
Vor Jan (17 Std) schmeiß ich mich in den Sand! |
Links die "Bescheißermeile"... |
...vor dem Torbogen... |
...ins Stadion |
Effi ist cool! |
Die damals waren bestimmt auch cool |
Und: bis bald! |
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