Auf der Suche nach möglichen Marathonveranstaltungen in meiner
Nähe stieß ich auf den Metropolmarathon in Fürth, bei dem ich bereits
2008 an den Start ging. Da der Termin nur 2 Wochen nach meinem ersten
100er in Ulm lag, war mir klar, dass ich dort nicht den Angriff auf
die 3:00-Stunden-Marke machen brauchte. Also einfach so als
Trainingslauf mitmachen? Warum nicht! Es muss ja nicht immer ein Streben
nach Bestzeiten sein! Mir hat die Strecke bereits 2008 gut gefallen, die
Organisation war gut, die Stimmung an der Strecke ebenso. Als ich in der
Ausschreibung las, dass es Zugläufer geben wird, schrieb ich
kurzentschlossen eine Email an das Organisationsteam mit der Frage, ob
noch welche gesucht werden. Prompt bekam ich die Antwort, ja, für die
4:15 h. Ich musste nicht lange überlegen und sagte zu.
Im Startbereich stieß ich auf Julio, wie ich beim
(überwiegend) virtuellen „team bittel“ dabei und ebenfalls für die 4:15
h zuständig. Ich kannte ihn bereits von „team bittel“-Berichten und
freute mich wieder ein Mitglied dieses Teams kennen zu lernen. Um ihn
herum versammelten sich bereits einige Läuferinnen und Läufer, die sich
unsere Zeit als Ziel gesetzt hatten. Fragen wurden beantwortet und wir
vereinbarten, den Marathon im gleichmäßigen 6-Minuten-Tempo zu laufen.
So hätten wir noch 2 Minuten Puffer, für die Verpflegungsstellen oder
die kleineren Anstiege.
Ich war sehr gespannt, ob es sich auch bei uns
bewahrheiten sollte, dass es das Los eines Zugläufers ist, alleine ins
Ziel zu kommen.
Zu Beginn war es wie immer: Viele Starter liefen
sehr schnell los. Wir ließen uns dadurch jedoch nicht aus der Ruhe
bringen und schafften es schnell im angestrebten Tempo zu laufen. Die
Ballons mit den Zielzeiten um unsere Hüften gebunden, waren wir von
weitem für alle zu erkennen. Daneben wurden wir vom Veranstalter noch
mit unübersehbaren grell-orange-farbigen Trikots ausgestattet. Nach
wenigen Kilometern setzten sich bereits die ersten Läufer von uns ab,
denen unser Tempo wohl doch zu ruhig war. Andere blieben neben oder
hinter uns und schenkten uns ihr Vertrauen, sie bei der Erreichung ihres
Ziel zu unterstützen. Gemeinsam konnten wir die ersten
Verpflegungsstellen passieren und den Anstieg nach Atzenhof hinter uns
bringen. Auch bei der Halbmarathonmarke, die wir knapp unter 2:08 h
passierten waren noch viele Läufer bei uns. Im Verlauf der nächsten
Kilometer konnten wir unser Feld sogar vergrößern, indem wir Läufer
motivierten, die aufgrund des schwülen Wetters oder eines zu hohen
Anfangstempos zurückfielen, sich uns anzuschließen. Noch vor Kilometer
30 musste Julio seinen Ballon ziehen lassen, weil sich der Knoten der
Schnur löste. Mit dem Ballon ließen auch die ersten unserer Mitläufer
von uns ab und ab KM 33 waren wir nur noch zu viert.
Beim Passieren eines Abschnittes mit vielen
Bäumen platzte auch mein Ballon. Schade! Gern hätte ich ihn bis ins Ziel
hinter mir her gezogen. Die 2 noch übrigen Läufer zogen etwa ab
Kilometer 38 das Tempo an. Da sonst niemand in unserer Gruppe war,
ließen wir uns dazu verleiten, von unserer Marschtabelle abzuweichen und
beiden weiterhin unterstützend zur Seite zu stehen. Zu diesem Zeitpunkt
liefen wir auf eine Läuferin und einen Läufer auf, die sich wenige
Kilometern nach dem Start abgesetzt hatten. Sie konnten unser Tempo noch
gut mitgehen und somit vergrößerte sich unsere Gruppe kurz vor dem Ziel
wieder.
Als wir in die Fürther Fußgängerzone gelangten,
war klar, dass es diese Läufer gut in der angestrebten Zeit ins Ziel
schaffen würden. So drosselten Julio und ich unser Tempo, denn 1 ½
Kilometer vor dem Ziel liefen wir auf einen recht erschöpft wirkenden
Läufer auf. Wir versuchten ihn zu motivieren. Er konnte das Tempo halten
und sich am Ende sogar noch von uns absetzen.
So kam es wie es kommen musste: Julio und ich
kamen tatsächlich ohne Begleitung anderer Läufer ins Ziel. Unsere
Zielzeit haben wir dabei nur knapp unterschritten. Besonders gefreut
haben wir uns darüber, dass alle in unserer Gruppe gestarteten Läufer
ins Ziel gekommen sind: Manch einer schneller als erwartet, die meisten
aber ein wenig langsamer.
Als Zugläufer einen Marathon zu laufen und dabei
andere zu unterstützen ist wirklich ein besonderes Erlebnis, v.a. wenn
man mit einer so motivierten Gruppe unterwegs sein kann!
Euer Oli
Km 14: Ein sehr gut eingespieltes Team, Julio + ich (s. sein Bericht
unten + seine Fotos) |
Julios Ballon an der kurzen Leine hinter ihm, meiner schwebt noch
gut |
Zugläufer ist etwas ganz Besonderes |
Km41: Wir motivieren unseren letzten Läufer ins Ziel |
Infos:
www.metropolmarathon.de
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